Tschirn
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Kronach | |
Verwaltungsge- meinschaft: |
Teuschnitz | |
Koordinaten: | Koordinaten: 50° 24′ N, 11° 27′ O50° 24′ N, 11° 27′ O | |
Höhe: | 598 m ü. NN | |
Fläche: | 20,13 km² | |
Einwohner: | 603 (30. Juni 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 30 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 96367 | |
Vorwahl: | 09268 | |
Kfz-Kennzeichen: | KC | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 76 182 | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schulweg 8 96367 Tschirn |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Peter Klinger (CSU) | |
Lage der Gemeinde Tschirn im Landkreis Kronach | ||
Tschirn ist eine Gemeinde im Landkreis Kronach (Regierungsbezirk Oberfranken) und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz.
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage
Tschirn liegt im Naturpark Frankenwald.
[Bearbeiten] Gemeindegliederung
- Dobermühle
- Tschirn
- Gemeindeschneidmühle
Die Gemeindeschneidmühle (Waffenhammer) lag im Tal der Tschirner Ködel. Sie bestand aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Holzsägewerk in dem bis zum Schluss noch Holz geschnitten wurde. Nach dem Bau der Mauthaustalsperre in der Zeit um 1980 wurde sie abgerissen. Hauptgrund war: sie lag in der engeren Schutzzone der Trinkwassertalsperre. Die Besitzer (Förtsch und Jaksch) sind in den Ort, nach Tschirn umgesiedelt.
[Bearbeiten] Geschichte
Urkundlich erstmals erwähnt wurde Tschirn im Jahre 1276 als Gut Tschirn.
[Bearbeiten] Herkunft des Ortsnamens
- Tschirn = quellenmäßig auch Schirn, Zirn, oder Zschirn geschrieben, ist wohl zweifellos ein slawischer Name, der vom tschechischen cerny = schwarz abgeleitet ist und etwa Schwarzwald, Ficht- oder Tannenwald bedeutet.
Die Gründung des Ortes an der „Hochstraße“ Kronach - Lehesten als einer der kürzesten Verbindungen ins Thüringische vollzog sich um die Jahrtausendwende in der Ausbauzeit des Geschlechtes der Steinberger nebst der Schweinfurter Grafen von Henneberg. 1187 (bereits mit Kirche) noch im weltlichen Besitz derer von Schaumberg, wurden 1276 die Güter von Schirn (Tschirn) und Pressans und die Kirche in diesen Eigengütern dem Kloster Langheim abgetreten. 1388, am 18. Dezember, ging das Eygen Teuschnitz mit 31 Orten, darunter auch Tschirn mit dem Patronatsrecht nebst den dazugehörenden Siedlungen Hois, Priesterich und Oßla durch Kauf an das Hochstift Bamberg über. Tschirn gehörte von 1388 bis 1803, der Säkularisation, zum unbestrittenen Besitz des Fürstbistums Bamberg, dann ging es an das Königreich Bayern über.
Der um die Mitte des 14. Jahrhunderts wütenden Pest fielen die Einwohner von Hois und Priestrich samt und sonders zum Opfer. Die Orte erloschen.
Um 1414 machten die Bürger Tschirns regen Gebrauch von der bereits 1234 erlassenen „Bergwerksgerechtigkeit“. Erz wurde abgebaut, verhüttet und in Waffenschmieden verarbeitet. Damals zählte der Ort 152 Familien mit 600 Einwohnern, 84 Häusern, einem Pfarramte, Schule und einer Pfarrkirche, Revier- und Forstwartei, einer Mahl- und 2 Schneidmühlen mit Waffenhammer.
[Bearbeiten] 30-jähriger Krieg
Der 30-jährige Krieg verschonte Tschirn nicht. 1632 wurde Pfarrer Johann Cuno im Pfarrhause von einem schwedischen Soldaten ermordet. Der Pfarrer soll sich als Metzger verkleidet haben, wurde jedoch, als er die heiligen Geräte vor den räuberischen Landsknechten schützen wollte, erkannt und niedergemacht. Die Bauern rächten den „merttrer von Tschirn“, sie verfolgten seinen Mörder und erschlugen ihn im Grunde zwischen Tschirn und Rappoltengrün. Der Sage nach geht heute noch die arme Seele des Schweden zu nächtlicher Stunde um. - Für das Heimatfest 1957 hatte der Heimatdichter Andreas Bauer (Bauern-Andres) diese Vorgänge zu einem Theaterspiel unter dem Titel „Von Not und Tod und schwerer Zeit“ verarbeitet. Es wurde von einer Tschirner Laienspielgruppe unter Regie des Autoren auf dem freien Platz vor dem Pfarrhaus aufgeführt.
In der Folgezeit des 30-jährigen Krieges suchten Rinderpest, Ruhr, Typhus und Blattern die Menschen arg heim. Missjahre, Teuerung und Unwetter brachten immer wieder große Not.
[Bearbeiten] Denkmale / Kirche
Am früheren Ortsteich, bei Hs.Nr. 97 (heute Kronacher Straße 8) fand sich zwischen zwei mächtigen Lindenbäumen die Sandsteinfigur des Hl. Nepomuk. Sie trägt im Sockel die Inschrift: „Johan Hader schmittmeister von Tschirn und die sämhdliche Gutt thäter haben zur Ehre Gottes und des He Johann von Nepomuc diese bildnus setzen lassen. Ano 1774“ - Die Statue wurde 1998 nach einer Renovierung an einen neuen Standort - Abzweigung Eckstraße - Kronacher Straße versetzt.
Von der gleichen Art steht etwa 100 m nördlich der Pfarrkirche ein Vesperbild, die Muttergottes, den vom Kreuz abgenommenen Christus haltend. Diese Sandsteinfigur war einst bemalt.
Von 1865 - 1868 erbauten sich die Tschirner ihre heutige gotische Pfarrkirche. Sie birgt neben wertvollen Kleinodien, mehreren Holzfiguren, die älteste ist wohl die stehende Muttergottes um 1500, 4 Altarbilder, Kreuzweg und vier Evangelisten von Kunstmaler Lorenz Kaim, Kronach, sowie eine (auch heute noch) wohlklingende Steinmeyersche Orgel.
Ernste Sorgen bereitete stets die Erschließung von Arbeitsmöglichkeiten. Land- und Forstwirtschaft und Heimarbeit boten stets nur ein Existenzminimum. 1894 wurde eine Schiefertafelindustrie gegründet. 1902 wanderte sie nach Nordhalben ab. Die Versuche 1923/34/38 Schiefervorkommen abzubauen, scheiderten.[1]
[Bearbeiten] Die Pfarrer von Tschirn
- 1401 Richardt Johannes
- 1415 Nicklas
- 1440 Lenker Johannes
- 1471 Weiß Johannes
- 1521 Lauterbach Johannes
- 1535 Schütz Johannes
- 1539 Alstich Johannes
- 1552 Limmer Simon
- 1558 Fleischmann Johannes
- 1587 Zweidler Wolfgang
- 1596 Neblich Wolfgang
- 1611 Hammon Otto
- 1612 Cuno Johannes
- 1632 Zielfelder Kornelius
- 1638 Braun Johannes Wilhelm
- 1640 Johann Konrad Cervinus von Hirsch
- 1642 Fiedler Martin Johann
- 1664 Kaupert Friedrich
- 1666 Arelt Johann
- 1672 Will Johann
- 1685 Richter Martin
- 1686 Leicht Nickolaus
- 1687 Weber Georg
- 1689 Hofstetter Johannes
- 1710 Wecker Johann Georg
- 1718 Beuschel Johann Tobias (in Tschirn begraben)
- 1752 Wachter Johann Simon (in Tschirn begraben)
- 1788 Oehrlein Georg Josef (in Tschirn begraben)
- 1791 Baumann Friedrich
- 1802 Lang Johann Georg Philipp
- 1813 Schauer Valentin
- 1818 Engel Johann
- 1834 Kestel Johann
- 1842 Scharold Georg
- 1843 Alt Johann
- 1859 Neblich Kaspar (in Tschirn geboren und begraben)
- 1866 Besold Johann
- 1875 Krahl Augustin (in Tschirn begraben)
- 1878 Schmitt Franz
- 1883 Schirmer Georg
- 1889 Stöcklein Georg
- 1894 Nüßlein Heinrich
- 1896 Schindelmann Michael
- 1908 Stenglein Jakob
- 1913 Dütsch Augustin
- 1922 Beyerwaltes Andreas
- 1929 Zwosta Georg
- 1934 Hagel Johannes
- 1949 Höfinger Rudolf
- 1966 Schöring Johannes
- 1971 Aushilfen: Professor Johannes Seifert, Nurn und Pfarrer Josef Voll, Lahm
- 1984 Tomislav Antekolovic
- 1998 Martin Hans (Pfarrei Nordhalben und Tschirn)
- 2005 Barthelme Peter - Pfarreienverbund Oberer Frankenwald: Teuschnitz, Tschirn, Wickendorf, Marienroth (ab Oktober 2006 Dekan - Dekanat Teuschnitz)
[Bearbeiten] Chronik von Tschirn - Anno 1751
Beschreibung des dermahlen Höchfürstlich-bambergischen dem Closter Langheim zugehörigen Pfarrei und Dorfs Tschirn zusammengetragen und geschrieben von mir Joanne Henrico Brunone Reul Anno 1751.
Es gibt nur wenige authentische Bericht aus dem Leben unserer Vorfahren. Mit einmalig ist ein Buch, das von Johann Heinrich Reul, Cooperator 1751 in Tschirn beschrieben ist. Bei diesem Bericht handelt es sich um die Wiedergabe aus „Der Frankenwald um 1750“ - von Willi Schreiber.
[Bearbeiten] Die Bewohner werden „Wällner“ genannt
Die Gegend um Tschirn ist der sogenannte Wald, dahero auch die Einwohner insgemein die Wällner heißen.
[Bearbeiten] In Tschirn waren 70 Häuser
Das Dorf Tschirn hat 406 Seelen und besteht aus 70 Wohnhäusern und fast soviel Scheunen und Ställen, ohne die kleinen Schöpfen. Es ist an einen hohen Berg gebaut. Auf der Höhe, die die Wacht genannt wird, liegen keine Häuser. Das Dorf ist eingeteilt in folgende Teile oder Gassen: Aufn Anspann, ober der Kirch, unter der Kirch, ober der Pfarr, unter der Pfarr, beim Königshügel, beim Frosch, beim Teich, bei der Gaß, bei der Mühlgaß. - Durch Tschirn geht keine Straße außer der von Lehesten kommenden, woher viel Schiefer durchgefahren wird, ebenso kommt von Halle viel Salz.
[Bearbeiten] Linden gegen Feuersbrunst
Wenn Tschirn in einer angenehmeren Landschaft läge, es wäre gewiss kaum ein schönerer Ort, indem es sogar hier in dem wilden Eisland nicht unangenehm ist. Dazu tragen nicht wenig bei die alten, hohen und dicken Lindenbäume, die fast bei jedem Haus stehen und im hitzigen Sommer den angenehmsten Schatten machen. Die Ursach, warum diese Bäume so fleißig in Obacht genommen werden ist, dass die Sonne einmal nicht gar zu sehr auf die Schindeldächer brennt, zum anderen, damit der Regen nicht zu dick auffalle und schließlich, damit ein etwa entstehendes Feuer nicht umfresse.
[Bearbeiten] Die Häuser sind aus Holz
Die Fundamente der Häuser - es muss ein jedes Haus auf einer Seite ein solches haben, weil alle an den Berg gebaut sind - besteht aus kleineren Steinen, Quadersteine sieht man nicht, sie herbeizuführen ist zu beschwerlich. Der übrige Bau ist aus Holz, mit Schrott, wie das beschlagene aufeinandergelegte Holz genannt wird, errichtet. Sie haben keine lange Lebensdauer und müssen öfters geflickt werden, weil sie entweder sinken oder sumpfig stehen und also verfaulen. Sie werden dann mit neuen Holz unterzogen. Nicht von Schrott sind die Scheunen, sie werden aus Bindwerk errichtet. Wenn ein Balken oder alle, wie es gemeiniglich geschieht, untenherum verfault ist, wird er abgeschnitten, wird ein neues Stück darangesetzt und, wie die Leute sagen, die Scheune auf Stelzen gesteckt.
[Bearbeiten] Gar keine oder hölzerne Schlote
Die Häuser sind ein Stockwerk hoch, außer das Pfarrhaus, sowie drei andere Häuser, die auf zwei Stockwerke gebaut sind. Sie sind, zwei ausgenommen, durchgehend mit Schindeln gedeckt. Gehört das Haus einem reichen, wohlhabenden Bauern, so ist es auswendig mit Schiefer beschlagen. Es hat auch kein Haus, wenige ausgenommen, einen Schlot, sondern es geht der Rauch zum Haus, Dach und Fenster hinaus, was verursacht, dass die Häuser inwendig sehr schwarz aussehen. Die neuerbauten Häuser haben hölzerne Schlote. Wenn sie sich auch nicht der hässlichen Färb zu befürchten haben, so ist bei ihnen doch die Gefahr eines Feuers größer.
[Bearbeiten] Die Tschirner Kirche ein „uralt Gebäu“
Wenn auch keine Dokumente oder Jahreszahl-Inschriften das Alter der Kirche künden, so kann doch nicht bezweifelt werden, dass sie ein uraltes Gebäu ist, wovon auch die große Glocke kündet, die anno 1309 gegossen wurde.
[Bearbeiten] Ursprünglich anderer Bauort
Es ist eine allgemeine Aussag unter den alten Leuten Tschirns wie sie von ihren Vorfahren gehört haben: Man sei sich bei der Erbauung der Kirche einig gewesen, diese mitten ins Dorf zu setzen dorthin wo anjetzo der Kirchweihtanzplatz ist. Es seien aber immer des anderen Tags früh die Baumaterialien auf dem Ort gelegen, wo jetzt die Kirche steht. An diesem Ort soll auch ein Licht auf einer Weidenstauden gebrannt haben, welches aber von einem feindlichen Soldaten mitgenommen wurde, der es dann aus einer Furcht, die ihn plötzlich ankam, weggeworfen habe, dort, wo jetzt, ein großes Kruzifix steht.
[Bearbeiten] Stiftung auf ein ewiges Licht
In der Kirche soll ein ewiges Licht von einem Manne aus Eichenbühl gestiftet worden sein. Dieser Mann hat zur Bedingung gemacht dass dieses Licht ewig brenne. Sofern er oder seine Erben kommen und dieses Licht nicht mehr brennen sehen, soll die Stiftung verfallen sein. Diese Stiftung müsse schon vor 1590 verfallen sein, nachdem keine Rechnung oder sonstige Dokumente etwas davon berichten. Es kann aber auch nur eine Dichtung der hiesigen Bauern sein, denn man siehet das Licht sehr wenig brennen, und wenn es einmal etliche Stunden brennt, wird das Öl hinzugegossen, das von dem Leinsamen ist, den die zwei Gotteshauspflegerweiber jährlich sammeln.
[Bearbeiten] Der Ortsteil Anspann
Zum Kirchenbau erzählen die Alten noch, dass oberhalb der Kirche bei dem Kruzifix etwa 15 Schritt gegen Abend ein Ort „Anspann“ genannt wird. Auf diesem Platz ist ein Haus, dessen Bewohner allzeit den Beinamen „Anspanner“ tragen. Diesen Namen haben sie daher, weil bei der Erbauung der Kirche die fronenden Bauern und andere Fuhrleute dort aus- und anzuspannen pflegten, wenn sie Feierabend machten.
[Bearbeiten] Auch der Tag der Weihe ist unbekannt
Es ist unbekannt, wann die Kirche geweiht wurde. Dass sie aber geweiht wurde, kann als sicher angenommen werden aus den hinter beiden Altären zu sehenden Kreuzen, welche zweifelsohne so oft renoviert wurden, als die Kirche von neuem geweißt worden ist. Das Hauptpatrozinium ist am Fest des hl. Apostels Jacobus. An diesem Tag kommen die Nordhalbener hierhergewallt. Am gleichen Tag ist jedoch zu Haßlach ein vollkommener Ablass zu gewinnen, während in Tschirn nur 40 Tage gewährt werden. Dies macht, dass die Andacht in Tschirn nur schwach besucht ist, während selbiger Gnadenort Haßlach mit vielen Prozessionen an diesem Tag geehrt und besucht wird.
[Bearbeiten] Über die Größe der Kirche
Als sie damals erbaut wurde, mag der Ort nicht so volkreich gewesen sein wie anjetzo; Sie ist nur 23 Schritt lang und 14 Schritt breit und es wäre keine Hoffart, wenn sie um 10 oder 12 Schuh länger gebaut würde. Sie steht im oberen Teil des Dorfes, auf dem Chor ist der Turm, im Chor der Hohe Altar nach Osten. Vom Süden kommt der gemeine Eingang herein und die Ehetür, vom Westen her die 1702 ausgebrochene Haupttür. Das äußere Ansehen der Kirche ist eben nicht gar schön, weil sie von kleinen Steinen aufgeführt ist, die wegen des anfallenden Wetters weder Kalk noch sonstige Zierrat behalten. Doch ist sie inwendig vor einigen Jahren ziemlich wohl zugerichtet worden, was auch höchst notwendig war, weil sie wegen des unordentlichen Gebäus und fehlender Fenster sehr schlecht und finster ausgesehen hat. Drei schöne Altäre zieren die Kirche. Der Hauptaltar wurde 1689 gemacht, die beiden Nebenaltäre 1749. Jährlich wird die Krippe aufgebaut, die wie auch alle Personen aus purem Holz ist. Die Orgel ist eine der besten im ganzen Wald und wurde 1701 von Johann Niclaus Förtsch, Notar, Stadt- und Amtsvogt und auch Orgelkünstler aus Lichtenfels, angefertigt. Er soll aus Rappoltengrün gestammt haben. Seinen Lohn hat er dem Gotteshaus wiederum geschenkt.
[Bearbeiten] Turm, Uhr und Glocken
Der von purem Holz erbaute und mit Schiefer beschlagene Turm wurde 1650 errichtet. Turm und Kirchendach waren vorher mit Schindeln beschlagen, jetzt hat man Schiefer aufgebracht und es wurden 505 Zentner Schiefer dazu benötigt. Das Holz hat der Bamberger Bischof geschenkt, so dass sein Name mit den anderen 380 Guttätern der Kirche auf der Kanzel verlesen wird.
Der Turm ist mit einer Uhr versehen aus dem Jahr 1670, diese hat ein sehr schlechtes Werk, geht bald zu früh, bald zu spät, bald gar nicht und schlägt nur alle Stunden. Im Turm hängen drei Glocken, die größte und älteste hat die Inschrift: Markus + Lucas + Johannes + Mathaeus + E + Anno + Doi + M + CCC + VIIII (==1309). Diese Schrift ist alte lateinische Fraktur, wann die Glocke geweiht wurde ist unbekannt, dass sie zu Ehren der Hl. Susanne geweiht ist, sagt die Überlieferung. Diese alte Glocke ist schon ziemlich verletzt. Die beiden anderen Glocken stammen aus dem Jahre 1668 und wurden in Weimar gegossen. - Der Kirchhof ist umfangen mit einem Schrott von beschlagenem und mit Schindeln gedecktem Holz.
[Bearbeiten] Das Pfarrhaus ist unschön und schlecht
Das dermalige Pfarrhaus ist; ein altes, schlechtes, baufälliges, mit Schindeln gedecktes, auswendig teils mit Schiefer, teils mit Brettern beschlagenes, inwendig mit Unrat und Ungeziefer erfülltes, barmherziges Gebäu, das für einen Kuhhirten zu schlecht ist, wieviel umso mehr für einen Seelenhirten. Es ist 16 Schritt lang, 12 Schritt breit, hat zwei schlechte Stockwerke mit 2 Stuben, 3 kleinen Kammern, eine Küche, einen kleinen, fast immer mit Wasser gefüllten Keller und wurde um 1626 erbaut. An das Wohnhaus stößt der Kuhstall, auch sind ein Stadel, ein Ochsenstall und andere kleine Schöpfen da, alle sehr schlecht und baufällig. Am Pfarrhaus ist ein Ziehbrunnen, 1639 gemacht, völlig ausgetrocknet und unbrauchbar. Neben dem Tor ist ein Backofen und an demselben ein kleines Bäulein, welches Pfarrer Wecker für sein Geziefer hat bauen lassen. Dieses Gebäu wird insgemein das Badstüblein genannt.
[Bearbeiten] Badstub oder Brauhaus
Mit dem Badstüblein soll es folgende Bewandtnis haben: Vorzeiten soll den Bauern die Wahl gelassen worden sein, ein Brauhaus oder eine Badstube zu bauen. Sie seien auf das letztere verfallen. Vielleicht haben sich die Tschirner damals so gern im Wasser gebadet, wie anjetzo im Bier. Wenn ihnen jetzt die Wahl gelassen würde, würden sie ein Brauhaus bauen und dabei lieber und eifriger fronen, als wenn das Gottes- oder Pfarrhaus gebaut werden sollte. Es ist jedoch falsch, wenn die Leute sagen, das Häuslein im Pfarrhof sei das Badstüblein, jenes sollte im untersten Teil des Dorfes, am Frosch oder Teich gebaut werden, dort, wo die Bewohner heute noch den Namen „Badersbuben“ führen.
[Bearbeiten] Ein Schulhaus aber kein Rathaus
Zwischen der Kirche und dem Pfarrhaus liegt das Schulhaus, das ebenfalls sehr schlecht ist und das Bauen nötig hat. Es ist mit Schindeln gedeckt, hat keinen Schlot und sieht wie die anderen Häuser aus, der Keller gleicht einem Rübenloch. Der Keller müsste schon deshalb gemacht werden, damit der Schulmeister den Wein zur Hl. Messe darin wohl verwahren kann, ebenso seine „Erdöpfl“, welche er auf den Schuläckern baut. Ein Gemeind- oder Rathaus ist nicht hier, wenn die Gemeind zusammenkommt, - es heißt hier: zum Bauern geht -, so treffen sie sich im Haus des zeitlichen Schultheißen.
[Bearbeiten] Gemeindeschmiede und Hirtenhaus
Die Gemeindeschmiede besteht in einem Wohnhaus, kleinem Stall, Schmiede und dem Platz, wo der Schmied die Kohlen brennen darf. Sie ist mitten im Dorf, gehört der Gemeinde und der Schmied ist Pächter. Wenn er den Bauern Wagen, Räder, Pflüge macht oder beschlägt, müssen diese das bezahlen, für das Spitzen und Schärfen von Hack- und Grabeisen erhält der Schmied keinen Geldlohn, sondern den sogenannten Dengellohn pauschal. Ein zweiter Schmied tut dem Gemeindeschmied einigen Abtrag.
Unter der Gemeindeschmiede ist das Hirtenhaus. Dieses ist verkauft an zwei Hintersassen, da dermalen kein Hirte hier ist und die Bauern ihr Vieh selber hüten. Weil aber alle Sonntag und Feiertag früh die Leute hüten und deshalb viele der Kirche fernbleiben, sollte wieder ein Gemeindehirte gedungen werden. Es ist kein Back-, Brau- oder Metzgerhaus vorhanden, auch fehlt es an allen notwendigen Professionen.
[Bearbeiten] Die Brunnen und Teiche
Im oberen Teil des Dorfes ist nur ein einziger, wohlschmeckender Brunnen. Ein früher vorhandener Teich ist ausgetrocknet, weiß nicht warum. Es sind noch ein paar private stinkende und unreine Quellen da, in Feuersnot aber wäre es zu wenig Wasser. Im mittleren und unteren Teil sind genügend Brunnen vorhanden, doch ist das Wasser nicht gut, weil sich Regen und anderes unsauberes Wasser in die Brunnen ergießt. Der unterste Teil des Dorfes hat einen großen Teich, in dem die Fische sehr gut wachsen. Er wird alle drei Jahre ausgefischt, die Fische werden unter die Gemein ausgeteilt, einige verkauft.
[Bearbeiten] Die Schneid- und Mahlmühle
Eine Viertelstunde vor dem Dorf westlich liegt an der Dober eine wohlgebaute, zwei Stockwerke hohe mit Schiefer gedeckte Schneid- und Mahlmühle, deren Besitzer sich Dobermüller nennen. In dieser Mühle hat ein Pfarrer zu Tschim das Recht, dass ihn der Müller, wenn etwa wenig Wasser vorhanden ist, als ersten und vor den anderen mahlen lassen muss. Sonst hat Tschirn keine Mühle, doch hat Thomas Hofmann die Conzession, auf seiner Wiese, die an der Ködel liegt, eine Mühle zu errichten, weil der Dobermüller den Sommer hindurch oft 14 Tage kein Wasser habe, welches der Saalfeldische an der Dober liegende Hammer aufhalte. Auf jener Wiese soll schon einmal eine Mühle gestanden haben, was der Name „Mühlstatt“, ein Graben und ein vor wenigen Jahren gefundenes Mühleisen beweisen.
[Bearbeiten] Von den Gütern des Gotteshauses
Die zur Pfarrei gehörenden Güter sind zweierlei; einmal solche, die die Kirche hat, zum anderen solche, die der Pfarrer genießt. Die Kirche hat 5 Äcker in der „Schulmaas“ am Eisenberg. Zwei davon genießt der Schulmeister und zahlt dafür 1 Pfund 12 Pfennig Erbzins dem Gotteshaus. Ein Äckerlein an der Gemeinwiesen genießt die Ammfrau (=Hebamme) und gibt jährlich 1 Pfund und 12 Pfennig. Das Gotteshaus hat dann noch eine Wiese am Eisenberg und eine in der Ködel. Die Wiesen sind verpachtet, die 44 Bauern zahlen 7 Gulden jährlich dafür, sie teilen sich alle zwei Jahre auf diese Wiesen, sodass jedes Jahr 22 den Genuss davon haben. Eine Wiese in der Mordspitzen genießt der Schulmeister. Das Gotteshaus hat auch ein Holz am Eisenberg, dessen Wert auf 10000 Gulden geschätzt wird.
Die Kirche hat auch ein Vermögen in Geld, das Zinsen bringt. Dass die Kirche zu solchen Vermögen an Geld gelangt, kommt nicht von dem anfallenden Opfer, welches sehr schlecht ist, sondern teils von verkauftem Holz, teils durch die gestifteten Jahrtage, teils durch die Guttäter, die alle 380 am güldenen Sonntag auf der Kanzel verlesen werden und für die gebetet wird.
[Bearbeiten] Schenkung als Gelübde in Not
Der Bauer Hans Haderlein ist einer jener Guttäter, er hat der Kirche die untere Wiese in der Ködel geschenkt. Damit hat es sich so verhalten: Haderlein hatte etliche Pferde, mit denen er als Fuhrmann arbeitete. In der unteren Ködelwiese wollte er einmal Heu holen, aber die Pferde wurden wild und unbändig und rannten mit dem Wagen und dem Bauern über Stock und Stein und Stauden und alles hinweg, sodass dem Bauern angst und bang wurde, und als die Sache kein Ende nehmen wollte, versprach er bei sich, die Wiese dem Gotteshaus zu schenken. Daraufhin blieben die Pferde stehen und Haderlein hat sein Wort gehalten.
[Bearbeiten] Markierung und Verrainung
Die Wohnungen, Felder, Wiesen, und Wälder werden verraint mit der Setzung gewisser Steine. Weil die Quadersteine rar sind, werden andere, etwas lange, breite Steine an die entsprechenden Plätze gesteckt. In den Waldungen werden an alten dicken Stöcken oder auch an jungen Bäumen Späne abgeschlagen, dorthin ins Holz mit dem Beil zwei kreuzweise Hiebe angebracht und das Waldzeichen hinzugeschlagen. Das Waldzeichen des Gotteshauses ist „IC“ [= Jacobus et Catharina, die Schutzpatrone der Kirche). Dieses Waldzeichen muss im Pfarrhof aufbewahrt werden und darf niemals außerhalb in fremden Händen sein.
[Bearbeiten] Das Einkommen des Pfarrers
Der Pfarrer von Tschirn hat und genießt ein halbes an den Pfarrhof stoßendes Gut an Feldern, und zwei Wiesen in Priesterich, zusammen 30 Tagwerk, aber geringen Baues. Zudem hat der Pfarrer den Zehend des ganzen Dorfes, nämlich die zehnte Garbe an allerlei Getreide und Frucht wie Weizen, Korn, Gerste, Heydel, Hafer, Erbsen etc. Auch hat er das zehnte Schaf, Schwein, die zehnte Gans. Vom Gotteshaus bekommt er 24 fl für 42 Jahrtag, ein geringes aus anderer Tätigkeit, wie Leichpfennig, Betheller, für Hochzeiten, Beerdigungen, Lichtstumpf und Ausegnung. Er hat ferner von jedem Gulden einen Groschen, wenn Holz aus dem Heiligenwald verkauft wird, ebenso den halben Teil des am Karfreitag in der Kirche fallenden Opfers. Aus dem hochfürstlichen Wald werden ihm jährlich 22 Klafter Brennholz angewiesen.
Eine große Guttat sind einem aufziehenden Pfarrer die 200 Gulden, die ihm ausgehändigt werden und mit denen er disponieren kann. Wenn er wegzieht muss er dieses Geld wieder hinterlegen, wenn er stirbt, müssen es seine Erben. Das Pfarrgut, das keine Steuern zahlt, muss von den Bauern besorgt werden, allein für die Düngung hat der Pfarrer gemeinsam mit den Bauern zu sorgen.
[Bearbeiten] Keine große Beschwernis
Zur Pfarr Tschirn gehört nur das Dorf; der Weg zur Mühle ist der weiteste. Wenn dort jemand stirbt oder heiratet, empfängt diese der Pfarrer mit dem Schulmeister unter dem Königshügel mitten im Dorf zur Aussegnung. Ansonsten ist keine große Beschwernis mit Kranken und Sterbenden, besonders im Sommer nicht, wo sich niemand zum Kranksein und Sterben Zeit nimmt. Das meiste, was das ganze Jahr hindurch vorkommt, sind die Kindstaufen.
[Bearbeiten] Von den Beschwernissen eines Pfarrers
Der Pfarrer von Tschirn hat zwar ein halbes Gut zu genießen, doch geht der Ertrag desselben auf, weil er beständig vier Dienstboten halten muss und etliche Tagelöhner. Zudem muss er den Bauern die am Pfarrgut fronen, Essen und Trinken geben. Wenn auch die Grundstücke der Bauern groß sind, liegt doch der vierte Teil derselben öd und unbebaut wegen des Klimas und schlechten Bodens. Das Getreide ist lange nicht so vollkommen wie anderswo, es hat zwar viel Stroh, aber nur wenig Körner. Am besten gedeiht der Hafer, doch muss man schon viel verkaufen, um 50 Gulden einzunehmen. So steht es für den Pfarrer auch mit dem Zehend schlecht. Zudem hat jeder Bauer bei seinem Gut einen zehendfreien Acker, den sogenannten Gartenacker. Dieser ist an sich dazu bestimmt, Kraut und Gemüse zu bauen, doch wächst dort das schönste Getreide und der Pfarrer bekommt davon nur einen Groschen oder eine Gartenhenne. Es kann sich ein Pfarrer von Tschirn wohl rühmen, dass er teurere Hennen esse als sein gnädigster Landesfürst, da solch eine Henne oft auf 2 bis 3 Gulden kommt, wie mancher Gartenacker 2 bis 3 Tagwerk groß ist. Will ein Pfarrer den Zehend selber sammeln, muss er dazu viele Leute halten, viel Platz haben und kann doch leicht betrogen werden, wie es die Bauern selbst gegeneinander bekennen. Will er den Zehend verkaufen, bekommt er das halbe Geld. Zudem muss der Pfarrer jährlich 5 Gulden Baugeld, 5 Gulden wegen des Benefiziums, elf Gulden für Comment und Türkensteuer bezahlen.
[Bearbeiten] Essen und Trinken ist teuer
Wenn er etwas essen will, muss er es doppelt oder dreifach bezahlen, und weit herbringen lassen. Es darf ihm nicht missfallen, wenn er im Sommer stinkendes oder wegen Würmern unsauberes Fleisch bekommt. Sein Bier muss er entweder in Nordhalben oder Teuschnitz oder noch weiter weg brauen lassen. Neben der Beschwernis, es nach Tschirn fahren zu lassen kommt dazu, dass er dabei fremde Leute über das Seinige muss Herr sein lassen, wenn er nicht selber Ochsen, Kühe, Kälber, Pflug und Wagen und was alles zu einer Bauerei gehört, halten will. Dazu kommt, dass er nicht nur in einem schlechten Pfarrhaus wohnt, sondern auch in einer Gegend, wo bald Winter, spät Sommer, ja kaum recht Sommer wird, da das ganze Jahr durch kalte Schneewinde gehn. Auch ist keine Freud zu haben weder mit Scheiben schießen noch Kegeln oder mit einem Garten. Es ist kein Schuster, kein rechter Schneider, kein Bader vorhanden, und wenn der Pfarrer in einen Zustande fiele, wo der Bader mit Aderlassen noch helfen könnte, müsste er sterben, bis ein solcher hergeholt werden könnte.
[Bearbeiten] Das Einkommen des Schulmeisters
Ein zeitlicher Schulmeister in Tschirn hat fünf Äcker an der „Schulmaas“ und 2 Äcker und Wieslein am Eisenberg. Gleichermaßen gehöret ihm das Gras, das auf dem Kirchhof wächst. Sein Brennholz, 12 Klafter, bekommt er aus dem hochfürstlichen Wald. In Geld erhält er 12 Gulden Bestallung vom Gotteshaus, dazu 10 Gulden für 42 Jahrtage, 3 Gulden für das Schreiben der Rechnung und einen Gulden für die Kirchensachen zu säubern. Von einer Hochzeit bekommt er 11 Groschen, wenn er nicht zur Mahlzeit geht, geht er aber hin, dann nur 6 Batzen; von einer großen Leich 9 Groschen, von einer. Kinderleich anderthalb Batzen, von einer Kindstauf 1 Groschen, für das Lied „so er singen und schlagen muss“ nach Belieben, von einer Aussegnerin 1 Kreuzer. Ebenfalls hat er den halben Teil des am Karfreitag fallenden Opfers. Dieses Opfer aber ist sehr schlecht, weil die Bauern wissen, dass es dem Pfarrer und Schulmeister gehört. Neben diesem bekommt der Schulmeister jährlich von jedem Bauern 3 Batzen, von den Hintersassen nur 2 Groschen. Für jedes Kind muss der Schullohn extra bezahlt werden, weil hier keine freie Schule ist. Für ein solche sind aber bereits 40 Gulden gestiftet.
[Bearbeiten] Was der Schulmeister zu tun verpflichtet ist
Er muss der Kirche als Mesner und Kirchner, dem Chor als Rektor und Organist, den Kindern als Schulmeister vorstehen. Die Kirchenpfleger müssen ihm helfen, Kerzen zu machen, die Krippe und das hl. Grab auf- und abzubauen. Über das Heiligenholz hat er die Aufsicht, seine Äcker und Wiesen muss er selbst bearbeiten, weshalb er Ochsen und Wagen haben und einen Bauern abgeben muss. Die Gemeinde ist ihm keinen Fron schuldig und dem Pfarrer muss er den Zehent zahlen.
[Bearbeiten] Von den Gütern der übrigen Einwohner
Im hiesigen Dorf Tschirn, ebenso in etlichen Dörfern der Pfarrei Windheim sind die schlechtesten und. geringsten Güter im ganzen Hochstift. Es ist ein schlechter, dürrer und magerer Boden, steinig und mit Unkraut bewachsen. Dazu kommt dass es den Leuten an guter und genügender Düngung fehlt, sintemalen das Stroh sehr rar ist, weil es dem Vieh zum Füttern vorgegeben wird. Die Streu wird in den Wäldern von den Bäumen abgeschnitten und dem Vieh unterlegt. Einige meinen auch, dass es deshalb so schlecht bestellt ist, weil die Güter inmitten der Wälder liegen und deshalb nicht von den guten Winden angeweht werden können.
[Bearbeiten] Lange und harte Winter
Die langen und starken Winter, das oft bis Pfingsten andauernde Schneewetter, kalte Winde und Regen verursachen, dass das Getreide erst anfängt zu zeitigen, wenn andernorts schon eingeerntet ist. Es müssen sich die Leute hier auch öfters gefallen lassen, das geschnittene Getreide unter Schnee und Reif hervorzusuchen und in den Stuben dürr zu machen. Die Güter sind zwar groß und weitschichtig, doch liegt viel öd, wüst und unbebaut.
[Bearbeiten] Ein „gemachter Kerl“
Insgesamt sind die Güter des ganzen Dorfes mit 8 364 Gulden versteuert. Es gibt ganze, halbe, viertel Güter, ein „Maaß“ ist ein halbes Viertelgut. Wenn einer nur eine Maaß hat und dabei eine Wohnung, ist er ein „gemachter Kerl“ und bildet sich wer weiß was ein.
[Bearbeiten] Keine Teilung der Güter
Wenn der Vater 10 oder noch mehr Kinder hat, kann nur eines, und zwar der jüngste Sohn, wo kein solcher vorhanden ist, die jüngste Tochter das Gut bekommen, die anderen Kinder müssen ausbezahlt werden. Man kann weder von einem ganzen noch von einem halben Gut etwas absondern, verkaufen oder verschenken, ausgenommen die freien oder ledigen Stücke. Wird ein Gut taxiert, so kommt es darauf an, wieviel Wiesen es hat; je mehr Wiesen vorhanden sind, desto höher steht das Gut im Wert. Und dieses deshalb, weil in Ermangelung der Wiesen kein Vieh gehalten werden kann und folglich die Äcker nicht gebessert werden können.
[Bearbeiten] Flurnamen und Lage der Güter
Die Gegenden und Lagen der Güter werden so genannt: In der Pfaffengrün, beim Tschirner Wald, beim Effelter Wald, beim Schneidmühlsweg, die Rödersleiten. - Die halben Güter; Das Pfarrgut, Priestershügel, Mühlstatt, Auf der Wacht, Eisenberg, Kasersgrund, bei der Mühl.
[Bearbeiten] Was an Getreide wächst
Das Sommer- und Winterkorn wächst in ziemlicher Quantität, ist jedoch nicht so voll wie in anderen Gegenden, weshalb es auch nicht hinlänglich ist und viele Hafer darunter mahlen. Viele müssen schon im Mai, andere noch eher Korn kaufen. Weizen wächst nicht viel, wird auch wenig gesät, denn die Felder sind zu mager und zu kalt. Hingegen wird die Gerste stärker gesät und gerät auch wohl. Am meisten wächst der Hafer, denn für diesen ist das Erdreich am besten.
[Bearbeiten] Der Flachs will nicht mehr recht geraten
Der Flachs soll früher sehr stark angebaut worden sein, aber seit etlichen Jahren will er nicht mehr recht anschlagen. Bei ihm muss alles gut zusammentreffen: Das Feld muss wohl gebessert sein, es muss öfters regnen. Ist es zu dürr und heiß bleibt der Flachs zurück, oder, wenn er groß wird, wird er brandig. Das Wasser in den Rösten, wo er hingelegt wird, darf nicht zu kalt sein und nicht zu warm. Ist aber „Soße“ in dem Wasser, welches ein roter scharfer Schleim ist, zerfrisst er den Flachs wie Kalk. Wenn schließlich alles gut getan ist, kann der Flachs in Rauch aufgehen, wenn er bei Regenwetter nicht in der Sonne, sondern im Backofen ausgedürrt wird.
[Bearbeiten] Sonstige Früchte
Es wächst an Getreide noch Hirse und Heidel, doch wird es nicht gesät. An Gemüs wird gepflanzt: Kohl, Kohlraben, Wirsching, Salat und Weißkraut, welches letztere sie zum Sauerkraut brauchen. Die „dürrsten“ aber von diesen Gemüsen legen die Bauern dem Vieh vor. Genügend wachsen viele Rüben, besonders gelbe. Diese essen die Leute teils selbst, teils legen sie sie dem Vieh vor. Sie waren ansonsten die meiste Speise des Volkes, jetzt sind es die „Erdöpfl“.
[Bearbeiten] Vor 20 Jahren kamen die Erdöpfel
Frau Susanna Dorothea von Lindenfels, geborene v. Würtzburg, des Herrn Wolfgang Philipp von Lindenfels, Oberamtmann zu Teuschnitz, Hausfrau, hat vor etwa 20 Jahren dieses Gewächs in das Amt Teuschnitz gebracht. Beide Gatten waren lutherisch, sie ist in der Kirch zu Lehesten begraben, er aber ohngeachtet, dass er lutherisch war, liegt in der Kirch zu Teuschnitz. - Wie nützlich die Erdöpfl sind, ist kaum zu beschreiben, sie sind die meiste Nahrung hier für Mensch und Tier. Sie werden unterschiedlich zugerichtet, einige tun sie unter das Brot, andere kochen Klös davon, die meisten werden gesotten, geschält, gesalzen und gegessen. Man kann billig sagen, dass Gott mit diesem Gewächs der Notdurft hiesiger Leut zu Hülf gekommen, sintemalen, wenn auch alles Getreid und Gemüs Not leidet, doch die Erdöpfl geraten.
[Bearbeiten] Bäume, Früchte, Gewächse
Von fruchtbringenden Baum- und Staudengewächsen siehet man wenig. Keine Äpfel, keine Birnen und Welsche Nuss. „Quetschgenbäumb“ sieht man, zuzeiten auch mit Frucht, welche aber selten, ja nie zu einer vollkommenen Zeitigung gelangen. Auch gibt es wenig Holzbirnen, gar wenig Holzäpfel. Etwas gibt es an Kirschen, die aber spät, um Jacobi, oft noch 8 oder 14 Tage später, zeitig werden. Haselnuss gibt es, Hiften, Schlehen, Hagelputzen wenig. Brombeerstauden sind mehr da, als den Bauern recht ist. Sie wachsen gleich einem Unkraut auf den Feldern. In den Wäldern gibt es sehr viele rote und Hohlbeeren, Schwarz- und Heidelbeeren, auch viele Hölperlein, welches kleine Beer sind und Michaeli erst zeitig werden. Von ihnen wird ein wohlschmeckender Brei zugerichtet. Sonsten sieht man nichts an essfruchtbaren Bäumen und Staudengewächs.
[Bearbeiten] Die unfruchtbaren Bäume
Teils in den Wäldern, teils auf freiem Feld stehen Buchen, Adeln oder Ahornbäume, Langespen, Vögelbeerbäume, Wacholder, Flinnerespen, Maien, Linden und Holderbäume welche alle nicht ohne Nutzen. Die Buchen dienen mit der Streu, sie werden wie Tannen, und Fichten geschnitten und das Laub dem Vieh vorgelegt. Auch werden Fälling (= Felgen) und Schleißen zum Brennen daraus gemacht. Aus den Adelbäumen werden Bretter geschnitten, welche sehr schön und zart sind. Von dem Holz werden im Winter Teller angefertigt.
[Bearbeiten] Die Langespe zieht das Gift an
Der Langespenbaum wird von den Leuten besonders hoch geachtet wegen seiner Kraft. Der Größe nach gleicht er einem großen alten Nussbaum. Er soll die Eigenschaft haben, alles Gift an sich. zu ziehen, daher halten sich, die Kröten und anderes Ungeziefer gern bei dem Baum und dessen Wurzeln auf. Zudem soll er die Wirkung haben, dass wenn jemand in der Baumblüte darunter schläft, sich zu Tode schläft. Vom Holz dieses Baumes werden auch Teller gemacht, die hoch geschätzt sind wegen ihrer Wirkung. Wenn eine Mutter dem Kind den ersten Brei auf solch einem Teller gibt, soll das Kind das Gefraisch und „bös Ding“ nicht bekommen. Wenn man eine vergiftete Speise von diesem Teller isst, soll diese nicht schaden können, weil der Teller das Gift an sich zieht. Diese Teller sehen schön aus, sind gestreift, wie wenn sie aus Buche wären, nur ist das Holz viel gröber. Es gibt etliche dieser Bäume um Tschirn, doch wachsen sie besonders häufig in der Gegend bei Windheim.
[Bearbeiten] Vogelbeeren dienen zum Vogelfangen
Die Vogelbeeren dienen im Herbst zum Vogelfangen. - Wie vornehm der Wacholder ist, ist ohnehin bekannt. Der von seiner Frucht gemachte Brei ist gut und gesund. Flinnerespen und Maien dienen dazu, die Kirche zu schmücken. Wozu die Lindenbäume, die zahlreich im Dorf stehen, dienen, ist bereits gesagt worden. Wie die Blüten und Beeren von der Holderstauden genutzt werden, ist fast jedermann bekannt. Sie blühen im allgemeinen etliche Tage vor Jacobi.
[Bearbeiten] Wie es mit den Wiesen beschaffen ist
Mancher Bauer muss, wenngleich er auch wollte und Gelegenheit hätte, oft etliche Stück Vieh weniger halten, weil es am Futter fehlt, da wenig Auen und Wiesen vorhanden und diese an sich schlecht sind. Entweder sind es dürre Rangen und schwer zu wässern, oder sie tragen nur Moos und saures Futter. Viele haben vom Hochfürsttum erkaufte Stücke oder Plätze in den Wäldern, wo das Holz nicht gut wüchsig ist. Diese Plätze haben sie vom Holz und angeflogenen Gebüsch gereinigt, damit das Gras besser wachse. Andere, die nichts an Wiesen oder Geräumen besitzen, besonders die Hintersassen, erstehen ein Los an Gras bei dem sogenannten Föthen oder Vorwerk bei Lehesten, anderthalb Stund weit weg.
[Bearbeiten] Die Gemeindewiese
Eine Wiese unten im Dorf gehört der Gemeinde. Diese ist in 44 Teile geteilt, wovon ein jeder der 44 Bauern jährlich einen Teil zu genießen hat. Dieser Teil heißt „Gemeinnutz“ und ist einem gewissen Haus oder Gut angeknüpft. Wer ein solches Haus oder Gut kauft, wird Bauer. Damit die guten und schlechten Teile an jeden einmal kommen, hat die Gemeinde angeordnet, dass alle Jahre weitergerückt werden muss. Wer keinen solchen Gemeinnutz hat, wird nicht für einen Bauern gehalten und ist folglich untauglich, Schultheiß, Schulmeister, Heiligenpfleger, Rainsetzer etc. zu .wenden. Auch kann kein Hintersasse zu einem solchen Amt angenommen werden, wenngleich mancher von ihnen mehr vermag als mancher Bauer.
[Bearbeiten] Eine besonders wertvolle Wiese
An die Gemeinwiese stößt eine einem hiesigen Bauern gehörende Wiese, die jährlich dreimal gemäht werden kann. Diese Wiese wollte einer kaufen und erbot sich, so lang sie ist, bei 40 Schritt, einen Taler an den anderen als Kaufpreis zu legen. Andere sagen, er habe die ganze Wiese kreuzweise mit Thalern belegen wollen. Der Mann, der die Wiese kaufen wollte, hat den Preis deshalb so hoch gemacht, weil das so hochgeschätzte Futter auf dieser Wiese so häufig, andernorts aber wenig und schlecht wächst.
[Bearbeiten] Von Hölzern und Wäldern
Waldung sieht man, wenn man nur das Auge aufmacht. Doch macht das viele Flößen die sonst sehr dicken und furchtsamen Wälder etwas dünn. Die Gemeinde Tschirn hatte vor 100 Jahren ein sehr großes und schönes Holz am Hammerberg gelegen im Eigentum. Weil sie aber die angelaufene Steuer von 100 Gulden nicht bezahlen wollte, verfiel das Holz an die Hochfürstl. Cammer in Bamberg. Obwohl ein Bauer, der 100 Gulden in die Gemeinde schuldig war, diese erlegen wollte, obwohl ein Rentmeister zu Bamberg, Jois Müller, aus der Tobermühle gebürtig, freundschaftlich ermahnte, die Steuer zu bezahlen, die Tschirner ließen lieber das Holz verfallen. Heute bedauern es die Bauern, denn aus diesem Wald wird jährlich für mehrere hundert Gulden Holz an sie abgegeben, welches sie teuer bezahlen müssen. Jener Rentmeister Müller hat der Kirche 1675 eine neue Monstranz geschenkt.
[Bearbeiten] Holzgattungen und -arten
Es haben noch etliche Bauern schöne Stücke Wälder. Das Holz ist meist weiches Tannen- und Fichtenholz, auch gibt es viel Buchen. Kiefernholz ist rar. Bäume werden die dicksten und stärksten Stämme genannt, deren einer für 3, 4 oder mehr Gulden oder Thaler verkauft wird. Aus diesen werden Blöcher gemacht, wovon eines 10 1/2 Schuh lang sein muss. Ein Baum gibt oft 12 Blöcher. Daraus werden Bretter geschnitten, auch Pfähle oder Schindeln hergestellt. Ist ein Baum zu wurmstichig oder ästig, wird er zu Kohlholz oder „Spalten“ verbraucht, wenn er auch hierzu nicht dient, wird er Brennholz, wobei das Holz nicht zu weit vom Dorf oder einem Grund liegen darf, weil es sonst niemand wegfahren mag und es verfaulen muss. Die Reißer sind merklich, schwächer als die Bäume, werden aber doch auch wie diese genutzt, außer dass sie zu Zeiten zu Böden gebraucht werden. Die Pfaden werden nur zu Floßböden gebraucht und bekommen unterschiedliche Namen; Wenn 9, 8, 7, 6 etc. zu einem Boden gesprengt ( = gespannt) werden, werden sie Neuner-, Achter-, Siebener-, Sechserpfaden genannt. Mehr als neun und weniger als vier Pfaden kommen selten zusammen. Die geringste Gattung sind die Stangen, die nur zum Leiternmachen oder als Begrenzung neben den Wegen gebraucht werden.
[Bearbeiten] Eine Weibsperson hat den Wald verraint
Die Verrainung des hochf. Bamberg. Waldes soll so geschehen sein; Man hat eine Weibsperson, die ihr Leben verwirkt hatte, mit verbundenen Augen in den Wald gehen lassen. Ihr Weg sollte die Grenze sein zwischen den Wäldern des Hochstifts und denen der benachbarten Herrschaften. Und so wurden die Rainsteine gesetzt. Ich will es schön glauben, dass die Verrainung blinder Weis geschehen müsse sein, denn bald ist solche ganz nah bei Tschirn, und der Wald sehr schmal, bald ist er wieder eine oder anderthalb Stunden breit. Bei den Rainsteine stecken viele Stocke und auf jeden ist eine Jahreszahl geschnitten. Das kommt daher, dass die Benachbarten alljährlich die Steine begehen, bei denselben einen Stock stecken und durch den Ausschuss eine Salve geben lassen.
[Bearbeiten] Die Viehzucht im Dorf
Die Viehzucht ist sehr stark, besonders an Rindvieh. Es gibt also Ochsen, Kühe und junges Rindvieh, nicht weniger Schafe, wie auch Geißen, Böcke und Schweine. An Pferden ist dermal keines hier. Sonst gibt es auch viele Gäns und Hühner, wenig Tauben und Enten. Etliche haben auch Bienenstöcke.
[Bearbeiten] Das Wild in den Wäldern
In den Wäldern gibt es viele Rehe, Bock und Geißen, weniger Hasen, selten einen Hirsch oder ein Schwein, welche letzteren sehr Not gelitten im letzten kalten Winter, wo sie erfroren. Die Hirsche, wenn sich hin und wieder einer blicken lässt, finden auf Seiten Bambergs Gnade und Pardon, weil Bamberg hegen will, hingegen nicht Reußen und Saalfeld. Bei diesen heißt es: „Gesehen, geschossen“. Also hegen die Bamberger für die Nachbarn. Hier und dort gibt es auch Füchse, auch sollen noch einige Wölfe da sein.
[Bearbeiten] Auerhahnjagd ist beschwerlich
Auerhähne und -hühner gibt es auch, Birkhähne weniger. Beiderlei Vögel sind im Frühjahr leicht zu schießen, wen sie in der Balz sind. Doch weil man gar zu früh gehen und oft auf einem Bein still stehen muss, wenn der Hahn aufhört zu balzen, oft eine halbe Stunde lang, so ist es kein Spaß, besonders weil es oft recht kalt ist. Haselhühner gibt es auch, solche sind leicht zu fangen, wenn man mit einem Lockpfeuflein versehen ist. Sonsten hat es auch viele Weiß- und Rotdrosseln, auch Gremmeter (Krammetsvögel) gegeben.
[Bearbeiten] Von alten Merkwürdigkeiten Tschirns
Der Königshügel inmitten des Dorfes hat seinen Namen wegen eines am selben wohnenden Bauern. - Zwei Bauern an der Mühlgaß, Schülein unter und Müller ober derselben, hatten viele Jahre einen Streit wegen der Wässerung. Nachdem sie schon mehr als 100 Gulden verlaufen und verstritten hatten, kam schließlich Johann Gottfried I. von Aschhausen, Bischof zu Bamberg, selbst nach Tschirn und endete den Streit damit, dass Müller das Wasser in einer Rinne auf seinen Grund führen soll, doch müsse er durch diese Rinne ein Loch machen so groß wie der Fingerring des Bischofs. Das durch dieses Loch fließende Wasser muss dem Schülein angedeihen können. Das Loch muss auf ewige Zeiten offen bleiben und in neuen Rinnen immer wieder vorhanden sein.
[Bearbeiten] Versuch Schiefer zu graben
Im ersten Grund von Tschirn auf Nordhalben zu, sieht man unter- und oberhalb des Weges große Löcher und außerhalb deselben schwarze Steine. Vor 20 bis 40 Jahren ist hier versucht worden nach Schiefer zu graben. Weil sich alsbald kein Erfolg zeigen wollte und viele Kosten entstanden, hat man ein Weitergraben unterlassen, mit dem Vorgeben, der Schiefer sei nicht tauglich.
[Bearbeiten] Bayerstraße und Schwedengraben
Anderthalb Stunden lang führt eine Straße durch den Wald nach Nurn. Diese ist 30 Schritt breit ausgehauen, was für den Reisenden angenehm ist. Vor noch nicht 100 Jahren soll ein gewisser Bayer aus Steinwiesen bei Ihro hochf. Gnaden in Bamberg dieses Aushauen bewirkt haben. Dieser Bayer soll Offizier gewesen sein und sich im Krieg sehr bereichert haben. Im Effelterer Wald sieht man einen Graben überzwerch (=quer), von welchem gesagt wird, er sei zu Schwedenzeiten sehr tief gegraben worden. Man habe dort Bäume niedergehauen, um dem Feind den Weg zu sperren.
[Bearbeiten] Hammerwerk und Eisenbergwerk
Gegen Westen, oberhalb der Tschirner Mühl beim Mühlteich soll vorzeiten ein Hammerwerk gewesen sein. Beweis dafür sind zwei Haufen roter steiniger Erde, die der Abgang des Eisens sein sollen. Auch werden die beiden Berge dort der Hammerberg und der Eisenberg genannt. Aus dem Eisenberg, wo das Heiligenholz steht, sollen die Eisensteine gegraben worden sein, Löcher in diesem Holz sollen die Berglöcher gewesen sein.
[Bearbeiten] Ein Raubschloss bei den Mordseufzen
Zwischen dem Hammerberg und dem Eisenberg liegt eine lange Wiese, die in alten Rechnungen Mordseufzen, heute Mordseiten genannt wird. Am Anfang dieser Wiese, auf dem Hammerberg, soll vorzeiten ein Mord- oder Raubschloss gestanden haben, doch ist auf dem mit Bäumen überwachsenen Ort kein Rest davon mehr zu sehen als ein Graben, der um den Hügel herumläuft, auf dem das Schloss gestanden.
[Bearbeiten] Ein alter Schatz liegt vergraben
Einige erzählen, dass Johann Gottfried I. von Aschhausen, Bischof und Fürst zu Bamberg, 1615 in Tschirn war und gehört hat, dass am Ort des ehemaligen Raubschlosses viel Geld vergraben sei. Er habe sich dorthin verfügt und graben lassen. Die Grabenden seien auch auf eine große eiserne Truhe gestoßen, doch saß auf derselben ein schwarzer Hund. Daraufhin hätte der fromme Fürst befohlen, vom Graben abzustehen, weil solches Geld einen schlechten Nutzen bringen möge.
[Bearbeiten] Am höchsten Ort, die Wacht
Im Norden des Dorfes ist ein sehr hoher Ort, der die Wacht genannt wird. Die Tschirner und andere benachbarte Dörfer sollen in den schweren Kriegsläuften hier gewacht haben, um den feindlichen Parteien zu widerstehen. Sie haben Bäume umgehauen und tiefe Gräben ausgehoben, sodass der Weg ungangbar war. Doch muss dieses Wachen nicht viel geholfen haben, weil die schwedischen Soldaten dennoch Schaden getan haben in Dorf und Kirche.
[Bearbeiten] Verschwundenes Dorf Hoyers
Gegen Osten, rechter Hand neben dem Weg nach Nordhalben, dreiviertel Stund von Tschirn, lag ein Ort Hörsch, sonsten Hoyers genannt. Von ihm ist schriftlich nur bekannt, dass der alte Nicol Welsch 1471 dort lebte. Einige sagen, es seien nur ein paar Höfe gewesen, andere aber erzählen, dass dort ein Kirche gestanden sei, wo anjetzo eine alte Martersäule stehet. Die Kirche soll mit dem ganzen Dorf versunken sein und die Glocken seien dort noch begraben. In der noch etwas erkennbaren Rösten soll auch noch Flachs liegen, aus welchem drei Altartücher gesponnen werden, eines für Tschirn, eines für Haßlach, das dritte weiß nicht wohin. Der kleine Weiher und die noch erkennbaren Furchen der dortigen, jetzt mit Gras überwachsenen Felder, bezeugen, dass einst Menschen dort gewohnt. Dazu kommt noch, dass es dort wegen der Gespenster sehr unsicher ist. Die Einwohner dieses Dorfes sollen an der Pest gestorben, mit Wagen nach Tschirn geführt und im Kirchhof gegen Westen begraben worden sein, wo die Erde noch allzeit höher als an anderen Stellen ist. In Anschauung dieser Sachlage ist das Versinken von Hoyers für eine Sage zu halten. Es ist eher zu glauben, dass die Leute wegen der Pest geflohen und die Häuser eingefallen und mit Bäumen überwachsen sind.
[Bearbeiten] Nur noch ein Brunnenloch von Priesterich
Eine viertel Stund hinter dem Dorf am End des Pfarrgutes soll ebenfalls ein Dorf gewesen sein, wo ein Priester wohnte, weshalb das Dorf Priesters oder Priesterich genannt wurde. Schriftlich wird der Ort aber sonst Presses genannt und in einer alten Gemeinderechnung wird er als Wüstung aufgeführt. Vor Zeiten mögen etliche Höfe dort gewesen sein, von denen der gegrabene und gemauerte, aber verfallene Brunnen, der noch dort ist, Zeugnis ablegt. Einige sagen, dass auch auf dem Ort, der Pfaffengrün genannt wird, ein Priester gewohnt habe. Doch war auch hier nur ein Hof, wie das noch zu sehende Gemäuer beweist. Den Namen hat der Ort wohl daher, dass er einem zeitlichen Pfarrer gehörte oder zuständig war, weil in einer Rechnung stehet, dass der Pfarrer zu Tschirn von der Pfaffengrün Zins gibt.
[Bearbeiten] Schlupfwinkel für Diebe und Spitzbuben
Eine halbe Stunde von Tschirn war im Norden ein Hof, der nach Tschirn gehörte und Eigentum der Tschirner Bauern Peter Schnappauf und Hans Zipfel war. Weil dieser Hof aber den Dieben und Spitzbuben ein rechter Schlupfwinkel gewesen, ist befohlen worden, diesen wegzureißen. Die Hofbesitzer hatten dieses Ansuchen gestellt, weil sie kaum ihres Lebens mehr sicher waren, wenn sie weiter ehrliche Kerle bleiben wollten. Um den beiden Bewohnern für den vor 2 Jahren abgerissenen Hof Genüge zu geben, wurde ihnen im Dorf ein Platz so groß wie ein Hof, nämlich 49 Schuh lang, geschenkt.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Gemeinderat
Der Gemeinderat von Tschirn hat 9 Mitglieder einschließlich des nebenamtlichen Bürgermeisters.
CSU | ÜP | Gesamt | |
2002 | 6 | 3 | 9 Sitze |
(Stand: Kommunalwahl am 3. März 2002)
[Bearbeiten] Wappen
Die Wappenbeschreibung lautet: Geteilt von Blau und Gold; oben das Brustbild des silbern gekleideten und golden nimbierten heiligen Jakobus, der in der Rechten einen goldenen Pilgerstab und in der Linken ein goldenes Kreuz hält; auf der Brust eine rote Pilgermuschel; unten nebeneinander zwei bewurzelte schwarze Nadelbäume. Gemeinde Tschirn, Landkreis Kronach
(Ministerielle Zustimmung vom 11. April 1957 Nr. I B 1 - 3000 - 29 T/5)
Die untere Schildhälfte enthält durch die schwarzen Nadelbäume einen Hinweis auf den Ortsnamen, der vom slawischen "cerny" (d.h. schwarz) abzuleiten und mit "Schwarzwald" gleichzusetzen ist. Schwarz und Gold spielen zugleich auf die Farben des Löwenwappens des ehemaligen Hochstifts Bamberg an, weil die Fürstbischöfe bis 1802/03 die Landesherrschaft ausübten. Schon vor 1276 und wieder seit 1388 nach dem Kauf der Güter des Zisterzenserklosters Langheim in dieser Gegend war der Ort unbestrittener hochstiftischer Besitz. Der hl. Jakobus ist als Pfarrpatron bereits 1276 beglaubigt. Im Wappen wurden ihm seine bekannten Attribute Stab, Muschel und Kreuz hinzugefügt. Die Gemeindefahne zeigt drei Streifen in der Farbenfolge Rot, Weiß und Blau entsprechend den Hauptfarben im Gemeindewappen. (in: Klemens Stadler, Die Wappen der oberfränkischen Landkreise und Gemeinden)
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen
- Dr. Schneider - Kunststoffwerke
[Bearbeiten] Literatur
- Pfadenhauer, Rudolf (Hrsg.), Tschirn im Frankenwald. Eine Gemeinde erinnert sich 1276 - 2001. ISBN 3-000-08814-8
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Quelle: Festschrift der Feuerwehr Tschirn 2001 – Autor: Günter Böhnlein, Tschirn
[Bearbeiten] Weblinks
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