Festung Koblenz
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Die Festung Koblenz oder genauer Festung Koblenz und Ehrenbreitstein ist die Bezeichnung für ein System von preußischen Festungswerken, bestehend aus den Stadtbefestigungen von Koblenz und Ehrenbreitstein sowie deren vorgelagerten Festungswerken in Gestalt von Festungen, Fleschen, Schanzen und Forts. Die gesamte Anlage wurde im Zeitraum von 1815 bis 1834 erbaut. Die einzelnen Teile der Festung sind entweder zu großen Teilen erhalten (Festung Ehrenbreitstein) oder im Laufe der Zeit durch Schleifung und spätere Abrisse völlig verschwunden (Feste Kaiser Alexander).
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[Bearbeiten] Festungsbauten
Die Festung Koblenz bestand aus folgenden Festungsbauten:
- Stadtbefestigung
Die Stadtbefestigung von Koblenz befand sich im Bereich des heutigen Friedrich-Ebert- und Moselrings. Als Durchgänge gab es das Moseltor an der Balduinbrücke, das Löhrtor und das Mainzer Tor. Rhein- und Moselufer sicherte eine mit Gewehr- und Geschützscharten versehene Mauer mit einer Batterie am Deutschherrenhaus sowie dem Rheinkavalier. Erhalten sind noch die Rheinanschluß-Kasematten am Weindorf, die Rheinuferbefestigung am Schloss, die Kasematten am Deutschen Eck und weitere Reste im Bereich Saarplatz.
- Ehrenbreitstein
In Ehrenbreitstein wurden neben der Festung Ehrenbreitstein die Werke Nöllenkopf (späterer Name: Fort Rheineck) und Pleitenberg errichtet, dazu die Arzheimer Schanze und die Kaponniere Klausenberg.
- System Feste Kaiser Alexander
Auf der Karthause entstanden die Feste Kaiser Alexander und das Fort Großfürst Konstantin. Unterstützt wurden diese Anlagen durch die Moselbatterie, die Batterie Hübeling (heute im Hauptfriedhof gelegen), die Schanze Großfürst Alexander und die Moselweißer Schanze (früherer Name: Fort Blücher).
- System Feste Kaiser Franz
Im Norden von Koblenz entstand die Feste Kaiser Franz. Die Neuendorfer Flesche, die Bubenheimer Flesche und die Moselflesche sowie die Metternicher, die Rübenacher und die Rheinschanze bildeten vorgelagerte Verteidigungsanlagen dieser Feste.
- System Pfaffendorfer Höhe
Südlich des Ehrenbreitsteins entstanden das Fort Asterstein, die Bienhornschanze, das Fort Rheinhell und das Werk Glockenberg.
[Bearbeiten] Geschichte
Durch den Wiener Kongress 1814/1815 gingen die rheinischen Besitztümer des Trierer Kurstaates als Teil der Rheinprovinz zum Königreich Preußen über. Am 11. März 1815 erging die "Order zur Neubefestigung der Stadt Coblenz und der Festung Ehrenbreitstein" durch König Friedrich Wilhelm III.. In den folgenden Jahren entstand die Festung Koblenz, eines der umfangreichsten Festungssysteme Europas, gebaut nach modernsten Erkenntnissen in der so genannten "Neupreußischen Befestigungsmanier". Erstmalig wurde in Deutschland das Bastionärsystem aufgegeben und stattdessen ein Polygonalsystem mit vorgelagerten Befestigungen geschaffen. Die Stadt erhielt eine neue Stadtumwallung, der auf den Höhenzügen rings um die Stadt vorgeschobene Festungswerke zugeordnet wurden.
An der Stelle der 1801 gesprengten kurtrierischen Festung Ehrenbreitstein auf dem Ehrenbreitstein errichteten die Militäringenieure unter dem Kommando von Gustav von Rauch und Ernst Ludwig von Aster eine weitläufige Zitadelle, die bis heute das Stadtbild beherrscht. Es entstand das größte militärische Bollwerk am Mittelrhein, eine der stärksten Bastionen, die heute noch fast vollständig erhalten ist. Als weitere Festungsanlagen entstanden in Koblenz das Fort Asterstein, die Feste Kaiser Franz in Lützel und die Feste Kaiser Alexander mit dem vorgelagerten Fort Konstantin auf der Karthause. Von den zu den Festungen gehörenden Fleschen ist heute nur noch ein Teil der Neuendorfer Flesche erhalten geblieben.
Neben den Festungen in Gibraltar und Paris sowie der Festung Köln war die Festung Koblenz mit 14 Kilometern Umfang damals eine der bedeutendsten Befestigungsanlagen Europas. Am Rhein besetzte sie zwischen den Festungen Köln und Mainz eine Schlüsselstellung, die sich aus der Lage am Zusammenfluss von Rhein und Mosel und der zuletzt in den Koalitionskriegen erkannten Bedeutung der Rheinübergänge bei Koblenz und Neuwied ergab, wenn auch nur bedingt mit einem Hauptstoß der französischen Gruppen direkt auf Koblenz gerechnet wurde.
Die drei Hauptbefestigungswerke der Festung Koblenz sollten die Namen der drei Monarchen der an den Befreiungskriegen beteiligten Länder Preußen, Österreich und Russland erhalten, die sich zur Heiligen Allianz zusammengeschlossen hatten. So war die Feste Kaiser Alexander nach dem russischen Zaren Alexander I. und die Feste Kaiser Franz nach Kaiser Franz I. von Österreich. Kurzzeitige Überlegungen, die Festung Ehrenbreitstein nach dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. Feste Friedrich Wilhelm zu nennen, setzten sich nicht durch.
Da nach dem deutsch-französischen Krieg Metz und Straßburg die vordersten deutschen Festungen Richtung Frankreich waren und ein Ausbau der Festung Koblenz zu aufwendig gewesen wäre, wurde sie 1886 als minder wichtig eingestuft. Es folgte ab 1890 die Auflassung der linksrheinischen Festungswerke, wobei insbesondere die Stadtbefestigung abgerissen wurde. Das Siedlungsgebiet der Stadt konnte nun erstmals aus den engen Stadtgrenzen ausbrechen. Die Festungswerke auf der rechten Rheinseite mit der Festung Ehrenbreitstein im Mittelpunkt blieben aber bis zum Ersten Weltkrieg einsatzbereit.
Infolge des Versailler Vertrages wurde die Festung Koblenz in den 1920er Jahren entfestigt. In der Regel wurden größere Teile der Festungswerke zerstört, um sie unbrauchbar zu machen. Von dieser Schleifung blieb nur die Festung Ehrenbreitstein verschont, deren historische Bedeutung und ihr landschaftsprägender Charakter die Interalliierte Militär-Kontrollkommission 1922 bewog, hier von der Entfestigung abzusehen. Das Votum des Kommandierenden Generals der amerikanischen Streitkräfte im Rheinland, Henry T. Allen, trug einiges zu dieser Entscheidung bei.
Der nach der 1927 abgeschlossenen Entfestigung verbliebene Bestand der Festungswerke erlitt weitere Einbußen durch Abrisse bis in die 1990er Jahre hinein. So wurden in den 1960er Jahren die Reduits der Festen Kaiser Alexander und Kaiser Franz durch Sprengungen massiv reduziert. Die Bubenheimer Flesche, die als Lokal in den Volkspark in Lützel integriert war, der im Prinzip an den Kölner Grüngürtel erinnerte, wurde damals völlig vernichtet. Ihr Trümmerschutt wurde zur Anlage eines Rodelhügels genutzt. Daneben gab es kleinere Substanzverluste z.B. an der „Horchheimer Tor“ Befestigung und der „Teufelstreppe“ am Glockenberg.
Das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Koblenz und die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümer von Festungswerken sowie mehrere Fördervereine bemühen sich seit den 1990er Jahren verstärkt um die Erhaltung des Bestandes. Dieser Bestand ist nicht nur vom Zahn der Zeit bedroht, sondern auch von neuen Projekten wie dem Vorschlag, das letzte intakte Stück Rheinuferbefestigung am Schloß zu durchbrechen.
Seit 2002 sind die einzelnen Festungsanlagen Teil des von der UNESCO ausgezeichneten Weltkulturerbes "Oberes Mittelrheintal".
[Bearbeiten] Die preußische Garnison Koblenz und Ehrenbreitstein
Die Festung Koblenz und Ehrenbreitstein war zur preußischen Zeit von 1814 bis 1918 eine große Garnison mit Infanterie-, Artillerie-, Pionier- und Train-Einheiten. Die Einheiten wechselten oft, bis sich Ende des 19. Jahrhunderts eine konstante Belegung herausbildete. Zur Erleichterung der Orientierung sind die Einheiten hier mit ihren zuletzt gültigen Namen wiedergegeben.
In der Garnison Koblenz und Ehrenbreitstein lagen Teile folgender Infanterie-Einheiten:
- Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4: 1860-93 in Koblenz.
- Infanterie-Regiment von Courbière (2. Posensches) Nr. 19: 1833-36 und 1864-66 in Koblenz.
- Infanterie-Regiment von Lützow (1. Rheinisches) Nr. 25: 1817-64 in Koblenz und Ehrenbreitstein.
- Infanterie-Regiment von Goeben (2. Rheinisches) Nr. 28: 1820-23 in Koblenz und Ehrenbreitstein; 1831-32; 1839 (in Ehrenbreitstein); 1851-60 in Koblenz (und 1859 auf der Feste Ehrenbreitstein; 1877-1918 (auf der Feste Ehrenbreitstein und in Koblenz)
- Infanterie-Regiment von Horn (3. Rheinisches) Nr. 29: 1815-20 und 1833-48 in Koblenz und Ehrenbreitstein; 1866-77 in Koblenz.
- Infanterie-Regiment Graf Werder (4. Rheinisches) Nr. 30]]: 1817-20 und 1849-60 in Koblenz und Ehrenbreitstein.
- 6. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 68: 1860-1918 in Koblenz (1860-77 auch Festung Ehrenbreitstein).
- 7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69: 1860-61 in Koblenz.
- Füsilier-Regiment General-Feldmarschall Graf Moltke (Schlesisches) Nr. 38: 1832-33 in Koblenz.
- Niederrheinisches Füsilier-Regiment Nr. 39: 1850 und 1860/ 61 in Teilen und 1861-66 komplett in Koblenz.
- Füsilier-Regiment Fürst Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollernsches) Nr. 40: 1833 in Koblenz und Ehrenbreitstein.
Folgende Pionier-Einheiten lagen in Teilen in Koblenz und Ehrenbreitstein:
- Garde-Pionier-Bataillon: 1816 eine Feldkompanie in Ehrenbreitstein.
- Mansfelder Pionier-Bataillon: 1815 in Ehrenbreitstein.
- 1. Westfälisches Pionier-Bataillon Nr. 7: 1817-33 in Koblenz und Ehrenbreitstein.
- 1. Rheinisches Pionier-Bataillon Nr. 8: 1816-20 und 1824-1918 in Koblenz (komplett).
- 3. Rheinisches Pionier-Regiment Nr. 30: 1913-18 komplett in Ehrenbreitstein.
Teile der folgenden Artillerie-Einheiten lagen in Koblenz und Ehrenbreitstein. Da die Artillerie oft umstrukturiert wurde, wechselten die Namen sehr häufig. Die hier als Feldartillerie-Regimenter aufgeführten Einheiten stellten bis 1870 auch einen Teil der Festungsartillerie:
- 1. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 7: 1816-32 in Koblenz.
- Feldartillerie-Regiment von Holtzendorff (1. Rheinisches) Nr. 8: 1820-60 in Koblenz und Ehrenbreitstein.
- 2. Rheinisches Feldartillerie-Regiment Nr. 23: 1887-1918 in Koblenz.
- Bergisches Feldartillerie-Regiment Nr. 59: 1899-1901 in Koblenz.
- Fußartillerie-Regiment Encke (Magdeburgisches) Nr. 4: 1877-93 in Ehrenbreitstein.
- Rheinisches Fußartillerie-Regiment Nr. 8: 1864-77 in Koblenz und Ehrenbreitstein.
- Schleswig-Holsteinisches Fußartillerie-Regiment Nr. 9: 1893-1918 in Ehrenbreitstein.
Ehrenbreitstein war zudem die Heimat der 1. Rheinischen Train-Bataillon Nr. 8. In Koblenz lag das Telegraphen-Bataillon Nr. 3.
Im Von-der-Leyenschen Hof in der Stadt Koblenz befand sich 1814 bis 1918 das Generalkommando des VIII. preußischen Armee-Korps, das die preußischen Truppenteile und Verbände in der Rheinprovinz kommandierte. Einige seiner Kommandierenden Generäle fanden ihre letzte Ruhe auf dem Koblenzer Hauptfriedhof.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Rüdiger Wischemann: Die Festung Koblenz. Vom römischen Kastell und Preußens stärkster Festung zur größten Garnison der Bundeswehr. - Koblenz: Rhenania 1978. (Vergriffen.)
- Hartwig Neumann und Udo Liessem: Die Klassizistische Großfestung Koblenz. Eine Festung im Wandel der Zeit: preußische Bastion, Spionageobjekt, Kulturdenkmal. Mit dem vollständigen Reprint der deutschen Ausgabe des "Spionagewerks" von J. H. Humfrey: "Versuch eines neu angenommenen Fortifikations-Systems zur Vertheidigung der Rhein-Grenze", Nürnberg 1842. - Koblenz: Bernard & Graefe 1989 (=Architectura militaris, Bd. 2).
- Thomas Tippach (Diss.): Koblenz als preussische Garnison- und Festungsstadt Wirtschaft, Infrastruktur und Städtebau. 2000 (Reihe: Städteforschung, Reihe A: Darstellungen Band 53), ISBN 3-412-08600-2
- Manfred Böckling: Ein Schlüssel zum Mittelrhein. Die Festung Koblenz und Ehrenbreitstein aus der Sicht französischer Ingenieur-Offiziere. - In: Landeskundliche Vierteljahrsblätter 48 (2002), S. 121-138.
- Klaus T. Weber (Diss.): Die preußischen Festungsanlagen von Koblenz (1815-1834). (Reihe: Kunst- und Kulturwissenschaftliche Forschungen) 2003, ISBN 3-89739-340-9
- Neue Forschungen zur Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Band 1. Hrsg. von Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz und der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung. 2., überarb. Aufl. - Regensburg: Schnell & Steiner 2005. ISBN 3-7954-1764-3
- Neue Forschungen zur Festung Koblenz und Ehrenbreitstein. Band 2. Hrsg. von Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz und der Deutschen Gesellschaft für Festungsforschung. - Regensburg: Schnell & Steiner 2006. ISBN 3-7954-1910-7
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 50° 21′ 53" N, 7° 36′ 52" O
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