Karl I. (Valois)
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Karl I. von Valois (* 12. März 1270 wohl in Vincennes, † 5. oder 16. Dezember 1325 in Nogent-le-Roi) war der vierte Sohn, der zweite erwachsen gewordene, des Königs Philipp III. von Frankreich und der Isabella von Aragon, der jüngere Bruder des Königs Philipp IV.. Aufgrund der fehlenden Nachkommenschaft unter den Söhnen Philipps IV. wurde er der Stammvater der Dynastie Valois.
[Bearbeiten] Titel
- 1284-1295 Titularkönig von Aragon und Valencia, Graf von Barcelona
- 1285 Graf von Valois
- 1293 Graf von Alençon, Graf von Chartres, Graf von Perche
- Anagni, September 1301 päpstlicher Vikar von Italien und Statthalter der Romagna
- 1302 Titularkaiser von Konstantinopel (Lateinisches Kaiserreich)
- 1314-1316 Regent von Frankreich
[Bearbeiten] Biographie
Mittelmäßig intelligent, überdurchschnittlich ehrgeizig, und leidlich habgierig sammelte Karl von Valois – als jüngerer Sohn ohne geerbten Besitz - Fürstentümer. Als Sohn, Bruder, Schwager, Schwiegersohn von Königen und Königinnen (Frankreichs, Navarras, Englands und Neapels) und – nach seinem Tod – Vater des nächsten französischen Königs und Schwiegervater des deutschen Kaisers, war sein lebenslanges Ziel eine eigene Krone zu erwerben, was ihm jedoch niemals gelang. 1280 anerkannte der Papst ihn als König von Aragón – als Sohn der Isabella von Aragon, als Vasall des Heiligens Stuhls, und in Konkurrenz zu König Peter III., der seit der Sizilianischen Vesper (1282) ein Gegner Roms war. Karl heiratete Margarete von Sizilien, Tochter des Königs von Neapel, um einen Anspruch auf Sizilien aufzubauen. Dank dieses Aragonesischen Kreuzzugs 1284-1285, den sein Vater gegen den Rat des zukünftigen Königs Philipp IV. unternahm, glaubte er ein Königreich zu gewinnen, erreichte aber nur, dass ihn die Krönung mit einem Kardinalshut, die er 1285 bekam, der Lächerlichkeit preisgab und ihm den Spottnamen eines Königs des Hutes eintrug. Er wagte niemals, das Zepter, das er sich für diese Gelegenheit hatte anfertigen lassen, und musste später den Titel auch aufgeben.
Seine größte Fähigkeit war die eines Kriegsherren. Er befehligte in 1297 erfolgreich Flandern, woraus sein Vater ein wenig voreilig schloss, dass sein Bruder auch einen Feldzug in Italien führen könne.
Karl träumte nun von der Kaiserkrone und heiratete 1301 Katharina von Courtenay, Titularkaiserin von Konstantinopel, Enkelin und Erbin des letzten Lateinischen Kaisers, Balduin II.. Mit dem heimlichen Einverständnis des Papstes, ging er an die Rettung Karls II. von Neapel. Er wurde zum päpstlichen Vikar für Italien ernannt, und verlor sich in den Wirren der italienischen Politik, kompromittierte sich durch ein Massaker in Florenz und in finanziellen Erpressungen, gewann Sizilien, wo er seinen Ruf als Plünderer festigte und kehrte – völlig in Verruf gebracht – 1301/1302 nach Frankreich zurück.
Karl nahm sein Streben nach einer Krone wieder auf, als der deutsche König Albrecht I. 1308 starb. Sein Bruder ermutigte ihn, zumal er einerseits nicht selbst das Risiko des Scheiterns auf sich nehmen wollte, andererseits es sich wahrscheinlich gut vorstellen konnte, einen Strohmann auf dem kaiserlichen Thron zu haben. Die Kandidatur scheiterte, gewählt wurde Heinrich VII. von Luxemburg.
Er profitierte auch nicht von der Zuneigung, die ihm Philipp IV., der unter der Wiederverheiratung seines Vaters litt, als einzigem leiblichen Bruder entgegenbrachte, da er sich nun mit Verantwortlichen überhäuft fand, die sein Talent bei weitem überstiegen. Es war Karl von Valois, der 1311 die königliche Gesandtschaft bei der Zusammenkunft in Tournai mit den Flamen leitete; er zerstritt sich mit Enguerrand de Marigny, der ihn offen in den Schatten stellte. Der Bruder des König verzieht diesen Affront nicht und blieb der erbittertste Feind Marignys auch nach dem Tod des Königs.
Der frühzeitige Tod Ludwigs X. 1316 ließ Karl die Hoffnung, Regent Frankreichs seit 1314, eine wichtige politische Rolle im Land zu spielen, aber er konnte seine Neffen Philipp V. nicht daran hindern, die Herrschaft selbst zu übernehmen. Beim Tod Philipps V. 1324 dachte dann niemand mehr an den Grafen von Valois. Immerhin kommandierte er in diesem Jahr noch mit Erfolg eine Armee des neuen Königs, Karl IV. in der Guyenne.
Er starb im Dezember 1325 und wurde in der Kirche Saint-Jacques in Paris beerdigt.
[Bearbeiten] Nachkommen
Karl heiratete drei Mal und hatte von seinen drei Ehefrauen 14 Kinder:
Seine erste Ehefrau heiratete er am 16. August 1290 in Corbeil: Margarete von Sizilien (* wohl 1273, † 31. Dezember 1299), Tochter des Königs Karl II. von Neapel, 1290 Gräfin von Anjou und Maine, 1297 Pair von Frankreich, sie wurde ebenfalls in der Kirche Saint-Jacques in Paris begraben
Karl und Margarete hatten sechs Kinder:
- Isabella, * 1292, † 1309, ∞ Anfang 1297 Johann III. Herzog von Bretagne, Pair von Frankreich, † 30. April 1341 in Caen
- Philipp VI. (* 1293, † 1350) 1328 König von Frankreich
- Johanna, * wohl 1294, † 7. März 1342 in Fontenelle (Abtei Saint-Wandrille), als Witwe geistlich in Fontenelle, ∞ 19. Mai 1305 in Chauny Wilhelm III., Graf von Hennegau und Holland, † 7. Juni 1337 in Valenciennes
- Margarete, * wohl 1295, † Juli 1342, ∞ Oktober 1310, nach dem 6., Guido I. von Châtillon, 1307 Graf von Blois und Dunois, † August 1342
- Karl II., † 26. August 1346 in der Schlacht von Crécy), 1325 Graf von Alençon
- Katharina, * 1299, † klein, begraben in der Abtei von Le Val-de-Séry
Seine zweite Ehefrau heiratete er am 8. Februar 1302 in Saint-Cloud: Katharina von Courtenay (wohl 1274, † 3. Januar 1308 in Paris), Tochter Philipp von Courtenay, Titularkaiser von Konstantinopel (Lateinisches Kaiserreich), 1283 Titularkaiserin von Konstantinopel Herrin von Courtenay, Blaçon etc., Titularmarkgräfin von Namur, sie wurde ebenfalls in der Kirche Saint-Jacques in Paris begraben
Karl und Katharina hatten vier Kinder:
- Johann, * wohl Ende 1302, † vor 1308
- Katharina, * Ende 1303, † Oktober 1346 in Neapel, 1308-1325 Titularkaiserin von Konstantinopel (Lateinisches Kaiserreich), 1308-1313 Herrin von Courtenay, Montargie und Blaçon, 1332 Fürstin von Achaia, ∞ 30. Juli 1313 in Fontenelle Philipp I., 1294 Fürst von Tarent, Despot von Epirus, 1313-1325 Titularkaiser von Konstantinopel, † 26. Dezember 1332 in Neapel
- Johanna, * wohl Ende 1304, † 9. Juli 1363, begraben in der Kirche Saint-Augustin in Paris, ∞ 1318 Robert III., Herr von Conches, 1329 Graf von Beaumont, † 16. August 1342 in London, begraben in der Saint Paul's Cathedral
- Isabella, * wohl 1306, † 11. November 1349, geistlich zu Poissy, 1342 Äbtissin von Fontevrault, dort auch begraben
Seine dritte Ehefrau heiratete er im Juni 1308 in Poitiers: Mathilde von Châtillon (* wohl 1293, † 3. Oktober 1358), Tochter des Guido III. von Châtillon, Graf von Saint-Pol, Gräfin von Saint-Pol, sie wurde im Kloster der Cordeliers in Paris begraben.
Karl und Mathilde hatten ebenfalls vier Kinder:
- Maria, * wohl 1309, † 6. Dezember 1328, ∞ 11. Januar 1324 per procura, persönlich zwischen wohl dem 22. Januar und Mai 1324, Karl von Sizilien, Herzog von Kalabrien, † 10. November 1328 in Neapel, begraben daselbst
- Isabella, * wohl 1313, † 26. Juli 1383 in Paris, geistlich in Saint-Marcel in Paris, dort auch begraben, ∞ 25. Januar 1337 Peter I., 1341 Herzog von Bourbon, X 19. September 1356 in der Schlacht bei Maupertuis bei Poitiers.
- Blanka (Margarete), * 1317, † 1. August 1348, begraben in Prag, ∞ 8. Mai 1329 in Prag Karl IV. von Luxemburg, 1346 Römischer König und König von Böhmen, 1355 Kaiser, † 29. November 1378 in Prag, dort auch begraben
- Ludwig, * 1318, † 2. November 1328, Graf von Chartres, begraben in der Minoritenkirche in Paris
Personendaten | |
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NAME | Karl I. von Valois |
KURZBESCHREIBUNG | Regent von Frankreich, Titularkönig von Aragon und Valencia, Graf von Barcelona |
GEBURTSDATUM | 12. März 1270 |
GEBURTSORT | wahrscheinlich Vincennes |
STERBEDATUM | 5. oder 16. Dezember 1325 |
STERBEORT | Nogent-le-Roi |