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Fußball-Weltmeisterschaft 1934

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Fußball-Weltmeisterschaft 1934 – Italien
Campionato Mondiale Di Calcio
Anzahl Nationen 32 (16 Endrunde)
Weltmeister Italien
Austragungsort Italien
Eröffnung 27. Mai 1934
Endspiel 10. Juni 1934
Zuschauer 390.000 (Ø 23.000 pro Spiel)
Tore 70 (Ø 4,1 pro Spiel)
Torschützenkönig Oldřich Nejedlý (Tschechoslowakei) 5 Tore
Teilnehmer
Teilnehmer

Die 2. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 27. Mai bis zum 10. Juni 1934 in Italien ausgetragen.

Es war die erste Fußball-Weltmeisterschaft, die auf europäischem Boden ausgetragen wurde. Das Turnier erhielt jedoch durch den fußballbegeisterten italienischen Diktator Benito Mussolini einen faden Beigeschmack, da er zum einen die WM zu propagandistischen Zwecken missbrauchte und zum anderen direkt auf die Spiele Einfluss nahm, indem er Schiedsrichter, insbesondere René Mercet und Ivan Eklind, bestach und unter Druck setzte. Raimundo Orsi schrieb 1978: „... Wir hatten panische Angst, bei einer Niederlage auf Befehl Mussolinis hingerichtet zu werden. Nicht auszudenken, wenn Eklind nicht auf unserer Seite gewesen wäre.“

Italien gewann seinen ersten Weltmeistertitel. Die deutsche Fußballnationalmannschaft wurde Dritter, Österreich Vierter. Die Schweiz erreichte das Viertelfinale.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Austragungsorte

In insgesamt acht Stadien wurde die WM 1934 ausgetragen. In Turin, Neapel und Florenz wurden eigens zur WM neue Stadien erbaut. Alle anderen Stadien wurden extra zur WM renoviert. Als Folge des Baubooms ging die Lira auf Talfahrt und den Arbeitern wurden die Löhne gekürzt.

In folgenden Städten wurden WM-Spiele gespielt:

Bologna - Florenz - Genua - Mailand - Neapel - Rom - Triest - Turin

[Bearbeiten] Qualifikation

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1934

32 Nationen aus Europa (21), Afrika/Asien (3), Nord- (4) und Südamerika (4) nahmen an der Qualifikation teil. Darunter war auch der Veranstalter Italien, der sich gegen Griechenland durchsetzen musste. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft gewann gegen Luxemburg mit 9:1 und konnte sich somit als Gruppenerster in der Gruppe 8 gemeinsam mit Frankreich für die Fußball-Weltmeisterschaft in Italien qualifizieren.

Uruguay nahm als Revanche für das geringe europäische Interesse an der WM 1930 nicht teil. Auch England boykottierte die WM, da die WM erneut nicht im Mutterland des Fußballs ausgetragen wurde. Für Ägypten, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechoslowakei und Ungarn war es die erste Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft.

12 aus Europa Belgien Deutschland Frankreich Italien
  Niederlande Österreich Rumänien Schweden
  Schweiz Spanien Tschechoslowakei Ungarn
2 aus Südamerika Argentinien Brasilien    
1 aus Nord- und Mittelamerika USA      
1 aus Afrika und Asien Ägypten      

[Bearbeiten] Modus

Das ganze Turnier wurde im K.-o.-Modus (Sieger kommt weiter, Verlierer scheidet aus) ausgespielt. Dabei gab es für das Achtelfinale acht gesetzte Mannschaften, die schätzungsweise die stärksten Teams der WM darstellten. Dies waren im einzelnen: Argentinien, Brasilien, Deutschland, Italien, die Niederlande, Österreich, die Tschechoslowakei und Ungarn. Diesen acht Teams wurde jeweils eine Mannschaft zugelost. In den folgenden Runden spielte dann jeweils der Sieger aus Spiel 1 gegen den Sieger aus Spiel 2 usw.

Im Falle eines Unentschiedens nach der regulären Spielzeit folgte eine zweimal 15-minütige Verlängerung. Stand nach dieser immer noch kein Sieger fest, gab es einen Tag später ein Wiederholungsspiel.

[Bearbeiten] Spielergebnisse

Argentinien Ägypten Belgien Brasilien
Deutschland Frankreich Italien Niederlande
Österreich Rumänien Schweden Schweiz
Spanien Tschechoslowakei Ungarn USA

[Bearbeiten] Achtelfinale

Italien hatte recht wenig Mühe gegen die USA, den Vertreter Nordamerikas. Zwischen beiden Teams bestand ein deutlicher Klassenunterschied, der sich auch im Endergebnis ausdrückte.

Die Tschechoslowakei musste gegen die vom Österreicher Josef Uridil trainierten Rumänen antreten, die in der Qualifikation den Halbfinalisten der WM 1930 (Jugoslawien) besiegten. In der ersten Hälfte hatte die Tschechoslowakei, die als Mitfavorit auf den Titel in das Turnier ging, große Probleme gegen die Rumänen und lag auch mit 0:1 zurück. In der 2. Halbzeit konnten die Tschechoslowaken das Spiel allerdings noch drehen und kamen somit eine Runde weiter.

Deutschland musste gegen den Nachbarn aus Belgien spielen. Lange Zeit war es ein offenes Spiel und die Belgier führten zur Halbzeit mit 2:1. Nach der Pause drehten die Deutschen allerdings auf und konnten das 1:2 in ein 5:2 verwandeln. Edmund Conen erzielte dabei einen lupenreinen Hattrick (3 Tore hintereinander in einer Halbzeit) und sorgte somit für ein deutliches Endergebnis zu Gunsten der Deutschen.

Die Österreicher bekamen es in der ersten Runde mit Frankreich zu tun. Das (einstige) Wunderteam galt als Favorit, Nach der regulären Spielzeit hieß es allerdings nur 1:1. In der Verlängerung hatten die Österreicher die größeren Kraftreserven und führten nach 110 Minuten mit 3:1. Der Anschlusstreffer der Franzosen in der 117. Minute änderte nichts mehr am Ausgang des Spiels.

Die Spanier mussten gegen das einzige ernstzunehmende Team aus Südamerika, Brasilien antreten. Die Brasilianer dominierten die Spanier zwar spielerisch und waren technisch weitaus überlegen, die Spanier konzentrierten sich allerdings auf das wichtigste im Fußball - das Tore schießen. Bereits nach einer halben Stunde führten die Spanier mit 3:0. Nach dem Seitenwechsel kamen die Spanier nicht mehr ins Spiel und den Brasilianern gelang der 1:3-Anschlusstreffer. Als allerdings der spanische Weltklassetorhüter Ricardo Zamora einen Foulelfmeter parieren konnte, war bei den Brasilianern der Spielfluss dahin und die Spanier konnten die Führung verteidigen.

Die Schweiz bekam es in Runde 1 mit den Niederlanden zu tun. In einem äußerst ausgeglichenen Spiel behielten die Schweizer am Ende die Oberhand. Spieler des Tages war der Schweizer Leopold Kielholz, dem zwei Treffer gelangen.

Schweden hatte mit Argentinien den zweiten südamerikanischen Vertreter als Gegner zugelost bekommen. Die Argentinier reisten lediglich mit einer Amateurmannschaft an, die keinesfalls die Klasse der Mannschaft von der WM 1930 hatte, als Argentinien Vize-Weltmeister wurde. Dennoch taten die Schweden sich äußerst schwer und mussten zwei Mal einen Rückstand aufholen, bevor sie kurz vor Ende doch noch das Siegtor zum 3:2 erzielen konnten.

Ungarn musste gegen Ägypten antreten, welche als schwächstes Team des Turniers eingeschätzt wurden. Die meisten wurden in dieser Einschätzung bestärkt, als die Magyaren schnell mit 2:0 in Führung gingen. Doch der Außenseiter kämpfte sich zurück ins Spiel und konnte noch vor der Pause den 2:2 Ausgleich erzielen. In der 2. Hälfte dominierten allerdings die Ungarn ihren Gegner nach Belieben und schafften so am Ende einen letztlich ungefährdeten 4:2 Sieg.

27. Mai 1934 Rom Italien - USA 7:1 (3:0)
27. Mai 1934 Triest Tschechoslowakei - Rumänien 2:1 (0:1)
27. Mai 1934 Florenz Deutschland - Belgien 5:2 (1:2)
27. Mai 1934 Turin Österreich - Frankreich 3:2 n.V. (1:1,1:1)
27. Mai 1934 Genua Spanien - Brasilien 3:1 (3:0)
27. Mai 1934 Mailand Schweiz - Niederlande 3:2 (2:1)
27. Mai 1934 Bologna Schweden - Argentinien 3:2 (1:1)
27. Mai 1934 Neapel Ungarn - Ägypten 4:2 (2:2)

[Bearbeiten] Viertelfinale

Die Tschechoslowakei setzte sich gegen die Schweiz dank ihres sehr gut haltenden Torhüters František Plánička mit 3:2 durch. Die Schweiz konnte lange Zeit das Spiel gegen den Favoriten offen halten. Kurz vor Schluss erzielte der tschechoslowakische Topstürmer Oldřich Nejedlý jedoch den entscheidenden Treffer.

Die Deutschen bekamen es in der Runde der letzten Acht mit Schweden zu tun. Zwei Treffer von Karl Hohmann entschieden das Spiel zu Gunsten der Deutschen. Wie schon im Spiel gegen Belgien war die deutsche Mannschaft auch hier in der zweiten Halbzeit deutlich stärker als in der ersten. Schweden war kaum gefährlich und konnte den deutschen Sieg nie wirklich gefährden.

In der Partie Österreich gegen Ungarn trafen erstmalig zwei Titelaspiranten bei der WM 1934 aufeinander. Österreich setzte sich dabei knapp 2:1 durch. Insbesondere die zweite Hälfte wurde mit extrem viel Härte geführt, so dass gegen den Ungarn Markos der einzige Platzverweis der WM ausgesprochen wurde.

Das Spiel Italien gegen Spanien erhielt besondere Dramatik. Nachdem es nach 90 Minuten 1:1 gestanden hatte, wurde die Verlängerung fällig. Dabei zeichnete sich erneut der spanische Torhüter Zamora besonders aus. Zudem gab es einen Pfostenschuss des Spaniers Lángara (113.) und einen Lattentreffer des Italieners Giuseppe Meazza in der 119. Spielminute. Da das Elfmeterschießen erst 1970 eingeführt wurde, gab es ein Wiederholungsspiel.

31. Mai 1934 Mailand Deutschland - Schweden 2:1 (0:0)
31. Mai 1934 Turin Tschechoslowakei - Schweiz 3:2 (1:1)
31. Mai 1934 Bologna Österreich - Ungarn 2:1 (1:0)
31. Mai 1934 Florenz Italien - Spanien 1:1 n.V. (1:1,1:1)

Wiederholungsspiel:

Nur einen Tag später gab es an selber Stätte das Wiederholungsspiel zwischen Italien und Spanien. Dabei kam es zu einem echten Skandalspiel. Durch die Strapazen des vorangegangen Spiels setzten die Italiener vier, die Spanier sieben neue Spieler ein, unter den ausgetauschten war auch der spanische Torhüter Zamora. Beim 1:0 für die Italiener wurde der spanische Ersatztorhüter gleich von mehreren Italienern klar behindert, während sich Meazza gar bei ihm aufstützte, um so zum Kopfball zu kommen. Trotz großer Proteste der Spanier wurde der Treffer gegeben. In der Folgezeit fielen die Italiener nur noch durch böse Fouls auf, die vom Schiedsrichter in den seltensten Fällen geahndet wurden. Die Spanier hatten gegen Ende der Partie drei verletzte Spieler – Auswechslungen waren nicht gestattet. Im Verlauf der Partie wurden den Spaniern zwei Elfmeter verweigert, in der zweiten Halbzeit gar zwei reguläre Tore. Beim Abpfiff jubelten die italienischen Fans mehr den Spaniern als ihrem eigenen Team zu. Der Schweizer Schiedsrichter Mercet wurde später von seinem Verband auf Lebenszeit gesperrt.

1. Juni 1934 Florenz Italien - Spanien 1:0 (1:0)

[Bearbeiten] Halbfinale

Die Tschechoslowakei konnte seiner Favoritenstellung gegenüber Deutschland gerecht werden und die erste Halbfinalpartie mit 3:1 gewinnen. Bei den Deutschen fehlte Hohmann, der im Viertelfinale die beiden Treffer für die Deutschen erzielte, verletzungsbedingt, zudem erlebte Schlussmann Willibald Kress einen schwachen Tag. In der damaligen Tagespresse wurden die Tschechen als "in jeder Phase überlegen" (Reichspost) charakterisiert. Matchwinner war Oldřich Nejedlý, der alle 3 Tore für die Tschechoslowakei erzielte.

Die Italiener schafften es trotz der Zusatzbelastung durch das Wiederholungsspiel sich gegen Österreich durchzusetzen. Auch entschied letztendlich wiederum eine zweifelhafte Schiedsrichterleitung des Schweden Ivan Eklind, der tags zuvor noch von Benito Mussolini als persönlicher Ehrengast geladen war, über das Weiterkommen der Gastgeber. Das einzige Tor des Spiels fiel in der 18. Minute, als mehrere Italiener den österreichischen Tormann Peter Platzer mit dem Ball in den Händen über die Torlinie stießen. Ivan Eklind griff sogar selbst aktiv ins Spielgeschehen ein, indem er eine Flanke auf den freistehenden österreichischen Stürmer Karl Zischek wegköpfte.

3. Juni 1934 Rom Italien - Österreich 1:0 (1:0)
3. Juni 1934 Mailand Tschechoslowakei - Deutschland 3:1 (1:0)

[Bearbeiten] Spiel um Platz 3

Das Spiel der Halbfinalverlierer ging zu Gunsten der Deutschen aus. Österreich ging, nachdem aus im Italien-Spiel unter anderem seine Führungsfigur Matthias Sindelar durch die ungeahndet gebliebenen harte Attacken verletzungsbedingt verloren hatte, sichtlich wenig motiviert in die Partie, so dass es überraschend mit 2:3 verlor. Die letzten Aufeinandertreffen endeten noch 5:0 und 6:0 für Österreich. Eine Kuriosität am Rande: Da es die Heim-Auswärts-Regeln für Trikots noch nicht gab, traten sowohl Deutschland als auch Österreich in weiß-schwarz an. Da die Unterscheidung der Mannschaften schwer fiel, unterbrach der Schiedsrichter nach dem 1:0 für Deutschland das Spiel, und loste aus, wer das Trikot wechseln musste. Österreich verlor das Los und in Ermangelung musste kurzer Hand aufgetriebene altes Trikots anziehen. Beste Spieler auf Seiten der Deutschen waren Edmund Conen und Ernst Lehner. Die DFB-Auswahl wurde damit unerwartet Dritter, Österreich ebenso unerwartet im negativen Sinne Vierter.

7. Juni 1934 Neapel Deutschland - Österreich 3:2 (3:1)

[Bearbeiten] Finale

Auch im Finale profitierten die Italiener von der Schiedsrichterleistung. Der schwedische Schiedsrichter Ivan Eklind - der sich bereits in der Halbfinalpartie Österreich-Italien "ausgezeichnet" hatte - war in der zweiten Hälfte dem teilweise überharten Spiel der Italiener nachsichtig und verzichtete auf fällige Feldverweise. Dennoch gelang den Tschechoslowaken Mitte der zweiten Halbzeit der Führungstreffer. 10 Minuten vor Ende konnten die Italiener jedoch den Ausgleich erzielen. In der Verlängerung behielt Italien die Oberhand und gewann die Fußballweltmeisterschaft 1934.

10. Juni 1934 Rom Italien - Tschechoslowakei 2:1 n.V. (1:1, 0:0)

[Bearbeiten] Weltmeister Italien

Die Weltmeistermannschaft: Giampiero Combi; Eraldo Monzeglio, Luigi Allemandi, Attilio Ferraris, Luis Monti, Luigi Bertolini, Enrico Guaita, Giuseppe Meazza, Angelo Schiavio, Giovanni Ferrari, Raimundo Orsi. - Trainer: Vittorio Pozzo

[Bearbeiten] Statistik

Beste Torschützen

Name Land Tore
Oldřich Nejedlý Tschechoslowakei 5*
Edmund Conen Deutschland 4
Angelo Schiavio Italien 4
Raimundo Orsi Italien 3
Leopold Kielholz Schweiz 3

* Einige Quellen sprechen von vier Toren, womit es drei Torschützenkönige geben würde. Grund hierfür ist, dass das zweite Tor der Tschechoslowakei im Halbfinalspiel gegen Deutschland mitunter Rudolf Krčil zugesprochen wird. Dies widerspricht freilich zeitgenössischen Zeitungsartikeln anwesender Reporter und wurde selbst in den Statistiken der FIFA erst im November 2006 korrigiert.

[Bearbeiten] Die Stars der Weltmeisterschaft

[Bearbeiten] Ungeahndete Regelverstöße

Die Fußball-Weltmeisterschaft 1934 war die WM der ungeahndeten Regelverstöße. Wie die „International Federation of Football History & Statistics“ (IFFHS) recherchierte, hätten mehrere Mannschaften der WM 1934 disqualifiziert werden müssen oder zumindest die entsprechenden Resultate annulliert werden müssen.

[Bearbeiten] Einsatz nicht spielberechtigter Spieler

Nach dem damaligen FIFA-Reglement durften ehemals ausländische Spieler nur dann in der Nationalmannschaft spielen, wenn sie seit genau 3 Jahren kein Länderspiel mehr für ein ausländisches Team bestritten hatten und zudem seit genau 3 Jahren in ihrem neuen Heimatland gelebt haben. Diese Regel wurde gleich von mehreren Mannschaften verletzt.

Die italienische Nationalmannschaft verstieß gleich viermal gegen die Regeln für den Einsatz ehemaliger Ausländer. Prominentester Fall ist der Spieler Luis Monti, der noch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1930 für Argentinien im Finale stand. Er kam schon im Qualifikationsspiel gegen Griechenland am 25. März 1934 für Italien zum Einsatz. Dies bedeutete, dass er nach dem 24. März 1931 kein Länderspiel mehr für ein anderes Land hätte bestreiten dürfen und zudem ab diesem Zeitpunkt auch in Italien hätte leben müssen. Doch Monti bestritt noch drei Monate nach dem Stichtag am 4. Juli 1931 ein Länderspiel für Argentinien, zudem lebte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Italien. Gleiches gilt für alle seine weiteren Einsätze während der WM-Endrunde, denn auch bei seinem Einsatz im Finale am 10. Juni 1934 wären die drei Jahre noch nicht voll gewesen. Ebenfalls nicht spielberechtigt für Italien wäre der ehemalige Brasilianer Amphilóquio Marques "Filo" gewesen. Auch er wurde bereits in der Qualifikation für Italien eingesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er zwar seit drei Jahren kein Länderspiel mehr für ein anderes Land bestritten, aber er betrat erst am 22. Juli 1931 zum ersten Mal italienischen Boden. Nach dem Reglement hätte er aber spätestens seit dem 24. März 1931 in Italien leben müssen, um spielberechtigt zu sein. Diese Frist hatte er auch noch nicht erreicht, als er im Achtelfinale am 27. Mai 1934 gegen die USA zum Einsatz kam. Noch deutlicher war der Verstoß bei Enrique Guaita. Auch er kam in der Qualifikation gegen Griechenland sowie bei einigen Endrundenspielen zum Einsatz. Er bestritt sogar noch am 5. Februar 1933 ein Länderspiel für Argentinien und spielte noch bei Estudiantes de La Plata. Die beiden Drei-Jahresfristen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zur Hälfte abgelaufen. Der letzte nicht spielberechtigte Spieler der Italiener, der zum Einsatz kam war Atílio Demaría (italienisch De Maria). Er spielte noch am 9. Juli 1931 für Argentinien gegen Paraguay, obwohl er bei seinem Einsatz im Viertelfinal-Wiederholungsspiel gegen Spanien seit dem 31. Mai 1931 kein Spiel mehr für eine ausländische Mannschaft hätte bestreiten dürfen. Diese vier Fälle bedeuten, dass Italien während der WM gleich viermal hätte disqualifiziert werden müssen. Unter dieser Prämisse muss auch der Gewinn des WM-Titels betrachtet werden.

Auch Argentinien setzte bei seinem Turnierauftritt im Achtelfinale einen nicht spielberechtigten Spieler ein. In seinem Achtelfinalspiel gegen Schweden am 27. Mai 1934 setzte Argentinien den Spieler Constantino Urbieto-Sosa ein. Urbieto-Sosa hätte demnach seit dem 26. Mai 1931 kein Spiel mehr für eine andere Nationalmannschaft bestreiten dürfen und hätte zudem auch seit diesem Tag in Argentinien leben müssen. Tatsächlich spielte aber Urbieto von April bis Juni 1931 noch drei Länderspiele für Paraguay. Die später vertretene These, der Spieler hätte den Argentinischen Fußballverband getäuscht, klingt wenig glaubwürdig, denn Urbieto-Sosa bestritt diese drei Länderspiele ausgerechnet gegen Argentinien. Damit hätte auch Argentinien bereits im Achtelfinale disqualifiziert werden müssen. Die erlittene Niederlage gegen Schweden machte diesen Regelverstoß aber nicht so folgenschwer.

Auch Irland setzte in seinen Qualifikationsspielen gegen Belgien und die Niederlande zwei Spieler ein, die noch kurz zuvor für die nordirische Nationalmannschaft gespielt hatten. Auch dies wurde nicht geahndet. Da Irland jedoch in der Qualifikation gescheitert war, hätte eine Disqualifikation am WM-Verlauf nichts geändert.

[Bearbeiten] Einsatz von Profispielern

Bei allen WM-Spielen inklusive Qualifikationsspielen war nur der Einsatz von Amateurspielern erlaubt. Wie aber die IFFHS ermittelte, wurde gegen diese Bestimmung bei der WM zumindest einmal massiv verstoßen. In den großen südamerikanischen Fußballnationen gab es erhebliche Konflikte um die Einführung des Profifußballs. Es gab in der Regel in den Ländern zwei rivalisierende und sich heftig befehdende Fußballverbände, eine Profifußballorganisation und einen Amateurfußballverband, der zumeist von der FIFA als offizieller nationaler Verband anerkannt war. Nur Spieler der offiziell anerkannten Verbände durften an den WM-Spielen teilnehmen. Während Argentinien sich an diese Vorgabe hielt und in Italien mit einer reinen Amateurvertretung auflief, trickste Brasilien die FIFA-Verantwortlichen aus. Da die besten Spieler des Landes im Profiverband organisiert waren, wurden diese von den Verantwortlichen in Brasilien kurzfristig und nur für die Zeit der WM wieder reamateurisiert und in den offiziellen nationalen Fußballverband, dem Amateurverband, aufgenommen. Tatsächlich trat Brasilien im Achtelfinale gegen Spanien mit 8 Profispielern an und hätte deshalb eigentlich disqualifiziert werden müssen. Doch durch die Niederlage der Brasilianer blieb dieser Regelverstoß letztendlich folgenlos.

[Bearbeiten] Bestechung

Den italienischen Machthabern war während der Weltmeisterschaft im eigenen Lande fast jedes Mittel recht, den Titel nach Italien zu holen. Für einen Titelgewinn ist eine gute WM-Vorbereitung unbedingt notwendig. In dieser Vorbereitungsphase würde eine lange strapaziöse Schiffsreise zu einem Auswärtsländerspiel nur stören. Doch hätten die Italiener im April oder Mai 1934 noch das Rückspiel im Qualifikationsduell mit Griechenland in Athen austragen müssen. Dies wollten die italienischen Machthaber aber in jedem Fall vermeiden. Der italienische Fußballverband überzeugte daher den griechischen, auf das Rückspiel von sich aus zu verzichten. Als Gegenleistung für den Verzicht, so recherchierte der IFFHS, kauften die Italiener dem finanziell armen griechischen Fußballverband ein Verbandshaus in Athen, das sich auch heute noch in Verbandsbesitz befindet. Zudem haben wohl noch weitere Geldscheine den Besitzer gewechselt. Insgesamt soll der griechische Verband Geld und Sachleistungen im Wert von 700.000 gr.Drachmen (heute ca. 300.000 €) von den Italienern erhalten haben. Wäre dieser Bestechungsskandal damals publik geworden, der Weltmeister von 1934 hätte mit Sicherheit nicht Italien geheißen.

[Bearbeiten] Quellen

    [Bearbeiten] Literatur

    • Hans J. Müllenbach: Fussball-Weltmeisterschaft Italien 1934, 1991, ISBN 3861250012
    • Raphael Keppel: WM 34 - 2. Fussball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien, 1990, ISBN 3928562002
    • Hardy Grüne: Fußballweltmeisterschaft 1934 Italien, Agon Verlag, 2002, ISBN 3897841983
    • IFFHS: Weltmeisterschaft 1934 - World Cup 1934. In: Fußball-Weltzeitschrift, Kassel, 28+29+30 (1995/96)

    [Bearbeiten] Siehe auch

    Fußball-Weltmeisterschaft/Rekorde

    [Bearbeiten] Weblink

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