Jass
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Jassen ist ein Kartenspiel der Bézique-Familie, das vor allem im alemannischen Raum verbreitet ist, das heißt in der deutschsprachigen Schweiz, in Liechtenstein, in Vorarlberg (Österreich) sowie teilweise im Süden Deutschlands und im Elsass, aber auch im französischsprachigen Teil der Schweiz und im Tessin. Beim Jassen wird üblicherweise mit vier Spielern und 36 Karten gespielt.
Es wird geschätzt, dass über 3 Millionen Schweizer regelmäßig jassen, das Jassen gilt dort als Nationalspiel. In Vorarlberg ist es der "Volkssport Nummer 1".
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Karten
Farben des französischen Blattes | |||
Karo ♦ | Herz ♥ | Pik ♠ | Kreuz ♣ |
Farben des österreichischen Blattes | |||
Schellen | Herz | Laub | Eichel |
Farben des deutschen/Deutschschweizer Blattes | |||
Schellen | Schilten | Rosen | Eichel |
Mit "französischen" Karten gespielt wird westlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie, also in der Romandie, im Tessin, in den Kantonen Bern, Solothurn, beide Basel, Aargau (ohne das Freiamt, den Bezirk Baden und die östlich der Aare gelegenen Gebiete des Bezirks Zurzach), Graubünden und dem Bodensee entlang im Thurgau.
Die "deutschen" Karten werden in der Innerschweiz, Zürich, Schaffhausen und in der Ostschweiz sowie teilweise in Liechtenstein verwendet. In Vorarlberg wird zum Jassen meisten eine optisch geringfügig andersausehende Variante der "österreichischen" Karten verwendet. Diese Karten werden "Einfachdeutsche" genannt.
Die "österreichischen" Karten werden teilweise in Liechtenstein und in Vorarlberg fast ausschließlich verwendet.
Jasser, die in "kartenübergreifenden" Regionen spielen, sollten die entsprechenden Kartenvarianten beherrschen. Von der Spielweise her spielt es keine Rolle, welche Karten man benützt.
[Bearbeiten] Französisches Blatt
Die Farben der französischen Karten werden auf
- Deutsch: Herz ♥, Ecke/Karo ♦, Pik/Schaufel ♠ und Kreuz ♣
- Französisch: cœur ♥, carreau ♦, pique ♠ und trèfle ♣
- Italienisch: Cuori ♥, Quadri ♦, Picche ♠ und Fiori ♣
genannt.
Jede Farbe umfasst neun Karten: 6 bis 10, Buben/Bauer, Dame, König und As (franz: six, sept, huit, neuf, dix, valet, dame, roi, as).
[Bearbeiten] Deutsches/Deutschschweizer Blatt
Die Farben der deutschen Karten werden Rosen, Schellen, Eichel und Schilten genannt. Jede Farbe umfasst neun Karten: 6 bis 9, Banner, Under, Ober, König und As.
[Bearbeiten] Österreichisches Blatt
Die Farben der österreichischen Karten basieren auf dem einfachen deutschen Blatt und werden Herz, Schelle, Eichel und Laub genannt. Jede Farbe umfasst neun Karten: 6 bis 10, Unter (Liechtenstein: Under), Ober, König und Sau (Liechtenstein: As).
[Bearbeiten] Geschichte
Der Jass kommt wie die meisten Kartenspiele aus dem Orient. Ungefähr im 14. Jahrhundert wurde dieses Spiel vermutlich von den Sarazenen nach Europa gebracht. Dort wurden neue Karten entwickelt, die dem mitteleuropäischem Raum besser entsprachen. Dadurch entstand das deutsche, das französische und das italienische Blatt.
Seinen Weg ins heutige Verbreitungsgebiet fand er aus den Niederlanden durch Söldner. Die beiden Begriffe "Jass" (= "Bauer") und "Näll" entstammen der niederländischen Sprache.
Die ältesten bekannten Karten aus der Deutschschweiz, eine Variante der deutschen Karten, stammen von 1470 und trugen die Farben Schellen, Schilten, Eicheln und Federn. Die Karten liegen im Historischen Museum Basel.
Die Farbe "Rosen" im deutschschweizerischen Blatt ist erst später eingeführt worden sein, da die ursprüngliche Farbe "Federn" angeblich negative Assoziationen hervorgerufen habe (vermutlich durch das Hühnerrupfen) und Rosen angenehmer seien.
Jassen wurde im 19. Jahrhundert populär, im Laufe der Zeit entstanden einige verschiedene Varianten, und auch Spiele, die mit dem eigentlichen Jass gar nichts gemeinsam haben, werden umgangssprachlich als "Jass" bezeichnet, was die Zahl der angeblichen Jassvarianten auf über 50 anwachsen liess. So ist z.B. auch das Spiel "Tschausepp" (Das mit dem in Deutschland als Mau-Mau bekannten Spiel weitgehend identisch ist) als "Jassvariante" bekannt. Insofern ist "Jass" nicht als bestimmtes Kartenspiel, sondern im Verwendungsgebiet des Begriffs als Oberbegriff für eine Vielzahl von Kartenspielen allgemein zu sehen. In diesem Zusammenhang müssen auch Aussagen über die Verbreitung und Beliebtheit von "Jassen" von einem bestimmten Spiel losgelöst als Aussage über das Kartenspielen allgemein gesehen werden.
[Bearbeiten] Spielprinzip
[Bearbeiten] Klassisches Spielprinzip
Den meisten Varianten liegt folgendes Spielprinzip zugrunde: eine Farbe wird zum Trumpf erklärt, von dieser Farbe gilt der Under (genannt Bauer, Buuer, Puur, Püür; je nach Dialekt) 20 Punkte, die Neun (genannt Nell, Näll) 14 Punkte. Reihum im Gegenuhrzeigersinn (in Vorarlberg im Uhrzeigersinn) legen die Spieler eine Karte. Ziel ist es, die vier Karten zu gewinnen (stechen), indem man den höchsten Wert der als erstes gespielten Farbe oder einen Trumpf spielt. Man erhält die Punkte der gewonnenen Karten. Punkte kann man auch mit Wys, Wyys, Weis sammeln. Wyspunkte erhält man, wenn man von einer Farbe drei oder mehr aufeinanderfolgende Karten hat oder von einer Zahl alle Farben besitzt. Zwanzig Punkte erhält man für die Stöck, d. h., wenn man den Ober bzw. die Dame und den König des Trumpfes besitzt. Die gewöhnlichen Karten haben folgende Punktwerte: Banner/Zehner: 10 Punkte, Under/Buben: 2 Punkte, Ober/Dame: 3 Punkte, König 4 Punkte und das As 11 Punkte. Bei einem Obenabe/Bock-Spiel (höchste Karte sticht, kein Trumpf) zählt der Achter 8 Punkte, bei einem Undenufe/Geiß (niedrigste Karte sticht) ebenfalls, jedoch zählt dort in der Schweizer Variante der Sechser 11 Punkte und für ein As erhält man nichts. In der vorarlbergischen Variante bleiben die Kartenwerte unverändert. Wer den letzten Stich macht, gewinnt 5 zusätzliche Punkte.
[Bearbeiten] Jassvarianten
Im Gegensatz zu anderen weit verbreiteten Kartenspielen gibt es für die meisten Jassvarianten keine Regeln, die durch einen Verband als für seine Mitglieder allgemeingültig erklärt worden sind; lediglich für die Variante "Differenzler" gibt es den Eidgenössichen Differenzler-Jass-Verband. Einen Impuls zur Regelstandardisierung gab die weithin beliebte TV-Sendung "Samschtig-Jass", in der die Variante "Differenzler" gespielt wird. Die Regeln, nach denen beim "Samschtig-Jass" gespielt wird, haben dadurch auch bei Nichtmitgliedern des o.g. Verbandes weite Verbreitung und Akzeptanz gefunden. Das Regelwerk "Puur-Näll-As", in dem die Regeln für meisten als Jass bezeichneten Kartenspiele ziemlich abschliessend gesammelt sind, hat sich ebenfalls als einigermassen anerkanntes Standardwerk etabliert. Bei öffentlichen "Schieber"-Turnieren wird mittlerweile überwiegend nach den Regeln von "Puur-Näll-As" gespielt. Befürworter weisen darauf hin, dass erst ein solcher Standard spontane und auch überregionale Spiele (und insbesondere Turniere) ermöglicht, ohne dass vorher lange Vereinbarungen über die Regeln getroffen werden müssen. Kritiker sehen darin eine Gefahr für die Lebendigkeit und Vielfältigkeit der Jasskultur, die den Variantenreichtum zu ersticken drohe. Dieser Einwand unterschlägt jedoch, dass ein einheitliches Regelwerk nur eine Möglichkeit, nicht jedoch eine rechtliche Verpflichtung darstellt, nach diesen Regeln zu spielen.
Die bekannteste Jassvariante in der Schweiz ist der Schieber für vier Personen, bei dem sich die je zwei Partner kreuzweise gegenüber sitzen. Derjenige, der an der Reihe ist, die Spielart zu bestimmen, kann diesen Entscheid seinem Partner "zuschieben", welcher dann bestimmen muss. Generelle Spielarten sind: Trumpf, Obenabe (Ass höchste Karte) und Undenufe (6 höchste Karte). Es gibt aber noch weitere Spielarten wie etwa Slalom (abwechselnd Undenufe und Obenabe), welche nach Vereinbarung im Spiel erlaubt werden können.
Weitere Jassvarianten heißen:
Bieter | Spielvariante für 3 oder 5 Spieler. Man spielt in Teams (1 gegen 2 oder 2 gegen3). In der Anfangsphase wird einem Spieler durch Bieten der höchsten Punktzahl erlaubt, eine Karte zu wünschen. Der Spieler, der diese Karte besitzt, wird zu seinem Partner. Diese Spieler bilden das Zweier-Team. Bevorteilt wird das Zweier-Team vor allem dadurch, dass es für den Sieg nur ihre anfangs gebotene Punktzahl, das Dreier-Team jedoch stets 1000 Punkte erreichen muss. Diese Variante kommt dem Skat am nächsten. |
Coiffeur (v. "Quoi faire") | Mischung zwischen Jass und Yatzy und Poker für mindestens 2 Zweierteams. Es geht dabei darum, alle Spielarten in einer Liste pro Team einmal zu Spielen, wobei die erreichten Punkte dann bei der Gruppe, welche die Spielart bestimmt hat, gezählt werden. |
Differenzler | Nach Betrachtung der Karten muss ein Betrag angesagt werden, der dann möglichst genau erreicht werden muss. In der populären Sendung Samschtig-Jass des Schweizer Fernsehens wird diese Spielvariante gespielt. |
Fahnder | Der Fahnder ist eine Jassvariante für drei oder vier Spieler. |
Klammern | Spielvariante für 2-4 Spieler. Das Spiel läuft wie beim Dart bis 301, 501 oder 1001.
Ziel ist es, als erstes über die Grenze zu kommen. Zusätzlich muss der Angriffsspieler, der den Trumpf wählt, mehr Punkte holen als seine Gegner. Ansonsten werden die Punkte den Gegnern zu geschrieben. |
Molotow | Molotow ist eine Jassart für 3-6 Spieler. Der Trumpf wird (in der 1. oder 2. Runde) durch die Farbe bestimmt, welche von demjenigen gespielt wird, welcher als Erster nicht mehr angeben (d.h. eine Karte derselben Farbe wie die erste gespielte Karte dieser Runde) kann.
Das Ziel des Molotow-Jass ist es, möglichst wenig Punkte zu machen. Eine zusätzliche Schwierigkeit, um möglichst wenig Punkte zu erreichen, stellt der sogennannt Tischweis dar. Liegt am Ende der Runde ein Weis auf dem Tisch, so werden demjenigen, welcher sticht die Punkte "gut"geschrieben. Als zusätzliche Regel kann vereinbart werden, dass die Spieler ihre Sitzplätze nach jeder Runde anhand der bisher erreichten Punkte wechseln müssen. Vor allem in kleineren oder öffentlichen Räumen (Zugabteile, Cafés etc.) kann dies einerseits für Aufmerksamkeit bei anderen Personen, andererseits zur Auflockerung des Spieles sorgen. |
Nasa-Jass | Eine Jassart für 4 Spieler. Der Grundgedanke dieser Jassart ist, dass der Jass schwieriger und zugleich interessanter gemacht werden soll, indem man Quiz-Elemente einbaut. Neben dem eigentlichen Schieberjass müssen die Spieler Quizfragen beantworten und zwar wie folgt: Der Spieler, der die erste Hand spielt, stellt eine Quizfrage aus dem Bereich des Allgemeinwissens, die dann reihum geht. Wenn ein Gegenspieler die Antwort weiss, bekommt er 20 Punkte, wenn der Mitspieler die Antwort weiss, bekommt er 40 Punkte, wenn niemand die Antwort weiss, gibt es 10 Strafpunkte für den Fragesteller bzw. 10 Punkte für die Gegnermannschaft. Der Name dieser Jassart bezieht sich auf die Tatsache, dass wie bei Piloten von Nasa-Raumschiffen mehrere Aufgaben gleichzeitig ausgeführt werden müssen. Die relativ neue Jassart wurde in Studentenkreisen entwickelt und kann modifiziert werden, indem beispielsweise bei jeder "Hand" eine Frage zu stellen ist oder indem Fragen nur aus einzelnen Gebieten stammen können. Umgangssprachlich wird diese Variante in der Schweiz und vor allem im Kanton Bern "Nasä" genannt. |
Schellenjass | Eine Jassart für 2 bis 4 Spieler. Ziel ist es, keine oder möglichst wenig Schellenkarten zu kassieren oder aber alle neun Schellen zu erobern. Dabei wird ohne Trumpf gespielt und eine Schellenkarte darf nur weggeworfen werden, wenn die ausgespielte Farbe nicht mehr angegeben werden kann. |
Sidi-Barani | Schieberähnlicher Jass für 4 Spieler, mit dem Unterschied, dass nicht vorgegeben ist, wer das Spiel bestimmen darf. Dieses Recht geht an denjenigen, der beim Hochbieten (ähnlich dem Reizen beim Skat) die höchste Punktzahl ansagt. Diese gilt es dann zu erreichen, um zu punkten. |
Pandur | Jass für drei Personen, bei dem sogar betrügen (bschissa) erlaubt ist. In jeder Runde wird nach Ansage gespielt, mit dauernd wechselnden Teams. |
Königsjass | Jass für drei Personen. Jede Partei erhält 3 mal 3 Karten, die restlichen 9 gehen in den Stock. Die oberste gibt den Trumpf an. Mit dem Sechser der Trumpffarbe kann man die oberste Karte aus dem Stock nehmen und dafür den Sechser hinlegen. Darüber hinaus können alle Spieler der Reihe nach entscheiden ob sie an den Stock wollen. Wenn man den Stock will legt man seine Karten hin und bekommt dafür den Stock. Der Spieler mit dem Sechser kann zu diesem Zeitpunkt aber immer noch tauschen. Dann beginnt das Spiel. Jeder Spieler spielt alleine und im allgemeinen auf 1000 oder 1500 Punkte, was natürlich je nach Situation auch anders abgemacht werden kann. |
Butzer (auch: Handjass) | Jass für drei Personen. Jeder spielt alleine. Das Austeilen läuft gleich wie beim Königsjass. Es gibt auch wieder den Stock mit den gleichen Regeln. Beim Butzer wird allerdings immer nur eine Runde gespielt, wobei jeder Spieler mindestens 21 oder 26 Punkte (je nach Abmachung) erreichen muss. Wenn er dies schafft kriegt er einen Strich, wenn nicht einen Härdöpfel. Man kann aber auch gar nicht mitmachen und bleibt beim vorherigen Punktestand (allerdings kann man nicht mehr aussetzen wenn man den Sechser tauscht oder an den Stock gegangen ist). Wenn man als einziger die 21 oder 26 Punkte erreicht kriegt man 2 Striche. Gewonnen hat normalerweise derjenige Spieler der als erster 9 Striche erreicht. |
Chratze | Jass für 2-7 Personen, bei dem mit je 4 Karten pro Spieler um einen Pot gespielt wird, wobei ein Chratzender zwei Stiche erzielen muss sowie die Mitkommenden je einen Stich. |