Johann V. von Roubaix
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Johann V. von Roubaix (frz.: Jean V. de Roubaix) (* 1368; † 1449) war Graf von Roubaix, einer Stadt im Norden Frankreichs, im damaligen Flandern.
Johann V. ist der erste Herrscher von Roubaix dem man eine nennenswerte Rolle in der Geschichte der Stadt zuschreiben kann. In einer Region, die zwischen mehreren politischen Fronten hin und her gerissen war, schloss er sich dem Haus Burgund an und kämpfte während des Hundertjährigen Krieges gegen das Königreich Frankreich.
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[Bearbeiten] Leben
Er begann seine militärische Karriere mit 14 Jahren in der Schlacht bei Roosebeke im Jahre 1382. Johann V. schloss sich daraufhin einer Gruppe flämischer Ritter an, die auf Order des Herzogs von Burgund, Johann Ohnefurcht, die Sarazenen bei Karthago bekämpften. Er gehörte später einem Heer an, dass dem König von Ungarn zur Hilfe geschickt wurde, der vom osmanischen Herrscher Bayezid I. angegriffen wurde. Während seines Aufenthalts in den Mittelmeerländern besuchte er die heiligen Stätten in Palästina. Seine erfolgreichen Missionen und Dienste gegenüber seinem Souverän, eröffneten ihm dessen Gunst, hauptsächlich in Form finanzieller Unterstützung, und machten ihn zu einem der einflussreichsten Adligen seiner Zeit. Johann V. setzte den Grundstein zum Aufstieg der Stadt Roubaix. Zu dieser Zeit befanden sich dort vereinzelte Siedlungen und eine kleine Feste, von der aus Johann regierte. Am 1. Oktober 1414 erhielt er vom Herzog von Burgund den Auftrag in seinem Machtbereich um Roubaix sieben Verwaltungsräte einzusetzen. Es handelte sich um die erste administrative Strukturierung von Roubaix. Daraufhin erhielt er 1420 das Privileg der obersten Rechtsprechung, womit diese neue kommunale Administration die Unabhängigkeit von der Nachbarstadt Lille erlangte. Es war auch Johann V. der die Bogenschützengesellschaft von Saint Sébastien ins Leben rief, die neben der Funktion eines gesellschaftlichen Zusammenschlusses zum nachgehen des beliebten Sports, auch als Gruppierung fähiger Männer dienen sollte, die dazu beitrug. die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten.
[Bearbeiten] Beteiligung im Hundertjährigen Krieg
Nach der Ermordung von Johann Ohnefurcht, 1419 in Montereau, bestätigte dessen Sohn Philipp der Gute sein Vertrauen in die Dienste von Johann von Roubaix, der zwischenzeitlich zum ersten Chambellan erhoben wurde, und somit für die Räumlichkeiten des französischen Prinzen zuständig war. Als häufig angehörter Berater des Herzogs, hatte er großen Einfluss auf die Politik und somit die Zukunft Burgunds. Das politische Bestreben Johanns Ohnefurcht und Philipps dem Guten war es, einen Puffer zwischen Frankreich, England und dem Deutschen Reich zu errichten. Ein Staat, der aus Burgund, Lothringen und den Niederlanden (dieses beinhaltete somit auch die Herrschaftsgebiete Flandern und Artois) besteht, sollte diese Aufgabe übernehmen. Die Herrschaft über diesen Staat hätte den Herzog von Burgund zum Schiedsrichter zwischen den Reichen Westeuropas gemacht. Doch diese Absicht konnte zunächst nicht in die Tat umgesetzt werden und so erhob Johann V. nach der Ermordung Johanns Ohnefurcht seine Waffen gegen den König von Frankreich (obwohl er dessen Chambellan gewesen war) und somit auch gegen Jeanne d’Arc. Der Vertrag von Arras des Jahres 1435, den Burgund mit Karl VII. unterzeichnete, beendete diese Periode indem er die Spannungen zwische Burgund und Frankreich beilegte und machte Philipps Betrater zu einem der einflussreichsten Männer seiner Zeit. Der Historiker Buzelin bezeichnete Johann V. in diesem Zusammenhang als „kleinen König“ (Regulus Roubaisii). 1424 fungierte Johann von Roubaix auch noch als Verhandlungsführer in einem Neutralitätsabkommen zwischen der Stadt Tournai und dem Herzogtum Burgund.
[Bearbeiten] Späte Jahre
Schließlich wurde Johann von Roubaix 1428 die Ehre zuteil, die Verhandlungen zur Vermählung Philipps des Guten mit Isabella, Tochter des Königs Johann I. von Portugal, zu führen Für diese Aufgabe wurde ihm der Kammerdiener des Herzogs, der damals schon bekannte flämische Maler Jan van Eyck, zur Seite gestellt. Mitunter schuf Jan van Eyck während der Reise ein Porträt von einem gewissen Bauduin de Lannoy, welches in einem Berliner Museum ausgestellt wird. Es kann jedoch mit großer Gewissheit gesagt werden, dass Johann V. von Roubaix dort abgebildet wurde. Johann begleitete die junge Prinzessin sicher bis nach Brügge, wo die Hochzeit als Kern ausschweifender Festlichkeiten gefeiert wurde. Während eben dieser Festlichkeiten, rief der Herzog am 10. Januar 1430 den Orden des Goldenen Vlieses ins Leben, der zu einem der berühmtesten Orden der Christenheit werden sollte. Der Herrscher von Roubaix, war der dritte der insgesamt 24 Ritter, aus denen der Orden zunächst bestand.
Nach einer erfüllten Karriere in der ihm zahlreiche Ehren zuteil wurden, starb Johann von Roubaix im Jahre 1449.
[Bearbeiten] Familie
Johann V. hinterließ einen Sohn namens Pierre von Roubaix (1415-1498).
Vorgänger ? |
Graf von Roubaix ca.1390-1449 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Johann von Roubaix |
ALTERNATIVNAMEN | Jean de Roubaix |
KURZBESCHREIBUNG | Graf von Roubaix |
GEBURTSDATUM | 1368 |
STERBEDATUM | 1449 |
STERBEORT | Roubaix |