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Clara Zetkin - Wikipedia

Clara Zetkin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Clara Zetkin (Briefmarke der DDR, 1987)
Clara Zetkin (Briefmarke der DDR, 1987)

Clara Zetkin, geb. Eißner (* 5. Juli 1857 in Wiederau; † 20. Juni 1933 in Archangelskoje bei Moskau) war eine einflussreiche sozialistische deutsche Politikerin und Frauenrechtlerin. Sie war bis 1917 aktiv in der SPD, wo sie eine markante Vertreterin der revolutionär-marxistischen Fraktion war. 1917 schloss sie sich der aus Protest gegen die Burgfriedenspolitik während des ersten Weltkriegs hervorgegangenen SPD-Abspaltung USPD an und war dort Angehörige in deren linkem Flügel, der Spartakusgruppe (während der Novemberrevolution 1918 umbenannt in Spartakusbund), danach einflussreiches Mitglied in der wesentlich aus dieser Gruppierung hervorgegangenen KPD. Von 1920 bis 1933 war sie auch Reichstagsabgebordnete dieser Partei.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Politisches Engagement in der frühen Sozialdemokratie

Ab 1874 hatte die in Leipziger Privatseminaren ausgebildete Volksschullehrerin Kontakte zur Frauen- und Arbeiterbewegung.

Zetkin trat 1878 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands bei, die 1890 in SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) umbenannt wurde. Wegen des von 1878 bis 1890 gültigen Sozialistengesetzes, das sozialdemokratische Aktivitäten außerhalb der Landtage und des Reichstags verbot, ging sie 1882 zuerst nach Zürich, dann nach Paris ins Exil. Dort nahm sie den Namen ihres Lebenspartners, des russischen Revolutionärs Ossip Zetkin an, mit dem sie zwei Söhne hatte, Maxim und Konstantin. Im Herbst 1890 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und ließ sich in Stuttgart-Sillenbuch nieder. 1899 heiratete sie 42-jährig in Stuttgart den 24-jährigen Kunstmaler Friedrich Zundel aus Wiernsheim, mit dem sie nach zunehmender Entfremdung bis zur Scheidung 1928 formal verheiratet blieb. 1907 lernte sie anlässlich des Internationalen Sozialistenkongresses in Stuttgart den russischen Kommunisten Lenin kennen, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband.

In ihrer Zeit in Paris hatte sie 1889 einen bedeutenden Anteil an der Gründung der sozialistischen Internationale.

In der SPD gehörte sie zusammen mit ihrer engen Vertrauten, Freundin und Mitstreiterin Rosa Luxemburg, wortführend zum revolutionären linken Flügel der Partei und wandte sich mit ihr um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in der Revisionismusdebatte entschieden gegen die reformorientierten Thesen Eduard Bernsteins.

[Bearbeiten] Die Frauenrechtlerin

Einer ihrer politischen Schwerpunkte war die Frauenpolitik. Hierzu hielt sie beim Gründungskongress der Zweiten Internationale am 19. Juli 1889 ein berühmt gewordenes Referat, in dem sie die Forderungen nach Frauenwahlrecht, freier Berufswahl und besonderen Arbeitsschutzgesetzen für Frauen explizit ablehnte, wie sie die bürgerliche Frauenbewegung um Helene Lange und Minna Cauer stellten:

Wir erwarten unsere volle Emanzipation weder von der Zulassung der Frau zu dem, was man freie Gewerbe nennt, und von einem dem männlichen gleichen Unterricht - obgleich die Forderung dieser beiden Rechte nur natürlich und gerecht ist - noch von der Gewährung politischer Rechte. Die Länder, in denen das angeblich allgemeine, freie und direkte Wahlrecht existiert, zeigen uns, wie gering der wirkliche Wert desselben ist. Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat. Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren. Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeiter in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen.

Diese Verschiebung der Emanzipation der Frau auf die Zeit nach der Revolution, die sie Gleichberechtigung der Geschlechter gleichsam zu einem Nebenwiderspruch machte, den sie dem Hauptwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit unterordnete, vertiefte die Spaltung der deutschen Frauenbewegung vor dem Ersten Weltkrieg und führte zu langwierigen Auseinandersetzungen mit anderen führenden Frauen der sozialdemokratischen Frauenbewegung, etwa mit Lily Braun oder Luise Zietz.

Zetkin war von 1891 bis 1917 Herausgeberin der SPD-Frauenzeitung "Die Gleichheit", in deren programmatischer Eröffnungsnummer sie sich erneut gegen die reformistische Vorstellung wandte, durch rechtliche Gleichstellung mit den Männern unter Beibehaltung des Kapitalismus einen Fortschritt für die Frauen erreichen zu wollen:

„Die Gleichheit“ […] geht von der Überzeugung aus, dass der letzte Grund der jahrtausendealten niedrigen gesellschaftlichen Stellung des weiblichen Geschlechts nicht in der jeweils „von Männern gemachten“ Gesetzgebung, sondern in den durch wirtschaftliche Zustände bedingten Eigentumsverhältnisse zu suchen ist. Mag man heute unsere gesamte Gesetzgebung dahin abändern, dass das weibliche Geschlecht rechtlich auf gleichen Fuß mit dem männlichen gestellt wird, so bleibt nichtsdestoweniger für die große Masse der Frauen […] die gesellschaftliche Versklavung in härtester Form weiterbestehen: ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von ihren Ausbeutern.

Erst später revidierte sie diese rigide Haltung und trat nun ebenfalls für das Frauenwahlrecht ein, das bereits seit 1891 zentraler Bestandteil des Parteiprogramms der SPD war.

1907 wurde ihr die Leitung des neu gegründeten Frauensekretariats der SPD übertragen. Sie initiierte den ersten Internationalen Frauentag am 19. März 1911 (ab 1921 am 8. März).

[Bearbeiten] Während des Ersten Weltkriegs

In der Zeit des Ersten Weltkrieges lehnte sie mit Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und relativ wenigen anderen einflussreichen SPD-Politikern die sich den nationalen Ambitionen von Kaiser Wilhelm II. unterwerfenden Burgfriedenspolitik ihrer Partei, die seit dem Tode August Bebels 1913 unter der Führung Hugo Haases und des deutlich gemäßigten Friedrich Ebert stand, ab. Neben anderen Aktivitäten gegen den Krieg organisierte sie 1915 in Bern eine internationale sozialistische Antikriegs-Frauenkonferenz. Wegen ihrer Antikriegshaltung wurde Clara Zetkin während des Krieges mehrfach inhaftiert.

Clara Zetkin (Banknote 10 DDR-Mark)
Clara Zetkin (Banknote 10 DDR-Mark)

[Bearbeiten] Von der SPD zur KPD

Sie war ab 1916 an der ursprünglich von Rosa Luxemburg gegründeten revolutionären innerparteilichen Oppositionsfraktion der SPD, der Gruppe Internationale bzw. Spartakusgruppe beteiligt, die am 11. November 1918 in Spartakusbund umbenannt wurde. 1917 schloss sich Clara Zetkin der USPD - unmittelbar nach deren Konstituierung - an. Diese neue linkssozialdemokratische Partei hatte sich aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der SPD von der Mutterpartei abgespalten, nachdem die größer gewordenene Gruppe der Kriegsgegner aus der SPD-Reichstagsfraktion und der Partei gesammelt ausgeschlossen worden war. Nach der Novemberrevolution wurde ausgehend vom Spartakusbund und anderen linksrevolutionären Gruppen am 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) gegründet, der auch Zetkin beitrat, und für die sie von 1920 bis 1933 im Reichstag der Weimarer Republik als Abgeordnete vertreten war. Ab 1919 gab sie die Zeitschrift Die Kommunistin heraus. Von 1921 bis zu ihrem Tode war sie Präsidentin der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). In der KPD war Zetkin bis 1924 Angehörige der Zentrale, und von 1927 bis 1929 des Zentralkomitees der Partei. Des Weiteren war sie von 1921 bis 1933 Mitglied des EKKI (Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale). Die Kommunistische Internationale (abgekürzt Komintern oder auch KI) bzw. Dritte Internationale war 1919 in Moskau auf Initiative Lenins neu gegründet worden, nachdem die Zweite Internationale bereits nach der Auslösung des Ersten Weltkriegs für längere Zeit zerfallen war (vgl. auch Überblicksartikel zu den verschiedenen Internationalen). 1925 wurde Zetkin außerdem zur Vorsitzenden der Roten Hilfe Deutschlands gewählt.

In der KPD saß Zetkin im Lauf ihrer politischen Tätigkeit, während der die dominierenden innerparteilichen Flügel mehrfach wechselten, oft zwischen den Stühlen, behielt jedoch zeitlebens einen bedeutenden Einfluss in der Partei. Im Allgemeinen wird sie von namhaften Historikern wie beispielsweise Heinrich August Winkler eher dem „rechten“ Flügel der KPD zugeordnet, vor allem, weil sie trotz ihrer Mitgliedschaft im EKKI den ideologischen Vorgaben der Komintern und aus der UdSSR teilweise kritisch gegenüber stand.

So lehnte sie 1921 zusammen mit dem damaligen von März 1919 bis Februar 1921 amtierenden innerparteilich umstrittenen KPD-Vorsitzenden Paul Levi (Parteiausschluss Mitte 1921) die vom Komintern-Chef Grigori Jewsejewitsch Sinowjew befürwortete „Offensivstrategie“ als sogenannten „Putschismus“ ab. Bei der entsprechenden von der KPD mehrheitlich unterstützten Kampagne war eine revolutionär ausgerichtete Arbeiterrevolte, die Märzaktion in der Provinz Sachsen blutig gescheitert, wobei über hundert Menschen ums Leben gekommen waren. Anders als die Parteivorsitzenden Levi und Ernst Däumig blieb sie jedoch in der KPD und schloss sich nicht der Kommunistischen Arbeitsgemeinschaft (KAG) an.

Am 21. Januar 1923, kurz nach der Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen in Folge der von Deutschland nicht erfolgten Reparationszahlungen laut den Bestimmungen des Versailler Vertrags von 1919, warf Zetkin unter der Überschrift „Um das Vaterland" der Großbourgeoisie vor, ihr „Verrat" sei schuld an der krisenhaften Zuspitzung der Situation der Weimarer Republik in Folge von Hyperinflation und Reparationen. „Zur Befreiung des deutschen Vaterlandes" rief sie zum Sturz der Regierung Cuno und zur Bildung einer Arbeiterregierung auf. Diese nationalistisch anmutenden Töne, die kurzzeitig dazu führten, dass Zetkin von einigen Parteigenossen der Versuch vorgeworfen wurde, die bürgerlichen Parteien mit nationalen Parolen rechts überholen zu wollen, wurden zwei Tage später von der Parteizentrale korrigiert. Mit der Parole „Schlagt Poincaré an der Ruhr und Cuno an der Spree“ rief die KPD zur Solidarität der Proletarier in Deutschland und in Frankreich auf und bekräftigte damit die internationalistische Ausrichtung der KPD.

Im Juni 1923 erregte sie auf der Tagung des Exekutivkomitees der Komintern in Moskau mit ihren Thesen zum Klassencharakter des Faschismus, der im Jahr zuvor in Italien an die Macht gekommen war, Aufsehen. Die bei vielen Marxisten verbreitete These, Mussolinis Diktatur wäre als „bloßer bürgerlicher Terror“ und als Angstreaktion der Kapitalisten auf die Bedrohung durch die Oktoberrevolution zu verstehen, erteilte sie eine scharfe Absage. In Wahrheit habe der Faschismus ...

[...] eine andere Wurzel. Es ist das Stocken, der schleppende Gang der Weltrevolution infolge des Verrats der reformistischen Führer der Arbeiterbewegung. Ein großer Teil der proletarisierten und von der Proletarisierung bedrohten klein- und mittelbürgerlichen Schichten, der Beamten und bürgerlichen Intellektuellen hatte die Kriegspsychologie mit einer gewissen Sympathie für den reformistischen Sozialismus ersetzt. Sie erhofften vom reformistischen Sozialismus dank der „Demokratie“ eine Weltwende. Diese Erwartungen sind bitter enttäuscht worden. […] So kam es, dass sie nicht bloß den Glauben an die reformistischen Führer verloren, sondern an den Sozialismus selbst.

Den Nationalsozialismus bezeichnete sie als „Strafe“ für das Verhalten der deutschen Sozialdemokratie in der Novemberrevolution.

Im April 1925 polemisierte Zetkin auf einer weiteren EKKI-Tagung in Moskau gegen die zu der Zeit aktuelle KPD-Führung unter Ruth Fischer und Arkadi Maslow, denen sie „sektiererische Politik“ vorwarf. Damit half sie deren Absetzung vorbereiten. Nachfolger wurde im Herbst 1925 Ernst Thälmann, der von Stalin protegiert wurde.

Zetkin lehnte die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik strikt ab, die sie als „Klassendiktatur der Bourgeoisie“ bezeichnete. Zugleich stand sie jedoch auch der stalinschen Sozialfaschismusthese kritisch gegenüber, die ein Bündnis mit der Sozialdemokratie gegen den Nationalsozialismus verhinderte. Als Alterspräsidentin des Deutschen Reichstages sagte sie auf der konstituierenden Sitzung des Reichstages am 30. August 1932 „in der Hoffnung trotz meiner jetzigen Invalidität das Glück zu erleben, als Alterspräsidentin den ersten Rätekongreß Sowjetdeutschlands zu eröffnen[1]. Trotz des vorausgehenden Wahlerfolgs für die KPD erkannte sie gleichwohl die Gefahr, die von der inzwischen stärksten Fraktion des Reichstags, der NSDAP, ausging, und rief in derselben Rede zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten auf.

[Bearbeiten] Erneutes Exil und Tod

Clara-Zetkin-Denkmal in Dresden
Clara-Zetkin-Denkmal in Dresden

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP unter Hitler und dem Verbot und Ausschluss der KPD aus dem Reichstag in Folge des Reichstagsbrands 1933 ging sie noch einmal, das letzte Mal in ihrem Leben, ins Exil, diesmal in die UdSSR, wo sie bereits von 1924 bis 1929 ihren Hauptwohnsitz gehabt hatte. Nach Aussagen von Maria Reese, einer KPD-Abgeordneten des Reichstags, die sie dort unter Schwierigkeiten besuchte, lebte sie bereits parteipolitisch isoliert. Sie starb wenig später am 20. Juni 1933 im Alter von fast 76 Jahren. Sie wurde an der Moskauer Kreml-Mauer beigesetzt.

Zetkin wurde zu einer der Ikonen der SED-Propaganda, in der besonders ihre Rolle als Frauenrechtlerin und Verbündete Sowjetrusslands herausgestellt wurde. Die DDR richtete in dem Haus in Birkenwerder nördlich von Berlin, wo sie von 1929 bis 1932 gelebt hatte, ein Museum über ihr Leben ein, das noch heute existiert.

Eine bedeutende Kulturstätte der Stuttgarter Arbeiterbewegung, das Waldheim Sillenbuch, trägt ihren Namen: "Clara-Zetkin-Haus". Auch der Fraktionssaal der Linksfraktion im Bundestag wurde nach ihr benannt.

[Bearbeiten] Werke

  • Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, 1919
  • Erinnerungen an Lenin, 1929
  • Ausgewählte Reden und Schriften, 3 Bände, gesammelt herausgegeben 1957 - 1960

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Siehe auch

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