Flaschenhals (Staat)
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Flaschenhals bezeichnet einen Freistaat, der vom 10. Januar 1919 bis 25. Februar 1923 auf dem Gebiet der preußischen Provinz Hessen-Nassau existierte.
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[Bearbeiten] Ursprung
Die westlich des Rheins gelegenen Provinzen Deutschlands waren nach dem Ende des ersten Weltkrieges von den alliierten Armeen besetzt. Um auch östlich des Rheins militärisch präsent zu sein, wurden von den Siegermächten bei Köln, Koblenz und Mainz halbkreisförmige Brückenköpfe mit einem Radius von 30 km eingerichtet.
Die US-amerikanische Zone um Koblenz und die französische um Mainz berührten sich bei Laufenselden im Taunus, ließen aber aufgrund eines Vermessungsfehlers ein flaschenhalsförmiges, quasi herrenloses Gebiet in Richtung zum Rheintal hin übrig.
Daraus entstand der „Freistaat Flaschenhals“, ein winziger Freistaat, der in seiner Existenzmöglichkeit stark eingeschränkt war, auf beiden Seiten des Wispertales, abgeschnitten vom übrigen Deutschland, das als Weimarer Republik in die Geschichte einging.
[Bearbeiten] Verwaltung und Leben im Freistaat
Die Region beherbergte die etwa 8.000 Einwohner der Orte Lorch, Kaub, Lorchhausen, Sauerthal, Ransel, Wollmerschied, Welterod, Zorn, Strüth und Egenroth.
Die Verwaltung des Freistaats wurde vom Lorcher Bürgermeister Pnischeck organisiert, der auch den Druck eigenen Notgeldes veranlasste; heute bei Sammlern eine begehrte Rarität.
[Bearbeiten] Verkehrswesen
Straßenverbindungen ins unbesetzte Deutschland fehlten, so dass der gesamte Waren- und Postverkehr nur auf Schmuggelpfaden möglich war. Die Eisenbahnbenutzung kam völlig zum Erliegen, weil kein Zug im Freistaat halten durfte.
[Bearbeiten] Versorgung der Bevölkerung und Schmuggel
Die Versorgung der Einwohner mit Lebensmitteln, Heizmaterial und Ähnlichem war äußerst schwierig. Ein im Rüdesheimer Bahnhof abgestellter französischer Güterzug mit „Beutekohle“ aus dem Ruhrgebiet wurde von einem beherzten freistaatlichen Lokführer gekapert und in den „Flaschenhals“ zurück dirigiert, wo das willkommene Heizmaterial unter der Bevölkerung verteilt wurde.
Bei Nacht und Nebel über dem Rhein blühte auch der Schmuggelverkehr, der allerdings von den Franzosen vom linken Rheinufer aus mit starken Scheinwerfern überwacht und gestört wurde. Wein aus dem besetzten Rheingau wurde nachts mit Ochsenkarren über Waldwege geschmuggelt, um ihn vor dem Zugriff durch die Franzosen zu bewahren. Die Lagerung in Lorcher und Kauber Kellern förderte den Ausbau der Weine so sehr, dass diese Jahrgänge noch heute bei Auktionen hohe Preise erzielen.
[Bearbeiten] Ende des Freistaates
Im Jahr 1923 mit der Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen zogen diese auch im „Freistaat Flaschenhals“ ein.
[Bearbeiten] Gegenwart
Heute wird die Bezeichnung Freistaat Flaschenhals zur Tourismusförderung der Region verwendet.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.freistaat-flaschenhals.de/
- Vor 80 Jahren: der Freistaat Flaschenhals Beitrag des Hessischen Rundfunks
- Hessische Bibliographie: Freistaat Flaschenhals In der Hessischen Bibliographie verzeichnete Literatur
- Freistaat Flaschenhals: der Zeitzeuge und damalige Bürgermeister von Lorch E. Pnischek
- Stadt Lorch: Freistaat Flaschenhals