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Jauch (Hamburg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jauch (1749)
Jauch (1749)

Jauch ist der Name eines deutschen Notabeln- und Großbürgergeschlechts.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ursprung und Ausbreitung

Erster Namensträger ist der Bürgermeister zu Stadtsulza Georg Jauch (1606-1675). Das Geschlecht verbreitete sich von Sulza zunächst über Güstrow nach Lüneburg und Polen. Ende des 17. Jahrhunderts trat das Geschlecht in der Freien Reichs- und Hansestadt Hamburg auf, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts dort ansässig und erwarb das Großbürgerrecht der Stadtrepublik, auf die es sich im 19. Jahrhundert konzentrierte. Die Jauch gehören zu den alteingesessenen hanseatischen Familien. Sie sind lutherischer Konfession. Hans Jauch (1883-1965) begründete den römisch-katholischen Zweig.

[Bearbeiten] Lüneburg

Bardowicker Dom unter dem Stiftsherrn Johann Christian Jauch
Bardowicker Dom unter dem Stiftsherrn Johann Christian Jauch
Carl und Louise Jauch geb. v. Plessen (links), Landpartie auf Gut Wellingsbüttel 1868 (Eugen Krüger)
Carl und Louise Jauch geb. v. Plessen (links), Landpartie auf Gut Wellingsbüttel 1868 (Eugen Krüger)

Die Jauch haben von Lüneburg ausgehend bis zu ihrem Wechsel nach Hamburg zu gleichen Teilen als Domherrn, Geistliche, Juristen und Kaufleute gewirkt. Mit dem Lüneburger Superintendenten Johann Christopher Jauch (1669-1725) und dem Ersten Domherrn des benachbarten landtagsfähigen Domstifts Bardowick Johann Christian Jauch (1702-1788) - verheiratet mit einer Urenkelin des Reformationstheologen Salomon Gesner (1559-1605)[1] - haben die Jauch leitende kirchliche Funktionen wahrgenommen. Friedrich August Jauch (1741-1796) wurde Ratsherr und Senator zu Hannover.

[Bearbeiten] Polen

In Polen treten die Jauch durchgängig als Stabsoffiziere auf. Zunächst wandte sich Catharina Elisabeth Jauch (1671-1736) nach Sachsen und Polen. Sie ehelichte den Obersten und Barockarchitekten Johann Christoph v. Naumann. Ihr Bruder, der Generalmajor und Direktor des Sächsischen Bauamtes zu Warschau, Joachim Daniel von Jauch (1688-1754), war der Organisator des barocken Ausbaus der Stadt Warschau. Ihm folgten mehrere Familienmitglieder in polnische Militärdienste, darunter Franz Georg Jauch (ca. 1682-nach 1753), 1724 bei dem Thorner Blutgericht als seinerzeitiger Capitaine des Inf.-Rgts. Garde des Königs und Kompaniechef in der Festung Thorn beteiligt.

[Bearbeiten] Hamburg

In Hamburg wirkten die Jauch als Großkaufleute. Den von Carl Daniel Jauch (1714-1795) begründeten Holzhandel baute Johann Christian Jauch sen. (1765-1855) unter der Firma J.C.Jauch & Söhne zum führenden Holzgroßhandel Hamburgs aus. Seine Söhne begründeten die heute noch blühenden Linien Wellingsbüttel, Schönhagen und Fernsicht. Seine Tochter Wilhelmine Jauch (1809-1893)[2] heiratete den für die Musikgeschichte Norddeutschlands im 19. Jahrhundert maßgeblichen Musikkritiker und Schriftsteller Theodor Avé-Lallemant. Der Linie Jauch-Wellingsbüttel entstammen Walter Jauch (1888-1976), der die auf dem europäischen Festland führenden Versicherungs- und Rückversicherungsmakler Jauch & Hübener gründete, und Hans Jauch (1883-1965), Oberst und Freikorpsführer. Sein Sohn ist der Journalist Ernst-Alfred Jauch (1920-1991), seine Enkel sind der Fernsehmoderator und Fernsehproduzent Günther Jauch (*1956), P. Robert Jauch OFM (*1954), Franziskaner und Autor, und der Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch. Luise Jauch (1885-1933) war leitende Krankenschwester am Waldsanatorium Berghof in Davos, dem Zauberberg Thomas Manns. Die Philanthropin Auguste Jauch (1822-1902), geborene Stubbe, leistete große Beiträge zur Verbesserung des Sozialwesens in Hamburg und schuf das Jauchsche Damenstift in Kiel. Ihr Sohn Hermann Jauch (1856-1916), Herr auf Schönhagen und Schwonendahl, erbaute das Herrenhaus Schönhagen und ist Mitstifter des Jauchschen Männerstifts am Stadtdeich zu Hamburg. August Jauch (1848-1930), Herr auf Fernsicht, und Robert Jauch(-Wellingsbüttel) (1856-1909), Herr auf Krummbek, wechselten - auf Erwerb nicht angewiesen - von ihren Gütern nach Hamburg und widmeten ihr Leben ebenfalls caritativen Aufgaben. August Jauch war zugleich zwanzig Jahre Notabelnabgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.

[Bearbeiten] Töchternachkommen

[Bearbeiten] Jauch - Overbeck

Eleonora Maria Jauch (1732-1797), Tochter des Domherrn Johann Christian Jauch (1702-1788), ehelichte Georg Christian Overbeck.[3] Ihr Sohn ist der Lübecker Bürgermeister und Dichter Christian Adolph Overbeck (1755-1821). Ihre Enkel sind der Maler Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) und Charlotte Overbeck (1790-1872), verheiratet mit dem Mediziner Matthias Ludwig Leithoff. Von dem Enkel Johannes Overbeck (1788-1832) stammen ab ihr Urenkel Johannes Adolph Overbeck (1826-1895), Archäologe, die Urenkelin Wilhelmine Friederike Charlotte Overbeck (1829-1908), verheiratet mit den Ingenieur Franz Reuleaux, und die Urenkelin Cäcilie Lotte Eleonore Overbeck (1856-nach 1920), verheiratet mit dem Anthropologen Emil Ludwig Schmidt. Ur-Urenkelin ist Agnes Elisabeth Overbeck (1870-1919), Komponistin und Pianistin, verheiratet (!) unter dem Pseudonym "Baron Eugen Borisowitsch Onégin" mit der Opernsängerin Sigrid Onégin. [4] Ein weiterer Abkömmling ist der zu den Kommandeuren der Waffen-SS gehörende SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS Karl von Treuenfeld (1885-1946).

[Bearbeiten] Jauch - Lelewel (Polen)

Constance Jauch (1722-1802)
Constance Jauch (1722-1802)

Constance Jauch (1722-1802), Tochter von Joachim Daniel v. Jauch, (1684-1754) heiratete Heinrich Lölhöffel v. Löwensprung (1705-1763), Königlich-Polnischer Hofrat und Leibarzt Augusts III., Königs von Polen. Sie ließ aus den Mitteln des väterlichen Erbes ab 1755 an einer der Hauptachsen Warschaus, der Ulica Miodowa, durch Ephraim Schröger nach dem Vorbild Pariser Hôtels das Rokokopalais Lelewel errichten,[5] so bezeichnet nach ihrem polonisierten Namen "Lelewel", und hat einige insbesondere für Polen bedeutende Nachkommen.[6] Ihr Sohn Karol Maurycy Lelewel (1750-1830) ehelichte eine Nichte des Erzbischofs von Mahiljou und Katholischen Metropoliten des Russischen Reiches Kasper Cieciszowski,[7] erlangte das polnische Indigenat und wurde Mitglied des Sejm.[8] Ihr Enkel ist Joachim Lelewel (1786-1861), Freiheitskämpfer und Polens wichtigster Historiker. Sein jüngerer Bruder ist der Freiheitskämpfer und Ingenieur Jan Paweł Lelewel (1796-1847). Constance Jauchs Tochter Teresa Lelewelowna (1752-1814) ehelichte Adam Józef Cieciszowski,[9] Bruder des Erzbischofs Kasper Cieciszowski. Constance Jauchs Enkelin Aleksandra Franciszka Cieciszowska war verheiratet mit dem polnischen Politiker und Minister Jan Paweł Łuszczewski (1764-1812).[10] Die polnische Dichterin und Schriftstellerin Jadwiga Łuszczewska (1834-1908), genannt Deotyma, ist Enkelin aus dieser Verbindung. Ur-Urenkel von Constance Jauch ist der polnische Schriftsteller, Autor von "Quo Vadis" und Nobelpreisträger für Literatur Henryk Sienkiewicz (1848-1916), weiterer Nachfahre der Professor für Literaturgeschichte Ignacy Chrzanowski (1866-1940), im Rahmen der Sonderaktion Krakau im KZ Sachsenhausen ums Leben gekommen.[11]

[Bearbeiten] Töchter der Hamburgischen Linie

Ludovica Jauch (1772-1805) heiratete in erster Ehe den Kaufmann Johann Carl Deetz, in zweiter Ehe den Musiker Johann Heinrich Griebel, Lehrer Albert Lortzings. Ihr Sohn ist Albert August Wilhelm Deetz (1798-1859), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der Kaiserdeputation. Charlotte Jauch (1811-1872) heiratete den namhaften Juristen Gustav Lührsen,[12] Verfasser der Hamburgischen Hypotheken-Ordnung und Befürworter eines einheitlichen deutschen Grundbuchwesens.[13] Ihr Sohn ist der personaladelige - er führte das Prädikat als Hamburger nicht - Kaiserlich-Deutsche außerordentliche Gesandte und Minister Johannes Lührsen (1838-1903). Urenkel sind Hans v. Feldmann (1868-1940), Generalleutnant und Staatssekretär im Reichswehrministerium,[14] und sein Bruder Otto v. Feldmann (1873-1945), Oberstleutnant i.G., im Ersten Weltkrieg als Feldmann Pascha Chef der Operationsabteilung des Osmanischen Großen Hauptquartiers und beteiligt am Genozid an den Armeniern,[15] 1933-1939 Reichstagsabgeordneter. Ihre Enkelin, die Kunstmalerin Irene Marie Lührsen (1883-1968), heiratete den Kunstmaler Felix Freiherrn von Fuchs-Nordhoff aus bekannter Künstlerfamilie. Deren Zwillingsschwester Ines Lührsen heiratete Vistallo Baron Taxis di Bordogna e Valnigra, Sohn des Obrist-Erbpostmeisters zu Trient und an der Etsch Joseph Emanuel Baron Taxis di Bordogna e Valnigra.[16] Weitere Nachkommen von Charlotte Jauch (1811-1872) sind über ihre Urenkelin Victoria Villiers a.d.H. der Earls of Clarendon[17] die Lords Bolton, beginnend mit Algar Orde-Powlett, 7th Baron Bolton of Bolton castle (1929-2001), auf Bolton Hall, Leyburn, Yorkshire, Peer von Großbritannien, erbliches Mitglied des House of Lords.

[Bearbeiten] Bauten und Güter der Jauch

[Bearbeiten] Wappen

In Gold ein schwarz gekleideter Mann mit schwarzem Haar und schwarzem Hut, die Unterarme nach oben gewinkelt, Kragen, Manschetten, Knöpfe und Gürtel in Gold, mit seiner Rechten eine schwarz gekleidete Hand haltend, die aus einer schwarzen Wolke im vorderen Obereck ragt; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken in Gold das strahlende Auge Gottes zwischen einem schwarzen offenen Flug. Die Devise lautet: „HERR, DU LEITEST MICH NACH DEINEN RATH“.[18]

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Allgemein

  • Deutsches Geschlechterbuch Band 200, 13. Hamburger, S. 337-416, ISBN 3-7980-0200-2, Band 209, 15. Hamburger, S. 31-52, ISBN 3-7980-0209-6, jeweils mit weiteren Literaturnachweisen
  • Lelewel, Prot: Pamietniki i Diariusz Domu Naszego (Erinnerungen und Tagebuch meines Stammhauses), herausgegeben von Irena Lelewel-Friemannowa, Breslau/Warschau/Krakau 1966
  • Lührsen, Conrad Nikolaus: Stammtafel des Geschlechtes Jauch. Aachen 1949
  • Sellheim, Isabel: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789-1869) in genealogischen Übersichten, Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266

[Bearbeiten] Zu Einzelpersonen ohne Link

  • Brüggemann, T.: Bibliographie der Brüder (OFM) 1929-2000, Mönchengladbach 2001 (=Rhenania Franziscana, Beiheft 18), S.75-81 Werkverzeichnis Robert Jauch OFM
  • Koß, Siegfried: Jauch, Robert OFM, in: Golücke, Friedhelm: Verfasserlexikon zur Studenten- und Universitätsgeschichte, Ein bio-bibliographisches Verzeichnis, Köln 2004, Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Band 13

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Isabel Sellheim, Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789-1869) in genealogischen Übersichten, Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266
  2. Peter Feddersen, Tschaikowsky in Hamburg. Eine Dokumentation, Cajkovskij-Studien Band 8, Mainz 2006, S. 256 Porträt Wilhelmine Jauch
  3. Sämtliche genealogischen Nachweise bei Sellheim aaO
  4. Sellheim aaO S. 189
  5. Walter Hentschel, Die sächsische Baukunst des 18. Jahrhunderts in Polen, 2 Bände, Berlin 1967, Band 1, S. 425ff, Abb. Band 2, 576ff
  6. Nachkommen der Constance Jauch
  7. Kasimir Kaspar Cieciszowski in: Polski Słownik Biograficzny, Band III, S. 38
  8. Karol Maurycy Lelewel in: Polski Słownik Biograficzny, Band XVII, S. 25
  9. Adam Józef Cieciszowski in: Polski Słownik Biograficzny, Band III, S. 37; Genealogie des Adam Jozef Cieciszowski
  10. Genealogie des Jan Paweł Łuszczewski
  11. Śliwiński, M.: W kręgu historii literatury i kultury. Konrad Górski, Julian Krzyżanowski, Ignacy Chrzanowski, Tadeusz Zieliński, Czesław Milosz, Lew Szestów. Piotrków Trybunalski. NWP, 2001. ISBN 8388865056
  12. Antonio Esposito, Die Entstehung des australischen Grundstücksregisterrechts (Torrenssystem) - eine Rezeption Hamburger Partikularrechts?, Berlin 2005, S. 138
  13. Gustav Lührsen, Der Stadt Hamburg Erbe- und Rentenbuch oder Grund-Eigenthum- und Hypothekenbuch-Ordnung. Ein Gesetzentwurf, Hamburg 1860
  14. Acta Borussica, Neue Folge, hrsgg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, 1. Reihe, Band 11/I, 2002, S. 200
  15. Wolfgang Gust Der Völkermord an den Armeniern: Die Tragödie des ältesten Christenvolks der Welt 1993, ISBN 3446173730, Kap. 7; Deutsche Allgemeine Zeitung vom 30. Juni 1921, Zuschrift von Otto v. Feldmann zum Prozess gegen Soghomon Tehlirian: „Es soll und darf aber nicht geleugnet werden, daß auch deutsche Offiziere - und ich selbst gehöre zu diesen - gezwungen waren, ihren Rat dahin zu geben, zu bestimmten Zeiten gewisse Gebiete im Rücken der Armee von Armeniern freizumachen.“
  16. Lamoral Freiherr von Taxis-Bordogna, Erhard Riedel: Zur Geschichte der Freiherrn und Grafen Taxis-Bordogna-Valnigra und ihrer Obrist-Erbpostämter zu Bozen, Trient und an der Etsch, 1955
  17. Genealogie der Victoria Villiers a.d.H. der Earls of Clarendon
  18. Deutsches Geschlechterbuch Band 200, 13. Hamburger, S. 337, Abb. S. 335, ISBN 3-7980-0200-2, unzutreffend die Darstellung in: Siebmacher’s Grosses Wappenbuch, Band G. Hamburgische Wappenrolle. Nach Hamburgischen Wappenbüchern zusammengestellt von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, Neustadt 1976 (Neudruck)
Andere Sprachen
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