Hermann Zapf
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hermann Zapf (* 8. November 1918 in Nürnberg) ist ein bekannter Typograf, Kalligraf, Autor und Lehrer; seit 1951 verheiratet mit Gudrun Zapf-von Hesse.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Der Kindheitswunsch Zapfs, Elektro-Ingenieur zu werden, wurde für den Sohn eines aktiven Gewerkschafters durch das aufstrebende NS-Regime in Deutschland unmöglich. Nach seiner Lehrzeit als Retuscheur, bei der er seine Leidenschaft für die Kalligrafie entdeckt hatte, zog Zapf 1938 nach Frankfurt wo er sich als selbständiger und autodidaktischer Schriftgrafiker und Kalligraf betätigte. Im gleichen Jahr entwarf er auch seine erste Type „Gilgengart“ für seinen späteren Arbeitgeber D. Stempel AG.
Am 1. April 1939 wurde er zum Arbeitsdienst eingeteilt, um die Siegfriedlinie gegen Frankreich zu verstärken. Die harte Arbeit nicht gewohnt, bekam er schon bald Herzprobleme und wurde in den Innendienst versetzt um dort Lagerprotokolle in Fraktur zu schreiben. Anfang September 1939 wurde seine gesamte Arbeitsgruppe in die Wehrmacht eingezogen, Zapf jedoch wegen seiner Herzprobleme abgelehnt. Er wurde als Kartenzeichner nach Bordeaux geschickt, um dort geheime Karten von Spanien, speziell des Bahnnetzes, zu zeichnen. Gegen Kriegsende kam er in französische Kriegsgefangenschaft, wurde dort jedoch gut behandelt und wegen seiner angeschlagenen Gesundheit vier Wochen nach Kriegsende nach Hause nach Nürnberg geschickt.
Da ihm die Schriftgießerei D. Stempel AG eine Stellung angeboten hatte, ging Zapf wieder nach Frankfurt und war dort 1947 bis 1956 künstlerischer Leiter. Zwischen 1948 und 1950 war er auch nebenamtlich als Dozent für Typografie an der heutigen HfG Offenbach tätig.
Während dieser Zeit war Hermann Zapf auch als Graphiker im Buchdesign für Verlagshäuser wie Suhrkamp, Insel, die Büchergilde Gutenberg, Hanser und andere tätig. Aus Prinzip arbeitete er jedoch nie für Werbeagenturen. Eine weitere wichtige Betätigung war die des Schriftentwerfers, es entstanden die Palatino, Aldus und Optima (bereits 1952).
Ab 1956 arbeitete er wieder als selbständiger Schriftgrafiker und Kalligraf in Frankfurt. Eine der Arbeiten als Kalligraf war beispielsweise 1960 die Ausfertigung der Präambel der Charta der Vereinten Nationen in vier Sprachen für die Pierpont Morgan Library in New York.
Seit den frühen 1960ern beschäftigte er sich mit der Kombination von Typografie und Computerprogrammen. In Deutschland wurden seine Ideen zum computergestützten Satz damals nicht ernstgenommen und sogar verlacht. Nach einer Vorlesung 1964 in den USA war die Universität von Texas in Austin sehr interessiert an Zapf und wollte sogar eine Professur extra für ihn einrichten. Er lehnte jedoch das Angebot ab, da seine Frau nicht in den USA leben wollte.
1972 zog er dann für einen Lehrauftrag für Typografie an der dortigen Technischen Universität, den er bis 1981 behielt, nach Darmstadt. 1976 wurde er vom Rochester Institute of Technology gefragt, ob er die Professur für computergestütze Typografie übernehmen würde, die dort als weltweit erste aufgebaut wurde. Er nahm dieses Angebot an und unterrichtete dann im ständigen Wechsel zwischen Darmstadt und Rochester von 1977 bis 1987 auch am College of Graphic Arts and Photography.
1977 gründete er zusammen mit Aaron Burns und Herb Lubalin die Firma „Design Processing International Inc.“ in New York. Das Ziel war die Entwicklung von Programmen für typographische Strukturen die auch von Nichtspezialisten bedienbar waren. Die Firma bestand bis 1986. Nach dem Tode Herb Lubalins starteten sie 1987 neu mit der „Zapf, Burns & Company“. Allerdings starb Burns 1991, und zwei Angestellte stahlen ihre Ideen und gründeten damit eine eigene Firma. Da es auch nicht praktikabel war, eine New Yorker Firma von Darmstadt aus zu führen, schloss auch diese Firma.
Danach beteiligte Zapf sich bei der Entwicklung des Computerprogramms „hz program“, welches von Zapf in Kooperation mit der URW Software & Type GmbH in Hamburg entwickelt wird.
In den letzten Jahren erweiterte er seine Palatino-Schrift insbesondere um griechische und kyrillische Zeichen. Zudem arbeitete er die 1993 angefangene Schriftreihe Zapfino aus, die schließlich bei Linotype erschien.
Eine bedeutende Sammlung von Schriftentwürfen, Buchgestaltungen und Signeten Hermann Zapfs befindet sich in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und kann dort partiell in einer Daueraustellung besichtigt werden.
[Bearbeiten] Schriften von Hermann Zapf
Bislang entwarf Hermann Zapf über 200 Schriften. Seine bekanntesten sind: Palatino, Aldus, Optima, Zapfino, Zapf Book, Zapf Dingbats und Zapf Chancery.
Außerdem entwarf er auch einige gebrochene Schriften, wie die Gilgengart (1938), Hallmark Textura (1969) und er entwarf das pannigerianische Alphabet. Hier eine Liste seiner in der Linotype Library aufgeführten Schriften:
- Aldus (1954)
- Aurelia (1983)
- Edison (1978)
- Kompakt (1954)
- Marconi (1976)
- Medici Script (1971)
- Melior (1952)
- Noris Script (1976)
- Optima (1958)
- Optima nova (2002)
- Orion (1974)
- Palatino (1948)
- Palatino nova (2005)
- Palatino Sans (2007)
- Saphir (1953)
- Sistina (1950)
- Vario (1982)
- Venture (1969)
- Linotype Zapf Essentials (2002)
- Zapfino (1998)
- Zapfino Extra (2003)
- ITC Zapf Chancery (1979)
- ITC Zapf International (1976)
- ITC Zapf Book (1976)
- Zapf Renaissance Antiqua (1984–1987)
- ITC Zapf Dingbats (1978).
[Bearbeiten] Ehrungen und Auszeichnungen
- 1967 erhielt Hermann Zapf die Type Directors Club Medal des New York Type Directors Club.
- 1974 wurde Hermann Zapf der Gutenberg-Preis der Gutenberg-Gesellschaft e.V. verliehen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hermann Zapf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.hermannzapf.de
- Zapfs Autobiografie bei Linotype
Personendaten | |
---|---|
NAME | Zapf, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | bekannter Typograf, Kalligraf, Autor und Dozent |
GEBURTSDATUM | 8. November 1918 |
GEBURTSORT | Nürnberg |