Schüler Helfen Leben
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Schüler Helfen Leben e.V. (kurz SHL) ist eine Jugendinitiative von Schülern für Schüler, die sich seit 1992 für Bildungs- und Friedensarbeit auf dem Balkan bzw. auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens engagiert. In Deutschland sammelt Schüler Helfen Leben Spenden für die Auslandprojekte und informiert - vor allem Schüler - über die aktuelle Situation und die Probleme ihrer Altersgenossen in Südosteuropa. Mit dem Sozialen Tag veranstaltet SHL mittlerweile jährlich die größte von Schülern organisierte Hilfsaktion Europas. Für die vorbildliche Arbeit wurden die engagierten Jugendlichen unter anderen mit dem Schleswig-Holsteinischen STARK-Preis und dem Westfälischen Friedenspreis geehrt. Zu den bekanntesten Unterstützern der Jugendinitiative gehören Bundespräsident Horst Köhler und der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung
Entstanden ist die Schülerinitiative während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien Anfang der 1990er. Einige deutsche Schüler des Gymnasiums an der Stadtmauer aus Bad Kreuznach wollten das Leid der Jugendlichen in den Flüchtlingslagern nicht länger tatenlos hinnehmen. Die Initiative startete von Rheinland-Pfalz aus mit Hilfstransporten in den privaten PKWs der Jugendlichen. Bald kamen Spenden von Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland, was die privaten Transportmöglichkeiten der Jugendlichen überstieg, so dass LKWs angemietet wurden. Als eine der wenigen Initiativen begann Schüler Helfen Leben schon während des Krieges mit dem Wiederaufbau. Unterstützt wurde SHL dabei unter anderem von der Deutschen Botschaft in Zagreb, welche den Jugendlichen ein Büro zur Verfügung stellte. In Bosnien-Herzegowina, Kroatien und später auch im Kosovo hat sich SHL am Wiederaufbau von mehr als 70 Schulen und Kindergärten beteiligt. Seit 2002 gibt es die gleichnamige Stiftung, die eine langfristige Absicherung unserer Projekte gewährleistet. Heute leistet SHL Friedens- und Versöhnungsarbeit und bemüht sich, mit verschiedenen Projekten, die Bildungssituation zu verbessern.
[Bearbeiten] Aktivitäten und Projekte in Deutschland
[Bearbeiten] Der Soziale Tag
Am Sozialen Tag sind Schülerinnen und Schüler aufgerufen, einen Tag die Schulbank gegen einen Platz im Berufsleben zu tauschen und ihren Lohn für die Projekte von Schüler Helfen Leben in Südosteuropa zu spenden. Der erste Soziale Tag fand 1998 in Schleswig-Holstein statt und wurde seit dem jedes Jahr durchgeführt. In den letzten Jahren nahmen immer mehr Bundesländer an der Aktion teil, die mittlerweile jährlich stattfindet. Beim letzten Sozialen Tag am 22. Juni 2006 verdienten 390.000 Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland über 4,1 Millionen Euro. Im Jahre 2005 wurde am 12. Juli ein Sozialer Tag in Sachsen veranstaltet. Der Soziale Tag 2005 fand erstmals in Kooperation mit einer Partnerorganisation, der Sächsischen Jugendstiftung statt - und wurde als Probe für den bundesweiten Sozialen Tag 2006 angesehen. Dieser wurde zusammen mit Aktion Tagwerk durchgeführt. Der Erlös ging an Kinder und Jugendprojekte in Südosteuropa (Spenden für Schüler Helfen Leben), Afrika, Asien und Südamerika (Aktion Tagwerk). Aktion Tagwerk hat sich aus der Kooperation zurückgezogen, daher findet der diesjährige bundesweite Soziale Tag am 19. Juni wieder ausschließlich für Projekte von SHL statt. Die Sächsische Jugendstiftung führt parallel in Sachsen einen eigenen Sozialen Tag durch, dessen Einnahmen in verschiedene Projekte weltweit fließen.
Jahr | Bundesländer | Schüler | Spendensumme in Euro |
---|---|---|---|
6. Juni 1998 | SH | ca. 35.000 | ca. 920.000 |
13. Juli 2000 | SH, HH | ca. 100.000 | ca. 2.150.000 |
18. Juni 2002 | SH, HH, NI | ca. 210.000 | ca. 3.800.000 |
22. Juni 2004 | SH, HH, NI, HB, BE | ca. 220.000 | ca. 3.200.000 |
12. Juli 2005 | SN | ca. 15.000 | ca. 150.000 |
22. Juni 2006 | bundesweit | ca. 390.000 | ca. 4.100.000 |
[Bearbeiten] Information über den Balkan und die Projekte
Schüler Helfen Leben veranstaltet jährlich Schultouren, bei denen engagierte Schüler über den Balkan und die Projekte von Schüler Helfen Leben in Pausenhallen und Klassenzimmern referieren. Hierbei wird vor allem auf die Situation der Jugendlichen auf dem Balkan eingegangen. Vor sozialen Tagen organisiert SHL zusätzlich Infostände, die über den Balkankrieg und die Projekte von SHL informieren. Die verwendeten Infomaterialien werden von Firmen gesponsert, um die Verwaltungskosten von SHL gering zu halten. Besonders interessierte Jugendliche haben die Möglichkeit, die Projekte vor Ort zu besuchen. Hierfür veranstaltet Schüler Helfen Leben mehrmals jährlich so genannte "Camps".
[Bearbeiten] FSJ und freiwilliges Engagement
Schüler Helfen Leben besteht zum größten Teil aus Schülerinnen und Schülern die sich ehrenamtlich bei SHL engagieren. Diese "Aktiven" organisieren Infostände, referieren auf Schultouren und organisieren den Sozialen Tag in ihrer Umgebung. Weiter bietet der Verein Jugendlichen die Möglichkeit ein Freiwilliges Soziales Jahr ab zu leisten. Die FSJler können sich dabei aussuchen, ob sie ihren Dienst in Deutschland, Bosnien-Herzegowina, im Kosovo oder in Serbien leisten möchten. Die nur mit FSJlern besetzten Büros in Neumünster und Nürnberg koordinieren die Aktionen von Schüler Helfen Leben und den Sozialen Tag bundesweit.
[Bearbeiten] Projekte
[Bearbeiten] In Bosnien und Herzegowina
[Bearbeiten] Jugendzentrum in Sarajevo
In dem Internationalen Jugendbegegnungshaus von SHL in Sarajevo finden regelmäßig Bildungsangebote für Jugendliche aller Volksgruppen und internationale Seminare, auch mit Schülern aus Deutschland, statt. Durch die Arbeit ermöglicht SHL den Jugendlichen auch außerhalb der Schule zu lernen, fördert Eigeninitiative und hilft den Jugendlichen, ihre Zukunftspläne in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig will SHL eine Plattform für die vorurteilsfreie Begegnung mit den Jugendlichen anderer Volksgruppen bieten.
[Bearbeiten] Jugend und Ausbildungszentrum in Križevići
In Križevići (Republika Srpska) hat SHL gemeinsam mit der bosnischen Partnerorganisation IPAK und dem Berghof Forschungszentrum ein Jugend- und Ausbildungszentrum mit einer angeschlossenen Schreinerei errichtet. In dem ländlichen Gebiet mit einer Arbeitslosenquote von ca. 90% können die Jugendlichen in dem Zentrum eine Ausbildung machen, die ihnen ermöglicht, später einen Beruf zu ergreifen.
[Bearbeiten] Sommerschulen für Roma Jugendliche
Gemeinsam mit dem Verein südost Europa Kultur e.V. als Kooperationspartner bietet Schüler Helfen Leben Sommerschulen an, in denen die Schüler Grundkenntnisse vermittelt bekommen, die ihnen den Schuleinstieg ermöglichen. Zudem bekommen sie und ihre Eltern Unterstützung beim weiteren Schulweg und wir versuchen die Akzeptanz der Roma in ihrer Umwelt zu stärken.
[Bearbeiten] Tagesstätte für behinderte Kinder
Die Arbeit mit behinderten Menschen steht in Bosnien - Herzegowina noch am Anfang. In Maglaj möchte SHL Kindern mit geistigen und körperlichen Behinderungen in einer Tagesstätte die Möglichkeit einer gezielten und individuellen Betreuung geben. Gleichzeitig stellt die Einrichtung für viele Jugendliche, die auf Grund ihrer Behinderung nicht die Schule besuchen können, die einzige Möglichkeit dar Zugang zu Bildung zu erlangen.
[Bearbeiten] Im Kosovo
[Bearbeiten] Jugendzentrum in Orahovac/Rahovec
Im Kosovo hat SHL in Orahovac/Rahovec, einer nach dem Krieg geteilten Stadt, ein Jugendzentrum auf der albanischen Seite gebaut und auch in der serbischen Enklave Jugendräume eingerichtet. Unter anderem fördert SHL hier durch Computer- und Sprachkurse das Bildungsangebot in der Region und veranstaltet auch multiethnische Seminare um ein friedliches gemeinsames Miteinander der Volksgruppen zu ermöglichen.
[Bearbeiten] In Rumänien
[Bearbeiten] Ökologischer Ausbildungshof in Boiu
In Anbetracht der katastrophalen Ausbildungssituation in diesem Teil Rumäniens und dem Fehlen jeder beruflichen Perspektive für Jugendliche soll zusammen mit der Stiftung Media die Einrichtung eines Ausbildungshofes zur Qualifikation für ökologischen Landbau erfolgen. Der Hof wird in dem Ort Boiu in Transsylvanien liegen. Über ihn sollen die Lebensbedingungen der Kinder von Boiu verbessert werden.
[Bearbeiten] In Mazedonien
Straßensozialarbeit In Mazedoniens Hauptstadt Skopje leben viele Roma in Slums. Die Mehrheit der Roma-Bevölkerung ist arbeitslos und an oder unter der Armutsgrenze. Der Bildungsstand ist niedrig, viele Roma sind Analphabeten. Die Folge: vor allem Kinder und Jugendlichen ist der Aufstieg verwehrt, sie haben oft keine Chance, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wir wollen, dass sich das ändert: Wir helfen Ihnen durch Straßensozialarbeit, eine bessere Zukunft zu schaffen - durch Informationen, Schulmaterial und Hygieneartikel.
[Bearbeiten] Zeitleiste der Initiative
- 1992 – Schüler des Gymnasiums an der Stadtmauer aus Bad Kreuznach fahren mit ihren privaten PKWs nach Kroatien, um Hilfsgüter direkt zu den Bedürftigen zu bringen.
- 1992 – 300 Schulen in Rheinland-Pfalz sammeln Hilfsgüter - der Name Schüler Helfen Leben entsteht.
- 1993 – "Jeder Schüler gibt 1 Mark" in SH es werden 767.000 € von den Schülern gespendet. Von dem Geld werden Schulen wieder auf gebaut. U.a. die Grundschule in Lipik (Kroatien).
- 1994-1996 – Beteiligung am Wiederaufbau der Grundschule VII in Mostar.
- 1994-1997 – Schaffung von 500 Kindergartenplätzen in Sarajevo und notdürftige Instandsetzung der Taubstummenschule.
- 1996 – Erstes Deutsch-Bosnisches Sommerlager in Žuljana auf Pelješac (Dalmatinische Mittelmeerküste).
- 1997 – Abschluss der Wiederaufbauprojekte: Letzte Schule mit Kindergarten im bosnischen Bergland übergeben
- 1997-2000 – YOUTHNet: Vernetzung von Jugendgruppen aus ganz Bosnien und darüber hinaus über Seminare und E-Mail zum gegenseitigen Austausch und zur gemeinsamen Erstellung des ersten gesamtbosnischen Jugendmagazins nepitani ("Die Ungefragten")
- 1997 – Verschiedene Projekte zur Versöhnungsarbeit in Bosnien und Herzegowina.
- 1997 – Schüler Helfen Leben erhält den "Kai-Uwe von Hassel-Förderpreis"
- 1998 – Erster Sozialer Tag mit 35.000 Schülern.
- 1999 – Mit dem Geld vom Sozialen Tag 1998 wird das erste Jugendbegegnungshaus von SHL in Sarajevo gebaut.
- 2000 – Zweiter Sozialer Tag mit 100.000 Schülern.
- 2000 – Schüler Helfen Leben beteiligt sich an der Organisation der ersten Jugendmesse in Bosnien-Herzegowina.
- 2000 – Handschlag Aktion - Große Balkan-Informationstour durch Deutschland. Deutsche Jugendliche demonstrieren mit "Handschlägen" auf Leinentüchern ihre Solidarität mit den Jugendlichen auf dem Balkan.
- 2000 – „Erste Hilfe“ im Kosovo. Es werden 25 Schulen mit Unterrichtmaterial, Heizungen, Tafeln usw. ausgestattet.
- 2001 – Fertigstellung des Jugendzentrums in Rahovec/Orahovec im Kosovo.
- 2001 – Gründung der Stiftung Schüler Helfen Leben, um die bestehenden Projekte langfristig zu sichern.
- 2001 – Schüler Helfen Leben erhält den "STARK-Preis"
- 2002 – Dritter Sozialer Tag mit 210.000 Schülern.
- 2002 – Schüler Helfen Leben erhält den "Westfälischen Friedenspreis".
- 2003 – Fertigstellung des Jugend und Ausbildungszentrums in Krizevici (Ostbosnien).
- 2004 – Vierter Sozialer Tag mit 220.000 Schülern.
- 2004 – Beginn der Projekte "Ökologischer Ausbildungshof in Boiu" und "Sommerschulen für Roma Jugendliche".
- 2005 – Fünfter Sozialer Tag.
- 2006 – Erster bundesweiter Sozialer Tag gemeinsam mit Aktion Tagwerk.
- 2007 – Am 19.6. wird der zweite bundesweite Soziale Tag unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Köhler durchgeführt werden.
[Bearbeiten] Unterstützer und Schirmherren
- Christian Wulff (Ministerpräsident NI)
- Harald Ringstorff (Ministerpräsident MV)
- Hans Koschnick (Bürgermeister HB a.D., MdB a.D., EU-Administrator für Mostar a.D.)
- Heide Simonis (UNICEF Vorsitzende Deutschland)
- Annette Schavan (Bundesministerin für Bildung und Forschung)
- Horst Köhler (Bundespräsident)
- Klaus Wowereit (Regierender Bürgermeister BE)
- Matthias Platzeck (Ministerpräsident BR)
- Alexandra Dinges- Dierig (Bildungssenatorin HH)
- Peter Harry Carstensen (Ministerpräsident SH)
- Ulrich Wickert (Moderator der Tagesthemen a. D. beim "Ersten Deutschen Fernsehen")
- Jens Böhrnsen (Bürgermeister und Präsident des Senats HB)
- Dieter Althaus (Ministerpräsident TH)
- Peter Müller (Ministerpräsident SL)
- Kurt Beck (Ministerpräsident RP)
- Klaus Gärtner (ehemaliger Chef der Schlesw.-Holsteinischen Staatskanzlei)
- Otto Herz (Pädagoge und Dipl.-Phsychologe)
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen zum Sozialen Tag
- Homepage von Schüler Helfen Leben e.V.
- Aufzeichnung des Beitrages in den Tagesthemen vom 18.06.2002
- Fotos von Aktionen und Treffen von Schüler Helfen Leben
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