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Postmoderne Architektur

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Als Postmoderne Architektur wird eine Stilrichtung in der Architektur, ein Architekturstil, bezeichnet, der ausgehend von den Ideen der Postmoderne in den 1980er-Jahren in westlichen Ländern große Bedeutung erlangte. Heute gilt die Postmoderne bereits als Teil der Architekturgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kritik an der Moderne

Aldo Rossi, Gebäude in Perugia
Aldo Rossi, Gebäude in Perugia

Jane Jacobs kritisierte in ihrer 1961 veröffentlichten Analyse "The Death and Life of Great American Cities" die Entwicklung der amerikanischen Großstädte hin zu seelenlosen Gebilden ohne erlebbare Dichte und menschliche Qualität. Etwa zeitgleich beschäftigte sich auch Robert Venturi mit der durch die Architektur der Moderne geprägten amerikanischen Stadt in "Complexity and Contradiction in Architecture" (1966). In diesem berühmt gewordenen Werk konzentriert sich seine Kritik vor allem auf die fehlende Ikonologie und die Sprachlosigkeit moderner Architektur, was von ihm als Grund für das Ausbleiben menschlicher Dimensionen in derartiger Architektur und den von ihnen geprägten amerikanischen Großstädten verstanden wurde. Ironie in der Architektur wird bei Venturi großes Gewicht beigemessen, was die von ihm geforderte erzählerische Komponente von Architektur beispielhaft deutlich macht.

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart von James Stirling
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart von James Stirling

Die Bedeutung der Theorie für die Praxis zeigt sich zeitlich recht dicht folgend in dem Abriss von einigen aus Plattenmodulen errichteten vierzehnstöckigen Appartmenthäusern in St. Louis im Jahre 1972. Sie waren gerade zwanzig Jahre zuvor durch den Architekten Minoru Yamasaki errichtet worden und hatten damals immerhin eine sehr positive Aufnahme unter den Architekten der fünfziger Jahre gefunden. Ähnliche Bauprojekte wurden in den fünfziger Jahren in Westeuropa und USA an vielen Stellen begonnen, das vielleicht berühmteste dieser modernen Experimente war Le Corbusiers unité d'habitation in Marseille. Der Ostblock folgte dieser Richtung in den späten sechziger Jahren mit der, vor allem im durch den Krieg immer noch gezeichneten Ostdeutschland, stark ausgeprägten Plattenbauweise.

Literatur: Flagge, Ingeborg; Schneider, Romana: Revision der Postmoderne. Post-modernism revisited. Hamburg, Junius Verlag 2004. ISBN 3885065460

[Bearbeiten] Die Sozialistische Postmoderne (1980-1990)

In den sozialistischen Staaten des Warschauer Paktes setzte die Entwicklung der postmodernen Architektur, begünstigt von einer politischen Kehrtwende im kulturellen und städtebaulichen Planungsbereich, erst ab den frühen Achtzigern ein. Speziell in den Stadtzentren der DDR und Polens, die durch Kriegszerstörungen und einen monolithisch-brachialen Wiederaufbau sowohl in klassizistischer wie modernistischer Art ihrer alten Strukturen -und Grundfunktionen als Stadtmitten- entledigt worden waren, besann man sich auf die Notwendigkeit einer abschließenden Verdichtung der alten Ortskerne im Sinne mitteleuropäischer Traditionen. Aufgrund der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage und der Nichtverfügbarkeit vieler westlicher Baumaterialien wurden durch Architektenkollektive vorwiegend Konzepte auf Basis der Plattenbauweise erarbeitet. Weit stärker als die ironisierende, vom individuellen Geschmack des Architekten abhängige Postmoderne des Westens war das "kritisch-traditionalistische Bauen" des Sozialismus kulturpolitisch themen- und plangebunden und kann als verspätete, kritsche Fortführung der Nationalen Bautraditionen der Fünfziger angesehen werden. Im Unterschied zu dieser politisch-ideologisch überfrachteten (Kampf)Architektur prägten nun relative Kleinteiligkeit, fast biedermeierliche Unpolitischkeit und eine maßstäbliche Orientierung der Neubauten an überlieferten Stadtgrundrissen die neuen Prämissen der Städteplanung.

Wiederherstellung der alten, regionalen Stadtbilder in neuem, aufwendigen Rahmen, beispielsweise beim Fünfgiebelhaus in Rostock oder den Bauten am Gendarmenmarkt ("Platz der Akademie") in Berlin, gingen Hand in Hand mit einer recht uniformen Neu- und Umgestaltung "zweitrangiger" Quartiere durch seriell gefertigte Plattenbauten, die sich von ihren Vorgängern der Sechziger und Siebziger Jahre nur durch gewinkelte Grundrisse, wenige neugefaßte Plattenelemente im Eingangs- und Treppenbereich sowie ein standardisiertes Pult- oder Mansarddach unterschieden. Beispiele für diese, weitaus häufigste Form der sozialistischen "Stadtsanierung" waren Brunos Warte in Halle, der Norden der Erfurter Innenstadt, das Hafenviertel in Rostock, das wendische Quartier in Cottbus sowie die Umgestaltung des Stadtkerns von Gera im Raum der Greizer Straße. Vorausgehend wurden allerdings die existierenden Stadtquartiere, oft in ruinösem Zustand, großflächig abgerissen und die gewachsenen Stadtbilder weiter standardisiert. Gerade in den kleineren Städten der DDR sowie der VR Polen (oft kriegszerstörte Kerne in den sogenannten "wiedergewonnenen Gebieten", z.B. Glogau, Liegnitz, Cammin, Elbing oder Brieg) bestand von offizieller Seite keine Alternative zur Flächensanierung, da staatliche Zuschüsse und Mittel zur Einzelsanierung sehr begrenzt bzw. überhaupt nicht vorhanden waren. Die wenigen Mittel flossen zumeist in die Sanierung intakter Stadtkerne, z.B. Quedlinburg, Greifswald oder Freiberg in der DDR; Danzig, Breslau und Hirschberg in der VR Polen, Budweis, Krumau, Brünn in der CSSR. Allerdings sind postmodern anmutende, expressive Bauformen sowohl bei Gesellschafts- wie Wohnbauten in der VR Ungarn sowie der CSSR seit den Siebzigern keine Seltenheit mehr gewesen. Diese Postmoderne zitierte offener westliche Vorbilder und spielerische Ironien als die ernsthaftere DDR-Architektur. Abseits der Stadtkerne fand vor allem in der DDR die Postmoderne Anwendung als Lückenfüller und Platzhalter in gründerzeitlichen Stadträumen; hier aufgrund der ähnlichen Grundrißstrukturen, der ähnlichen Dachgestaltung (Pult- bzw. Mansarddächer) und Blockhaftigkeit zweckdienlicher als in vormals verwinkelten Altstädten wie Erfurt oder einer strengen Sechzigermoderne konträr gegenübergestellt, wie in Dresden (Neumarkt). In jedem Falle stellten die Neubauten angesichts der verheerenden Zustände von Altbauquartieren und den unzureichenden Qualitäten der industriellen Wohnbauten vorangegangener Jahrzehnte eine Verbesserung der Wohnqualität dar und waren bei der Bevölkerung begehrt.

Anders als in den Fünfziger Jahren fand über die Neuerforschung und Interpretation des baulichen Kulturerbes hinaus auch erstmalig eine differenzierte Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Kultur des Westens statt, auf die man sich mehr oder weniger bewußt in Architektursprache und kulturhistorischer Begründung bezog. Neben dem konventionellen Historismus suchte man auch nach einer Neupositionierung zum Jugendstil, der in der staatlichen Forschung ebenfalls bis dahin ignoriert und als bürgerlich-dekadente Träumerei verfemt worden war und nun zum Untersuchungsobjekt wurde. Der Friedrichstadtpalast in Berlin, eine bizarre Mischung aus Art Deco- und Jugendstilelementen an einem ansonsten monolithischen Baukörper, ist das wohl herausragendste und umstrittendste Werk dieser Episode. Gleichzeitig begann man in den Planungsbehörden, die offene Zusammenarbeit mit westlichen Stellen und Unternehmen zu suchen und sich an westlichen Vorbildern neu zu orientieren. Besonders wurde diese politische Kehrtwende beim Bau repräsentativer Hotel- und Gesellschaftsbauten in Berlin und Dresden (Interhotels) deutlich, für deren Ausführung bzw. Hilfestellung man "unverdächtige" westliche Firmen aus Schweden, Dänemark, Frankreich und Japan beauftragte. Bekannte Objekte waren hierbei die Hotelbauten am Neumarkt und das Bellevue in Dresden sowie das heutige Hotel Hilton in Ost-Berlin. In unmittelbarer Nachbarschaft an letzteres entstanden am heutigen Gendarmenmarkt in Berlin eine ganze Reihe repräsentativer Wohn- und Geschäftsbauten, die sich beinahe rekonstruktiv an historische Vorbilder anlehnten, jedoch unter Beibehaltung der Plattenbauweise. Weniger rekonstruktiv und authentisch, dafür umso umstrittener und politisch aufgeladen, wird das Nikolaiviertel in Berlin heute als stellvertretend für die DDR-Postmoderne, ihrer Stärken und Schwächen überhaupt angesehen. In gewissem Maße ist das Nikolaiviertel in stärkerem Maße an die Bauphilosophie der westlichen Postmoderne angelehnt, die eine vollständige Rekonstruktion und einhergehende Traditionalismen ebenfalls ablehnte, daher Ornamente sowie Bauformen eher abstrahierte als kopierte. Die ideologische Widersprüchlichkeit zwischen sozialistischem Anspruch und der Hinwendung zu "bürgerlichen" Bauformen blieb auch hier bestehen, verschärft durch eine durch bezugloses Zitieren und Verfremden traditioneller Stilformen, willkürliche Translotierung rekonstruierter Gebäude (Gaststätte "zum Nußbaum) hervorgerufenen Kitsch-Debatte im In- und Ausland.

Beide Quartiere wurden ungeachtet stilistischer und ideologischer Diskussionen auch aus anderer Sicht kritisch gesehen. Gerade aufgrund ihrer Aufwendigkeit und Qualität, die sich von den Neubauten der Provinz beträchtlich unterschied, waren sie für den Rest der DDR-Bevölkerung ein Beispiel für eine zunehmende Abgehobenheit der DDR-Führung, aufgrund derer man sich in teure Repräsentation und widersprüchliche Anbiederung an westliche Devisenbringer flüchtete, derweil man der Normalbevölkerung die Annehmlichkeiten der Westöffnung weiterhin vorenthielt. Beispielsweise waren die Hotelbauten wie das "Bellevue" in Dresden ausschließlich als Devisenhotels ausgewiesen und nicht für Ostmark-Besitzer vorgesehen.

Gegen Ende der DDR wurden die Entwürfe und Neubauten jedoch zunehmend westlicher, d.h. der Anteil an Glasfassaden, Flach- und Terrassendächern und aufwendigen Baumaterialen - in Widerspruch zur fortschreitenden Wirtschaftsmisere - höher, auch wurde die Plattenbauweise aufgrund ihres begrenzten Formenrepartoires zunehmend hinterfragt. In neuen Plänen und Bauaustellungen der Wendezeit, z.B. für die Innenstadt von Leipzig, zeigten sich vor dem Mauerfall bereits die künftigen Formen der stahl- und glasgeprägten Investorenmoderne, welche bald die Nachwendezentren ostdeutscher Städte prägen sollten.

Quellen: Zeitschrift "Architektur der DDR" Ausg. 1981-1990, Verlag für Bauwesen Berlin, DDR http://www.das-neue-dresden.de "Stadtsanierung", Verlag für Bauwesen Berlin, DDR 1989

[Bearbeiten] Die Theorie

Wenn der große Wendepunkt in der Architekturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts – weg von der Ideologie der Moderne („Form follows Function“), hin zu der von Venturi propagierten erzählerischen Vielfalt – mit dem Abriss der Häuser von St. Louis gleichgesetzt wird, geht dies auf den amerikanischen Architekturtheoretiker Charles Jencks zurück. Jencks hat in seinem Buch The Language of Postmodern Architecture das Bild von der Zerstörung der Siedlung, welches seither um die Welt geht, genutzt, um symbolisch das Ende der klassischen Moderne zeitlich festzuschreiben.

Venturi war es wiederum, der hier weiterdachte und zusammen mit Denise Scott und Steven Izenour in Learning from Las Vegas (1972) auf die Verspieltheit der Architektur von Las Vegas als möglichen Ausweg verwies. Diese Auffassung von Venturi sollte sich auch in seiner Baupraxis niederschlagen. So nimmt das mit seinem Partner John Rauch 1976 errichtete Tucker House, Katonah/N.Y., historische Referenzen ebenso auf wie sein Brant-Johnson House in Vail, Colorado.

Der „dekorierte Schuppen“ ist ein Thema von Venturi/ Scott-Brown, bei dem darauf hingewiesen wird, dass – wie in Las Vegas – einem Gebäude, das eigentlich eine banale Kiste ist, durch eine beliebige Fassade jegliches Aussehen gegeben werden kann. Der französische Philosoph Jean Baudrillard liefert zu dem Phänomen des Simulierten und des Simulacrum den theoretischen Hintergrund, indem er erklärt, dass sich der Anschein – hier die Fassade – zunehmend nicht nur löst, sondern komplett verselbstständigt. Die Dekoration ist dabei beliebig – kann also auch über historische Motive versuchen, Geborgenheit zu simulieren oder gar in der menschlichen Wahrnehmung zu erzeugen.

Diese Spielart der architektonischen Postmoderne wird nicht von großen Architekten entwickelt, sondern von ihnen in der Alltagsarchitektur entdeckt und weiterverwendet.

In The Language of Postmodern Architecture hat Charles Jencks auch erstmals all jene verschiedenartigen Ansätze zusammengefasst, die Auswege aus der Krise einer von Bauträgern funktionalisierten Sprache der Moderne aufzeigten. Damit hatte der in London lebende Jencks entscheidend zur Popularisierung einer „neuen“ Architektur beigetragen, als sein Buch in viele Sprachen übersetzt wurde (auch auf deutsch: Die Sprache der postmodernen Architektur, DVA) und eine hohe Auflage erreichte.

Der Begriff der „Postmoderne“ selbst geht jedoch zurück auf einen Diskurs, der unter Philosophen in Frankreich geführt wurde. Geprägt hat ihn dort Jean-François Lyotard („Das postmoderne Wissen“, „Postmoderne für Kinder“; Passagen, Wien), was Jencks geflissentlich verschwieg.

Im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung postmoderner Architektur – mit der Motivik klassischer Architektur (Säulenreihen, Architrave und Gesimse) – seit der zweiten Hälfte der siebziger Jahre, hat Lyotard stets betont, dass es der Postmoderne darum gehen müsse, „einige Wesenszüge der Moderne zu re-digieren“.

Ausschlaggebend für diese Neuformierung der Architektur war die Biennale von Venedig im Jahr 1980, wo eine Gruppe von amerikanischen und westeuropäischen Architekten Entwürfe für eine Ausstellung mit dem Titel Die Gegenwart der Vergangenheit anfertigten.

[Bearbeiten] Grundsätze und Merkmale

Die Postmoderne ist eine Architektur der Erinnerung. Sie sieht die Tradition nicht als etwas, das überwunden werden muss (so wie es in der Moderne geschah), sondern betrachtet sie als Sammlung von Möglichkeiten, derer sie sich bedient. Die Zurückbesinnung auf geschichtliche Vorbilder und Wurzeln wurde somit zum leitenden Gedanken. Es werden Stilelemente der Vergangenheit zitiert, ohne dass diese zwingend einen funktionellen Zweck erfüllen müssen. Somit entstehen Verweise auf einzelne Motive, vergangener Epochen, nicht auf ganze Stile. Das heißt, dass der „Direkte Historismus“, der Vorbilder bedenkenlos nachahmt, abgelehnt wurde. Es sollte sich bei den postmodernen Gebäuden immer um eine Mischung zwischen der entfremdenden und ironischen Verwendung von historischen Elementen und den individuellen Schöpfungen des Architekteten mit eigener Formsprache und Rationalismus handeln. Dabei wurde das Bauwerk zum Zitatenspiel der Architekturepochen und widersetzte sich somit seiner bloßen Funktionalität. Das führt zu einem weiteren Grundsatz der postmodernen Architektur. Die Postmoderne lehnt bloßen Funktionalismus ab. Die Fassade wird zum Bedeutungsträger des Gebäudes und bewirkt, dass postmoderne Bauwerke Geschichten erzählen. Das wird durch die Verwendung von Schmuck, Ornamenten, Symbolen oder Zeichen erreicht. Der verwendete Beton ist kaum sichtbar, da er mit verschiedensten Materialien verziert werden kann. Neben den oft provozierend bunten Farben wird auch Glas gerne verwendet. Weiterhin soll sich die geschaffene Architektur in Vorhandenes einordnen und dieses ergänzen. Ein weiterer Grund, weshalb die Postmoderne keinen Einheitsstil, sondern vielmehr eine Architektur für den spezifischen Ort darstellt. Durch die Anwendung dieser Grundsätze entsteht eine unverwechselbare, überraschende und zugleich phantasievolle Architektur, die in keine Schublade passt. Grundsätzlich gilt: Nicht form follows function, sondern form follows fiction.

Die postmoderne Architektur erklärte den bereits genannten „dekorierten Schuppen“ zum Ziel. Die wichtigste Rolle bei der „Wiederentdeckung der Stile“ spielte allerdings die Säule. Die Postmoderne setzte dabei hauptsächlich auf die Anwendung antiker, klassizistischer Architektursprache. Regionale Stilvariationen haben dabei weniger eine Rolle gespielt. Daher ist es nicht ohne Grund zum Vorwurf dürftiger geistiger Untermauerung der Postmoderne gekommen. Die Beliebigkeit und die zunehmende Verspieltheit haben den sachlich richtigen Anspruch einer Reform der Moderne konterkariert. Nach der durch die Postmoderne ausgelösten Wiederentdeckung der Stile ist eine richtige Anwendung jedoch meist ausgeblieben. Je nach urban-monumentaler Prägung des Gebäudes hätten die verwendeteten Stilmerkmale der vernakulären und der monumentalen Bauweise abgestimmt werden müssen.

Eine Renaissance der Postmoderne ist nur denkbar in der Form eines kritischen Regionalismus, der sich selbst nicht durch szeniastische Spielereien in Frage stellt.

[Bearbeiten] Architekten und Gebäude

Charing Cross Station, London,  von Terry Farrell
Charing Cross Station, London, von Terry Farrell

Die historisierende Postmoderne, mit der sich Jencks befasst, treibt ihre skurrilsten Blüten in Großbritannien bei dem Architekten Terry Farrell. Ein formal wie intellektuell viel strengerer Ansatz findet sich bei dem deutschen Architekten Oswald Mathias Ungers sowie bei dem italienischen Architekten Aldo Rossi.

Hier spielen auch vielfach urbanistische (also städtebauliche) Gedanken eine Rolle, wobei diese Überlegungen auch schon aus Zeiten stammten, da Vertreter der Moderne ihre eigene Zunft zu reformieren suchten, z. B. beim Team X.

Stark historisierende Ansätze findet man auch bei den Gebrüdern Rob und Leon Krier, die aus Luxemburg stammen. Rob Krier wurde zum Beispiel für seine Bebauung der Ritterstraße in Berlin-Kreuzberg zur Zeit der Internationalen Bauaustellung 1984 (IBA) sehr bekannt.

Michael Graves wurde mit seinem „Portland-Building“ in Portland, Oregon bekannt und baute lange für den Disney-Konzern.

Die Architekturdiskussion lässt sich seither auf die Polarität zwischen einem Rückgriff auf kulturelle Identitäten der Vergangenheit ('Giebelmoderne') und Vorgriffen auf Möglichkeitsformen ('Stil-Pluralismus') verkürzen. Der Stil-Pluralismus setzt (Dekonstruktivismus, 'Blobs' etc.) als Gegengewicht zum verbindlichen Kanon der Architekturgeschichte radikal auf das Neue, Experimentelle und jene Optionen, welche sich der Architektur durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse eröffnen.

Zum emblematischen Sinnbild postmoderner Architektur wurde das AT&T Building in New York City (1978-84), ein Wolkenkratzer, den Philip Johnson und sein Partner John Burgee mit einem gesprengten Giebel nach Art einer Chippendale-Standuhr abschlossen.

Als die bedeutendsten postmodernen Bauten in Deutschland gelten das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach von Hans Hollein, das 1982 eröffnet wurde, die Staatsgalerie in Stuttgart von James Stirling, die 1984 eröffnet wurde und der Messeturm in Frankfurt/M. von Helmut Jahn. Bereits 1969 entstand in Wesseling bei Köln das Haus Nagel von Heinz Bienefeld, das Gebäude wurde jedoch erst in den 1980er Jahren als postmodern "entdeckt".

[Bearbeiten] Weitere Architekten

[Bearbeiten] Wie geht es weiter?

Nachdem sich die 1990er Jahre gestalterisch anscheinend von der dekorativen Postmoderne abgewandt hatten, scheint es nun eine Renaissance zu geben.

In den USA sehnt man sich zurück zu „Small Town America“ des frühen 20. Jahrhunderts. Der Disney-Konzern hat – neben vielen anderen Bauträgern – die bekannteste Siedlung des sogenannten New Urbanism geschaffen: Celebration (Florida), eine Siedlung, die Kleinstadtleben simuliert, von der Umgebung eleganterweise nicht durch einen Zaun, sondern Wasserflächen getrennt ist und mit historisierenden Gebäuden im Stil des 18. und 19. Jahrhunderts bebaut ist.

In Deutschland sehnt man sich zurück, man vermisst alte Gebäude. So soll in Berlin das Schloss wieder aufgebaut werden – bzw. moderne Gebäude mit den historisierenden Fassaden. Der „dekorierte Schuppen“ begrüßt den Betrachter in dem alltäglichen Baugeschehen auch immer öfter. In stadtnahen Gewerbegebieten oder an den Autobahnen werden die großen „Trapezblechkisten“ gerne dekoriert. Besonders, wenn Konsumerlebnisse erwünscht sind, kann wie z.B. beim CentrO, einem großen Einkaufszentrum in Oberhausen oder in Factory-Outlet-Center wie bei Wertheim oder Ingolstadt, eine komplette Phantasiestadt simuliert werden.

In den Niederlanden, lange das europäische "Labor" für moderne Architektur, ist anscheinend ebenfalls ein Wendepunkt erreicht; neue Wohnbauprojekte werden z.B. in Form eines Wasserschlosses gebaut.

Die Boomstädte Asiens bedienen sich bei ihren Großprojekten ebenfalls gerne im unbegrenzten Repertoire der Gestaltung: historisierende asiatische Elemente werden mit westlichen genauso kombiniert wie klassische Moderne mit neuen High-Tech-Fassaden.

[Bearbeiten] Weblinks

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