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Günzburg - Wikipedia

Günzburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Günzburg
Günzburg
Deutschlandkarte, Position von Günzburg hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Günzburg
Koordinaten: Koordinaten: 48° 27′ N, 10° 16′ O48° 27′ N, 10° 16′ O
Höhe: 440–517 m ü. NN
Fläche: 55,40 km²
Einwohner: 19.919 (1. Jan. 2006)
Bevölkerungsdichte: 360 Einwohner je km²
Postleitzahl: 89312 (alt: 8870)
Vorwahl: 08221
Kfz-Kennzeichen: GZ
Gemeindeschlüssel: 09 7 74 135
Stadtgliederung: 7 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Schloßplatz 1
89312 Günzburg
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Gerhard Jauernig (SPD)
Marktplatz mit Blick auf das Untere Tor
Marktplatz mit Blick auf das Untere Tor

Günzburg ist eine Große Kreisstadt im schwäbischen Landkreis Günzburg und liegt an der Mündung der Günz in die Donau.

Günzburg ist heute der Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises, der 1972 aus der kreisfreien Stadt Günzburg sowie den Landkreisen Günzburg und Krumbach gebildet wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Günzburg wurde um ca. 70 n. Chr. als Kastell „Guntia“ (auch „Contia“ oder „Gontia“) von den Römern zur Verteidigung der Donaugrenze gegründet. Der Name leitet sich von einer keltischen Flussgöttin ab. Es bestanden mindestens zwei zeitlich aufeinanderfolgende Kastelle (das erste um ca. 70 n. Chr., das zweite nach Rücknahme der Grenze vom Rätischen Limes zur Donau infolge der Alamanneneinfällen von 260 n. Chr.), die vermutlich der Sicherung einer wichtigen Donaubrücke dienten. Stationiert waren dort unter anderem eine Ala, eine 500 bis 600 Mann starke römische Elite-Reitereinheit. Neben dem Kastell entwickelte sich eine größere, zeitweise recht wohlhabende Zivilsiedlung (Vicus) mit guter Einbindung in das römische Fernstraßennetz. Die Ergebnisse der umfangreiche Ausgrabungen römischer Bestattungsplätze sind im Heimatmuseum zu besichtigen, es handelt sich dabei um die größten ausgegrabenen römischen Gräberfelder nördlich der Alpen.

Nach dem Rückzug der Römer im 5. Jahrhundert und einem kurzen ostgotischen Intermezzo siedelten sich Alemannen an. Die nahegelegene Burg Reisensburg wurde als „Ricinis“ bereits um 700 vom „Kartographen von Ravenna“ als eine der fünf wichtigsten Burgen Alemanniens erwähnt. Wahrscheinlich bestand ein fränkischer Königshof, der Unterbau des Kirchturms von Sankt Martin soll ein Überrest dieses Hofes sein.

1065 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Gunceburch“. 1301 kam die Stadt an das Haus Habsburg, welche Günzburg zum Hauptort der Markgrafschaft Burgau und zeitweise für ganz Vorderösterreich ausbauten. Schon bald nach Inbesitznahme durch die Habsburger wurde die ursprünglich im Mündungstal der Günz zur Donau liegende Stadt um eine schematisch-planmäßig auf einem Riedelvorsprung errichtete „Oberstadt“ erweitert, welche die „Unterstadt“ infolge der Verlegung des Marktes rasch überflügelte. 1418 erhielt die Stadt die Hochgerichtsbarkeit.

Von 1609 bis 1618 wurde die Stadt Residenz des Markgrafen Karl von Burgau, eines strengen Katholiken und Sohns Ferdinands des II. von Tirol. Für ihn ließ sein Vater 1577-1580 ein großes Schloss erbauen. Karl starb kinderlos, woraufhin Günzburg zurück an die Habsburgische Hauptlinie fiel. Im Dreißigjährigen Krieg nahm die Stadt schweren Schaden: von den mehr als 2.400 Einwohnern erlebte nur jeder Dritte das Ende dieses katastrophalen Krieges, einige kleinere umliegende Dörfer (so etwa Kleinkötz) traf es noch härter. Auch ein schwerer Stadtbrand im Jahr 1735 traf die Stadt schwer, jedoch wurde dadurch erst der Bau der Frauenkirche von Dominikus Zimmermann ermöglicht, eines Meisterwerks des Rokoko. Kaiserin Maria Theresia war der Stadt sehr wohlgesinnt, während ihrer milden Herrschaft wurde unter anderem eine Münzprägestätte errichtet, die über alle Maßen erfolgreich tätig war. In ihr wurde bis zum Ende der österreichischen Herrschaft der Maria-Theresien-Taler, die weitverbreitetste Silbermünze der Welt, geprägt.

Nach dem Frieden von Pressburg wurde die Stadt 1806 schließlich bayerisch, worüber die Einwohner anfangs gar nicht glücklich waren. Ein Pfarrer notierte damals in sein Tagebuch: „nun sind wir also bairisch, Gott steh uns allen bei“. Jahrelang weigerten sich die Günzburger standhaft, den österreichischen Bindenschild aus dem Stadtwappen zu entfernen und stattdessen die bayerischen Rauten zu übernehmen.

Ganz in der Nähe von Günzburg wurde auch im deutschen Bauernkrieg 1525 der Leipheimer Haufen (ca. 5.000 Bauern) von dem Heer des schwäbischen Bundes massakriert.

Das neu entwickelte Luftwaffen-Flugzeug Messerschmitt Me 262 absolvierte 1942 seinen Jungfernflug auf dem Fliegerhorst Leipheim.

[Bearbeiten] Stadtteile

  • Deffingen
  • Denzingen
  • Leinheim
  • Nornheim
  • Reisensburg
  • Riedhausen
  • Wasserburg

[Bearbeiten] Politik

Der Stadtrat hat 24 Mitglieder. Seit der Kommunalwahl 2002 verteilen sich die Sitze auf folgende Listen:

  • CSU: 8 Sitze
  • SPD: 8 Sitze
  • Unabhängiger Wählerblock: 4 Sitze
  • Freie Wählergemeinschaft: 3 Sitze
  • Günzburger Bürgerliste: 1 Sitz

Oberbürgermeister ist seit 2002 Gerhard Jauernig (SPD).

Sein Vorgänger ist Altbürgermeister Dr. Rudolf Köppler.

[Bearbeiten] Partner- und Patenstädte

  • Partnerstadt ist die bretonische Kleinstadt Lannion (20.000 Einwohner) im Departement Cote d´Armor.
  • Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Sternberg in Mähren - seit dem 20. Juni 1955
  • Freundschaftsvertrag mit Neustadt in Sachsen - seit 1990

[Bearbeiten] Kurioses

Aus "Rache" für die jahrhundertelange Geringschätzung der Unterstadt durch die Oberstädtler erlaubte sich ein Steinmetz bei der Sanierung des oberstädtischen Marktplatzes einen Scherz: ins Pflaster verbaute er einen großen hinterteilförmig gestalteten Stein, der ausdrücken soll, was die Unterstädter von den Oberstädtern halten.

Der Name Günzburg schmückt sogar den Triumphbogen in Paris. Dafür verantwortlich war Napoleon, der 1805 übrigens auch vergaß, in Günzburg seine Zeche zu bezahlen. Doch 1989 beglich der französische Staatspräsident François Mitterrand in Begleitung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl bei einem Besuch der historischen Altstadt die Altschulden symbolisch.

Im Juni 2006 wurde am Hauptbahnhof Günzburg eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Die Aktion zur Entschärfung des heiklen "Corpus delicti" stellte eine der größten Rettungsmaßnahmen der jüngeren Geschichte der Stadt dar.

Auf dem Gelände eines Möbelhauses in Günzburg stand zeitweilig der größte Stuhl der Welt, hergestellt aus Holz.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Touristische Attraktionen Günzburgs sind die von Dominikus Zimmermann zwischen 1736 und 1741 erbaute Frauenkirche, die Vorgängerin der Wieskirche, das markgräfliche Schloss (das einzige von Habsburgern erbaute in Deutschland), die Reisensburg (heute Tagungszentrum der Universität Ulm) sowie die umfassend sanierte, fast vollständig erhaltene Altstadt, daneben auch der 2002 eröffnete Freizeitpark Legoland Deutschland.

Mitte November 2005 meldete die dpa, dass ein Investor die seit zwei Jahren brachliegende, 27 Hektar umfassende ehemalige Bundeswehrliegenschaft in Günzburg gekauft habe. Zusätzlich zu dem vorhandenen Legoland-Themenpark soll dort auf dem Gelände der früheren Prinz-Eugen-Kaserne ein weiterer großer Freizeitpark mit Feriendorf, Badesee, Tauchturm und Großkino errichtet werden.


[Bearbeiten] Wirtschaft

[Bearbeiten] Verkehrslage und Investitionen

Günzburg ist ein IC-Haltepunkt an der Strecke München - Ulm - Stuttgart. Es liegt an der Autobahn A 8 München - Stuttgart, die sich bei Günzburg mit der Bundesstraße 16 in der Nähe der Autobahn Autobahn A 7 kreuzt.

Der Bahnhof wird derzeit (2006) mit einem Kostenvolumen von 8,3 Millionen Euro modernisiert. Ferner wird ein Operationstrakt der Neurochirurgischen Klinik (8,6 Mio. Euro) auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses und die Grundschule Südost (3,5 Mio. Euro) neu gebaut.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Ehrenbürger

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

  • Um 1470 wurde in Kleinkötz der reformatorische Prediger und Autor Johann Eberlin von Günzburg geboren.
  • Zweifelhafte Berühmtheit gewann die Stadt durch den in Günzburg geborenen Nazi-Verbrecher Josef Mengele, ein Sohn der Industriellenfamilie Mengele (Herstellung von Landmaschinen bis in die 1990er Jahre), den KZ-Arzt von Auschwitz. Für dessen Opfer wurde am 8. März 2005 im Dossenberger Hof eine von Schulen gestaltete Gedenktafel enthüllt. Es wird vermutet, dass Angehörige der Günzburger Familie Josef Mengele in seinem Versteck in Südamerika bis zu seinem Tode deckten und unterstützten.
  • Ebenfalls aus Günzburg stammte Franz Xaver Schwarz, der als Reichsleiter und einziger Reichsschatzmeister der NSDAP einer der wichtigsten, wenn auch weitgehend unbekannt gebliebenen Funktionäre der NSDAP war.
  • Die Politikerin und Friedensaktivistin Petra Kelly, Gründungsmitglied der Grünen, wurde am 29. November 1947 in Günzburg geboren.
  • Therese Huber (1764-1829), Schriftstellerin, Übersetzerin, Redakteurin
  • Alexander Heilmeyer (1872-1940), Schriftsteller
  • Bruno Merk, Politiker, ehemaliger bayerischer Innenminister, "Vater der Gebietsreform", geboren am 15. April 1922 in Großkötz
  • Josef Mengele (* 16. März 1911; † 7. Februar 1979) war ein KZ-Arzt im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz
  • Leo Wagner (1919-2006) zählte lange Jahre zum engsten Vertrautenkreis des CSU-Chefs Franz-Josef Strauß. Von 1963 bis 1975 war er parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag. Eine nachgesagte, aktive Stasi-Vergangenheit konnte nie nachgewiesen werden.

[Bearbeiten] Veranstaltungen

Bekannteste Veranstaltung ist das alljährliche Guntiafest, das immer am letzten Wochenende im Juni stattfindet.

Alljährlich findet um den Mariä-Himmelfahrts-Tag (15. August) das Günzburger Volksfest statt.

[Bearbeiten] Vereine

Ältester Verein Kgl.priv.SG Günzburg gegründet 1452

[Bearbeiten] Weblinks


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