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Roald Amundsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt den Polarforscher Roald Amundsen. Für eine Beschreibung der Brigg Roald Amundsen siehe Roald Amundsen (Schiff)
Amundsen am Südpol
Amundsen am Südpol

Roald Engebreth Gravning Amundsen (* 16. Juli 1872 in Hvidsten/Fredrikstad bei Oslo, verschollen und vermutlich † 18. Juni 1928 in der Arktis nahe der Bäreninsel) war ein norwegischer Polarforscher. Er erreichte am 14. Dezember 1911, vor seinem britischen Rivalen Robert Falcon Scott, als erster Mensch den Südpol.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Roald Amundsen
Roald Amundsen

[Bearbeiten] Herkunft

Amundsens war das vierte Kind von Gustava Amundsen und Jens Amundsen. Sein Vater hatte insbesondere durch Sklavenhandel zwischen China und Mittelamerika in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts ein beträchtliches Vermögen erworben. Gustava Amundsen, geboren Salqvist, die knapp sechzehn Jahre jünger und Tochter eines Verwaltungsbeamten war, war ebenfalls in China anwesend. Der erste Sohn, Jens Ole Antonius, wurde in China 1866 geboren. Erst danach kehrte das Ehepaar zurück nach Norwegen, wo es ein Haus in Hvidsten, knapp 50 km südlich von Kristiania (heute Oslo), bezog. Es folgten 1868 und 1870 zwei weitere Söhne, Gustav und Leon. Als vierter Sohn wurde 1872 Roald geboren. Sein Name ist altnordisch und bedeutet so viel wie „der Ruhmvolle“.

[Bearbeiten] Jugendzeit und Ausbildung

Bereits kurz nach Roalds Geburt zog die Familie auf Drängen von Gustava Amundsen nach Kristiania, dem heutigen Oslo, um. Dort trat sein Vater eine Stelle im Handelsministerium bei. Die Familie bezog eine herrschaftliche Villa gleich hinter dem Schloss von Kristiania.

Bereits in seiner Kindheit interessierte sich Roald für Berichte von Polarreisenden. Besonders gefesselt wurde er von den Büchern John Franklins, eines britischen Polarforschers, der bei seinem Versuch, die Nordwestpassage zu entdecken, 1847 ums Leben kam. Durch sein Interesse an diesen Berichten sanken Amundsens Schulleistungen dramatisch ab. Dafür wollte er bereits damals unbedingt Polarforscher werden. Seit 1881 ging er auf das „Gymnasium Otto Andersen“ in Kristiania. Fünf Jahre später, 1886, starb außerdem noch sein Vater auf einer Reise nach England. Somit musste sich alleine seine Mutter Gustava um den Haushalt kümmern. Roald zeigte sich durch den Tod seines Vaters allerdings nur wenig betrübt. Durch die Arbeit seines Vaters im Handelsministerium war dieser nur sehr selten zu Hause, so dass keine enge Bindung zum Vater entstehen konnte.

Im Laufe seiner Tätigkeit nahm sein Interesse für die Polargebiete weiter zu. Auch versuchte er, sich den körperlichen Strapazen von Polarreisen auszusetzen. Im Winter (!) 1889 wagte der 16-jährige mit drei weiteren Schulkameraden eine mehrtägige Wanderung durch die Berge westlich von Kristiania. Seine schulischen Leistungen sanken jedoch weiter ab und 1890 legt er sein Abitur mit der Note "ausreichend" ab.

[Bearbeiten] Studium und erste Expeditionen

Seine Mutter beäugt Amundsens Leidenschaft für die Polarforschung mit gehörigem Verdacht. Sie stand sehr kritisch dazu. Amundsen entschloss sich daher, vorerst sich mit diesem Thema nur in der Freizeit zu beschäftigen und begann ein Studium in Zoologie, Philosophie, Französisch, Deutsch und Latein an der Königlich-Norwegischen Fredriks-Universität Kristiania. Eigentlich wollte er Medizin studieren, doch wurde er nicht zugelassen. Seine schlechten Leistungen setzten sich jedoch fort; das sogenannte Zweite Examen, notwendig zum Studieren an der Universität, bestand er gerade noch mit der Note „ausreichend“. In Zoologie erhielt er sogar ein „mangelhaft“.

Am 9. September 1893 stirbt seine Mutter. Roald nimmt ihren Tod mit großer Erleichterung wahr: „Mit großer Erleichterung verließ ich kurz darauf die Universität, um mich mit ganzer Seele in den Traum meines Lebens zu stürzen“ wird er später meinen. Denn bisher hatte Gustava Amundsen das Interesse Roalds an den Polargebieten zu unterdrücken versucht. Amundsen verlässt die Universität nur kurze Zeit später und heuerte auf verschiedenen Schiffen als Matrose an; so bereiste er zwischen 1894 und 1896 weite Teile der Welt. 1895 legt er sein Steuermannspatent in Kristiania ab. Außerdem bereiste er, solange er in Norwegen war, die meisten der unzähligen norwegischen Gletscher.

1896 bis 1899 nimmt Amundsen an der Belgica-Expedition in die Antarktis des Belgiers teil. Es ist seine erste Expedition. Da sich jedoch Adrian de Gerlache als unfähig erweist, ist Amundsen als Zweiter Offizier de facto Leiter der Expedition. Dabei werden Teile der westantarktischen Küste vermessen und erforscht. Durch diese Tat wird Fridtjof Nansen auf ihn aufmerksam und unterstützt ihn in den folgenden Jahren. Nach seiner Rückkehr in Norwegen unternimmt er u. a. eine Fahrradtour durch Westeuropa und leistet seinen Wehrdienst ab.

1903 bis 1906 entdeckt er die Nordwestpassage mit Hilfe des Schiffes Gjøa. Zwar ist die Nordwestpassage inzwischen strategisch nicht mehr so bedeutsam wie ihn früheren Jahrhunderten, doch die Durchquerurng zeigt von der hohen Leistung Amundsens als Kapitän. Dafür erhält er auch 1906 das Großkreuz des St. Olavs Orden. Norwegen war erst kürzlich (1905) unabhängig geworden und feierte Amundsen als einen Nationalhelden.

[Bearbeiten] Die Eroberung des Südpols

In der Folgezeit plant Amundsen eine Expedition zum Nordpol. Sein Interesse erlischt jedoch, nachdem Peary den Nordpol erreicht hat. Schließlich beschließt Amundsen, den Südpol als erster zu erreichen. Diesen Entschluss fällte Amundsen während der Fahrt zum Nordpol auf seinem Schiff Fram. Zur gleichen Zeit versuchte jedoch auch der Brite Robert Falcon Scott, diesen zu erreichen; es kommt zu einem Wettlauf zwischen Scott und Amundsen. Im August 1910 erreichte Amundsen die Antarktis, am 20. Oktober 1911 startete seine Expedition zum Südpol. Am 14. Dezember erreicht er bereits den Südpol. Damit ist er um 35 Tage früher da als sein Rivale Scott.

[Bearbeiten] Zeit nach der Südpolexpedition bis zum Tod

Amundsen 1913
Amundsen 1913

In den folgenden Jahren ist Amundsen ein gefragter Mann; er veröffentlicht seine Reiseberichte, hält Vorträge und gilt in Norwegen als ein Nationalheld. Während des Ersten Weltkrieges engagiert sich Amundsen auch politisch. Er kritisiert scharf den U-Boot-Krieg des Deutschen Reiches und gibt persönlich eine Ehrung des Deutschen Kaisers dem deutschen Botschafter in Oslo zurück. Außerdem investiert er sein Geld in Schiffsbeteiligungen. Dabei zeigt er eine geschickte Hand und hat nach zwei Jahren die für damalige Verhältnisse beträchtliche Summe von einer Million Kronen erwirtschaftet.

Zwischen 1918 und 1920 versucht Amundsen, sich durch die Arktis mit einem Schiff treiben zu lassen. Durch gesundheitliche Probleme schlägt die Expedition jedoch fehl, dafür wird die Nordostpassage durchquert. In den folgenden Jahren erforscht Amundsen Teile Nordkanadas und beschäftigt sich intensiv mit der Luftfahrt, die er als die „Zukunft des Reisens und Erforschens“ ansieht.

1925 startete Amundsen seine erste Flugexpedition, gemeinsam mit dem Amerikaner Lincoln Ellsworth in die Arktis. In den folgenden Jahren entdeckt Amundsen das Flugzeug als ein Instrument der Polarforschung. Mit dem Italienier Umberto Nobile und Ellsworth wagt Amundsen 1926 die Überquerung der Arktis in einem Luftschiff.

Dann am 18. Juni 1928 war er als Leiter einer Rettungsexpedition für Umberto Nobile, dessen Luftschiff in der Arktis abgestürzt war, aufgebrochen und kam dabei ums Leben.

[Bearbeiten] Expeditionen

[Bearbeiten] Die Belgica-Expedition 1896-1899

Siehe auch: Hauptartikel Belgica-Expedition

1895 lernt Amundsen in Brüssel den Belgier Adrien de Gerlache de Gomery kennen. Dieser plante bereits seit längerem eine Expedition zur Antarktis und schlägt dem jungen Amundsen vor, als zweiter Offizier an der Expedition mit dem Schiff Belgica teilzunehmen. Amundsen, der im selben Jahr sein Steuermannspatent erworben hat, willigt ein. Es war Amundsens erste Polarexpedition.

Die Belgica während Amundsens erster Polarexpedition
Die Belgica während Amundsens erster Polarexpedition

Die Expedition steht jedoch von Beginn an unter keinem guten Stern, de Gerlache erweist sich als übereifrig und inkompetent. Auch wurde die Mannschaft erst kurz vor der Abreise zusammengestellt. Amundsen stritt sich während der Fahrt oft mit de Gerlache über seine mangelhaften Kompetenzen. Bereits auf der Hinfahrt ertrinkt ein Matrose.

Im März 1898 wird die Belgica vom Packeis gefangen. Erst nach einem Jahr und unter großen Kraftanstrengungen gelingt es, wieder offenes Wasser zu erreichen. Während dieser Zeit herrscht an Bord eine niedergeschlagene Stimmung, gleichzeitig geht der Gesundheitszustand der Besatzung Tag für Tag zurück. Der Schiffsarzt, Frederick Cook, verordnet der Besatzung eine strenge Diät aus Pinguin- und Robbenfleisch, um Mangelerkrankungen wie Skorbut, vorzubeugen. Amundsen ist zu diesem Zeitpunkt der einzige, der Erfahrung mit dem Erlegen von Robben hat. Gemeinsam mit de Gerlache und Cook gelingt es ihm auch, die Mannschaft zu motivieren und davon zu überzeugen, die Hoffnung noch nicht aufzugeben. Dies ist eine umso schwierigere Aufgabe, nachdem am 5. Juni ein Mitglied der Besatzung, der Physiker Danco, stirbt.

Im März 1899 gelingt es der Mannschaft nach mehr als vier Wochen Arbeit eine 600 m lange Fahrrinne durch das Eis in das offene Meer zu schlagen. Somit ist die Belgica befreit. Im Juni 1899 erreicht sie sicher den Hafen von Antwerpen.

[Bearbeiten] Die Nordwestpassage

Forschungsreisen durch die Nordwestpassage. Amundsens Route ist die südlichste
Forschungsreisen durch die Nordwestpassage. Amundsens Route ist die südlichste

Nach seiner Rückkehr in Europa leistete Amundsen seinen Wehrdienst ab und erforschte die Norwegische Gletscherwelt. Schon bald hatte er jedoch Pläne, in die Arktis zu reisen. Dabei wollte er auch die Überlebenstechniken der Inuits kennen lernen; sie sollten ihm später sehr zu gute kommen. Da Amundsen Teilnehmer der erfolgreichen Belgica-Expedition war, fanden sich schnell Geldgeber. Insbesondere Fridtjof Nansen unterstützte den jungen Mann, auf den er nach der Belgica-Expedition aufmerksam wurde.

Von 1903–1906 durchquerte das Schiff Gjøa unter der Leitung von Amundsen und mit sechs Mann Besatzung erfolgreich die Nordwestpassage, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, nachdem viele andere erfolglos nach ihr gesucht hatten. Unglücklicherweise war die von ihm gefundene Route von der Baffin Bay über den Lancastersund und den Peelsund für die regelmäßige Schifffahrt nicht besonders brauchbar, an einigen Stellen betrug die Tiefe weniger als einen Meter. Sie fanden bei ihrer Reise Skelettreste und Geräte der verschollenen Expedition von John Franklin. Die Expeditionsmitglieder verbrachten zwei Winter in der Arktis und erforschten von ihrer später „Gjøa Haven“ genannten Station auf der King-William-Insel in Nunavut, Kanada, aus das umliegende Land. Amundsen erforschte dabei die Lebensgewohnheiten der ansässigen Netsilik-Inuit, um die Überlebensanpassungen des Volkes zu ergründen. Die Inuit brachten ihm den Umgang mit Hundeschlitten bei und er übernahm ihre Kleidung zum Schutz vor der Kälte. Auch ein Sohn ging aus einer Liebschaft mit einer Inuitfrau hervor. Am 17. August 1905 hatte das Schiff die arktischen Inseln durchquert, musste jedoch wieder einen Winter warten. Amundsen reiste 800 Kilometer über Land bis zu dem Ort Eagle in Alaska, um seinen Erfolg am 5. Dezember 1905 zu telegrafieren, 1906 erreichte das Schiff schließlich Nome in Alaska.

[Bearbeiten] Der Südpol

Roald Amundsen
Roald Amundsen

Nach der erfolgreichen Expedition in der Nordwestpassage begann Amundsen mit seinen Plänen für eine Expedition zum Nordpol, verwarf sie jedoch, nachdem er von den Erfolgen von Frederick Cook und Robert Peary hörte. Da er aber große Schulden hatte, brauchte er einen Erfolg, den er vorweisen konnte, und fasste kurzerhand den Entschluss, stattdessen zur Antarktis zu fahren und zu versuchen, als erster den Südpol zu erreichen. Am 9. August 1910 stach er mit der „Fram“ in See, dem Schiff des Polarforschers Fridtjof Nansen. An Bord waren 97 grönländische Schlittenhunde, die Bauteile für eine Hütte und Proviant für 2 Jahre. Eigentlich wäre für die Nordpolfahrt keine Hütte gebraucht worden, aber Amundsen behauptete, es wäre eine Beobachtungshütte, die auf dem Packeis aufgestellt werden sollte. Dass sie zur Überwinterung in der Antarktis dienen sollte, erfuhren alle erst später. Von seinen neuen Plänen unterrichtete er nur seinen Bruder Leon, da er zum einen vermeiden wollte, dass Nansen ihm das Schiff wieder verweigern könnte und wahrscheinlich auch, um seinen Rivalen Robert Falcon Scott nicht zu informieren, der 8 Wochen vor ihm mit dem gleichen Ziel aufgebrochen war. Der Schiffscrew teilte er die Planänderung erst auf See in Höhe von Madeira mit, wobei alle Mitglieder den Plan akzeptierten. Leon Amundsen teilte das Ziel der Reise der Presse am 2. Oktober 1910 mit.

Am 14. Januar erreichte das Schiff das Ross-Schelfeis an der Bay of Whales. Hier baute Amundsen sein Basislager auf, welches er Framheim nannte. Die Position lag etwa 150 Kilometer näher am Pol als die von Scott gewählte Station am McMurdo-Sund. Im Gegensatz zu Amundsen hatte Scott allerdings eine bereits durch Ernest Shackleton erforschte Route über den Beardmore-Gletscher in das Antarktische Plateau. Amundsen musste seinen Weg durch das Transantarktische Gebirge erst noch suchen. Die Monate nach seiner Ankunft in der Antarktis nutzte Amundsen, um mehrere Lager für die Reise anzulegen und sich an die antarktischen Verhältnisse zu gewöhnen. Den antarktischen Winter nutzte die Crew, um die Ausrüstung zu verbessern, insbesondere die von Amundsen mitgebrachten Hundeschlitten.

Karte der Antarktis mit den wichtigsten Antarktisexpeditionen
Karte der Antarktis mit den wichtigsten Antarktisexpeditionen

Der Aufbruch zum Südpol erfolgte am 20. Oktober 1911 gemeinsam mit Olav Bjaaland, Helmer Hanssen, Sverre Hassel und Oscar Wisting. Sie erreichten den Pol am 14. Dezember 1911, die Entdeckung wurde jedoch erst am 7. März 1912 bekannt gegeben. Die Gruppe kam dabei den Rivalen aus dem Vereinigten Königreich um 35 Tage zuvor. Amundsen schlug sein Camp am Pol auf und nannte es „Polheim“, Scott fand bei seinem Eintreffen nur noch das Zelt und einen Brief von Amundsen vor. Während Scott seine Expedition zwar zu Ende führte, auf dem Rückweg allerdings gemeinsam mit seinen Partnern das Leben verlor, war die Expedition von Amundsen verhältnismäßig glatt abgelaufen. Dies lag vor allem an seiner besseren Planung sowie an den Hundeschlitten. Amundsen beschrieb seine Reise in dem Buch Die Eroberung des Südpols, 1910-1912.

Eine genaue Untersuchung der Daten aus den Tagebüchern der Expeditionsteilnehmer zeigten später, dass Amundsen den Südpol sehr präzise mit maximal 200 Meter Abweichung erreicht hatte, Scotts Abweichung betrug etwa 450 Meter.

Nachdem Amundsen vom Südpol zurückgekehrt war, wurde er in seiner norwegischen Heimat mit großem Jubel empfangen. Die internationale Presse respektierte zwar Amundsens Leistung, doch wurde sein Erfolg vom Tod seines Rivalen Robert Falcon Scott überschattet. Insbesondere die britische Presse beschuldigte Amundsen, für den Tod Scotts verantwortlich zu sein.

[Bearbeiten] Die Nordostpassage

Gleich nach seiner Rückkehr von der Südpolexpedition plante Amundsen eine Expedition, die diesmal in die Arktis führen sollte. Anstatt jedoch mit dem Schiff zu reisen, wollte Amundsen diesmal ein Flugzeug benutzen. Damals waren Flugzeuge noch recht neu, doch Amundsen faszinierte die Vorstellung mit einem solchen Gefährt den Nordpol zu erreichen. So erwarb er am 11. Juni 1914 den ersten in Norwegen vergebenen Flugschein.

Doch bereits zwei Monate später begann der Erste Weltkrieg. Amundsen musste dadurch seine Pläne vorerst begraben. Er beschloss daher, eine „klassische“ Expedition per Schiff durch die Arktis zu wagen. Sein Plan sah vor, irgendwo in der östlichen Arktis ins Eis einzudringen und sich über vier bis fünf Jahre durch das Eis treiben zu lassen. Dafür gab er den Bau eines Schiffes in Auftrag, die Maud, die er mit einer Finanzhilfe des norwegischen Parlamentes finanzierte.

Am 16. Juni 1918 lief das Schiff im norwegischen Tromsö aus. Allerdings hatte die Mannschaft gleich zu Beginn mit überraschend starken Treibeis zu kämpfen. Dies führte dazu, dass sich Amundsen am 18. September dazu entschloss, an der nordsibirischen Küste zu überwintern.

Expedition durch die Nordostpassage
Expedition durch die Nordostpassage

Die Probleme hörten jedoch nicht auf. Amundsen zog sich Ende September einen Splitterbruch an der linken Schulter zu, nachdem er schwer gestürzt war. Kurz nachdem dieser Bruch auskuriert war, wurde er dann am 8. November von einem Eisbären angefallen und zog sich dabei vier tiefe Rückenverletzungen zu.

Am 10. Dezember zog sich Amundsen bei wissenschaftlichen Arbeiten eine Kohlenmonoxidvergiftung zu. Er selber behauptete, nach einigen Stunden wieder völlig gesund zu sein. Der Schiffsarzt Oscar Wister sah dies jedoch anders: „Das war eine böse Geschichte und sein Herz hat sich nie mehr davon erholt“.

An einen planmäßigen Expeditionsverlauf war so nicht mehr zu denken. Erst am 18. Januar 1919 konnte das Schiff wieder aufbrechen. Doch auch in den folgenden Monaten kam es nur langsam voran. Am 23. September desselben Jahres musste Amundsen erneut an der nordsibirischen Küste überwintern. Pläne, per Schlitten den Nordpol zu erreichen, zerschlugen sich. Amundsen fasste bei der zweiten Überwinterung den Entschluss, nunmehr nach Alaska mit dem Schiff zu fahren und sich nicht im Packeis treiben zu lassen. Teile der Besatzung besuchten und erforschten die eingeborenen Völker der nordsibirischen Küste und gingen auf eigene Reisen. Erst Anfang März 1920 konnte die Maud wieder losfahren. Inzwischen war auch die Motivation bei allen beteiligten an einen Tiefpunkt angelangt. Am 20. Juli 1920 erreicht das Schiff den Hafen von Nome in Alaska.

[Bearbeiten] Weitere Expeditionen

Roald Amundsen
Roald Amundsen

1925 flog Amundsen gemeinsam mit Lincoln Ellsworth mit zwei Flugbooten des Typs Dornier-Wal an die Position 87° 44' nördlicher Breite und erreichte damit die bis dahin nächste Position zum Nordpol mit einem Flugzeug. Bei der Landung wurde eines der Flugzeuge beschädigt und Amundsen und seine Crew brauchten mehr als drei Wochen, um eine Startpiste für ihr Flugzeug zu bauen. Mit etwa 400 Gramm Nahrung pro Tag schafften sie über 600 Tonnen Eis und Schnee zur Seite. Mit sechs Mann bestiegen sie das verbleibende Flugzeug und kehrten heim, wo sie bereits verloren geglaubt waren.

Im folgenden Jahr unternahmen Amundsen und Ellsworth die erste Überquerung der Arktis in dem 106 m langen LuftschiffNorge“, gemeinsam mit dessen Erbauer Umberto Nobile. Sie starteten in Spitzbergen am 11. Mai 1926 und landeten zwei Wochen später in Alaska. Wahrscheinlich waren sie zugleich die ersten, die den Nordpol am 12. Mai auf dem Luftweg erreicht hatten, da an dem Erfolg von Richard Byrd drei Tage vor ihnen starke Zweifel aufkamen.

Amundsen starb vermutlich 1928, als sein Flugzeug, ein Flugboot des Typs Latham 47 mit 1000 PS, in der Arktis nahe der Bäreninsel verloren ging. Er war am 18. Juni 1928 aufgebrochen, um Umberto Nobile, dessen Luftschiff „Italia“ zu Boden gegangen war, zu retten, und zwar auf den Tag genau 25 Jahre, nachdem er seine Tätigkeit als Polarforscher auf der Gjøa begann. Amundsens Flugzeug, eine französische Leihgabe, ist bis heute nicht gefunden worden. Man fand jedoch einen Schwimmer des Flugzeugs, der Bearbeitungsspuren trug. Wahrscheinlich hatten Amundsen und seine Gefährten versucht, sich damit zu retten.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass der einzige Sohn Amundsens in Gjoa Haven lebt.

[Bearbeiten] Ehrung

Die Amundsen-Scott-Südpolstation ist nach Roald Amundsen und seinem Rivalen benannt, die Amundsen-See im Südpolarmeer trägt ebenfalls seinen Namen. Auch einer der größeren Krater am Südpol des Mondes heißt Amundsen-Krater. Ebenso fährt die einzige Brigg (Schiffstyp mit zwei Masten) unter den deutschen Traditionsseglern unter seinem Namen (siehe Schiff Roald Amundsen). Das Geburtshaus außerhalb von Fredrikstad ist heute Gedenkstätte und Museum und wird durch eine gemeinnützige Stiftung verwaltet. Die NASA benannte eine der beiden Deep Space 2-Sonden nach Amundsen.

[Bearbeiten] Werke

  • Die Eroberung des Südpols. Berlin, Verlag Neues Leben, 1987 (Nachdruck der Ausgabe München 1912)
  • Mein Leben als Entdecker. Leipzig, Tal, 1929

[Bearbeiten] Literatur

  • Calic, Edouard: Kapitän Amundsen. Rostock, Hinstorff, 1961, ISBN B0000BH1U7
  • Brennecke, Detlef: Roald Amundsen. Reinbek, Rowohlt, 1995, ISBN 3499505185
  • Fischer, Heinrich: Amundsen am Südpol. München, Bayer. Rundfunk, 1989
  • Huntford, Roland: Scott & Amundsen. München, Heyne, 2000, ISBN 3453177908
  • Langner, Rainer-K.: Duell im ewigen Eis. Frankfurt, Fischer, 2005, ISBN 3596149088

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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