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Lahn (Stadt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die (Großgemeinde) Stadt Lahn wurde zum 1. Januar 1977 im Zuge der hessischen Kommunalreform als kreisfreie Stadt gebildet. Sie hatte ca. 156.000 Einwohner und war gleichzeitig Verwaltungssitz des damals durch Vereinigung des Dillkreises mit den Landkreisen Gießen und Wetzlar neu gegründeten Lahn-Dill-Kreises. Die Stadt umfasste die frühere kreisfreie Stadt Gießen, die Stadt Wetzlar sowie 14 weitere umliegende Gemeinden. Sie bestand allerdings nur bis zum 31. Juli 1979.

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Abweichend von den Regelungen der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) war das Stadtgebiet in Anlehnung an die nordrhein-westfälische Kommunalverfassung in Stadtbezirke unterteilt.

Lahn besaß 23 Stadtteile in sechs Stadtbezirken:

  • Stadtbezirk Heuchelheim (7.100 Einwohner)

[Bearbeiten] Widerstand und Auflösung

Hessens damaliger Ministerpräsident, der Gießener Albert Osswald (SPD), hatte die neue Großstadt zunächst noch als „Jahrhundertwerk“ bezeichnet. Sie sollte die mittelhessische Region gegenüber den beiden Zentren Frankfurt und Kassel stärken. Doch wegen des heftigen Widerstands der Bevölkerung gegen den Zusammenschluss wurde die Stadt zum 31. Juli 1979 wieder aufgelöst. Seither besteht das ehemalige Stadtgebiet aus den wieder entstandenen Städten Gießen und Wetzlar sowie den drei Gemeinden Heuchelheim, Lahnau und Wettenberg. Der Lahn-Dill-Kreis blieb erhalten, wurde jedoch um das Gebiet des wieder gegründeten Landkreises Gießen verkleinert. Danach wurde Wetzlar Kreisstadt des Lahn-Dill-Kreises und Gießen Kreisstadt des wieder gegründeten Landkreises Gießen.

Nicht nur die Abneigung der Bevölkerung vor allem im Stadtteil Wetzlar gegen die Stadt Lahn war ein Grund für die kurze Lebensdauer der künstlichen Großstadt. Im Gegensatz zu vielen anderen vereinten Städten bestand keine eindeutige zentrale Funktionsorientierung. Lahn hatte zwei Stadtkerne, die nebeneinander existierten und konkurrierten. Lahn-Gießen war Verwaltungs- Universitäts- und Einkaufszentrum, während Lahn-Wetzlar industrielles Zentrum (im Stadtteil nördlich der Lahn), Einkaufszentrum und die Altstadt, südlich der Lahn, touristisches Ziel war. Die beiden Kerne lagen etwa 15 km auseinander, dazwischen (heutige Gemeinden Heuchelheim und Lahnau) lagen eher dünn besiedelte Bereiche mit dörflich geprägten Ortsteilen. Dies alles machte eine Vernetzung und Differenzierung der Funktionen sehr schwierig.

Seitens der Einwohner von Wetzlar bestand die Befürchtung, vom seinerzeit größeren Gießen strukturell erdrückt zu werden und zu einer „Schlafstadt“ zu verkommen. Schon die Postanschrift bestärkte dieses Gefühl: Briefe nach Gießen wurden mit „Lahn 1“ codiert, Briefe nach Wetzlar mit „Lahn 2“. In der Bevölkerung wurde befürchtet, dass die Stadtteile zwischen Gießen und Wetzlar durch eine starke Ausweitung der Bauflächen ihres Charakters beraubt worden wären und die Verkehrsbelastung zwischen beiden Städten gestiegen wäre.

Auch die Wahl des Stadtnamens „Lahn“ wurde rückblickend als wenig glücklich empfunden: Zunächst war die Kombination „Gießen-Wetzlar“ geplant gewesen, später fiel die Wahl auf „Lahn“, damit die beteiligten Dörfer ihren Namen anhängen konnten. Viele Bürger empfanden den Namen jedoch als geschichtslos. Auf vielen Autos klebte der Spruch „Wenn ich Lahn seh, krieg ich Zahnweh“.

Bereits 31 Monate nach ihrer Gründung wurde die Stadt Lahn wieder aufgelöst. Vor allem für die SPD, die die Reform maßgeblich vorangetrieben hatte, blieben die Auseinandersetzungen um die Lahnstadt nicht ohne Folgen: Bei der Kommunalwahl im März 1977 kippten die mittelhessischen Wähler zahlreiche SPD-Politiker aus ihren Rathaussesseln und brachten die Christdemokraten - erklärte Gegner der Lahnstadt - an die Macht. Verlierer war am Ende vor allem die Stadt Gießen: Sie büßte ihre Kreisfreiheit ein und erhielt lediglich die ehemals selbstständige Gemeinde Lützellinden hinzu, da die Stadt bereits zu früheren Zeiten einige Eingemeindungen vornehmen konnte. Als Ausgleich siedelte die Regierung dort 1981 das Regierungspräsidium Mittelhessen an. Wetzlar dagegen ging mit der Eingemeindung von acht Umlandgemeinden, die ohnehin bereits bis auf drei (Dutenhofen, Münchholzhausen und Blasbach) fest mit der Stadt verwachsen waren, eher gestärkt aus der gescheiterten Fusion hervor.

[Bearbeiten] Die Kennzeichen-Posse

Lahn erhielt den Buchstaben L als KFZ-Kennzeichen. Dieser Buchstabe war ursprünglich für den Fall einer Wiedervereinigung für die Stadt Leipzig reserviert. Das Vorgehen wurde von manchen Kritikern als Provokation seitens der sozialliberalen Bundesregierung aufgefasst. Manche sahen darin sogar eine de-facto-Anerkennung der deutschen Teilung. Nach der Auflösung Lahns behielt der neu entstandene Lahn-Dill-Kreis zunächst das „L“-Kennzeichen. Als die deutsche Wiedervereinigung 1990 aber doch Wirklichkeit wurde, musste das Kennzeichen, wie ursprünglich geplant, an Leipzig abgegeben werden. Der Lahn-Dill-Kreis vergibt seit 1991 das Kennzeichen LDK.

Die Leipziger und „Lahner“ Kennzeichen können ab 1990 voneinander anhand der Ziffernanzahl unterschieden werden. Leipziger Kennzeichen (ohne B,F,G,I,O,Q) haben vier Ziffern, die alten Kennzeichen des Lahn-Dill-Kreises hatten Kennzeichen aus dem Nummernbereich L-AA 100 bis L-ZZ 100. Während der übrige Nummernbereich zuzüglich L-A 1000 ff. der Stadt Lahn bis 31.07.1979 vorbehalten war Zum Ausschluss von Verwechslungen werden von der Stadt Leipzig nur Kennzeichenkombinationen von L- AA 1000 bis L-TZ 1000 und L-F 1000 bis L-T 1000 und vom Landkreis Leipzig nur Kennzeichenkombinationen von L-UA 1000 bis L-ZZ 1000 und L-U 1000 bis L-Z 1000 vergeben. Da die Buchstaben B,F,G,I,O,Q zur Zeit des Lahn-Dill-Kreises noch nicht ausgeteilt wurden stehen weitere Kombinationen, die diese Buchstaben enthalten für Leipzig zur Verfügung. Die Aufteilung von Kombinationen mit diesen Buchstaben auf die Stadt Leipzig und den Landkreis Leipzig ist unübersichtlich.

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