Institut d'études politiques de Paris
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Institut d'études politiques de Paris |
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Daten | |
Gründungsjahr | 1872 |
Ort | Paris, Frankreich |
Studenten | 6700 - davon: Frauen: N/A / Männer: N/A - Ausländeranteil: 33% |
Forschungszentren | 9 |
Mitarbeiter | 2000 - Vollzeitprofessuren: 66 - Gastprofessuren: 75 - Dozenten insgesamt: 1400 - Forscher: 175 |
Abgänge | (Angaben 2004) - in die Privatwirtschaft: 80% - in die Verwaltung: 15% - in die Bildung und Forschung: 5% |
Haushalt | N/A - Staatszuschuss N/A - Drittmittel: N/A |
Hochschultyp | autonom |
Präsident | Richard Descoings |
Postadresse | Sciences Po Paris 27, rue St-Guillaume 74337 Paris |
Homepage | http://www.sciences-po.fr |
Das Institut d'études politiques de Paris (IEP), auch unter den Namen Sciences Po bzw. Sciences Po Paris bekannt, ist eine Hochschule im 7. Arrondissement von Paris.
Die von Émile Boutmy 1872 als École libre des sciences politiques gegründete Hochschule bereitete nach dem 2. Weltkrieg und bis in die 1990er Jahre hinein hauptsächlich auf die sog. concours (Aufnahmeprüfungen) für die wichtigsten Verwaltungshochschulen vor (insbes. auf die ENA - École nationale d'administration). Folge ist, dass die politische Elite Frankreichs fast ausschließlich aus Absolventen des IEP besteht. Heute wenden sich allerdings über 80% der Absolventen der Privatwirtschaft zu.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Studium
[Bearbeiten] Aufnahme
Die Aufnahme an das Institut d'études politiques erfolgt mehrheitlich über den sogenannten Concours. An dieser umfassenden schriftliche Aufnahmeprüfung scheitern jährlich 85 bis 95 Prozent der Bewerber. Für Inhaber eines ausländischen Reifezeugnisses besteht ein separates Auswahlverfahren (Procédure internationale genannt), wonach die Aufnahme über ein Bewerbungsdossier mit anschließendem Berwerbungsgespräch in Paris erfolgt. Des Weiteren ist eine Aufnahme auch über ein besonders gutes Reifezeugnis (Mention Très Bien) möglich. Schließlich können Schüler von Gymnasien aus Problemvierteln über Beurteilungsgespräche (anstelle von Concours oder Mention) aufgenommen werden; dieses Verfahren ist unter dem Namen Conventions ZEP bekannt.
Die ursprüngliche Dauer des Studiums ist seit 2000 sukzessive auf fünf Jahre verlängert worden, wobei dies hauptsächlich an der Einführung eines obligatorischen Auslandsjahres (5. und 6. Studiensemester) sowie eines weiteren Semesters (8. oder 9. Studiensemester) außerhalb der Hochschule liegt.
[Bearbeiten] Grundstudium
Das Studium vermittelt im sog. premier cycle (Grundstudium) Grundkenntnisse in den Bereichen Staatsrecht, Politikwissenschaft, Wirtschaft und Geschichte. Rund zwei Drittel der Studenten absolvieren ein reguläres Grundstudium in Paris; eine wachsende Minderheit entscheidet sich allerdings für eines der cycles délocalisés außerhalb von Paris, die französischen Studenten eine Spezialisierung ermöglichen und internationalen Studenten die Integration erleichtern sollen:
- In Nancy bietet das deutsch-französische Grundstudium Unterricht in französischer, deutscher und englischer Sprache an.
- In Dijon ermöglicht das osteuropäische Grundstudium das Erlernen osteuropäischer Sprachen und bietet Unterricht in diesen Sprachen an.
- In Poitiers gibt es ein iberoamerikanisches Grundstudium mit Schwerpunkt auf Lateinamerika.
- Schließlich gibt es in Menton seit dem Wintersemester 05/06 ein auf den Mittelmeerraum und den Vorderen Orient spezialisiertes Grundstudium (Premier Cycle Moyen Orient-Méditerranée), das sowohl der arabischen Welt als auch Israel Rechnung tragen will.
Dieses Grundstudium dauert drei Jahre, wobei das dritte Jahr obligatorisch außerhalb Frankreichs verbracht werden muss, entweder in Form eines Studienaufenthaltes, oder eines Praktikums. Es stehen für einen Studienaufenthalt 290 Partneruniversitäten zur Verfügung; Praktika können in Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen oder Botschaften gemacht werden.
[Bearbeiten] Masterstudium
Während des anschließenden, viersemestrigen cycle du diplôme (auch second cycle, eine Art Hauptstudium) spezialisieren sich die Studenten auf einen Fachbereich. Eine 2004 in Kraft getretene Reform zielte darauf ab, für den Diplomjahrgang 2005 folgende Spezialisierungen anzubieten:
- Affaires publiques (Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfungen für die Verwaltungshochschulen)
- Carrières internationales (Vorbereitung auf Laufbahnen in internationalen Organisationen)
- Carrières judiciaires et juridiques (Vorbereitung auf juristische Laufbahnen)
- Droit économique
- Études et stratégies marketing-communication
- Finance et stratégie
- Gestion des ressources humaines
- Gestion de l’information en entreprise
- Gestion des territoires et urbanisme
- Journalisme
- Management de la culture et des média
- Métiers de l’Europe
- Master Recherche (Vorbereitung auf akademische Laufbahnen in den Bereichen Internationale Beziehungen, Wirtschaft, Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie)
Im Rahmen der europaweiten Harmonisierung von Studienabschlüssen in Europa ist das bisherige Diplom in einen Master verwandelt worden. Dies trägt neben einem Anteil von 33% an ausländischen Studenten (2003) maßgeblich zur Internationalisierung des IEP bei.
Darüber hinaus bietet Sciences Po vermehrt Doppeldiplome mit anderen Universitäten an (London School of Economics, Columbia University, FU Berlin, Universität St. Gallen, Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi...).
[Bearbeiten] Weitere Studiengänge
Das Institut unterhält die sog. École doctorale, die Doktoranden auf die Promotion vorbereitet. Seit 2004 ist diese Schule auch für einige Bereiche des Master Recherche (s.o.) verantwortlich. Sciences Po bietet auch MBA- und MPA-Programme an.
[Bearbeiten] Rankings
Das Times Higher Education Supplement stufte Sciences Po sowohl 2005 als auch 2006 als drittbeste Universität Frankreichs ein - nach der naturwissenschaftlich orientierten Ecole polytechnique und der geisteswissenschaftlich orientierten Ecole normale supérieure. Weltweit belegt Sciences Po laut THES den 52. Platz.
[Bearbeiten] Absolventen (Auswahl)
[Bearbeiten] Ausländische Politiker
- Paul Biya, Staatspräsident von Kamerun
- Ingrid Betancourt, kolumbianische Oppositionspolitikerin
- Boutros Boutros-Ghali, ehemaliger Generalsekretär der UNO
- Paul Bremer, ehemaliger Zivilverwalter für den Irak
- Michel Camdessus, ehemaliger Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF)
- Stéphane Dion, aktueller Oppositionsführer im kanadischen Unterhaus
- Nicole Fontaine, ehemalige Präsidentin des Europaparlaments
- Chandrika Kumaratunga, ehemalige Staatspräsidentin von Sri Lanka
- Pascal Lamy, WTO-Chef
- Bernard Landry, ehemaliger Premierminister von Québec
- Rainier III., Prinz von Monaco von 1949 bis 2005
- Simone Veil, ehemalige Präsidentin des Europaparlaments
[Bearbeiten] Französische Politiker
- Martine Aubry, ehemalige Ministerin (1991–1995, 1997–2000)
- Édouard Balladur, ehemaliger Premierminister (1993–1995)
- Raymond Barre, ehemaliger Premierminister (1976–1981)
- Jacques Chaban-Delmas, ehemaliger Premierminister (1969–1972)
- Jacques Chirac, Staatspräsident (seit 1995), ehemaliger Premierminister (1974–1976, 1986–1988)
- Maurice Couve de Murville, ehemaliger Premierminister (1968–1969)
- Michel Debré, ehemaliger Premierminister (1959–1962)
- Laurent Fabius, ehemaliger Premierminister (1983–1986)
- Marc-Antoine Jamet, Politiker
- Lionel Jospin, ehemaliger Premierminister (1997–2002)
- Alain Juppé, ehemaliger Premierminister (1995–1997)
- François Mitterrand, ehemaliger Staatspräsident (1981–1995)
- Georges Pompidou, ehemaliger Staatspräsident (1969–1974)
- Michel Rocard, ehemaliger Premierminister (1988–1991)
- Ségolène Royal, ehemalige Ministerin, derzeit Kandidatin des PS für die Präsidentschaftswahlen 2007
- Dominique Strauss-Kahn, ehemalige Wirtschafts- und Finanzminister (1997–1999)
- Hubert Védrine, ehemalige Außenminister unter Chirac
- Dominique de Villepin, Premierminister (seit 2005)
[Bearbeiten] Andere Persönlichkeiten
- Frédéric Beigbeder
- Ingrid Betancourt
- Camille
- Hélène Carrère d'Encausse
- Paul Claudel
- Jean-Marie Colombani
- Michael Eilfort
- Julien Gracq
- Stanley Hoffmann [1]
- Paul Morand
- Roger Peyrefitte
- Jean-Christophe Rufin
- Ernest-Antoine Seillère
- Peter Scholl-Latour
- Florian Zeller
[Bearbeiten] Ohne Abschluss geblieben
- David Ben-Hame
- Bernadette Chirac
- Christian Clavier
- Christian Dior
- Marcel Proust
- Nicolas Sarkozy
[Bearbeiten] Forschung
Die École Doctorale von Sciences Po verfügt über 38 Vollzeitangestellte. Es werden rund 570 Doktoranden betreut (2004).
[Bearbeiten] Die Forschungszentren
Das Institut d'études politiques de Paris verfügt über folgende neun Forschungseinrichtungen:
- Centre d'études et de recherches internationales (CERI)
- Centre de recherche politiques de Sciences Po
- Observatoire français des conjonctures économiques (OFCE)
- Centre de sociologie des organisation (CSO)
- Centre d'histoire de Sciences Po
- Observatoire sociologique du changement (OSC)
- Service d'étude de l'activité économique (SEAE)
- Observatoire interrégional du politique (OIP)
- Centre d'études européennes de Sciences Po
[Bearbeiten] Die Bibliothek
Die Bibliothek von Sciences Po ist das größte universitäre Zentrum für zeitgenössische Dokumentation in Geistes- und Sozialwissenschaften Kontinentaleuropas. Sie beherbergt 900.000 Werke (davon 620.000 Bücher und 4.500 Zeitungen und Zeitschriften), 10.000 jährlich ausgesuchte Zeitschriftenartikel, 2 km Regale mit Direktzugang, 60.000 Mikrokarteien und -filme sowie 400 elektronische Zeitschriften. 40% der Werke sind in französischer Sprache und weitere 40% in englischer Sprache.
[Bearbeiten] Die „Presses de Sciences Po“
Die Presses de Sciences Po sind mit 900 Katalogeinträgen, 30 Neuerscheinungen pro Jahr und 10 verschiedenen Reihen einer der größten sozialwissenschaftlichen Verlage Frankreichs.
Der Verlag gibt ebenfalls 6 wissenschaftliche Zeitschriften heraus:
- Critique internationale
- La Revue française de sciences politiques
- La Revue de l'OFCE – Observations et diagnostics économiques
- Vingtième siècle
- La Revue économique
- Mots – Les langages du politique
[Bearbeiten] IEP de province
Nach dem Vorbild des Institut d'études politiques de Paris wurden in der Nachkriegszeit weitere Instituts d'études politiques in ganz Frankreich gegründet. Einige von diesen haben in Anlehnung an die Reform des Studium am IEP Paris die ursprünglich dreijährige Studienzeit ebenfalls auf fünf Jahre verlängert. Im Gegensatz zum IEP de Paris, welches eine unabhängige, von der Fondation Nationale des Sciences Politiques geleitete Hochschule ist, sind die "IEP de province" in die örtlichen Universitäten eingegliedert. "IEP de province" bestehen in Lille, Straßburg, Lyon, Aix-en-Provence, Toulouse, Grenoble, Rennes und Bordeaux. Einige nennen sich wie das IEP de Paris "Sciences Po" (z.B. Sciences Po Bordeaux).
Anders als die "IEP de province" sind die Einrichtungen in Nancy, Dijon, Poitiers und Menton volle Bestandteile des Institut d'études politiques de Paris.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Institut d'études politiques de Paris – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |