Edmund Burke
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Edmund Burke (sprich: "böək") (* 12. Januar 1729 in Dublin; † 9. Juli 1797 in Beaconsfield) war Schriftsteller, Staatsphilosoph und Politiker. Er gilt heute als „geistiger Vater des Konservatismus“.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Der Literat
Burke studierte von 1743 bis 1750 klassische Literatur und Geschichte am Trinity College in Dublin. Ein begonnenes Rechtsstudium beendete er nicht. Sein schriftstellerisches Wirken begann 1756 mit einer Satire.
[Bearbeiten] Der Politiker
Er arbeitete als Privatsekretär von Lord Rockingham, „First Lord of treasury“ von 1765–1766. Seit 1765 war Burke für verschiedene Wahlkreise Abgeordneter des englischen Unterhauses. Burke profilierte sich als scharfsinniger Vordenker und brillanter Rhetoriker. Ein zusammenhängend geschriebenes politisches Werk gibt es von ihm nicht. Sein Werk setzt sich aus Kampfschriften und –reden zusammen:
- „Thoughts on the case of the present discontent“, 1770 (Politisches „Programm“ der oppositionellen „Whigs“ gegen vermeintliche Verfassungsverstöße des Königs)
- Mehrere Schriften gegen die Steuer- und Kolonialpolitik der englischen Regierung in Amerika.
- Sein wichtigstes Werk: „Reflections on the Revolution in France“, 1790.
- Weitere Schriften richten sich gegen die Politik des Generalgouverneurs in Indien
In seinen “Betrachtungen über die Französische Revolution" von 1790 verleiht Burke seinem Missfallen Ausdruck über die damals in Frankreich herrschenden Zustände und Entwicklungen nach der Revolution 1789.
Zunächst hält er es für geradezu unvorstellbar, dass eine Regierung, wie er sagt, von “500 Advokaten und Dorfpfarrern“ dem Willen einer Masse von 24 Millionen und deren recht verschieden gearteten Belangen gerecht werden könne. Unverblümt tendenziös gibt er seine Geringschätzung preis über den Kreis der damaligen Machthaber, indem er diesen, zwar trotz allem als untragbar, aber immerhin als aufgewertet bezeichnet durch die abgefallenen Angehörigen höherer Stände, die nun an der Spitze dieses Kreises stehen. Die naturgegebenen Verhältnisse sind für ihn einer ochlokratischen Ordnung zum Opfer gefallen, mit ihr Recht und Ordnung, und schließlich bleibe auch die “Vernichtung des Eigentums” unvermeidlich.
Bei dem Versuch, Frankreich in eine demokratische Form zu pressen, sei es zerstückelt worden. Für höchst bedenklich hält er die Einteilung in 83 Départements, die er als Republiken aufgefasst wissen will, die ihrerseits autonome Bestrebungen hegen und kaum von einer Zentralherrschaft unterworfen werden und auch nicht zugunsten der Republik Paris Einschränkungen in Kauf nehmen wollten. Wobei die Republik Paris nichts unversucht lassen wird, um ihren Despotismus erstarken zu lassen.
Die Tyrannen seien zu einem Gaukelspiel leerer Beratschlagungen verdammt, absurd ist für Burke ihr politisches Wirken, bedenklich ihr Unvermögen, erschütternd der Verfall von Recht und Ordnung im Land, das Chaos in den Köpfen und in der Welt.
[Bearbeiten] Der Staatsphilosoph
Menschenbild
Burke sieht den Mensch als unvollkommenes Wesen, welches erst in der Gemeinschaft, im Staat sein volles Menschsein erlangt. Der Mensch ist geprägt durch seine Vernunfts- und Gefühlsnatur. Seine Vernunft ist allerdings begrenzt und auch innerhalb der Menschheit unterschiedlich ausgeprägt. Die Menschen sind nicht gleich. Nur im gegliederten Staat ist es möglich, die Vernunft zu vervollkommnen. Burke lehnt das unbegrenzte Vertrauen der Aufklärer in die unbegrenzte Vernunft des einzelnen Menschen ab. Seine Konzeption der Menschenrechte wurde in der Folgezeit von Thomas Paine scharf kritisiert.
Staatsvorstellung
Sein Menschenbild relativiert die Gesellschaftsvertragstheorien der Aufklärer. Die Hierarchie eines Staates ist natur- und gottgegeben. Der Ursprung des Staates liegt somit hinter einem „heiligen Schleier“. Der Staat mit seiner Ordnung und Gliederung gleicht und wächst mit der Gesellschaftsstruktur. Er sieht die Regierungsmitglieder als Repräsentanten des gesamten Volkes, die jedoch nur ihrem Gewissen unterliegen (Trustees) und demnach ein freies Mandat innehaben . Statt revolutionärer Umwälzungen bevorzugt Burke den permanenten Wandel der Verfassung, deshalb lehnt er die Französische Revolution entschieden ab. Wichtig ist ihm ein historisch langsames Wachsen und Verändern, das von der Politik nicht behindert werden soll - aus diesem Grund unterstützt Burke die Emanzipationsbestrebungen in Nordamerika. In der Dreiteilung von Krone, Ober- und Unterhaus sieht er den besten Schutz vor Despotismus aber auch vor der Herrschaft des Pöbels. Das freie Mandat des Abgeordneten dient als Schutz vor weitergehender Demokratisierung. In politischen Parteien (hier nur in Fraktionsform) sieht er einen wirksame Eindämmung der Monarchie.
Vater des Konservatismus
Diese Bezeichnung steht für die heute noch gültigen, von ihm klar umrissenen, Maximen der Konservativen in all ihren Facetten. Für den Konservativen existiert eine göttliche oder naturgegebene Weltordnung, die sich auch in der Gesellschaft niederschlägt. In seinen Vorstellungen ist der Mensch unvollkommen und sündig. Es gibt eine körperliche und geistige Ungleichheit unter den Menschen. Eigentum, auch ungleich verteiltes, und das Recht darauf ist im Sinne (nicht nur) des Konservativen ein wichtiger Eckpfeiler einer funktionierenden Gesellschaftsform. Der Konservative erkennt die Kehrseiten des Fortschritts und weiß den Mensch an Tradition, Mythen und Verfassung gebunden.
Siehe auch: Neokonservativismus in den USA
[Bearbeiten] Literatur
Primärtexte
- Philosophische Untersuchungen über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen. Hrsg. von Werner Strube. Philosophische Bibliothek, Band 324. Meiner, Hamburg 1989. ISBN 978-3-7873-0944-3
Wikisource: Edmund Burke – Quellentexte |
- Edmund Burke (Friedrich Gentz): Über die Französische Revolution. Betrachtungen und Abhandlungen, 1991, ISBN 3050017554
- Dieter Oberndörfer Wolfgang Jäger (Hg): Klassiker der Staatsphilosophie, 1971
- Roger Scruton: Burke's Relevance Today (Vortrag in Den Haag 2001) - deutsch als "Konservatismus oder Die Aktualität Edmund Burkes" in: Sezession 3/2003 S. 14ff ("Sezession" ist eine der führenden rechtskonservativen Zeitschriften in Deutschland).
- Robert Zimmer: Edmund Burke zur Einführung. Junius: Hamburg 1995
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Edmund Burke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
Personendaten | |
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NAME | Burke, Edmund |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller, Staatsphilosoph und Politiker |
GEBURTSDATUM | 12. Januar 1729 |
GEBURTSORT | Dublin |
STERBEDATUM | 9. Juli 1797 |
STERBEORT | Beaconsfield |
Kategorien: Mann | Engländer | Ire | Philosoph der Frühen Neuzeit | Politischer Philosoph | Politiker (England) | Autor | Literatur (18. Jahrhundert) | Literatur (Englisch) | Satire | Britische Geschichte | Irische Geschichte | Freimaurer (18. Jahrhundert) | Irischer Freimaurer | Englischer Freimaurer | Geboren 1729 | Gestorben 1797