Geschichte Mexikos
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[Bearbeiten] Präkolumbische Geschichte (bis 1519)
Nach dem derzeitigen Forschungsstand liegt die erste Besiedlung (Tlapacoya) um etwa 20.000 bis 22.000 Jahre zurück. Erste Spuren von Ackerbau finden sich ca. 1500 bis 900 v. Chr.. Etwa 1500 v. Chr. wurde die Stadt Tlatilco im Tal von Mexiko besiedelt, die erst im 4. Jahrhundert wieder aufgegeben wurde. Tlatilco stand unter anderem unter dem kulturellen Einfluss der Olmeken. Komplexere Kulturen bildeten sich von 900 bis 300 v. Chr. Zwischen 100 und 900 n. Chr. bildeten sich die sogenannten mesoamerikanischen Zivilisationen heraus. Es entwickelten sich die Kulturen der Maya, Olmeken, Tolteken und Azteken. Um 1200 n. Chr. waren die Azteken das beherrschende Volk im Gebiet des heutigen Mexiko.
[Bearbeiten] Die spanischen Eroberer (1519-1535)
Siehe auch: Spanische Eroberung Mexikos
Im Jahr 1519 besiedelten und eroberten die spanischen Eroberer das Land von den ursprünglichen Bewohnern. Bereits 1517 hatte Francisco Hernández de Córdova († 1517) die Halbinsel Yucatán im Süden Mexikos erforscht. Ihm folgte 1518 Juan de Grijalva, der nördlich bis zum Fluss Río Pánuco vordrang. Der wichtigste Eroberer war Hernán Cortés, der 1519 über eine Küstenstadt der Eingeborenen erstmals ins Land kam, der er den Namen "Puerto de la Villa Rica de la Vera Cruz" (das heutige Veracruz) gab.
Die Azteken, die bis zu diesem Zeitpunkt das Land beherrschten, glaubten aufgrund ihrer Überlieferungen, dass die Spanier von den Göttern gesandt seien, so dass sie ihnen zu Beginn wenig Widerstand entgegensetzten. Erst als sie erkannten, dass die Eroberer nichts mit Göttern zu tun hatten, setzten sie ihnen Widerstand entgegen. Nach einigen Schlachten, in welchen die Spanier fast geschlagen worden wären, umzingelten die Spanier schließlich die Hauptstadt des aztekischen Reiches Tenochtitlán und besiegten so am 13. August 1521 die Azteken vollständig.
Der Sieg der Spanier war letzten Endes auf drei wichtige Faktoren zurückzuführen: Zum einen besaßen sie mit ihren Schusswaffen die überlegene Waffentechnik. Weiterhin brachten sie Krankheiten ins Land, gegen welche die Eingeborenen keinerlei Immunität besaßen und die zu einer großen Sterblichkeit führten. Außerdem gelang es den Spaniern, die Unterstützung von Personen des aztekischen Reiches zu erhalten, die die Befreiung von der Herrschaft der aztekischen Herrscher anstrebten. Diese hatten aber nicht erwartet, dass sich die spanische Herrschaft als mindestens genauso grausam wie die aztekische Herrschaft herausstellen würde.
In den Folgejahren von 1527 bis 1546 eroberten die Spanier die Halbinsel Yucatán, die im wesentlichen von den Maya besiedelt war. Die fehlende Zentralisierung, endgültig seit 1441 (Ende des letzten bedeutenden Maya-Stadtbündnis, in diesem Falle der Liga von Mayapán), erleichterte die Eroberung der Maya-Stadtstaaten.
Als Folge der Besiedlung Mexikos durch die Spanier entwickelte sich bald die neue ethnische Gruppe der Mestizen, die meist die Kinder spanischer Väter und eingeborener Mütter waren.
Großen Einfluss in der Herrschaft in Mexiko übernahm sehr bald die Spanische Inquisition bzw. die von ihr abgeleitete Mexikanische Inquisition.
[Bearbeiten] Vizekönigreich Neuspanien (1535-1822)
1535 wurde Mexiko als Vizekönigreich Neuspanien (span. Virreinato de la Nueva España) offiziell der spanischen Krone angeschlossen. Durch seinen Silberreichtum erlangte es große Bedeutung für das spanische Mutterland.
[Bearbeiten] Kampf um die Unabhängigkeit (1810-1822)
Am 15. September 1810 begann unter Anführung von Miguel Hidalgo y Costilla, einem von progressiven Ideen erfüllten spanischstämmigen Priester, der Kampf um die mexikanische Unabhängigkeit. Nachdem Napoléon Bonaparte Spanien erobert und seinen Bruder auf den spanischen Thron gesetzt hatte, stellten sich mexikanische Konservative und reiche Landbesitzer, die die spanische Königsfamilie der Bourbonen unterstützten, gegen die vergleichsweise liberale Politik Napoleons. So bildete sich in Mexiko eine Allianz zwischen den liberales oder Liberalen, die ein demokratisches Mexiko anstrebten, und den conservadores oder Konservativen, die die Festigung des alten Status Quo unter einem bourbonischen Herrscher anstrebten. Die Gemeinsamkeit zwischen beiden Gruppen war die Überzeugung, dass Mexiko einen eigenen Weg gehen und die Unabhängigkeit anstreben müsse.
Die führenden Persönlichkeiten in Mexikos Unabhängigkeitskampf waren der Pater José María Morelos, Vincente Guerrero, der spanische General Agustín de Iturbide und General Antonio López de Santa Anna. Der Kampf währte elf Jahre, bis die Truppen der Befreiungsarmee 1821 in Mexiko-Stadt einzogen. Auch wenn die Unabhängigkeit von Spanien bereits 1810 erklärt worden war, wurde sie erst durch den Vertrag von Córdoba am 24. August 1821 besiegelt, der in Córdoba (Veracruz) von Juan de O'Donojú und Agustin de Iturbide unterzeichnet wurde und den Plan von Iguala ratifizierte.
[Bearbeiten] Erstes Kaiserreich (1822/23)
Noch im gleichen Jahr verbündete sich Agustin de Iturbide aus Furcht auch der kolonialmexikanischen Oberschicht vor liberalen Reformtendenzen im spanischen Mutterland mit den verbleibenden Rebellen, und proklamierte eine unabhängige, aber die Macht der Kirche nicht antastende mexikanische Monarchie. Zum Kaiser dieser Monarchie ließ er sich als Agustin I. am 18. Mai 1822 ausrufen - offiziell als vorübergehende Maßnahme, bis ein Mitglied eines europäischen Herrscherhauses überzeugt werden könnte, die Herrschaft zu übernehmen.
1823 wurde Agustin I. nach einem Militäraufstand unter Führung von Antonio López de Santa Anna gestürzt. Es trennten sich 17 der 18 Provinzen Guatemalas (bis auf Chiapas) von Mexiko und gründeten am 1. Juli 1823 die Republik der Vereinigten Provinzen Zentralamerikas (Zentralamerikanische Konföderation). Am 19. Juli 1824 wurde der aus dem Exil zurückgekehrte Kaiser Agustin I. von den Republikanern gefangengenommen und hingerichtet.
[Bearbeiten] Erste Republik
Am 4. Oktober 1824 wurde Mexiko Republik und erhielt eine bundesstaatliche Verfassung, "Guadalupe Victoria" wurde erster Präsident Mexikos. Sein eigentlicher Name war Manuel Félix Fernández, er wählte aber diesen Namen als Dank für die Protektion der Lady of Guadalupe und Victoria für Sieg.
1829 gab es einen letzten spanischen Versuch, Mexiko zurückzuerobern. Die Invasoren wurden aber bei Támpico nördlich von Veracruz besiegt.
Die zentralistischen Tendenzen förderten die Autonomieneigungen der englischsprachigen Kolonisten im zu Mexiko gehörenden Texas. Nach der Schlacht am Alamo und der folgenden Niederlage der mexikanischen Armee am Fluss San Jacinto 1836 wurde Texas faktisch unabhängig.
In der Folge hatte Mexiko bis 1861 mehrfach instabile Regierungen und mehrere Militärrevolten. Eine herausragende Figur dieser Zeit war General Antonio López de Santa Ana als mehrmaliger Rebell und Präsident-Diktator, dies zuletzt 1854-56.
[Bearbeiten] Interventionen der USA, Reformbewegungen (1836-1857)
Eine bedeutende Person in den Wirren des zweiten Viertels des 19. Jahrhunderts in Mexiko war Antonio López de Santa Anna. In dieser Zeit gingen einige der nördlichen Gebiete Mexikos an die USA verloren. 1836 erklärte Texas seine Unabhängigkeit, die Provinz wurde am 29. Dezember 1845 als 28. Bundesstaat in die USA aufgenommen. Während des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges von 1846 bis 1848 fielen Kalifornien, New Mexiko, Arizona, Nevada, Utah sowie Teile von Colorado, Wyoming und Kansas an die Vereinigten Staaten. Eine der bekanntesten Schlachten der amerikanischen Invasion von 1847 war die Schlacht von Chapultepec, in der eine ganze Schar junger Kadetten, die heute als Nationalhelden gefeiert werden, aus der Militärausbildung in der Schlacht gegen eine große Armee erfahrener Soldaten in den Tod getrieben wurde. Immer wieder seit dieser Zeit werden von den Mexikanern die großen Gebietsverluste dieser Zeit beklagt, die teilweise auf amerikanische Eroberungen, teilweise aber auch darauf zurückzuführen sind, dass Santa Anna große Landstriche für seinen persönlichen Profit abtrat. 1853 erwarben die USA durch den Gadsden-Kauf ein Gebiet von 77.700 km2.
Im Jahr 1855 wurde Ignacio Comonfort von der Partei der moderates (Gemäßigten) zum Präsidenten gewählt. Diese Partei suchte einen Mittelweg zwischen den Liberalen und den Konservativen.
[Bearbeiten] Verfassung von 1857
Während Comonforts Präsidentschaft wurde eine neue Verfassung erarbeitet. Die Verfassung von 1857, an welcher der spätere liberale Präsident Benito Juárez große Anteile hatte, bewahrte viele der Rechte der katholischen Kirche aus der Kolonialzeit, bestätigte aber die katholische Kirche, der bis dahin ein Drittel des Bodenbesitzes gehörte, nicht mehr als alleinige Religion des Landes. Solche Reformen waren für die Geistlichkeit und die Konservativen nicht akzeptabel, Comonfort und seine Anhängerschaft wurden exkommuniziert, und eine Revolte wurde in die Wege geleitet. Dies führte zum Reformkrieg, der von Dezember 1857 bis Januar 1861 dauerte. Der Bürgerkrieg wurde immer grausamer und blutiger und polarisierte das gesamte Land. Viele der Gemäßigten wechselten zu den Liberalen über, überzeugt, dass die große Macht der Kirche beschnitten werden müsse. Zeitweise gab es getrennte Regierungen der Konservativen und der Liberalen; die Konservativen residierten in Mexiko-Stadt und die Liberalen in Veracruz. Der Krieg endete mit einem Sieg der Liberalen, und der Präsident der Liberalen Benito Juárez verlegte seine Residenz nach Mexiko-Stadt. Allerdings hatte der Bürgerkrieg das Land wirtschaftlich ruiniert.
[Bearbeiten] Interventionen Frankreichs, Zweites Kaiserreich (1861-1867)
Die Präsidentschaft Juárez', die von 1858 bis 1871 währte, wurde durch eine monarchische Herrschaft der Habsburger von 1864 bis 1867 unterbrochen.
Da Mexiko aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage seinen Auslandverpflichtungen nicht nachkommen konnte, entsendeten Spanien, Großbritannien und Frankreich 1861 ein Expeditionskorps. Nach dem Abzug der spanischen und britischen Verbände 1862 drangen die Franzosen in das mexikanische Hochland vor und besiegten nach der verlorenen Schlacht bei Puebla am 5. Mai 1862 (heute als Cinco de Mayo-Feiertag gefeiert) schließlich die mexikanischen Truppen unter Führung von General Ignazio Zaragoza und besetzten die Hauptstadt des Landes.
Auch die Konservativen wollten eine Monarchie errichten. Sie brachten einen Erzherzog des königlichen Hauses von Österreich namens Maximilian von Habsburg, der an der Ausbeutung der reichhaltigen Erzminen im Nordwesten des Landes interessiert war, mit seiner Frau Charlotte nach Mexiko.
Der französische Kaiser Napoléon III. wollte in Mexiko ein mit Frankreich politisch und wirtschaftlich eng verbündetes Reich errichten (Panlatinismus) und setzt den österreichischen Erzherzog Maximilian (* 1832, † 1867), Bruder des österreichischen Kaisers Franz Joseph I., zum Kaiser von Mexiko ein (vgl. Maximilian I.).
Am 16. Juni 1864 trat Kaiser Maximilian sein Amt in Mexiko an. Von Anfang an sah er sich jedoch mit einer starken republikanischen Opposition konfrontiert. Durch die Adoption und Ernennung der Iturbide-Enkel zu seinen Thronfolgern (Dynastie Habsburg-Iturbide) sowie des Ex-Diktators Santa Anna zum Reichsmarschall versuchte er, seine Macht zu verbreitern.
Maximilian favorisierte die Bildung einer eingeschränkten Monarchie, die sich die Macht mit einem demokratisch gewählten Kongress teilen sollte. Das war den mexikanischen Konservativen allerdings zu liberal, während die Liberalen die Monarchie grundsätzlich ablehnten, so dass Maximilian nur wenig Anhänger fand. 1866 sahen sich die Franzosen aufgrund massiven Widerstands und Drucks der USA gezwungen, ihre Truppen aus Mexiko abzuziehen. Kaiser Maximilian entschloss sich, im Land zu bleiben. Er wurde mit seinen Truppen von den mexikanischen Truppen unter Juárez' Führung in der Schlacht von Cerro de las Campanas bei Querétaro am 14. Mai 1867 vernichtend geschlagen, gefangengenommen und schließlich am 19. Juni 1867 hingerichtet.
[Bearbeiten] Zweite Republik (1867-1910)
[Bearbeiten] Benito Juárez
Benito Juárez, gebürtiger Zapoteke, hatte die republikanische Regierung während der monarchistischen Periode in Funktion erhalten. 1867 wurde die Regierung offiziell wiederhergestellt. Eine neue Verfassung wurde verfasst, die unter anderem große Teile des kirchlichen Landbesitzes enteignete, die zivile Ehe einführte und die Teilnahme von Priestern am politischen Leben verbot. Ziel war eine absolute Trennung von Kirche und Staat.
Nach dem Sieg über die Monarchie bestanden unter den Konservativen starke Vorbehalte gegenüber Juárez, dem sie zu große Machtkonzentration und das Anstreben einer erneuten Wiederwahl vorwarfen. So rebellierte schließlich einer der Generäle, Porfirio Díaz, gegen die Regierung und erklärte 1876 den Plan von Tuxtepec.
[Bearbeiten] Weitere Entwicklung, Diktatur von Porfirio Diaz
Porfirio Díaz (* 1830, † 1915) wurde neuer Präsident. Während einer Periode von über dreißig Jahren (1877-1911, mit Unterbrechungen) war er der führende Mann in Mexiko, im "Porfiriato" (der faktischen Diktatur des Präsidenten Díaz) stabilisierte sich dank finanzieller Unterstützung anderer Länder die politische und wirtschaftliche Lage des Landes, das einen beachtlichen Wirtschaftsaufschwung erfuhr. Das Volk lehnte das Regime aber größtenteils ab, das die Demokratie weitestgehend, oft brutal, unterdrückte (Politik des pan y palo - Brot und Stock). Nur wenige Reiche wurden immer reicher, während die große Mehrheit der Bevölkerung in absoluter Armut lebte.
[Bearbeiten] Die mexikanische Revolution und ihre Institutionalisierung (1910-heute)
Hauptartikel: Mexikanische Revolution
Im Jahr 1910 beschloss der 80jährige Díaz, eine Wahl durchzuführen, um eine weitere Periode als Präsident zu amtieren. Er war überzeugt, jede ernstzunehmende Opposition in Mexiko eliminiert zu haben. Allerdings beschloss Francisco I. Madero, ein Akademiker aus reichem Elternhaus, gegen ihn anzutreten und erhielt schnell große öffentliche Unterstützung, obwohl Díaz ihn gefangensetzen ließ.
Als das offizielle Wahlergebnis verkündet wurde, hieß es, dass Díaz die Wahl fast ohne Gegenstimmen gewonnen und Madero im ganzen Land lediglich ein paar hundert Stimmen erhalten habe. Dieser Wahlbetrug Díaz' war aber zu offensichtlich, als dass die Bevölkerung ihn akzeptiert hätte, Aufstände brachen aus. Madero veröffentlichte den Plan von San Luis Potosí, in welchem er die Bevölkerung am 20. November 1910 aufrief, zu den Waffen zu greifen und gegen die Regierung Díaz vorzugehen.
Dies startete die Mexikanische Revolution (Revolución Mexicana). Madero wurde in San Antonio (Texas) inhaftiert, aber sein Plan wurde durchgeführt. Die Bundesarmee wurde durch die Revolutionsarmee, die unter anderem im Süden durch Emiliano Zapata, im Norden durch Pancho Villa und Pascual Orozco sowie durch Venustiano Carranza angeführt wurde, geschlagen, Porforio Díaz trat am 25. Mai 1911 "im Namen des Friedens der Nation" zurück und ging ins Exil nach Frankreich, wo er 1915 starb.
Die Revolutionsführer vertraten sehr unterschiedliche Ziele, unter ihnen waren sowohl Liberale wie Madero als auch Radikale wie Zapata oder Villa. In der Folge gestaltete sich die Bildung einer funktionierenden Regierung aus den siegreichen Revolutionstruppen sehr schwierig. Das Ergebnis waren Konflikte, die länger als zwanzig Jahre anhielten. Während dieser Zeit wurden 1913 der Präsident Madero, 1919 Zapata, 1920 Präsident Carranza, 1923 Villa sowie viele andere Personen ermordet.
Auf den Rücktritt Díaz' hin wurde 1911 Madero zum Präsidenten gewählt. 1913 wurde er ermordet. Venustiano Carranza, ein ehemaliger Revolutionsgeneral, der einer der Präsidenten der Folgezeit war, setzte am 5. Februar 1917 die Verfassung in Kraft, die noch heute in Mexiko Gültigkeit hat.
1920 wurde Álvaro Obregón Präsident. Er vertrat alle Richtungen der mexikanischen Gesellschaft mit Ausnahme der Kirche und der Großgrundbesitzer und betrieb systematisch die soziale Liberalisierung des Landes, indem er die Macht der Kirche weiter beschnitt, die Schulbildung verbesserte und die Rechte der Frauen stärkte.
Auch wenn die Mexikanische Revolution und der Bürgerkrieg nach 1920 beendet waren, so verringerten sich doch nicht die bewaffneten Konflikte. Einer der wichtigsten Konfliktpunkte war der Streit zwischen einer weitestgehenden Entmachtung der katholischen Kirche und einer starken Einflussnahme der katholischen Kirche auf das politische Geschehen. Der folgende Aufstand der Unterstützer der Kirchen wird auch als La Guerra Cristera bezeichnet.
1929 wurde die Nationale Revolutionäre Partei (Partido Nacional Revolucionario, PNR) gegründet, die sich in der Zukunft als Partei der Institutionalisierten Revolution (Partido Revolucionario Institucional, PRI) zur stärksten politischen Kraft des Landes entwickeln sollte.
[Bearbeiten] Stabilisierung und Institutionalisierung der Revolution
1929 gründete der amtierende Präsident Plutarco Elías Calles die Nationale Revolutionspartei (Partido Nacional Revolucionario), PNR). Diese sollte sich in der Zukunft zur PNM und zur PRI entwickeln, die Mexiko für das restliche 20. Jahrhundert regieren sollte. Es gelang der PNR, die meisten der Revolutionsgeneräle zu überzeugen, ihre privaten Revolutionsarmeen aufzulösen und die Mexikanische Armee zu gründen. Diese Gründung wird oft als eigentliches Ende der Mexikanischen Revolution bezeichnet.
1934 wurde Lázaro Cárdenas del Río Präsident Mexikos und führte einige Reformen durch: am 1. April 1936 verbannte er Calles, den letzten General mit diktatorischen Ambitionen, aus Mexiko. Es gelang ihm, die unterschiedlichen Kräfte innerhalb der PNR zu vereinen, und sorgte dafür, dass die PNR im Stande war, die kommenden Jahrzehnte zu regieren, ohne in Gefahr zu geraten, abgewählt zu werden. 1938 wird die PNR in Partido de la Revolución Mexicana (PRM) umbenannt. Am 18. März 1938 verstaatlichte Cárdenas die Ölindustrie, die bis dahin in US-amerikanischem, britischen und niederländischem Besitz war, und die Elektrizitätswerke. Außerdem führte er größere Agrarreformen durch als viele seiner Vorgänger. Er gründete das Nationale Polytechnische Institut, nahm spanische Flüchtlinge aus dem spanischen Bürgerkrieg auf und brachte Reformen auf den Weg, die Mexikos Entwicklung bis zum heutigen Tag geprägt haben.
In den Zweiten Weltkrieg trat Mexiko auf Seiten der Alliierten ein. Noch bis Ende 1941 war Mexiko neutral gewesen, die Folgen der Versenkung des Frachtschiffs Faja de Oro, wahrscheinlich durch ein deutsches U-Boot, führten jedoch schließlich dazu, dass Mexiko am 22. Mai 1942 Deutschland, Japan und Italien den Krieg erklärte.
Im Jahr 1946 wird die regierende PRM in Institutionelle Revolutionspartei (Partido Revolucionario Institucional, PRI) umbenannt.
Cárdenas Nachfolger Manuel Ávila Camacho regierte Mexiko in einer Zeit, die durch den Wechsel aus der Revolutionszeit in die Regierungszeit der PRI bestimmt war, die bis 2000 währen sollte. Er löste sich von der absoluten nationalen Autonomie und öffnete Wege für ausländische Investoren, die bereits zwei Generationen zuvor von Madero angelegt worden waren. Seine Regierung fror die Abgaben ein, verhinderte Streiks und machte Dissidenten mit einem Gesetz gegen das Verbrechen der sozialen Abweichung mundtot. In dieser Zeit machte die PRI einige der vorhergegangenen Landreformen rückgängig, Camachos Nachfolger Miguel Alemán Valdés fügte sogar den Artikel 27 in die Verfassung ein, der Großgrundbesitzer schützen sollte.
Auch wenn das Regime der PRI dem Land wirtschaftlichen Wachstum und einen relativen Wohlstand für fast drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg einbrachte, brach mehrmals das Wirtschaftssystem zusammen und politische Unruhen erhoben sich in den späten 1960er Jahren, die 1968 im Massaker von Tlatelolco endeten. In den Jahren 1958 bis 1970 wurden die Landreformen, die Industrialisierung, der Ausbau der Infrastruktur und der Bau soziale Einrichtungen massiv unterstützt. 1976 und 1982 erlitt das Land wirtschaftliche Zusammenbrüche, nach denen die Banken, die für die Katastrophe verantwortlich gemacht wurden, verstaatlicht wurden. Jedes Mal wurde der mexikanische Peso abgewertet, und bis 2000 war es normal geworden, dass nach den jeweils sechs Jahren einer Präsidentschaft eine große Geldentwertung und Rezession folgten. Die Krise, die nach der Entwertung des Peso 1994 folgte, führte zu Tumulten und führte Mexiko in die größte Rezession der zweiten Hälfte des Jahrhunderts.
Im Jahr 1985 zerstörte ein Erdbeben Teile von Mexiko-Stadt und tötete über 20.000 Menschen. Bei den Aufräumarbeiten wird die Korruption und die Handlungsarmut der PRI offensichtlich, im Wiederaufbau sind die Mexikaner mehr oder weniger auf sich selbst gestellt - eine Tatsache die stark zur Entfremdung vom faktischen Einparteiensystem beiträgt und sicher eine der Ursachen für den Fall der PRI 15 Jahre später ist.
1992 schloss Mexiko zusammen mit den USA und Kanada das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA), das am 1. Januar 1994 in Kraft trat. Zeitgleich fand ein zwölftägiger Aufstand von Indigenas im südlichen Bundesstaat Chiapas (organisiert in der EZLN) statt. Seitdem hat es wiederholte Zwischenfälle, unterbrochene Friedensgespräche und die Entwicklung autonom geführter Gebiete gegeben. Der Konflikt ist noch immer nicht beigelegt.
[Bearbeiten] Ende der Hegemonie der PRI
Im Jahr 1995 stand der Präsident Ernesto Zedillo einer ökonomischen Krise gegenüber. Nachdem sich 1994 die Zapatisten-Armee (EZLN) von Chiapas erhoben hatte, gab es in Mexiko-Stadt öffentliche Demonstrationen und ständige Militärpräsenz. Außerdem hatte sich durch Reformen eine Entwicklung eingestellt, die die Macht der PRI als alleinregierende Partei reduzieren musste. Nach den Wahlen von 1988, die stark diskutiert wurden und angeblich von der Regierungspartei bereits verloren waren, war in den frühen 1990er Jahren das IFE (Instituto Federal Electoral (Bundeswahlinstitut)) gegründet worden. Es wurde von Bürgern geführt, die darauf zu achten hatten, daß Wahlen legal und fair durchgeführt wurden. Als Ergebnis der fortwährenden Unzufriedenheiten wurde der Präsidentschaftskandidat der Nationalen Aktionspartei PAN, Vicente Fox Quesada, in der Wahl vom 2. Juli 2000 und von beiden Kammern des Kongresses zum Präsidenten Mexikos gewählt. Das Wahlergebnis beendete die insgesamt 71 Jahre währende Herrschaft der PRI.
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] In deutscher Sprache
- Christian Berndt: Globalisierungs-Grenzen. Modernisierungsträume und Lebenswirklichkeiten in Nordmexiko, Transcript 2004, ISBN 3899422368
- Walther L. Bernecker, Horst Pietschmann, Hans W. Tobler: Eine kleine Geschichte Mexikos, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006
- Dieter Boris, Albert Sterr: FOXtrott in Mexiko. Demokratisierung oder Neopopulismus, Neuer Isp-Verlag 2002,ISBN 3899001028
- Bernal Diaz del Castillo: Geschichte der Eroberung Mexikos, Hg. u. bearbeitet v. Georg A. Narciß. (=Insel Taschenbuch 1067), Frankfurt a. Main 1988, ISBN 3458327673
- John Reed: Eine Revolutionsballade. Mexiko 1914, Eichborn 2005, ISBN 3821845600
- Jacques Soustelle: Das Leben der Azteken. Mexiko am Vorabend der spanischen Eroberung, Zürich. Manesse-Verlag, 1993
- Hans Werner Tobler: Die mexikanische Revolution. Gesellschaftlicher Wandel und politischer Umbruch; 1876 - 1940 - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1992 (Taschenbuchausgabe)
[Bearbeiten] In spanischer Sprache
- Alfredo López Austin, Leonardo Luján López: El pasado indígena. Fondo de Cultura Económica -- El Colegio de México. México. (2001).
- REVISTA ARQUEOLOGÍA MEXICANA: Atlas del México Prehispánico. Núm. especial 3. Editorial Raíces. México. (2000).
- El Colegio de México: Historia General de México. Cuarta edición, (1994), ISBN 9681209699
- Pablo Martín Gómez: Hombres y armas en la conquista de México, 1518-1521, (2001)
- Juan Miralles Ostos: Hernán Cortés. Inventor de México, (2001)
- Bartolomé Bennassar: Hernán Cortés: el conquistador de lo imposible, (2002)
- Héctor Campillo Cuautli: Diccionario Quintana Roo Enciclopedia Regional, Héctor Campillo Cuautli, Fernández Editores, México, 1988. (pp. 18-19)
- Enciclopedia: "Yucatán en el tiempo", TOMO III, 1998
- Cordourier, Alfonso y otros: Historia y Geografía de Yucatán, EPSA, México 1997 ISBN 968-417-347-4
- Miguel Barbachano: Al Exmo. Sr. Ministro de Relaciones de la República, Mérida, 17 de abril de 1848. Archivo General de la Nación, Gobernación, sin sección, vol. 356, exp. 5.
[Bearbeiten] In englischer Sprache
- Mexico: From the Olmecs to the Aztecs, Michael Coe, Thames & Hudson, 2004, 5th edition, ISBN 050028346X
- 1491: New Revelations of the Americas Before Columbus, Charles Mann, Knopf, 2005, ISBN 140004006X
- American Holocaust: The Conquest of the New World, David Stannard, Oxford University Press, 1993, Rep edition, ISBN 0195085574
- Mexico Profundo, Guillermo Bonfil Batalla, University of Texas Press, 1996, ISBN 0292708432
- Mexico's Indigenous Past, Alfredo Lopez Austin, Leonardo Lopez Lujan, University of Oklahoma Press, 2001, ISBN 0806132140
- American Indian Contributions to the World: 15,000 Years of Inventions and Innovations , Kay Marie Porterfield, Emory Dean Keoke, Checkmark Books, 2003, paperback edition, ISBN 0816053677
- Great River, The Rio Grande in North American History, Paul Horgan, Holt, Rinehart and Winston, reprint, 1977, in one hardback volume, ISBN 0-03-029305-7
- An Archaeological Guide to Central and Southern Mexico, Joyce Kelly, University of Oklahoma Press, 2001, ISBN 080613349X
- The Course of Mexican History , Michael C. Meyer, William L. Sherman, Susan M. Deeds, Oxford University Press, 2002, ISBN 0195148193
- Skywatchers : A Revised and Updated Version of Skywatchers of Ancient Mexico , Anthony Aveni, University of Texas Press, 2001, ISBN 0292705026
- The Olmecs: America's First Civilization, Richard A. Diehl, Thames & Hudson , 2004, ISBN 0500021198
- The Broken Spears: The Aztec Account of the Conquest of Mexico , Miguel Leon-Portillo, Beacon Press, 1992, ISBN 0807055018
- Prehistoric Mesoamerica: Revised Edition, Richard E. W. Adams, University of Oklahoma Press, 1996, ISBN 0806128348
- Michael Snodgrass, Deference and Defiance in Monterrey: Workers, Paternalism, and Revolution in Mexico, 1890-1950 (Cambridge University Press, 2003)(ISBN 0521811899)
[Bearbeiten] Herrscher in Mexiko
[Bearbeiten] Siehe auch