Engers
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Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Landkreis: | Neuwied |
Stadt: | Neuwied |
Geografische Lage : | Koordinaten: 50° 25' 33´´ N; 7° 32´ 40 O50° 25' 33´´ N; 7° 32´ 40 O |
Höhe: | ca. 80 m ü. NN |
Einwohner: | 5.525 (1. Januar 2005) |
Postleitzahl: | 56566 |
Vorwahl: | 02622 |
Kfz-Kennzeichen: | NR |
Website: | www.engers.de |
Engers ist ein Stadtteil von Neuwied und gilt als älteste römische Siedlung des rechten Rheinufers. Touristisch interessante Punkte sind das Schloss Engers mit seinem Vorplatz, die Rheinpromenade sowie die Alte Schlossstraße.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Engers liegt am rechten Ufer des Mittelrheins, am Fuß des Westerwalds, zwischen Neuwied und Bendorf, ca. 12 km nördlich von Koblenz im Neuwieder Becken.
Der südöstlichste Punkt befindet sich etwa auf Höhe der Saynmündung, reicht stromabwärts bis ins Engerser Feld bei Block und Neuwied und nördlich bis an die B42.
Im unmittelbaren Bereich des Rheins besteht Hochwassergefahr.
[Bearbeiten] Der Ortsname
[Bearbeiten] Engers-Gau
Im Namen des Engers-Gaus tritt Engers zum ersten Mal in der geschriebenen Geschichte hervor. Der Gau ist nach seinem Hauptort benannt und verschwindet um 1100 endgültig aus den Akten.
[Bearbeiten] Engers
Der althochdeutsche Name Angar, der soviel wie „freie Ebene“ bedeutet scheint die ursprünglichste Wortform für Engers zu sein. Die Vokalalternanzen sind auf die Einwirkungen des Primärumlauts sowie auf die Folgen der Endsilbenabschwächung zurückzuführen: ahd. angar > ahd. anger > mhd. enger. Der Begriff Anger bezeichnet noch im Mittelhochdeutschen eine Dorfwiese in Gemeindebesitz und lässt auf die bäuerliche Grundlage der Ansiedlung Engers schließen; vgl. den zweiten Teil der Carmina Burana: „Uf dem Anger“ von Carl Orff.
[Bearbeiten] Engersbach
Die Benennung des Ortes ist wohl auf den Engersbach, der sich durch die althochdeutschen Wörter „Angar“ (Engers) und „Isa“ (Bach) zusammensetzen lässt, zurückzuführen.
[Bearbeiten] Cunen-Engers
Kuno von Falkenstein wandelte das Bild und die Bedeutung von Engers durch seine Maßnahmen für den Ort, Schlossbau, Zoll und Stadtmauer, so dass Engers zeitweise diesen Beinamen bekommt.
[Bearbeiten] Kaltenengers
Dieser Ort gehört nicht zu Engers, liegt jedoch auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Er wird 1302 als Klein-Engers urkundlich erwähnt und 1438 als Callen-Engers in den Akten erwähnt.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Eisenzeit
Die 600-Jahrfeier beging Engers im Jahr 1957, doch die Gegend ist schon viel länger bewohnt. Die ältesten Siedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit, das älteste Gräberfeld aus 40 Gräbern sowie einige bronzezeitliche Gegenstände sind in die Zeit 800-600 v. Chr. einzuordnen.
[Bearbeiten] Antike
Unter Julius Caesar fand hier 55 vor Christus wahrscheinlich der historisch bedeutsame Brückenschlag, von Urmitz aus über den Rhein statt, um die germanischen Sugambrern zu bestrafen. Der exakte Ort an dem die Brücke gebaut wurde ist umstritten, doch wurden 1885 mit einem Dampfbagger Reste von Eichenpfählen aus dem Rhein ausgegraben, die später mit Hilfe moderner Methoden auf die Mitte des 1. Jhd. v. Chr. bestimmt werden konnten.
Zur Zeit der römischen Besatzung schon befand sich in Engers ein Hafen, dessen Überreste heute noch besichtigt werden können. Um 1800 konnte man bei Niedrigwasser Pfahlreste davon entdecken.
Im vierten Jahrhundert entstand ein römisches Kastell in Engers. Noch heute sind in den Rheinanlagen die Überreste des so genannten Burgus zu finden. Diese wurde 1951 durch Dr. Röder vom Landesmuseum freigelegt und erforscht.
Nur wenige Kilometer entfernt verlief der Limes, wo man im Wald bei Sayn noch heute einen rekonstruierten römischen Wachturm besichtigen kann.
[Bearbeiten] Mittelalter
In fränkischer Zeit war Engers, das am 24. Juni 773 erstmals im Codex principis erwähnt wird, namensgebender Hauptort des karolingischen Verwaltungsbezirks Engersgau.
Dieser Gau grenzte im Norden an die ripuarischen Landschaften Ahrgau und Auel an der Sieg. Von Bad Honnef aus folgte die Grenze der Wasserscheide zwischen Sieg und Wied bis zur Wiedquelle, sprang zur Gelbachquelle über und folgte diesem Bach bis zur Mündung der Lahn in Langenau. Lahn und Rhein umschlossen den Gau nach Süden und Westen.
Am 7. Februar 1357 wurden dem Marktflecken die Stadtrechte durch Kaiser Karl IV. verliehen.
1371 beginnt Erzbischof Kuno von Falkenstein seinen Burgbau und die Errichtung einer Stadtbefestigung, die im Halbkreis von der heute noch stehenden Zollstation, dem sogenannten „Grauen Turm“ (Baubeginn ungefähr 1378), bis zum „Duckesje“ (siehe Bild) am anderen Ende.
1412 wird der Rheinzoll, unter Werner von Bolanden-Falkenstein, von Burg Stolzenfels bei Koblenz nach Engers verlegt. Aufgrund der ungünstigen Wasserverhältnisse fällt er später wieder zurück an Koblenz.
[Bearbeiten] Neuzeit
Während des Dreißigjährigen Krieges wird Engers zusammen mit Sayn (1632 oder 1633) von schwedischen Truppen besetzt, die jedoch nach drei Jahren den Kaiserlichen Truppen weichen müssen. Diese beschießen dabei die Burg Kunostein so heftig das sie danach baufällig ist.
Die Pest lässt 1662 nur fünf Familien in Engers überleben. Aus dem benachbarten Reil, welches unbefestigt war und oft geplündert wurde ziehen Menschen in die leergewordenen Häuser ein, so dass 1684 schon wieder 59 Familien in Engers gezählt werden.
Mit dem Einzug der französischen Revolutionstruppen 1794, flüchtete Clemens Wenzeslaus von Sachsen, aus Koblenz und Engers wurde besetzt.
1815 wird Engers durch Tausch preußisch und blieb dies bis 1918. Ab dem Jahr 1863 befand sich im Schloss Engers eine preußische Kriegsschule, welche bis zum 1. Weltkrieg bestand.
Mit Sprengung der "Kronprinz-Wilhelm-Brücke" durch deutsche Pioniere am 9. März 1945 waren sämtliche Verbindungen zum linken Rheinufer unterbrochen. Alliierte Truppen kamen Palmsonntag, den 25. März 1945 bis nach Engers, womit die direkten Kampfhandlungen in diesem Frontabschnitt beendet waren.
Am 2. Juni 1957 gab die Landesregierung der Gemeinde die durch die rheinische Städteordnung von 1856 formell verloren gegangenen Stadtrechte wieder zurück. Seit 1970 ist Engers im Zuge der rheinland-pfälzischen Gebietsreform eingemeindet in die Stadt Neuwied.
Im Jahr 1995 nahm die rheinland-pfälzische Landesstiftung Villa Musica im Schloss Engers ihren Akademiebetrieb auf. 2003 wurde dann die Landesmusikakademie von Mainz nach Engers verlegt.
[Bearbeiten] Vereinsleben
Engers bietet eine große und bunte Vielfalt an Vereinen, von Sport (Fußballverein, Turnvereine, Eisenbahnerverein) über Chöre (Männergesangsverein, Kath. Kirchenchor, Ev. Kirchenchor, Jugendchor), sozialen Vereinen (Feuerwehr & DRK) und verschiedenen Kleinvereinen bis hin zu Traditionsvereinen (GEK, Engerser Convent, Kirmesjahrgänge).
Die meisten Vereine sind im Dachverband Bürgerverein Engers vertreten.
Die Kirmesjahrgänge, die abwechselnd in grün-weiß und rot-weiß auftreten, stehen in Konkurrenz zueinander.
Der FV Engers 07 spielt derzeit in der Fußball-Oberliga.
[Bearbeiten] Veranstaltungen
Touristisch interessante Termine sind die Karnevalszeit von Schwerdonnerstag bis Aschermittwoch, der Engerser Tribut an die Heddesdorfer Pfingstreiter am Pfingstdienstag, die Engerser Kirmes (10 Tage nach Fronleichnam), den alle zwei Jahre stattfindenden Engerser Convent sowie der Nußknackermarkt am ersten Adventwochenende.
Des Weiteren gibt es zahlreiche Openair-Konzerte und Musikveranstaltungen, die die zahlreichen Chöre sowie die Villa Musica anbieten.
Als überraschender Erfolg hat sich die Nachtwächterführung durch Engers erwiesen, die durch die große Nachfrage mindestens zwei Mal im Monat stattfindet.
[Bearbeiten] Verschiedenes
Nach 324 km endet am Schloss Engers der seit 1936 bestehende und 1993 wiedereröffnete Thüringen-Rhein-Wanderweg, der vom Rennsteig am großen Inselsberg über Oberellen, Bad Hersfeld, Alsfeld, Homberg (Ohm), Staufenberg, Herborn, Westerburg, Höhr-Grenzhausen und Engers führt. Traditionell werfen Wanderer Steine aus dem Thüringer Wald in Engers in den Rhein.