Geldkarte
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Die Geldkarte ist ein System für eine elektronische Geldbörse in Deutschland, das primär die bargeldlose Zahlung kleiner Geldbeträge ermöglicht.
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[Bearbeiten] Allgemeines
Den Maximalbetrag, der auf eine Geldkarte geladen werden kann, beträgt 200 Euro. Im statistischen Durchschnitt wurden 2006 ca. 26 Euro geladen. [1] Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Geldkarten, die sich in der Handhabung vor allem beim Ladevorgang unterscheiden:
- Die Girokonto-bezogene Geldkarte
- Eine Girokonto-bezogene Geldkarte, auch kontogebundene Geldkarte genannt, kann an vielen Geldautomaten und an separaten Ladeterminals aufgeladen werden. Das zugehörige Girokonto wird dabei mit dem gewählten Betrag belastet.
- Die kontoungebundene Geldkarte
- Dies ist eine Chipkarte im Standard-Scheckkartenformat ohne weitere Zahlungsfunktionen. Die Karte kann gegen Bargeld am Bankschalter aufgeladen werden. Es existieren auch Ladeterminals mit zwei Kartenschlitzen, an denen man eine kontoungebundene Geldkarte gegen eine Debitkarte (EC- oder Maestro-Karte) aufladen kann. Beim Aufladen erfolgt eine Verfügung vom Girokonto wie bei einem Geldautomaten, das Geld wird aber nicht bar ausgegeben, sondern auf den Chip geladen.
Ebenso wie beim Verlust einer konventionellen Geldbörse ist auch bei der "elektronischen Geldbörse" kein Ersatz möglich. Jeder Finder kann mit der gefundenen Geldkarte zahlen.
[Bearbeiten] Bezahlvorgang
Es findet keine Authentifizierung des Geldkarte-Inhabers gegenüber dem Händler bzw. am Zahlungsterminal statt.
Zum Bezahlen führt der Kunde seine Geldkarte in den Verkaufsautomaten bzw. das Zahlungsterminal des Händlers ein und bestätigt ggf. den angezeigten Zahlbetrag durch Drücken einer bestimmten Taste. Dann wird der Betrag vom Guthaben auf der Geldkarte abgezogen und dem Konto des Automatenbetreibers bzw. des Händlers unter Abzug einer Gebühr von 0,3 % (mind. 0,01 EUR) gutgeschrieben.
Bezahlt werden kann mit der Geldkarte bei jedem Akzeptanzpartner, der mit einem Zahlungsprovider einen Vertrag zur Akzeptanz der Geldkarte geschlossen hat. Der Händler erhält dazu eine "Händlerkarte", die als physisches Gegenstück zur Geldkarte oder als Softwareschlüssel in das Zahlungsterminal integriert wird.
Jeder Zahlvorgang geschieht offline, erst beim Kassenabschluss des Zahlungsterminals werden die Daten zum Zahlungsprovider des Händlers übertragen. Bei einer Evidenzzentrale wird für jede Geldkarte ein Schattenkonto geführt. Auf diesem Konto lassen sich über mehrere Jahre alle Zahlungen nachvollziehen.[2]. Die Händlerdaten werden physisch getrennt von den Kartendaten verarbeitet. Ein Abgleich ist nur mit gerichtlicher Erlaubnis (z. B. im Zuge eines Strafverfahrens) möglich; derartige Fälle sind aus der Praxis bislang nicht bekannt.
Für das Jahr 2006 wurde ein durchschnittlicher Zahlbetrag von 2,50 EUR ermittelt.[1]
[Bearbeiten] Weitere Funktionen
Auf dem Geldkarte-Chip können noch weitere Daten abgelegt werden, die über die reine Bezahlfunktion hinausgehen.
[Bearbeiten] Alterverifikation
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Seit dem 1. Januar 2007 können Zigaretten an Automaten nur gekauft werden, wenn mit der Geldkarte nachgewiesen wird, dass der Inhaber mindestens 16 Jahre alt ist. Bei konto- und personengebundenen Geldkarten ist das Volljährigkeitsmerkmal gespeichert, sofern der Karteninhaber zum Ausstellungszeitpunkt bereits 18 Jahre alt war. War der Karteninhaber zum Zeitpunkt der Kartenausstellung minderjährig, dann ist kein Volljährigkeitsmerkmal auf der Karte gespeichert. Hier erfolgt die nächste Prüfung auf Volljährigkeit bei der Produktion der Folgekarte. Kontoungebundene Geldkarten sind nie mit einem Jugendschutzmerkmal versehen. Nicht-Volljährige können auf Antrag und mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten das Datum in verschlüsselter Form einspeichern lassen, an dem sie volljährig werden. Daraus kann der Zigarettenautomat berechnen, ob der Inhaber bereits 16 Jahre alt ist, was das Jugendschutzgesetz seit der Änderung vom 22. Juli 2002 vorschreibt.
Das Jugendschutzmerkmal auf dem Chip der Geldkarte ermöglicht die Volljährigkeitsprüfung (Altersverifikation) auch im Internet. Die Geldkarte ist in einem noch einzureichenden Gesamtkonzept von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) zur Herstellung von „geschlossenen Benutzergruppen“ im Internet positiv bewertet worden. Neben der Volljährigkeitsprüfung ist auch eine Prüfung auf 16 Jahre möglich. Pornoseiten setzen die Geldkarte bereits als Zugangsschutz ein.
[Bearbeiten] E-Ticket
Dadurch, dass eine Anzahl von Lade- bzw. Bezahlvorgängen auf dem Chip gespeichert werden können, lässt er sich auch als "elektronischer Beleg" verwenden, z. B. als Fahrkarte (E-Ticket). Viele Verkehrsunternehmen gewähren einen Rabatt bei Bezahlung des Tickets mit Geldkarte, da u. a. die Vertriebskosten eingespart werden.
[Bearbeiten] Bezahlen im Internet
Zum Bezahlen im Internet benötigt der Kunde eine Geldkarte und einen Chipkartenleser der Sicherheitsklasse 3. Beim Bezahlen im Internet wird im Browser ein separates Bezahlfenster eingeblendet, in dem der aktuelle Zustand des Vorgangs ersichtlich ist. Der Kunde bestätigt Anbietername und Betrag. Nach dieser Autorisierung wird der Geldwert von der Geldkarte abgebucht.
[Bearbeiten] Gründe für den Einsatz der Geldkarte
Der Vorteil der Geldkarte für den Benutzer wird darin gesehen, dass er seltener "Kleingeld" verwenden muss. Gegenüber der Zahlung per Kreditkarte oder der Maestrokarte besteht der Vorteil darin, dass der zeitaufwändige Vorgang der Identifizierung durch Ausdrucken eines zweiten Beleges, Eintippen der Geheimzahl bzw. Unterschriftvergleich entfällt. Außerdem wird die Abrechnung von Kleinbeträgen mit Hilfe von Karten durch die relativ geringen Kosten für den Handel attraktiv.
Die Kreditinstitute stellen in ihrer Werbung außer Zahlungsvorgängen im Handel folgende Einsatzmöglichkeiten der Geldkarte heraus:
- Das Bezahlen an Parkscheinautomaten oder an Parkschranken
- Den Fahrkartenkauf an Automaten des öffentlichen Personennahverkehrs, wie etwa Streifenkarten für die Straßenbahn
- Den Erwerb von in Automaten angebotenen kalten oder warmen Getränken wie beispielsweise Limonade oder Kaffee, Süßwaren sowie Snacks
- Die Briefmarkenautomaten der Deutschen Post.
Die Zahl der Akzeptanzstellen steigt beständig an und lag 2006 bei ca. 600.000.[3]
[Bearbeiten] Nachteile und Probleme
[Bearbeiten] Datenschutz
Aus steuerlichen Gründen speichern die Evidenzzentralen (s.o.) für von mehrere Jahre die vorgenommenen Bezahlvorgänge. Aus diesen Daten lassen sich z.B. Rückschlüsse über das Kaufverhalten ermitteln oder Bewegungsprofile erstellen. Auch durch Einsatz einer kontoungebundenen Karte kann dies nicht verhindert werden, da der Benutzer auch dann immer mit der gleichen Karte zahlt (nur die direkte Verknüpfung von der Geldkarte zum Girokonto fehlt). An dieser generellen, aber vermeidbaren Datenschutz-Problematik haben die Datenschutzbeauftragten des Bunder und der Länder bereits mehrfach Kritik geübt.[2][4]
[Bearbeiten] Störanfälligkeit
Die Geldkarte ist anfälliger für Abnutzung/technische Störungen als Bargeld. Liegt eine Störung auf der Karte oder z.B. bei einem Lesegerät vor, ist das Bezahlen per Geldkarte nicht möglich.
[Bearbeiten] Mangelnde Transparenz
Als weitere Nachteil wird von Nutzern angeführt, dass sie keinen Überblick über die Ausgaben und das verbliebene Restguthaben auf dem Chip haben. Die meisten Verkaufsautomaten und Händlerterminals zeigen jedoch den Restsaldo nach Bezahlung an. Darüber hinaus gibt es auch sogenannte Taschenkartenleser, die das Restguthaben, drei letzte Lade- und 15 letzte Bezahlvorgänge anzeigen können. Viele Kunden können ein solches Gerät, das meistens die Ausführung eines Schlüsselanhängers hat, bei ihrem Kreditinstitut zu vergünstigten Preisen erwerben. So bieten viele Sparkassen die Taschenkartenleser mit der Bezeichnung "miniJack" ihren Kunden teils unter Selbstkosten an.
[Bearbeiten] Zinsloser Kredit für Anbieter
Während sich Guthaben auf der Geldkarte befindet, ist dieses für den Geldkarten-Anbieter also zinsloser Kredit nutzbar. Dem Nutzer entgehen während dieser Zeit die Zinsen, die er z.B. auf einem Girokonto dafür erhalten würde. Wird die Geldkarte analog zur Bargeldnutzung verwendet, ergibt sich für den Benutzer dieser Nachteil nicht (auch für Bargeld in seiner Brieftasche erhält er keine Zinsen von seiner Bank).
[Bearbeiten] Geschichte
Der erste Feldversuch fand 1996 in Ravensburg statt, trotz großer Werbeanstrengungen zeichnete sich bereits damals eine geringe Akzeptanz des Systems bei Händlern wie Kunden ab, da man sich damals auf das „falsche“ Segment (den Einzelhandel) konzentrierte. Obwohl Kundenkarten und ec-Karten der Banken und Sparkassen den Geldkarten-Chip häufig bereits enthalten und damit etwa 64 Mio. Geldkarten ausgegeben sind[3], werden nur 15 % genutzt. Die neue Zigarettenautomatenregelung könnte jedoch den Durchbruch für das System bringen.
Am häufigsten wird die Geldkarte gegenwärtig beim Bezahlen an Automaten für Fahrkarten, Parkscheine und zur Altersverifikation an Zigarettenautomaten genutzt. Der Hauptgrund ist, dass für die Wartung, Sicherheit und insbesondere das Leeren der Münzschächte und Zählen der Einnahmen enorme Kosten anfallen. Zudem ist die Echtheitsprüfung von Bargeld vergleichsweise fehleranfällig; das Risiko, Falschgeld anzunehmen oder andererseits Kunden wegen lediglich abgenutztem Bargeld abzuweisen, ist daher hoch.
Insbesondere Unternehmen und Verbände mit mehreren tausend Automaten und/oder generell hohen automatisierten Bargeldumsätzen versuchen deshalb, die Akzeptanz der Geldkarte mit geldwerten Anreizen zu erhöhen. So sind zum Beispiel beim Münchner Verkehrsverbund mit der Geldkarte bezahlte Einzelfahrscheine günstiger als solche, die gegen Bargeld ausgegeben wurden.[5] Ebenso bekommt man im Großraum-Verkehr Hannover Einzelfahrscheine zum Preis von Sammelfahrscheinen, wenn man mit der GeldKarte bezahlt.
[Bearbeiten] Vergleichbare Systeme im Ausland
Im Ausland existieren viele vergleichbare Systeme einer elektronischen Geldbörse, die jedoch untereinander und mit dem deutschen System nicht kompatibel sind.
- Niederlande: Chipknip
- Belgien: Proton
- Österreich: Quick
- Schweiz: CASH
- Japan: Zwei konkurrierende Systeme, beide berührungslos und auch in das Mobiltelefon integrierbar – Suica und Edy
- Taiwan: Easycard
- Hong Kong: Octopus-Karte
- international: http://www.mondex.com/
- Frankreich: http://www.moneo.net/
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Geldkarte - Lade- und Bezahlbeträge 2006
- ↑ a b Entschließung der 55. Konferenz der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder vom 19./20.März 1998
- ↑ a b Geldkarte - Pressemitteilung 13.11.2006
- ↑ Der Landesbeauftragte für den Datenschutz der Freien Hansestadt Bremen
- ↑ http://www.mvg-mobil.de/geldkarte.htm
[Bearbeiten] Studien zu Zahlungsverfahren
- Breitschaft, Markus; Krabichler, Thomas; Stahl, Ernst; Wittmann, Georg: Sichere Zahlungsverfahren für E-Government. In: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Hrsg.): E-Government-Handbuch. Bundesanzeiger Verlag, 2004. Aktualisierte Version Mai 2005. ISBN 3-89817-180-9, 144 Seiten, 43 Abbildungen, 32 Tabellen, Studie als PDF-Download vom BSI
- Stahl, Ernst; Krabichler, Thomas; Breitschaft, Markus; Wittmann, Georg: Zahlungsabwicklung im Internet – Bedeutung, Status-quo und zukünftige Herausforderungen. Regensburg 2006. ISBN 3-937195-12-2, 229 Seiten, über 80 Abbildungen, Näheres zur Studie und Management Summary als PDF
[Bearbeiten] Siehe auch
- Vergleiche: Guthabenkarte
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.geldkarte.de
- http://www.geldkarte-jugendschutz.de
- http://www.zahlungsverkehrsfragen.de/geldkarte.html
- http://www.zentraler-kreditausschuss.de/
- http://www.kjm-online.de
- Studie Zahlungsabwicklung im Internet: Bedeutung, Status-quo und zukünftige Herausforderungen
- Sichere Zahlungsverfahren für E-Government: E-Government-Handbuch