Rudolf Heinze
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Karl Rudolf Heinze (* 22. Juli 1865 in Oldenburg (Oldb), † 26. Mai 1928 in Dresden) war ein deutscher Jurist und Politiker.
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[Bearbeiten] Leben und Beruf
Heinze, der evangelischen Glaubens war, wird am 22. Juli 1865 als Sohn des Philosophieprofessors Max Heinze in Oldenburg geboren. Nach dem Abitur in Leipzig studiert er von 1883 bis 1886 Rechtswissenschaften in Tübingen, Heidelberg, Berlin und Leipzig. Während seines Studiums wird er Mitglied im Verein Deutscher Studenten, dessen Vorortsvorsitzender er 1886 ist. 1887 wird Heinze in Leipzig zum Doktor der Rechte promoviert. Nach seiner Militärzeit als Einjährig-Freiwilliger tritt er in den sächsischen Justizdienst ein und wird 1896 Amtsrichter in Dresden. 1900 heiratet er Anna Leue geb. Hotop, aus der Ehe gehen vier Kinder hervor. Nach einigen Jahren als Landgerichtsrat, wird er 1906 zum Landgerichtsdriektor berufen. 1912 scheidet Heinze aus dem sächsischen Justizdienst aus und wird Mitarbeiter bei der Reichsanwaltschaft. 1914 erfolgt die Berufung zum Reichsgerichtsrat.
Im ersten Weltkrieg ist er von 1914 bis 1916 ist er als Hauptmann in der Zentralpolizeistelle in Polen eingesetzt. Aufgrund persönlicher Kontakte in der Türkei ist er von 1916 bis 1918 als Unterstaatssekretär im türkischen Justizministerium in Konstantinopel tätig. Anschließend kehrt er nach Deutschland zurück. Von der Türkei empfohlen wirkt Heinze 1926/27 als Vorsitzender des Konsularobergerichtes in Ägypten.
[Bearbeiten] Partei
Heinze war ursprünglich Mitglied der Nationalliberalen Partei, deren Zentralvorstand er von 1906 bis 1916 angehörte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges beteiligt sich Heinze an der Gründung der Deutschen Volkspartei (DVP) und wird zeitweise stellvertretender Parteivorsitzender unter Gustav Stresemann.
[Bearbeiten] Abgeordneter
1899 wird Heinze Stadtverordneter und 1903 Stadtrat in Dresden. 1907 zieht er für den Wahlkreis Dresden links der Elbe in den Reichstag ein, dem er bis 1912 angehört. 1915/16 ist Heinze Landtagsabgeordneter in Sachsen, wo er den Wahlkreis Dresden III repräsentiert. 1919/20 gehört er der Weimarer Nationalversammlung an. Er ist dort Vorsitzender der DVP-Fraktion und Mitglied im "Ausschuß zur Vorbereitung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reichs". Er gilt als einer der Väter des Kompromisses zwischen Regierung und Teilen Opposition im Ringen um die Annahme des Versailler Vertrages. Von 1920 bis zu seinem Tode ist Rudolf Heinze wieder Abgeordneter des Reichstages.
[Bearbeiten] Öffentliche Ämter
Heinze wird am 13. Juni 1918 zunächst sächsischer Justizminister, deneben ist er interimsmäßig vom 26. Oktober bis zum 13. November der letzte königlich-sächsische Ministerpräsident.
Nach den ersten Reichstagswahlen vom 6. Juni 1920 wird Heinze mit der Regierungsbildung beauftragt. Er scheitert jedoch an der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), welche die DVP wegen ihrer nationalistischen Haltung in der Außenpolitik für nicht koalitionsfähig hält. Im Kabinett von Konstantin Fehrenbach ist er 1920/21 Vizekanzler und Justizminister, unter Reichskanzler Wilhelm Cuno ist Heinze 1922/23 Justizminister. Am 11. Januar 1923 kommt es zur Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen. Die Regierung Cuno ruft zum passiven Widerstand auf, Heinze organisiert die Versorgung der Bevölkerung. Aufgrund des passiven Widerstands bricht das Wirtschaftsleben zusammen und es kommt zu einer Hyperinflation. Die Regierung Cuno muss daraufhin zurücktreten.
Am 28. Oktober 1923 kommt es durch eine Reichsexekution zur Amtsenthebung der sächsischen Regierung aus Sozialdemokraten und Kommunisten durch Reichspräsident Friedrich Ebert auf Grundlage von Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung, nachdem sich der sächsische Ministerpräsident Erich Zeigner geweigert hatte, die aus kommunistischen Arbeitern gebildeten und bewaffneten Einheiten aufzulösen sowie die Entlassung kommunistischer Minister vorzunehmen. Reichskanzler Gustav Stresemann ernennt Heinze zum Reichskommissar und zum Nachfolger Zeigners als Ministerpräsident. Unterstützt durch die Reichswehr setzt Heinze kommissarisch eine bürgerliche Regierung ein, der er vorsteht.
[Bearbeiten] Literatur
- Johannes Dieckmann, Rudolf Heinze, in: Karl Maßmann und Rudolf Paul Oßwald (Hrsg.), VDSter - 50 Jahre Arbeit für Volkstum und Staat. Den Vereinen Deutscher Studenten zum 6. August 1931 gewidmet, Berlin 1931, Seiten 61-65.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Rudolf Heinze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie Rudolf Heinzes im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon
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Personendaten | |
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NAME | Heinze, Karl Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Politiker |
GEBURTSDATUM | 22. Juli 1865 |
GEBURTSORT | Oldenburg |
STERBEDATUM | 26. Mai 1928 |
STERBEORT | Dresden |