Das Silmarillion
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Das Silmarillion ist eine Sammlung von unvollendeten Werken J. R. R. Tolkiens, die nach seinem Tod auf seinen Wunsch von seinem Sohn Christopher in überarbeiteter und vervollständigter Form veröffentlicht wurde.
Wie die Heiligen Bücher vieler Religionen enthält das Silmarillion mythenähnliche Erzählungen über die Welt„geschichte“ und das Eingreifen von Göttern in diese, verknüpft mit philosophischen Aspekten. Wie auch in der Bibel sind die Geschichten von verschiedener Art, von einer fast märchenähnlichen Liebesgeschichte über tragisches Heldentum bis zu den hochphilosophischen Teilen am Anfang. Trotzdem ist das Werk aber ein Ganzes.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aufbau
Das Silmarillion besteht aus folgenden fünf Teilen:
- Ainulindalë: die Erschaffung von Ea, dem Universum Tolkiens.
- Valaquenta: eine kurze Beschreibung der übernatürlichen Wesen Valar und Maiar.
- Quenta Silmarillion: die – den weitaus größten Teil des Werkes ausmachende – Chronik der Ereignisse vor und während des Ersten Zeitalters.
- Akallabêth: die Geschichte des Untergangs von Númenor.
- Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter: ein kurzer Essay, der die Vorgeschichte sowie eine Nacherzählung der in Der Herr der Ringe beschriebenen Ereignisse enthält.
Diese fünf Teile waren ursprünglich nicht in einem Werk zusammengefasst, es war jedoch J. R. R. Tolkiens ausdrücklicher Wunsch, sie in zusammengefasster Form zu veröffentlichen. Zusammen mit anderen postum veröffentlichten Werken wie Nachrichten aus Mittelerde (engl. Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth) und Die Geschichte Mittelerdes bildet Das Silmarillion eine Chronik des Universums, in dem Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe spielen. Das Silmarillion ist dabei weniger detailliert als die zuvor genannten zwei großen Werke, behandelt aber zugleich eine wesentlich längere Zeitspanne.
[Bearbeiten] Inhalt
Das Silmarillion ist ein sehr komplexes Werk, das Anleihen aus einem breit gefächerten Spektrum von Mythen und Märchen aus ganz Europa macht, ohne aber einer einzelnen davon besonders eng zu folgen. Beispielsweise ist der Name Eru Ilúvatar (Einer, der Vater von Allen ist) der Nordischen Mythologie entlehnt; der Charakter selbst hingegen ähnelt eher dem biblischen Gott, auch der Stil, in dem die Ainulindalë erzählt wird, ist biblisch; die Geschichte Túrin Turambars ähnelt einem Motiv aus der finnischen Kalevala; die Geschichte des ehemaligen, später ungehorsamen Götterlieblings Feanor lässt an Prometheus denken; und Númenor erinnert an Platons Überlieferung von Atlantis – in der Tat war einer der Namen, die Tolkien diesem Land gab, Atalantë, obgleich er dies als eine Abart des Namens in elbischer Sprache erklärte. Zudem findet sich eine Anspielung auf die Artussage und die mystische Welt von Avalon: Auf der einsamen, von Elben bewohnten Insel Tol Eressa, dem ersten Vorposten des paradiesischen Aman, findet sich eine Stadt namens Avallóne. Eine in den frühen Versionen noch vorhandene Verbindung zu der realen Geschichte Englands wurde jedoch aufgegeben.
[Bearbeiten] Schöpfungsgeschichte
Die Schöpfungsgeschichte von Tolkiens Welt wird vor allem in „Ainulindale“, aber auch in „Valaquenta“ erzählt.
Die Welt wird durch Musik erschaffen: Zu drei Themen, das ihnen der Schöpfergott Eru Ilúvatar gegeben hat, improvisieren die Ainur, göttergleiche Wesen, die vor allem anderen von Ilúvatar erschaffen worden waren. Obwohl ein sehr begabter Ainu, Melkor, die Musik immer wieder durch seine Misstöne stört, werden diese schließlich Teil eines prächtigen Ganzen, und Ilúvatar belehrt ihn und die anderen Ainur, keiner von ihnen könne etwas tun, das nicht die Vollkommenheit seiner Werke steigere. Er zeigt ihnen die Welt, die aus ihrer Musik erwachsen ist, als Vorgesicht, gibt ihr mit dem Schöpfungswort „Ea“ („Es sei!“) eigenes Leben und erlaubt denjenigen Ainur, die es auf sich nehmen, in der Welt bis zu deren Ende verstrickt zu sein, in die Welt hinabzusteigen und dort das, was sie gesungen und in einem Vorgesicht gesehen haben, nun auch in der Realität zu erschaffen. Die höchstrangigen unter diesen, vierzehn an der Zahl, werden Valar genannt, die nächste Rangstufe dient ihnen zumeist und nennt sich Maiar. Sie alle sollen die Welt für die Ankunft der „Kinder Ilúvatars“ vorbereiten, der unsterblichen Elben, die durch ihren Tod nur an einen anderen Ort der Welt, das Totenreich des Vala Mandos, versetzt werden, und der Menschen, denen Ilúvatar die schwer verständliche Gabe verleiht, durch den Tod die Welt verlassen zu dürfen.
Unter den Valar (wenn er auch wegen seiner Schandtaten später nicht mehr zu ihnen gezählt wird) ist auch Melkor, der die Arbeit der übrigen stört.
Die wichtigsten unter den Valar sind mit Zuständigkeit
- Manwe (Himmel, oberster der Valar)
- Varda (Sterne, Manwes Frau, im Herrn der Ringe oft unter dem Namen Elbereth erwähnt)
- Aule (Erde, Metalle, schaffende Kunst, von den Zwergen am meisten verehrt)
- Yavanna (Pflanzen, Aules Frau)
- Ulmo (Wasser)
- Orome (großer Jäger)
- Mandos (eigentlich Námo, Tote, Schicksal)
Weitere siehe hier.
Unter den Maiar ragt besonders Ulmos Diener Osse hervor, da er die Meere in der Nähe des von Menschen bewohnten Kontinents Mittelerde regiert. Die als „Zauberer“ bekannten Istari, die in Der Herr der Ringe oder in Der kleine Hobbit auftauchen, zählten ebenfalls zu den Maiar. Sauron ist ursprünglich ein Maia im Dienste Aules.
Mit dem Eintritt der Valar und Maiar in die Welt endet die Beteiligung derjenigen Ainur, die bei Ilúvatar bleiben, und auch dieser selbst greift nur noch selten in die Schöpfung ein.
Valar und Maiar haben schöpferisch weitgehend freie Hand, von Ilúvatar alleine geschaffen sind lediglich die „Kinder Ilúvatars“; er alleine gebietet zudem über die „Unverlöschliche Flamme“, mit der anscheinend alles lebende ausgestattet sein muss, ein Geheimnis, dem Melkor vergebens nachspürte. Melkor war anfangs der begabteste unter den Valar, verliert jedoch durch seinen Neid und Hass schließlich die Gabe, sich an der Schöpfung zu beteiligen, und beschränkt sich auf das Zerstören oder Nachbilden von anderen geschaffener Dinge, was oft die Vorbereitungen der anderen Valar zunichte macht.
[Bearbeiten] Quenta Silmarillion
Die Geschichte der Silmaril, dreier kostbarer künstlicher Edelsteine, und deren Auswirkungen auf die Weltgeschichte – das „eigentliche Silmarillion“.
Auch in der Welt stört Melkor (der wegen seiner Schandtaten später nicht mehr zu den Valar gezählt wird) die Valar.
Sie führen Kriege mit ihm, die ursprünglich gewollte Symmetrie der Welt wird zerstört, und die Valar ziehen sich enttäuscht in den fernen Westen von Arda zurück, auf den Kontinent Aman. Mittelerde, wo die Elben und Menschen erscheinen werden, besuchen sie nur noch selten. Als Ersatz der zwei von Melkor zerstörten Leuchten im Norden und Süden Mittelerdes schafft Yavanna in Aman zwei Bäume, den silbernen Telperion und den goldenen Laurelin, die im Wechsel erblühten und Licht abgeben.
In diese Zeit fällt auch die Erschaffung der Zwerge durch Aule, der die Ankunft der „Kinder Ilúvatars“ nicht erwarten konnte. Zunächst lebten die neu erschaffenen Sieben Väter der Zwerge nur durch Aules Gedanken; als Aule, dem Ilúvatar das gezeigt hat, sein Werk enttäuscht vernichten will, erhalten die Zwerge eigenes Leben und ducken sich unter Aules Hammer. Aule muss die Zwerge jedoch unter der Erde halten, bis ihre Zeit kommt. Angesichts der schmiedenden Zwerge, die viel Holz benötigen, und der für die Bäume ebenfalls nicht ungefährlichen Kinder Ilúvatars bittet Yavanna um Schutz für ihre geliebten Bäume, und Ilúvatar gewährt Manwe für sie die Entsendung von Schutzgeistern in Baumgestalt, den Ents.
Mandos sagt die baldige Ankunft der „Kinder Ilúvatars“ voraus.
Im fernen Osten Mittelerdes, am See Cuivienen, erwachen zunächst die Elben. Zuerst werden sie von Melkor bemerkt, der Schrecken unter ihnen verbreitet, dann jedoch findet sie Orome, der dort jagt. Die Valar beraten lange. Schließlich wird Melkor niedergeworfen, seine Festung Utumno zerstört und er selbst in Mandos' unentrinnbarer Festung gefangengesetzt. Die Elben sollen von Mittelerde nach Westen gebracht werden, wo sie in Sicherheit sind und zugleich die Valar mit ihrer Anwesenheit erfreuen können.
Einen Teil des Weges von Orome geführt, brechen viele der Elben nach Westen auf. Die Zurückbleibenden, Avari („die Widerstrebenden“) genannt, spielen fortan keine Rolle mehr.
Die Wanderung nach Westen beginnen drei Völker: Die blonden Vanyar, die kunstreichen Noldor und die Teleri, denen sich große Gruppen trennten, beim Übergang über das Nebelgebirge (die Nandor) und an der Westküste Mittelerdes (die Sindar), in Beleriand, letztere entweder aus Liebe zu ihrem alten Land und auf Anraten Osses, der auch Elben in seiner Nähe behalten will, oder deshalb, weil auf der Suche nach ihrem König Elwe (später Thingol) waren.
Elwe war bei einer Wanderung durch die Wälder Beleriands der Maia Melian begegnet und hatte sich in sie verliebt. Erst nach Jahren kehrte er, mit ihr zusammen, zurück und wurde dann oberster König derjenigen Teleri, die in Beleriand geblieben waren.
Das friedliche Leben vieler Elben in Aman wird durch Melkors Freilassung nach dem Ende seiner Haftzeit gestört, der sich nun bei den Elben, besonders bei den Noldor, einschmeichelt und beginnt, geschickt durch Heuchelei verborgen, Zwietracht unter ihnen zu stiften. Währenddessen schafft einer der Noldor, der Königssohn Feanor, drei künstliche Edelsteine, die Silmaril, in denen er das Licht der Zwei Bäume einfängt. Diese kostbaren Steine werden umso begehrenswerter, als Melkor die beiden Bäume tödlich verletzt. Anschließend stiehlt er auch die Silmaril, die er schon mehrmals von Feanor erbeten hat, und flieht nach Mittelerde, wo er seine alte Festung im Norden wieder in Besitz nimmt. Durch diesen Diebstahl vermischt sich Feanors Wut gegen die „Unterdrückung“ durch die Valar mit seiner Rachelust gegen Melkor und dem Wunsch, die Silmaril wiederzuerlangen. Er wiegelt die Noldor gegen die Valar auf und lässt seine sieben Söhne schwören, jeden unrechtmäßigen Besitzer der Silmaril zu verfolgen, wer es auch sein möge. Ein Großteil der Noldor bricht darauf, alle Warnungen in den Wind schlagend, nach Mittelerde auf, um Melkor zu verfolgen und Reiche zu gründen. Einen Fluch Mandos' und das Verbot der Valar, Aman zu betreten, laden sie auf sich, als sie, um an Schiffe zur nötigen Überfahrt zurück nach Mittelerde zu kommen, viele von deren Besitzern, Teleri, erschlagen.
Bald beginnt mit dem Aufgang der Sonne und des Mondes, die die Valar aus den Resten der Zwei Bäume geschaffen haben, des Erste Zeitalter.
Reiche werden gegründet, Kriege gegen Melkor (nun meist Morgoth genannt) geführt, ohne dem Ziel, die Silmaril wiederzubekommen, näher zu kommen. Die Welt ändert sich. Die Zwerge, vor Wanderung der Elben noch nicht auf der Erde, sind bereits erschienen, nun folgen auch die Menschen, die sich teilweise ebenfalls vergeblich dem Kampf der Noldor anschließen.
Der Mensch Beren verliebt sich in Lúthien, Tochter Thingols und Melians. Thingol verachtet die sterblichen Menschen. Um Beren loszuwerden, verlangt er als Brautpreis einen der Silmaril. Nach vielen Gefahren schafft es Beren mit Lúthiens Hilfe, diesen von Morgoth zu stehlen. Lúthien nimmt später als erste Elbin das Schicksal der Menschen an und willigt ein zu sterben. Die Silmaril wirken weiter Unglück: Diejenigen, die noch in Morgoths Eisenkrone sind, fordern eine weitere vergebliche Schlacht der Noldor und ihrer Verbündeten gegen Morgoth heraus, derjenige in Thingols Schatzkammer dagegen die Begehrlichkeit zwergischer Schmiede, den Tod Thingols und einen Krieg zwischen Sindar und Zwergen.
Weiter ändern sich die Zeiten: Eine nach dem anderen vergehen die Hochburgen elbischer Kultur: Meist durch den Feind selbst, Thingols Reich Doriath jedoch durch Feanors Söhne, die nach dem Silmaril gieren. Feanor ist bereits bei seiner Ankunft in Mittelerde umgekommen, auch seine Söhne werden weniger.
An den Mündungen des Flusses Sirion treffen sich schließlich die Überlebenden zweier elbischer Hochburgen: Der Noldorstadt Gondolin und des Sindarreichs Doriath. Unter ihnen sind zwei gemischter Herkunft: Earendil, Sohn von Gondolins Königstochter Idril und des Menschen Tuor, und Elwing aus Doriath, Enkelin von Beren und Lúthien, Besitzerin von deren Silmaril. Tuor selbst liebt das Meer und fährt, als er alt wird, mit Idril in den Westen, als einziger unter allen Menschen zu den Noldor gezählt. Auch Earendil liebt das Meer, oft segelt er mit wenigen Gefährten nach Westen, ohne aber sein erhofftes Ziel, Aman, zu finden. Einmal wird während seiner Abwesenheit sein Land an den Mündungen des Sirion von den vier letzten Überlebenden unter Feanors Söhnen überfallen; den Silmaril Elwings, den sie verlangen, bekommen sie jedoch nicht: Elwing stürzt sich ins Meer, wird aber von dem Vala Ulmo in einen weißen Vogel verwandelt und so gerettet, sie findet Earendil, und sie beschließen, noch einmal zu versuchen, Aman zu erreichen und den Valar von dem Leid Mittelerdes zu erzählen.
Mit dem Silmaril an Bord gelingt es ihnen nun: In Ehren werden sie empfangen. Zwar ist für sterbliche Menschen das Betreten Amans verboten, aber man erinnert sich, dass beide auch Elben unter ihren Vorfahren haben, und lässt sie wählen, welches Schicksal sie annehmen wollen. Wenn Earendil auch eher den Menschen zugetan ist, wählt Elwing doch für beide das Schicksal der Elben. Während Earendil mitsamt dem Silmaril und seinem Schiff an den Himmel versetzt wird, wo er nun wie die Sonne seine Bahn ziehen und als Morgen- bzw. Abendstern den Menschen Hoffnung bringen soll, beherzigen die Valar und Elben seine Botschaft und ziehen in den „Krieg des Zorns“. Morgoth wird niedergeworfen und aus der Welt verbannt, die beiden Silmaril aus seiner Eisenkrone ins Lager der Valar gebracht. Die beiden letzten Söhne Feanors, Maedhros und Maglor, rauben sie, haben jedoch das Anrecht auf sie verloren: Die Silmaril, geweiht, sodass keine unbefugte Hand sie schmerzlos berühren kann, verbrennen ihnen die Hände. Maedhros stürzt sich mit seinem Silmaril in einen Vulkan oder eine Erdspalte, während Maglor seinen Silmaril ins Meer wirft, schwermütig singend an den Küsten entlangwandert und nicht mehr gesehen wird.
Mit Melkors Verbannung aus der Welt ist das Erste Zeitalter zu Ende.
„Quenta Silmarillion“ endet mit der Feststellung, dass „Hohes und Schönes“ immer zu „Dunkel und Trümmern“ werde, sei das Schicksal der Erde, und eine Änderung sei allenfalls von den Valar abzusehen.
[Bearbeiten] Akallabêth
In Akallabêth („die Versunkene“) wird vom Untergang Númenors berichtet.
Den Menschen, die treu zu den Elben und Valar gestanden hatten, war eine eigene neue Insel zwischen Mittelerde und Aman, in Sichtweite der Elbeninsel Tol Eressa, geschenkt. Viele nahmen dieses Angebot an; ihr erster König wurde Elros, Sohn Earendils und Elwings und Bruder Elronds, der im Gegensatz zu seinem Bruder das Schicksal der Menschen gewählt hatte. In ihrer Hauptstadt Armenelos wächst ein weißer Baum, Nachkomme von Abbildern des Telperion, die den Elben geschenkt wurden, und auf dem Gipfel des Berges Meneltarma wird Ilúvatar verehrt. Lange Zeit leben die Númenórer in Glück, dann aber neiden sie den Elben, von denen sie oft besucht werden, ihr ewiges Leben, obwohl sie selbst lange leben. Sie klammern sich ans Leben, und die Einbalsamierung der Toten wird bald eine wichtige Kunst. Die Númenórer, die bisher in Mittelerde, wenn sie es überhaupt besuchten, den dortigen Menschen nur Gutes gebracht haben, fallen nun über sie her und beuten sie aus. Nach über zweitausend Jahren wird durch den König der Gebrauch der Elbesprachen verboten, und bald wird der Weiße Baum nicht mehr gepflegt, Schiffe der Elben können nur noch heimlich empfangen werden, und das Heiligtum auf dem Meneltarma wird nur noch selten besucht. Das Volk spaltet sich in die Gefolgsleute des Königs und die „Getreuen“, die weiter an der Bindung zu den Elben und Valar festhalten. Unter den Getreuen am vornehmsten sind die Fürsten von Andúnië, einer Stadt im Westen Númenors, die von Elros und den ersten Königen abstammen.
Der 24. König, Ar-Pharazôn, versucht Sauron, einen alten Diener Melkors, zu unterwerfen. Sauron gibt nach und lässt sich in Númenor gefangensetzen, wird jedoch durch schmeicheleien bald zum Berater des Königs und stachelt ihn zu immer neuen Vergehen auf. Bei Todesstrafe wird verboten, das Heiligtum auf dem Meneltarma zu besuchen, und kaum hat Isildur, Enkel Amandils, des Fürsten von Andúnië, und Sohn Elendils heimlich einen Schössling des Weißen Baumes gestohlen und in Sicherheit gebracht, wird der Baum selbst gefällt. Anstelle Ilúvatars wird in einem teuren Tempel Melkor durch Menschenopfer verehrt. Während der König und Sauron zu einem Angriff auf Aman rüsten, fährt Amandil in den Westen, um die Valar um Gnade zu bitten; er wird nicht mehr gesehen. Seiner Familie hat er geraten zu fliehen, da sicher ein Unglück über das Land hereinbrechen werde. Die Flotte des Königs segelt nach Aman. Mit vielen wertvollen Dingen beladen und mit Getreuen, die sie für vertrauenswürdig halten, segeln auch Elendil und seine Söhne, Isildur und Anárion, ab. Als der König in Aman ankommt, geben die Valar vorübergehend die Herrschaft an Ilúvatar zurück, der den Bau der Welt ändert. Die Erde wird rund und Aman entrückt, sodass es durch menschliche Segelkunst nicht mehr zu erreichen ist. In den Spalt, der dabei entsteht, stürzt die königliche Flotte, und auch von Númenor ragt nur noch der Meneltarma über die Wellen, während der König und sein Heer unter umstürzenden Bergen begraben werden. Elendil und seine Söhne erreichen Mittelerde und gründen ihre Königreiche.
[Bearbeiten] Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter
Nach der Niederwerfung Morgoths ergibt sich Sauron zunächst den Valar, schämt sich aber, nach Aman zu kommen, und erneuert lieber in Mittelerde Morgoths Ideen. Unter dem Namen Annatar wandert er unter den zahlreichen Elben umher, die dort noch leben, und versucht nach den Menschen auch sie zu gewinnen. In Eregion findet er Noldor, die dort noch leben, darunter auch Feanors abtrünnigen Enkel Celebrimbor. Er schlägt ihnen vor, auch Mittelerde zu einem schönen Land wie Aman zu machen, und die Elben schmieden nach seinen Angaben die Ringe der Macht. Erst spät finden sie heraus, dass diese alle unter der Herrschaft von Saurons heimlich geschmiedeten Herrscherring stehen. Er bekriegt die Elben nun und verwüstet Eregion und verlangt die Ringe. Viele davon bekommt er, die er den Zwergen und Menschen gab, nur drei, die mächtigsten aber, die Celebrimbor alleine geschmiedet hat, retten die Elben und vertrauen sie den weisesten unter ihnen an. Celebrimbor wird erschlagen.
Während die Ringe der Zwerge auf ihre Träger wenig Einfluss haben, werden die Menschen zu Ringgeistern. Saurons Macht wächst und er versucht als vermeintlicher „Gefangener“ der Numenorer sie gegen die Valar aufzuriegeln.
Elendil und seine Getreuen erreichen Mittelerde und gründen ihre Reiche. Sauron geht wieder nach Mordor, rüstet sich und fällt in Gondor ein. Durch ein gemeinsames Heer der Elben und Menschen (das Letzte Bündnis) wird sein Reich niedergeworfen. Isildur kann sogar den Herrscherring an sich nehmen, versäumt aber dessen Vernichtung, da er bereits von dem Einen Ring beherrscht wird. Dadurch verbleibt Sauron, wenngleich seiner Gestalt beraubt, in Mittelerde.
Hier beginnt das Dritte Zeitalter, es folgt im „Silmarillion“ nun noch eine kurze Nacherzählung der Handlung des Herrn der Ringe (siehe dort) und der unmittelbaren Vorgeschichte.
[Bearbeiten] Entstehung
Realhistorisch gesehen gehen die ersten Entwürfe von Geschichten des Silmarillions bis 1917 zurück, als Tolkien nach der Schlacht an der Somme, wo er als Melder gekämpft hatte, mit Schützengrabenfieber im Feldlazarett lag. Diese frühen Entwürfe waren noch klar vom Kriegserlebnis geprägt und boten teilweise Science-Fiction-artige Elemente, die jedoch später gestrichen wurden. Er versuchte während der 20er-Jahre, einige dieser Geschichten zu veröffentlichen, wurde aber von den meisten Editoren eher mit Misstrauen beachtet – zu jener Zeit waren Märchen für ein erwachsenes Publikum ein eher ungewöhnliches Konzept. Nachdem er 1937 Der kleine Hobbit veröffentlicht hatte, unternahm er einen zweiten Versuch, auch jetzt wurde Das Silmarillion jedoch für zu kompliziert befunden. Tolkien wurde stattdessen gebeten, eine einfache Fortsetzung zum Hobbit zu schreiben, welche sich schließlich zum Herrn der Ringe entwickelte.
Tolkien selber gab allerdings diese Geschichten nie auf, denn er sah in ihnen den Kern seiner literarischen Welt Mittelerde, von der die späteren Geschehnisse (Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe) nur noch die Nachbeben darstellen. Tolkien war allerdings hauptberuflich Philologe an der Universität Oxford, und mit zunehmendem Alter fiel es ihm immer schwerer, wie bisher weit in die Nacht hinein an seinem „Hobby“ der Schriftstellerei zu arbeiten. Die letzten Entwürfe für Geschichten des Silmarillions schrieb Tolkien 1973 kurz vor seinem Tod. Mehrere Jahre arbeitete Christopher Tolkien daran, die Entwürfe seines Vaters, welche aus sehr verschiedenen Zeiten stammten und teilweise bloße Skizzen waren, zu entziffern und zu verbinden. An einigen späteren Teilen des Quenta Silmarillion, die am unvollständigsten waren, arbeitete er zusammen mit dem Fantasy-Autor Guy Gavriel Kay, um eine Erzählung aus wenigen vorgegebenen Gedanken praktisch von Grund auf zu erfinden. Das chronologisch, inhaltlich und stilistisch relativ konsistente Endergebnis wurde 1977 veröffentlicht und erschien bald danach auch auf Deutsch; die Übersetzung besorgte Wolfgang Krege.
Derzeit ist Das Silmarillion in verschiedenen Editionen erhältlich, z.B. die 1990 veröffentlichte englische Version von Ballantine Books (ISBN 0345325818) oder die 2001 aufgelegte deutsche Edition von Klett-Cotta (ISBN 3608932453).
2005 veröffentlichte der Hörverlag eine ungekürzte deutsche Hörbuch-Fassung (ISBN 3899406826) von Das Silmarillion. Alleiniger Sprecher ist Joachim Höppner, die deutsche Synchronstimme von Gandalf in der Herr der Ringe-Filmtrilogie von Peter Jackson. Das Set umfasst 13 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 926 Minuten, also mehr als 15 Stunden.
Während der 1980er und 1990er Jahre veröffentlichte Christopher Tolkien fast alle nicht wissenschaftlichen Werke seines Vaters in der 12-bändigen Serie History of Middle-earth (Die Geschichte von Mittelerde, nur die ersten beiden Bände sind auf Deutsch erschienen). Zusätzlich zu den Quellen und frühen Entwürfen einiger Teile des Herr der Ringe enthalten diese Bücher mehr Originalmaterial zum Silmarillion und weichen in vielen Teilen von ihm ab. Diese Bücher zeigen auch, dass Tolkien manche Teile der Geschichte des Silmarillions stärker als andere ausgearbeitet hatte. Die Kapitel mit den meisten und interessantesten Details sind u.a.:
- Von Beren und Lúthien, siehe Leithian-Lied
- Von Túrin Turambar (Narn i Hîn Húrin)
- Von Tuor und dem Fall von Gondolin
Mit dem Buch der Verschollenen Geschichten hat Christopher Tolkien zudem eine Sammlung von einzelnen Geschichten des Silmarillion in ihrer frühesten Fassung herausgegeben und erläutert. In dieser Zeit wurden die Ereignisse in eine lose Verbindung mit der angelsächsischen Periode britischer Geschichte in Verbindung gebracht, indem sie (je nach Fassung) dem fiktiven Vater Hengests und Horsas, Ottor Wæfre, oder einem mittelalterlichen angelsächsischen Seefahrer erzählt werden.
[Bearbeiten] Beziehung zu den später spielenden Romanen
Obwohl das Silmarillion für sich selbst spricht und ein eigenständiges Werk ist, ist es eng mit der Handlung des Herrn der Ringe und des Hobbits verknüpft, nicht nur durch die Vorgeschichte und teilweise inhaltliche Deckung im letzten Teil. Nicht nur, dass seltsam klingende Namen und die besonders im Herrn der Ringe zahlreichen Sagenfragmente erläutert werden, auch wichtigere Themen werden angeschnitten. Die verschiedenen Völker und ihre Herkunft werden beschrieben – nur Hobbits werden lediglich unter „Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter“ unter dem Namen „Halblinge“ ein paar Mal erwähnt – und die Gründe besonderer Umstände wie das Nach-Westen-Fahren der Elben, der Streit zwischen Elben und Zwergen und die Besonderheit der von den Númenórern abstammenden Dúnedain werden erläutert. Sogar Einzelpersonen kommen in beiden Büchern vor: Elrond war als Sohn Earendils beim Überfall von Feanors Söhnen auf ihre Heimat dabei – die Angreifer verschonten ihn und seinen Bruder – Galadriel beim Auszug der Noldor aus Aman, den sie befürwortete, Círdan sogar bei der Wanderung der Elben, und in „Valaquenta“ wird Olórin als weisester der Maiar erwähnt – Olórin, wie auch Gandalf seinen eigentlichen Namen angab. Überhaupt sind alle „Zauberer“ Maiar und damit an der Erschaffung der Welt beteiligte Ainur.
Wie verhält es sich mit der Einbettung des Silmarillion in die Handlung der Romane? Zahlreiche Gedichte und kurze Geschichten stellen die Verbindung her, und Christopher Tolkien vermutet im Vorwort zu den „Verschollenen Geschichten“ zudem, es handle sich bei dem Silmarillion um Bilbos „Übersetzungen aus dem Elbischen“, die neben den fiktiven Quellen zum Herrn der Ringe und dem Hobbit zum „Roten Buch der Westmark“ gehören. Einen sicheren Beleg in den Schriften Tolkiens gibt es für diese Deutung aber nicht, und dagegen spricht auch, dass Bilbos Übersetzungen in drei Bände und nicht in fünf Teile gegliedert waren. Trotzdem ist diese Deutung möglich.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.tolkiengesellschaft.de/allesvontolkien/silmarillion/silmarillion.shtml
- http://www.tolkienworld.de/sil.html
- http://www.silmarillion.de
- Buchwurm.info: Rezensionen
- Ardapedia – Die offene Tolkien-Enzyklopädie im Wiki-Format
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