Nahe (Fluss)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Nahe | |
---|---|
Einzugsgebiet der Nahe und ihrer Zuflüsse |
|
Daten | |
Lage | Saarland (Landkreis St. Wendel), Rheinland-Pfalz (Landkreise Birkenfeld, Bad Kreuznach, Mainz-Bingen) |
Länge | 116 km |
Quelle | Bei Nohfelden-Selbach |
Quellhöhe | 410 m ü. NN |
Mündung | In Bingen in den Rhein |
Mündungshöhe | 88 m ü. NN |
Höhenunterschied | 322 m |
Einzugsgebiet | 4.065 km² |
Mittelstädte | Idar-Oberstein, Bad Kreuznach, Bingen |
Kleinstädte | Birkenfeld, Kirn, Sobernheim, Bad Münster am Stein-Ebernburg |
Rechte Nebenflüsse | Glan, Alsenz, Appelbach, Wiesbach |
Linke Nebenflüsse | Söterbach, Traunbach, Schwollbach, Idar, Fischbach, Hahnenbach, Simmerbach / Kellenbach, Ellerbach, Guldenbach, Gaulsbach / Hoxbach |
Die Nahe (lat.: Nava, urspr. kelt.: Wilder Fluss) ist ein etwa 116 km langer linker Nebenfluss des Rheins im Saarland und in Rheinland-Pfalz.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verlauf
Der Fluss, der das Nordpfälzer Bergland vom Hunsrück trennt, entspringt am Waldrand nordwestlich von Nohfelden-Selbach im Saarland. Die gefasste Quelle liegt etwa 4 km südwestlich des Bostalsees, den die Nahe im Südosten umfließt. Nach der Passage des Hauptortes von Nohfelden verlässt sie das Saarland in nordöstlicher Richtung und überquert die Grenze zu Rheinland-Pfalz.
Weiter in diese Richtung führt der Flusslauf unter anderen durch Hoppstädten-Weiersbach, Idar-Oberstein (dort ist die Nahe mit der B 41 überbaut), Kirn und Bad Sobernheim nach Niederhausen. Über Bad Münster am Stein, Bad Kreuznach und Gensingen gelangt die Nahe - nun in nördlicher Richtung - nach Bingen, wo sie am Rheinknie von Süden her in den Rhein mündet.
[Bearbeiten] Stauseen
Die Gänsmühle in Martinstein nutzt das Wasser des leicht aufgestauten Flusses zur Stromgewinnung. Bei Niederhausen durchfließt die Nahe den gleichnamigen Stausee, der sich hinter einer Staustufe befindet und 800.000 m³ Volumen besitzt. Der Kammerwoog als weiteres Stauwerk liegt unmittelbar oberhalb von Idar-Oberstein. Hier wird bei Bedarf das Durchflussvolumen der Nahe reguliert, da der Fluss in Idar-Oberstein unter der Naheüberbauung nur über einen beschränkten Pegel verfügt.
[Bearbeiten] Hydrologie
Das Einzugsgebiet der Nahe umfasst eine Fläche von 4.065 km². Aufgrund dieses im Vergleich zur Flusslänge großen Einzugsgebietes können im Mittel- und Unterlauf innerhalb von wenigen Stunden sehr starke, aber auch schnell abfließende Hochwässer auftreten. Dabei kann es in Bad Kreuznach zu Abflussmengen von über 1.000 m³/s, an der Mündung von über 1.300 m³/s kommen.
Die Ausdehnung des Einzugsgebietes ist der Karte zu entnehmen. Seine Grenzen sind im Uhrzeigersinn, beginnend im Osten:
- die Rheinhessische Schweiz (Wasserscheide zum Rhein)
- das Donnersberg-Massiv (Wasserscheide zu Selz und Rhein)
- das Nordpfälzer Bergland (Wasserscheide zu Pfrimm und Rhein gen Osten sowie zu Wallhalb und Schwarzbach gen Süden)
- der Hunsrück (Wasserscheide zu Prims und Saar gen Süden bzw. zur Mosel gen Nordwesten)
- der Binger Wald (Wasserscheide zum Rhein gen Norden)
[Bearbeiten] Pflanzenwelt
Seit dem 19. Jahrhundert sind das Nahetal und das südöstlich davon gelegene Nordpfälzer Bergland Ziel in- und ausländischer Botaniker und Naturfreunde. Durch zahlreiche naturwissenschaftliche und heimatkundliche Veröffentlichungen wurde bekannt, dass dort in großer Zahl wärmeliebende Pflanzenarten vorkommen, die ihre Hauptverbreitung teils in Südeuropa, teils in den Steppengebieten von Osteuropa bis Asien haben.
Diese Pflanzen sind in einer nacheiszeitlichen Wärmeperiode nach Europa eingewandert. Als danach das Klima erheblich kühler und feuchter wurde, starben sie im größten Teil Deutschlands wieder aus und überlebten nur an Stellen, wo aufgrund besonderer geographischer Gegebenheiten kleinräumig weiterhin die Wärme und die Trockenheit herrschten, an die sie angepasst sind.
Im Nahetal und seinen Seitentälern sind dies vor allem Felshänge, die nach Süden oder Südwesten gerichtet sind, und auf welche im Sommer die Sonnenstrahlen in steilem Winkel auftreffen. An heißen Sommertagen entwickeln sich dort wahrlich steppenhafte Verhältnisse mit Bodentemperaturen von 60 Grad oder mehr. Aber nicht nur Felsen, sondern auch Laubwälder und Gebüsche, welche weniger felsige Steilhänge bedecken, weisen ein ziemlich warmes und trockenes Lokalklima auf und sind geeignete Lebensräume für wärmeliebende und trockenheitsertragende Pflanzen, deren Gesamtheit man als Xerothermvegetation bezeichnet.
Die Vielzahl steiler und teils felsiger Hänge im Nahegebiet rührt daher, dass die Nahe und ihre Nebenbäche durch eine Hebung der Erdoberfläche in geologisch junger Zeit dazu gebracht wurden, größeres Gefälle zu entwickeln. Vor allem in Schmelzperioden während der Eiszeiten, als hier Tundrenklima herrschte und der Boden nicht durch eine dichte Vegetation geschützt war, kam es zu starker Erosion durch die reißende Strömung der Bäche und Flüsse. Je nachdem, wie hart der Gesteinsuntergrund war, entstanden dabei enge Täler mit schroffen Felshängen oder weiträumige, sanft geformte Täler. Im Nahegebiet ist der häufige Wechsel zwischen beiden reizvoll. Dass es jedoch im Vergleich mit Nachbargebieten ungewöhnlich viele enge und felsige Talstrecken gibt, hat damit zu tun, dass der geologische Untergrund des Nahegebietes an vielen Stellen aus harten vulkanischen Gesteinen besteht. Diese stammen aus der geologischen Epoche des Rotliegend gegen Ende des Erdaltertums. Damals herrschte im Bereich des Nahegebietes ein lebhafter Vulkanismus.
Das rötliche Vulkangestein Rhyolith verwittert in den höher gelegenen, niederschlagsreicheren Teilen des Nahegebietes zu relativ saurem Boden. Dort ist die typische Flora nur schwach vertreten. In der Gegend um Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein jedoch herrscht warmes und recht trockenes Klima. Dort liefert der Rhyolith bei der Verwitterung neutrale bis basische Böden, auf denen sich geradezu ein „Hot Spot“ botanischen Artenreichtums entwickelt hat. Dieser beruht auch darauf, dass sich die Nahe dort durch ein mächtiges Rhyolithmassiv genagt und dabei grandiose Felshänge geschaffen hat, darunter den berühmten Rotenfels, der fast 120 m hoch nahezu senkrecht aufragt und die höchste Felswand Deutschlands außerhalb der Alpen ist. Er präsentiert sich als riesiger Natur-Steingarten.
Ideale Standorte für die wärmeliebende Flora bietet auch das basischere Vulkangestein Andesit, dessen Vorkommen sich über das gesamte Nordpfälzer Bergland verteilen. Mehrmals musste sich die Nahe durch Andesit-Querriegel hindurchnagen, weshalb botanisch bedeutsame Felshänge, die größtenteils als Naturschutzgebiete geschützt sind, wie Perlen einer Kette ihren Lauf begleiten. Genannt seien der Hellberg bei Kirn, der Flachsberg bei Martinstein und der Gangelsberg bei Duchroth.
Der Oberlauf der Nahe durchquert das Andesitplateau von Baumholder. Es entstand zur Zeit des Rotliegend als riesige Lavadecke mit einem Durchmesser von rund 20 Kilometern. An seinem Rande liegt die Edelsteinstadt Idar-Oberstein, wo es nochmals einen Höhepunkt des botanischen Reichtums gibt. Die Stadt ist geradezu in Felshänge eingebettet. Flussaufwärts von Idar-Oberstein klingt die Xerothermvegetation allmählich aus, da das Klima dort kühler und feuchter wird.
Ebenfalls im Bereich des Andesitplateaus liegt der fast 12.000 Hektar große Truppenübungsplatz Baumholder, der zugleich ein hervorragendes Naturreservat darstellt. Durch das extensive Befahren mit Kettenfahrzeugen und die Beweidung durch Wanderschafherden blieb dort geradezu die Agrarlandschaft des frühen 20. Jahrhunderts erhalten. Das aus militärischen Gründen erforderliche Betretungsverbot garantiert dort einen besonders wirksamen Schutz von Fauna und Flora.
[Bearbeiten] Tourismus
Die als Naheland bezeichnete Region bietet vielfältige touristische Anreize:
- Nahe-Radweg – Der Nahe-Radweg ermöglicht ein Kennenlernen des gesamten Flussverlaufs von der Quelle bis zur Mündung.
- Weinbaugebiet Nahe – Die Landschaft an der mittleren und unteren Nahe ist als Weinbaugebiet Nahe bekannt, das trotz seiner geringen Größe schon sieben Deutsche Weinköniginnen gestellt hat.
- Burgen und Schlösser – Auf den Höhen von Hunsrück und Nordpfälzer Bergland zu beiden Seiten des Flusses liegen zahlreiche Burgen und Schlösser, so die Ebernburg, auf welcher 1481 der rebellische Ritter Franz von Sickingen geboren wurde.
- Schinderhanneshöhle – Nur 9 km nördlich der Nahe soll sich um 1800 der Räuber Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“, in einer Höhle im Soonwald versteckt gehalten haben, die heute nach ihm „Schinderhanneshöhle“ heißt.
- Bauwerke – Einen Besuch wert sind auch das Edelsteinmuseum in Idar-Oberstein oder in Bad Kreuznach die Kuranlagen mit Thermal- und Solebädern sowie die Brückenhäuser. Auch ist die Altstadt von Monzingen mit seinen historischen Gebäuden wie dem weltbekannten Alt'sche Haus und anderen sehenswerten Bauwerken immer einen Ausflug wert.
- Flughafen Hahn – Genau auf und entlang der Wasserscheide - auf den Höhen des Hunsrücks - liegt der Flughafen Hahn (s. Karte).