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Friedrich Hecker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Friedrich Hecker als amerikanischer Soldat
Friedrich Hecker als amerikanischer Soldat

Friedrich Karl Franz Hecker (* 28. September 1811 in Eichtersheim, Kraichgau; † 24. März 1881 in Summerfield bei Belleville/Illinois) war ein deutscher Rechtsanwalt, Politiker und Revolutionär. Hecker war einer der populärsten Redner und Agitatoren der Märzrevolution von 1848 in Nordbaden und Anführer des gescheiterten Heckeraufstands während der Badischen Revolution. Nach dem gescheiterten Aufstand emigrierte er in die USA, wo er eine Farm betrieb und als Revolutionsveteran („Forty-Eighter“) im Sezessionskrieg kämpfte. Im nachrevolutionären Deutschland entstand um Hecker ein politischer Mythos, der bis heute fortwirkt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Jugend und Studium

Hecker wuchs in einem patriotisch und bürgerlich-liberal gesinnten Elternhaus auf und besuchte die Volksschule in Eichtersheim. Sein Vater Josef Hecker war Hofrat bei den Freiherren von Venningen; seine Mutter hieß Wilhelmina, geb. von Lüder. Friedrich hatte drei jüngere Geschwister. In Mannheim ging er 1820-1830 auf das Großherzogliche Lyceum, ein überkonfessionelles, neuhumanistisches Gymnasium. Er galt als ausgezeichneter Schüler.

Hecker studierte von 1830-34 Jura an der Universität Heidelberg und für ein Semester auch an der Universität München. Er war aktiv in den Heidelberger Corps Rhenania, Hassia und Palatia und nahm vermutlich 1832 am Hambacher Fest teil. Nach seinem Abschluss mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1834 promovierte er kurz darauf zum Doctor juris. Sein zweijähriges Rechtspraktikum absolvierte er am Landamt Karlsruhe. 1838 erhielt Hecker eine Stelle als Advokat und Prokurator in Mannheim, am Oberhofgericht und Hofgericht des Unterrheinkreises. Am 24. Oktober 1839 heiratete Hecker die 18jährige Maria Josefine Eisenhardt, Tochter eines Mannheimer Kaufmanns.

Politische Karriere

1838 lernte Hecker Gustav von Struve kennen, ein Amtskollege am Oberhofgericht, der später sein wichtigster revolutionärer Wegenosse werden sollte. Unter dem Einfluss Gustav von Struves wurde aus Hecker ein überzeugter Radikaldemokrat und entschiedener Republikaner. Mit kleinen Ämtern begann die politische Laufbahn des Advokaten: 1840 wurde er in den Gemeinderat von Mannheim gewählt. Er galt als ausgezeichneter Redner und angenehmer Charakter. 1842 wird er zum Abgeordneten der Zweiten Badischen Kammer in Karlsruhe gewählt. Seine Arbeit als Abgeordneter erledigte Hecker gewissenhaft.

Als guter Redner stieg Hecker schnell zum Wortführer des linken Flügels der liberalen und demokratischen Opposition auf und wurde in dieser Rolle überregional bekannt. Hecker propagierte radikale demokratische und im späteren Sinne sozialistische Ideen: Die Unterstützung der Unterprivilegierten, Abschaffung der Monarchie, Einführung einer parlamentarischen Republik. 1847 setzte er sich bei der Offenburger Versammlung, für eine deutsche Republik ein. Mit scharfen Worten forderte er die Beseitigung des Missverhältnisses zwischen der Schrankenlosigkeit des großen Kapitals und der Not des vierten Standes.

Badische Revolution

Hecker mit Revolutionsuniform und „Heckerhut“
Hecker mit Revolutionsuniform und „Heckerhut

Die Märzrevolution von 1848 in Frankreich schürte politische Hoffnungen bei Hecker und seinen Gesinnungsgenossen. Er stellte sich auf die Seite der revolutionär gesinnten Bürger, die am 12. März 1848 ihre Petitionen beim Karlsruher Landtag einreichen wollten.

Die Zweite Offenburger Volksversammlung am 19. März 1848 war für Hecker ein Erfolg. Die Versammlung verabschiedete ein revolutionäres Programm und beschloss die Gründung von vaterländischen Vereinen. Auch am Frankfurter Vorparlament (31. März bis 3. April 1848) nahmen Hecker und Struve Teil, konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Weder gelang es ihnen, in den Fünfzigerausschuss gewählt zu werden, noch stießen ihre radikalen Auffassungen auf Begeisterung. Das Vorhaben, sogleich einen revolutionären Vollzugsausschuss zu gründen, der die politische Macht zu übernehmen habe, scheiterte im Ansatz.

Enttäuscht von den Frankfurter Demokraten, unternahmen Hecker und Struve am 13. April 1848 von Konstanz aus einen bewaffneten revolutionären Aufstand, der als „Heckerzug“ in die Geschichte eingegangen ist. Konstanz, die als liberal geltende Hauptstadt des Seekreises, erschien ihm als idealer Ausgangspunkt für einen Revolutionszug von Freischärlern gegen die Residenz in Karlsruhe. Hecker überschätzte jedoch die Teilnahmewilligkeit der Bevölkerung. Sein Zug von anfänglich 30-50 Mann wuchs innerhalb einer Woche zwar auf rund 800 Teilnehmer an, doch wurde er von Truppen des Deutschen Bundes in die Enge gedrängt und bei Kandern im Schwarzwald besiegt. Das Scharmützel von Kandern forderte einige Menschenleben, darunter der württembergische General Friedrich Freiherr von Gagern.

Emigration

Friedrich Heckers Farm in Illinois
Friedrich Heckers Farm in Illinois

Anders als sein Freund Gustav von Struve betrachtete Hecker die deutsche Revolution nach der Niederlage bei Kandern als gescheitert. Struve kehrte zurück nach Baden, wo er sich weiter für die Revolution engagierte. Hecker war nach der Niederlage zunächst mit Struve und anderen Anhängern nach Muttenz bei Basel geflohen. Im September reiste er nach Straßburg, wo ihm die Behörden umgehend mit Ausweisung drohten. Er beschließt, in die USA zu emigrieren. Tausende sollen ihn in Straßburg verabschiedet haben. Von Le Havre aus setzten Hecker und seine Begleiter am 20. September 1848 nach New York über.

Noch im selben Jahr erwarb Hecker eine Farm in Summerfield bei Belleville (Illinois), wo eine kleine Siedlung deutscher Emigranten lebte. Er betrieb Viehzucht und Weinbau und behielt diese Farm Zeit seines Lebens. Hecker, dessen Vater einen Weinberg besaß, hatte in den USA Zugang zu wild wachsenden Reben, die eine weitgehende Resistenz gegen die Reblaus entwickelt hatten. Mit Adolph Blankenhorn trat er in regen Briefkontakt, um die Qualität des deutschen Weins zu verbessern.

Im Mai 1849 reiste Hecker noch einmal für kurze Zeit nach Europa zurück. Die Badische Revolution, die er unterstützen sollte, wurde jedoch kurze Zeit nach seiner Ankunft durch den Sieg preußischer Truppen über die Revolutionsarmee am 23. Juli 1849 niedergeschlagen. Hecker reiste in die USA zurück und kehrte Baden endgültig den Rücken.

Politisches Engagement in den USA

Deutsche Revolutionsimmigranten wie Hecker wurden in den USA „Forty-Eighters“ genannt. Wie viele von ihnen setzte auch Hecker sich ab 1856 in der Republikanischen Partei von Illinois für die Abschaffung der Sklaverei und die Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten ein. Er war sogar Wahlmann für den Staat Illinois, zusammen mit Lincoln.

Mehrmals kämpfte Hecker zwischen 1861 und 1864 im Sezessionskrieg. Gemeinsam mit seinem Sohn meldete er sich freiwillig und warb selbst ein Regiment von Freiwilligen aus deutschen Auswanderern. Ihr General war der ehemalige badische Offizier Franz Sigel, der in Konstanz am Heckerzug beteiligt gewesen war und nun ebenfalls in den USA lebte. Hecker wurde im Mai 1863 in der Schlacht bei Chancellorsville verwundet.

Am 14. April 1868 bekam Hecker durch das Humbold Medical College die Ehrendoktorwürde verliehen [1].

Die deutsche Einigung von 1871 begrüßte Hecker. Allerdings verurteilte er die preußische Hegemonie und später die bonapartistisch-polizeistaatlichen Methoden Bismarcks bei der Verfolgung der Sozialdemokraten durch das Sozialistengesetz. 1873 stattete er seinem Geburtsort seinen einzigen Besuch ab, wollte aber nicht in Deutschland bleiben.

Friedrich Hecker starb 1881 im Alter von 69 Jahren auf seiner Farm in Illinois. Sein Grabstein der US-Armee auf dem Friedhof der Gemeinde Summerfield trägt die Aufschrift „Col. Frederic Hecker 82nd Ill. Inf.“ (Hecker befehligte während des Bürgerkrieges das 82. Infanterieregiment des Staates Illinois). Bei seinem Begräbnis sollen rund 1.000 Menschen anwesend gewesen sein.

Heckerverehrung

Hecker blieb auch nach seiner Emigration eine der bedeutendsten Idolfiguren der radikalen deutschen Republikaner, insbesondere in Südwestdeutschland. „Heckerhut“ und „Heckerlied“ waren vielfach verbreitet. Dem taten auch die Spötteleien seiner Gegner, wie Karl Christian Nadler, der die Spottballade Das Guckkasten-Lied vom großen Hecker schrieb, keinen Abbruch.

Besonders in Baden wird heute noch des Revolutionärs Hecker gedacht. Es gibt ein Friedrich-Hecker-Gymnasium in Radolfzell am Bodensee und eine Friedrich-Hecker-Schule in Sinsheim. Der AStA der Universität Konstanz trat lange Zeit für die Umbenennung der Hochschule in „Friedrich-Hecker-Universität“ ein. In Konstanz findet sich ein modernes Relief des Heckerzugs unter dem Balkon des Stadthauses, von dem Hecker 1848 die Republik ausgerufen haben soll (ein Ereignis, das so nie stattfand). Der SPD Kreisverband Konstanz verleiht jährlich den Heckerhut, zuletzt in 2006 an Jean Ziegler. Im Karlsruher Stadtteil Knielingen ist eine Straße nach Hecker benannt - Heckerstraße.

Nach Hecker benannte sich auch das Dorf Hecker (Illinois) in Monroe County, das bis 1895 Freedom hieß [2]. Ob sich Hecker jemals dort aufgehalten hat, ist nicht belegt.

Anmerkungen

  1. Western Historical Manuscript Collection. University of Missouri/St.Louis. Collection Number 451 (Heckernachlaß): Box 3, Folder 33. Fundstelle im Buch "Adam Hammer ein deutscher Achtundvierziger" von Dr. Werner Streckfuß.
  2. http://www.conradol.com/hecker.html

Literatur

  • Alfred Georg Frei, Kurt Peter: Wegbereiter der Demokratie. Die badische Revolution 1848/49. Der Traum von der Freiheit, Verlag G. Braun, Karlsruhe 1997. ISBN 3-7650-8168-X
  • Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): 1848/49. Revolution der deutschen Demokraten in Baden, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1998. ISBN 3-923132-66-2
  • Dr. Werner Streckfuß, Verlag Heimatverein Kraichgau e.V., Sinsheim 1998: Adam Hammer - Ein badischer Achtundvierziger (Literaturverzeichnis Seite 219), ISBN 3-921214-15-7

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