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Timur Lang - Wikipedia

Timur Lang

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Timur-Denkmal in Taschkent
Timur-Denkmal in Taschkent

Timur-e Lang, persisch: تیمور لنگ , eigentlich Timur-e Gurkāni, تيمور گوركانى, ursprünglich aus dem mongolischen kürügän[1], "Schwiegersohn", als Anspielung auf die Heirat Timurs in die Familie Dschingis Khans - (* 1328 in Kesh, heute Shaxrisabz; † 18. Februar 1405 in Schymkent) - war ein mongolischer[1][2][3][4] Eroberer am Ende des 14. Jahrhunderts und der Gründer der Timuriden-Dynastie. Manchmal findet sich als Geburtsdatum der 8. April 1336, das ist aber ein nachträglich geschöntes Datum, das einer besonders glückverheißenden astrologischen Konstellation entspricht.

Alternative Aussprache- und Schreibweisen seines Namens sind u.a.: Timur-i Lenk, Timur Läng, Timur Khan, Amir Temur oder - latinisiert - Tamerlan.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und Aufstieg

Timur (tschagataisch: „der Eiserne“) erhielt den persischen Beinamen Lang („der Gelähmte“). Aufgrund einer Verwachsung an der rechten Kniescheibe (Knochentuberkulose lt. sowj. Forschern) war er von einer Lähmung des rechten Beines betroffen, dazu kam eine Verwachsung an der rechten Schulter, des Weiteren hatte ein Pfeilschuss die Beweglichkeit der rechten Hand eingeschränkt, wie sowjetische Wissenschaftler bei einer Untersuchung des Skelettes im Jahre 1941 bestätigten. „Timur der Lahme“ wurde in Europa zu dem hier gebräuchlichen Namen Tamerlan verkürzt.

Das Reich Timurs
Das Reich Timurs

Timur entstammte dem im 14. Jahrhundert in Transoxanien eingewanderten türkisierten Mongolenstamm der Barlas, sein Vater war Stammesfürst. Seine Anfänge liegen in einer Tätigkeit als Räuber und Pferdedieb, was in den transoxanischen Bürger- und Stammeskriegen nach der Hinrichtung des Khan Tarmaschirin (regierte 132734) und der Machtergreifung Emir Kazagans (134657) nicht unüblich war.

Er stieg im Dienst des Tschagatai-Khans Tughluq Timur († 1363) auf und erlangte zwischen 1364 und 1370 unter Ausschaltung der Tschagatei-Khane (das heißt Tughlug Timurs Sohn Ilias Hoja) und weiterer Rivalen (Kazagans Enkel Emir Hussain, ermordet 1369) die Herrschaft über Transoxanien.

Merkmale seiner Herrschaft

Timur heiratete in das Haus Tschagatais, d.h. die Familie Dschingis Khans ein und wollte allem Anschein nach dessen Reich unter dem Vorzeichen des Islam erneuern. Ein Khan wurde er nie, er hatte stattdessen zwei Khane aus dem Haus Tschagatai zu seiner Legitimation eingesetzt. Als „Emir“ beanspruchte er allerdings aufgrund der Heirat mit Sarai Mulk den Titel Gurgani (benutzt im Sinne von „Königlicher Schwiegersohn“, mongolisch: güregen - „Schwiegersohn“).

Der Herrscher vollendete die Islamisierung der in Zentralasien eingewanderten Mongolen, die allerdings schon unter Tarmaschirin ihren Höhepunkt erlebt hatte. In der Theorie galt in seinem Reich die mongolische Jassa, in der Praxis eher die Schari'a, das islamische Gesetz. Persönlich war er von einer volkstümlichen Frömmigkeit, die sich damals in Derwischorden und Qalandaren niederschlug, und wurde auch zu Füßen eines Derwischs begraben. Er gilt als Sunnit, aber das Verhältnis ist widersprüchlich, denn in Syrien trat er als Schirmherr der Schia auf. Zudem hielt er an turkomongolischen Traditionen fest, auch wenn sie mit der Schari'a im Widerspruch standen.

Timur-Denkmal in Samarkand
Timur-Denkmal in Samarkand

Der Emir schuf eines der größten und kurzlebigsten Reiche, die jemals in Mittelasien existierten. Dabei erlangte er den Ruf eines skrupellosen Eroberers, der die Bevölkerung in den eroberten Gebieten und Städten zu hunderttausenden ermorden (u.a. in Indien und Georgien) und Aufstände gnadenlos unterdrücken ließ. Beispielsweise wurden bei der Eroberung von Isfahan 1387 laut Hafiz-i Abru 28 Schädeltürme auf einer Stadtseite gezählt, so dass man durchaus von einer Zahl von 70 000 Toten ausgehen kann. In der Stadt Isfizar ließ er z.B. 2000 Menschen lebendig einmauern.

Trotz seiner die Mongolen übertreffenden Bestialität gibt es ein gewisses System: Die Spitzen der städtischen Aristokratie wurden für gewöhnlich verschont, die Geistlichkeit sowieso, man verzeichnet Verhandlungen um Freikaufpreise, Tributeintreibungen und (seltener) sogar Requisitionsscheine. Timur hatte hier offensichtlich die Absicht, das im 13./14. Jahrhundert versunkene wirtschaftliche und kulturelle Niveau Transoxaniens durch eine Flut an gestohlenen bzw. entführten Tieren, Waffen, Lebensmitteln, Gebrauchsgütern, Theologen, Gelehrten und Handwerkern zu heben.

Das „Zentrum der Welt“ - seiner Welt: Buchara und Samarkand - wurde prachtvoll ausgebaut. In Mittelasien entstand in der Folge ein eigener (der timuridische) Architekturstil (Gur-e Amir, Bibi Chanum-Moschee usw.). Persien war für ihn dabei offenbar Inbegriff aller Kultur, denn der persische Geschmack war vorherrschend. Die Hauptstadt war Samarkand im heutigen Usbekistan. Dort empfing er unter anderem eine spanische Gesandtschaft unter Clavijo und wechselte Gesandtschaften mit Ming-China, letzteres um sich in seinen unablässigen Kämpfen den Rücken freizuhalten.

Statue Amir Temurs in Shaxrisabz, Usbekistan
Statue Amir Temurs in Shaxrisabz, Usbekistan

Überblick der Eroberungen

Seit 1380 begann er die Eroberung des Südens von Khorasan, Mittel- und West-Persiens und des Irak, wobei die lokalen Dynastien wie die Kartiden, Sarbadaren, Muzaffariden und Dschalairiden beseitigt wurden. Bereits 1394 kontrollierte Timur ein Gebiet, das sich von Teilen des heutigen Iraks mit Bagdad, Iran (das damalige Persien), Aserbaidschan, Usbekistan, Armenien und Georgien erstreckte. Im Osten erreichten seine Truppen über das restliche Tschagatai-Gebiet in Moghulistan die Grenze zur Mongolei (ca. 1389).

In den Jahren 1391 und 1395 errang Timur entscheidende Siege über die Mongolen der Goldenen Horde unter Toktamisch, deren Reich danach unaufhaltsam zerfiel. 1398 eroberte er Delhi, 1401 fielen Damaskus sowie Bagdad in seine Hände und 1402 besiegte er -zu dem Zeitpunkt schon fast blind- den Osmanen-Sultan Bayezid I. bei Ankara, wo dessen Truppen zum Teil überliefen. Bayezid wurde gefangen und Timur wurde nun auch in Europa „berühmt“.

Entscheidend dabei ist, dass Timur außerhalb seines Kernlandes keine geregelte Verwaltung hinterließ, d.h. er setzte einige seiner Nachkommen als Fürsten in Persien und Mittelasien ein, beließ aber die Gebiete in Südrussland und Moghulistan bei mongolischen Prinzen und machte auch keine Anstalten zur Verwaltung des Vorderen Orients.

Als ein letztes Problem sah Timur seine allerdings unbedeutende Vasallen-Stellung gegenüber dem Kaiserreich China der Ming-Dynastie, dem er eine Zeitlang Tribut hatte zahlen müssen. 1405 brach er mitten im Winter zum Feldzug nach China auf, starb aber in der Nähe des heutigen Schymkent in Kasachstan nach einem mehrtägigen Alkoholexzess. Er wurde in Samarkand bestattet, sein Mausoleum Gur-e Amir ist eines der bedeutendsten Architekturdenkmäler dieser Stadt. Sein Reich zerfiel bald in Nachfolgestreitigkeiten und die mühsam besiegten Staaten wurden wieder unabhängig.

Vermächtnis

Timuriden-Museum in Taschkent und dessen Abbildung auf einem 1.000-Sum-Schein
Timuriden-Museum in Taschkent und dessen Abbildung auf einem 1.000-Sum-Schein

Sämtliche Bemühungen Timurs hoben das Niveau Transoxaniens nur einige Generationen hindurch, denn letztlich wogen die Zerstörungen der Nachbarländer schwerer und hatten zur Folge, dass das Europa der Renaissance mit der islamischen Welt gleichzog. Die Parallelen in der Geisteshaltung seines Urenkels Babur und eines Machiavelli geben ein kleines Beispiel davon.

Die von Timur begründete Dynastie der Timuriden herrschte bis Anfang des 16. Jahrhunderts in Transoxanien (bis 1500/01) und Khorasan (bis 1507). Sein Urenkel Zaher ud-Din Muhammad Babur gründete 1526 das Mogulreich in Indien.

Aber auch darüber hinaus diente Timur zur historischen Legitimation diverser Herrscher. Er gilt trotz aller Verbrechen und trotz seines eingeschränkten politischen Weitblicks im heutigen Usbekistan als eine Art Nationalheld.

Timur ist immer wieder musikalisches Sujet gewesen: Georg Friedrich Händel schrieb die dramatische Oper Tamerlano (Libretto von Nicola Francesco Haym), Rudolf Nelson die Musik und Kurt Tucholsky den Text zu einem gleichnamigen Kabarett-Song („Mir ist heut so nach Tamerlan zu Mut – ein kleines bisschen Tamerlan wär gut“).

Nach dem Besuch des Mausoleums Gur-e Amir in Samarkand schrieb der polnische Dichter Władysław Broniewski ein Antikriegsgedicht "Grób Tamerlana" (Tamerlans Grab 1942).

Literatur

  • Tilman Nagel; Timur der Eroberer, München 1993
  • Beatrice Forbes Manz; The Rise and Rule of Tamerlane, Cambridge University Press 1989

Weblinks

Quellen

  1. a b B.F. Manz, "Tīmūr Lang", in Encyclopaedia of Islam, Online Edition, 2006
  2. The Columbia Electronic Encyclopedia, "Timur", 6th ed., Columbia University Press: "... Timur (timoor') or Tamerlane (tăm'urlān), c.1336–1405, Mongol conqueror, b. Kesh, near Samarkand. ...", (LINK)
  3. "Timur", in Encyclopaedia Britannica: "... [Timur] was a member of the Turkic[-speaking] Barlas clan of Mongols..."
  4. "Baber", in Encyclopaedia Britannica: "... Baber first tried to recover Samarkand, the former capital of the empire founded by his Mongol ancestor Timur Lenk ..."
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