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August Bebel - Wikipedia

August Bebel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

August Bebel; Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung
August Bebel; Quelle: Friedrich-Ebert-Stiftung
August Bebel
August Bebel
Gedenkplakette über den Aufenthalt Bebels in Wetzlar
Gedenkplakette über den Aufenthalt Bebels in Wetzlar

Ferdinand August Bebel (* 22. Februar 1840 in Köln-Deutz; † 13. August 1913 in Passugg, Schweiz) war ein Führer der Arbeiterbewegung, sozialistischer Politiker und Mitbegründer der SPD.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Kindheit und Jugend

August Bebel wurde in ärmlichen Verhältnissen als Sohn des Unteroffiziers Johann Gottlob Bebel und dessen Frau Wilhelmine Johanna Bebel geborene Simon in Köln-Deutz geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters, der 1844 mit 35 Jahren der Lungentuberkulose erlag, heiratete seine Mutter dessen Zwillingsbruder, der jedoch ebenfalls nach zwei Jahren verstarb. Auch Augusts Geschwister starben früh. Da die verwitwete Mutter keine Pensionsansprüche hatte, übersiedelte sie verarmt zu ihrer Familie nach Wetzlar, wo August mit Hilfe einer wohltätigen Stiftung die Volksschule besuchen konnte. Von 1854 bis 1857 lernte August hier auch das Drechslerhandwerk.

[Bearbeiten] Erste politische Betätigung

Nach Gesellen- und Wanderjahren ließ er sich 1860 in Leipzig nieder, wo er in der bürgerlichen Bildungsvereinsbewegung Fuß fasste. 1866 gründete er zusammen mit Wilhelm Liebknecht die radikaldemokratische Sächsische Volkspartei. Ein Jahr später wurde Bebel zum Vorsitzenden des Vereinstages Deutscher Arbeitervereine gewählt. Er setzte den Anschluss des Vereinstages an die erste Internationale durch. Dadurch kam es zur Abspaltung der liberalen und bürgerlichen Demokraten, während unter Führung Bebels und Liebknechts die übrigen Mitgliedvereine und die sächsische Volkspartei 1869 in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) aufgingen.

1867 wurde er in den Norddeutschen Reichstag gewählt, in dem er am 26. November 1870 „Frieden mit der französischen Nation, unter Verzichtleistung auf jede Annexion“ forderte und sich mit der Pariser Kommune solidarisierte. Es folgten eine einhundertzweitägige Untersuchungshaft und 1872 die Verurteilung im Leipziger Hochverratsprozess, einem Schauprozess zu zwei Jahren Festungshaft und wegen Majestätsbeleidigung zu neun Monaten Gefängnis. Während der Haft bildete er sich selbst fort und sprach von seiner „Haftuniversität“.

1875 war Bebel maßgeblich an der Vereinigung mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (Ferdinand Lassalle) zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) beteiligt.

[Bearbeiten] Nach dem Bismarckschen Sozialistengesetz

Nach seiner Ausweisung aus Leipzig auf Grund des Sozialistengesetzes als sozialdemokratischer Agitator ließ sich Bebel in Borsdorf bei Leipzig nieder. Bis 1889 war er geschäftlich für den Vertrieb seiner Leipziger Drechslereiwarenfirma tätig. Die Geschäftsreisen im ganzen Reich verband er mit seiner Parteiarbeit. Auch unter dem Sozialistengesetz wurde Bebel zu Gefängnisstrafen verurteilt, 1883 zu vier Monaten, 1886 im Freiberger Geheimbundprozess zu neun Monaten Gefängnis.

Auch diese Haftzeit nutzte Bebel zu intensivem Studium. Unter anderem beschäftigte er sich intensiv mit der Geschichte des arabischen Orients, und veröffentlichte 1884 das Werk „Die mohammedanisch-arabische Kulturperiode“. Es beleuchtet den damaligen Kenntnisstand der Geschichte der arabischen Reiche des Orients bis zur osmanischen Reichsgründung im 16. Jahrhundert aus der Sicht eines marxistisch gebildeten Autodidakten, der den Orient nie besuchen konnte und weder Arabisch noch Persisch beherrschte. Das Buch ist ein heute sehr aktuelles Plädoyer für den Frieden zwischen den Kulturen und eine Kritik an der damaligen europäischen, insbesondere wilhelminischen Orientpolitik, die statt den kulturellen Dialog mit dem Orient und die dortigen Emanzipationsbewegungen auf ihrer eigenen kulturellen Grundlage zu fördern (in der Tradition Goethes und Rückerts), auf wirtschaftliche Ausbeutung und Förderung von militaristischem und nationalistischem Gedankengut im Nahen Osten setzte, mit den bekannten fatalen Folgen für die Region durch das 20. Jahrhundert hindurch bis zum heutigen Tag. Unter der Führung Bebels verfolgte die SPD insgesamt einen klaren Kurs gegen die imperialistische Politik des Wilhelminischen Deutschlands. Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen in den Kolonien wurden gerade durch Bebel immer wieder in Reichstagsdebatten thematisiert und angeprangert.

Köpfe der frühen deutschen Arbeiterbewegung (August Bebel, Wilhelm Liebknecht - obere Reihe, Karl Marx - Mitte, Carl Wilhelm Tölcke, Ferdinand Lassalle - untere Reihe)
Köpfe der frühen deutschen Arbeiterbewegung (August Bebel, Wilhelm Liebknecht - obere Reihe, Karl Marx - Mitte, Carl Wilhelm Tölcke, Ferdinand Lassalle - untere Reihe)

Bebel war von der Richtigkeit des Marxismus überzeugt und ein entschiedener Gegner des Revisionismus. Dessen ungeachtet achtete er in der parlamentarischen und parteipolitischen Arbeit stets darauf, konkrete soziale Reformen durchzusetzen. Bebel erwartete die Revolution als sich gesetzmäßig ereignenden „großen Kladderadatsch“, den die Sozialdemokratie nicht gezielt herbeizuführen bemüht sein müsse. Seine beiden wichtigsten Schriften Unsere Ziele (1870) und Die Frau und der Sozialismus (1883) erreichten hohe Auflagen. Dieses Werk wurde auch von Eugen Richter in seinen Sozialdemokratischen Zukunftsbildern verarbeitet.

Bis zu seinem Tod blieb Bebel der allseits anerkannte Führer der deutschen Sozialdemokratie. Auch innerhalb der Sozialistischen Internationalen genoss Bebel eine weltweite Autorität, die nach ihm als deutscher Sozialdemokrat wohl nur noch Willy Brandt erreichen sollte.

August Bebel war nach dem Tod von Wilhelm Liebknecht am 7. August 1900 zusammen mit Paul Singer Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und von 1871 bis 1913 Mitglied des Reichstages (ausgenommen 1882–1883).

Bebel lebte zunächst in Leipzig und nach 1890 viele Jahre in Berlin-Schöneberg in der Großgörschenstraße 22, der Hauptstraße 84, der Habsburger Straße 5 und zuletzt in der Hauptstraße 97 (Gedenktafel über dem Eingang).

Am 13. August 1913 starb er in Passugg in der Schweiz während eines Sanatoriumaufenthaltes an Herzversagen. Er wurde in Zürich, wo seine Tochter lebte, beigesetzt. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Sihlfeld.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Werke

  • Unsere Ziele, 1870
  • Die mohammedanisch-arabische Kulturperiode, 1884, 2. Auflage 1889 (neu hg. von Wolfgang Schwanitz, 1999, Edition Ost, Berlin, ISBN 3-929161-27-3)

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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