Karmeliten
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Die Karmeliten sind ein römisch-katholischer Orden, der um das Jahr 1150 am Karmelgebirge im heutigen Israel gegründet wurde und der Tradition des Eremitentums entspringt. Die offizielle Bezeichnung lautet „Orden der Brüder der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“ (Ordo Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmelo), Sigel OCarm. Es gibt einen männlichen Zweig, die Karmeliten, und einen weiblichen Zweig, die Karmelitinnen.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Frühe Geschichte
Etwa im 12. Jahrhundert entstand eine Niederlassung von Kreuzfahrern oder Pilgern in der Nähe des Eliasbrunnens auf dem Berge Karmel in Palästina. Nach Berichten mancher Historiker wird der heilige Berthold von Kalabrien als Gründer angesehen.
Die ersten Brüder lebten noch ohne Ordensregel in strenger Askese als Eremiten, aber in einer lockeren Gemeinschaft. Der Prophet Elias war für diese Brüder ein Vorbild für ihr Einsiedlerleben. Etwa 1206 oder 1214 wandten sie sich an Albert, den Patriarchen von Jerusalem, dass er ihnen eine Regel gebe. Die Brüder erhielten eine Regel, die auf ein rein kontemplatives Leben zugeschnitten war. Sie wohnten in einer Klosteranlage, in der jeder sich in einer Zelle allein dem Gebet widmete (ähnlich den Kartäusern).
Das Vorrücken der Muslime im 13. Jahrhunderts erzwang 1238 die Auswanderung der Karmeliten nach Europa. Papst Innozenz IV. änderte 1247/53 die Regel so, dass ein Bettelorden entstand, der den Brüdern neben dem immer noch als Ideal verfolgten Eremitentum auch die Tätigkeit als Seelsorger und wissenschaftliches Studium ermöglichte. Schon im 13. Jahrhundert waren auch Frauen offen für die Ideale des Ordens. Einige schlossen sich als Klausnerinnen an bestehende Männerklöster an. Andere lebten in Beginenkonventen, beispielsweise in Nordfrankreich, in Italien und Spanien. Papst Nikolaus V. bestätigtigte 1452 einen eigenen Frauenorden. Johannes Soreth, Generalprior zu Beginn des 15. Jahrhunderts, sammelte zunächst in den Niederlanden Beginengruppen zu den ersten Frauenkonventen.
[Bearbeiten] Reformbewegungen
Der Orden breitete sich im 14. Jahrhundert über ganz Europa aus. In der Folge gab es mehrere Ansätze zu Reformen, um den Orden wieder dem Eremitenideal anzunähern, die jedoch meist scheiterten. Im Spätmittelalter verfiel der Orden wie viele andere durch Vernachlässigung des Gebetslebens und eine Lockerung der Armutsregel, sowie durch Vernachlässigung der Gemeinschaft. Während des Abendländischen Schismas kam es zur Parteienbildung unter einem je eigenen Ordensgeneral, die jeweils einem anderen Papst anhingen. Generalpriore wie Nikolaus Audet, Johann Baptist Rossi und Johann Baptist Caffardo bemühten sich um Reformen, doch hatten sie in der Zeit des Humanismus und der Reformation keinen durchgreifenden Erfolg, weil sie diese Strömungen in ihre Bemühungen nicht einbezogen.
Die einzige durchgreifende Reform war die Bewegung um die heilige Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz, die jedoch im 16. Jahrhundert zu einer Spaltung in die beschuhten (Calceaten, O.C.C. oder O.Carm) und die unbeschuhten Karmeliten und Karmelitinnen („Barfüßer“, Discalceaten, O.C.D.) (siehe Teresianischer Karmel) führte. Diese beiden Orden kehrten zur rein kontemplativen Lebensweise zurück. Vorbild und Ratgeber war für Teresa dabei auch Petrus von Alcantara, der in ähnlicher Weise den Franziskanerorden zu seinen Ursprüngen zurückführte. Teresa nahm die ältere Karmelitenregel von 1247 zur Grundlage ihrer Neugründung und ergänzte diese durch eigene Vorschriften, beispielsweise im Bereich der Bußübungen und der gemeinsamen Rekreation. Das erste Frauenkloster San José gründete sie 1562 in Avila. In Duruela wurde 1568 mit Hilfe des Hl. Johannes von Gott auch ein Männerkloster gegründet. 1565 bestätigte der Papst diese neue Ordensregel, doch brachen heftige Spannungen zwischen den Barfüßern und dem Stammorden aus. Die Reformgegner gingen so weit, den heiligen Johannes vom Kreuz monatelang einzukerkern.
1580 wurde eine eigene Provinz der „Unbeschuhten“ gegründet, 1593 trennte sich die neue Kongregation endgültig vom Stammorden.
[Bearbeiten] Neuzeit und Gegenwart
In der Reformationszeit und durch die Türkenkriege verloren die Karmeliten ihre nordeuropäischen Provinzen. Viele Häuser erhielten keine Almosen mehr und gerieten an den Rand ihrer Existenz. Die Häuser der oberdeutsche Provinz in Sachsen konnten nur mit Mühe erhalten werden, wobei die Provinziale Andreas Stoß und Eberhard Billick heftige Diskussionen mit den Reformatoren führten.
Mit der Eroberung Amerikas kamen auch Karmeliten als Missionare nach Panama, Kolumbien und Brasilien, diese Tätigkeit wurde innerhalb des Ordens propagiert. In Rom eröffneten die Karmeliten ein Missionsseminar. Auch nach Persien, den Fernen Osten und nach Afrika wurden Brüder entsandt. Daran hatten auch die Unbeschuhten Karmeliten einen gewissen Anteil.
Die Französische Revolution und die Säkularisation führten zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa zur Aufhebung zahlreicher Klöster sowohl des männlichen wie des weiblichen Zweiges. Bruder Johannes von Frascati konnte den Orden 1827 in Palästina wieder neu errichten.
[Bearbeiten] Heutige Verbreitung
Zum Karmelitenorden gehören heute weltweit etwa 2000 Patres und Brüder, zu den Karmelitinnen etwa 900 Nonnen. Dem Orden sind außerdem etwa 3000 Schwestern in selbständigen Kongregationen angeschlossen. Der Teresianische Karmel zählt etwa 4000 Patres und Brüder sowie etwa 13000 Nonnen, dazu kommen zahlreiche angeschlossene Institute des Dritten Ordens.
Die erste Niederlassung in Deutschland bestand 1249 in Köln. Heute gibt es in Deutschland zwei Provinzen, in der es insgesamt 13 Männer- und 2 Frauenklöster gibt.
- Die Leitung der Oberdeutschen Provinz befindet sich in Bamberg.
Dazu gehören Niederlassungen in Straubing, Ohrdruf, Kloster Springiersbach bei Bengel, Beilstein (Mosel), Bad Reichenhall, Fürth, Erlangen und Mainz (gesamtdeutsches Ausbildungshaus). Außerdem sind die Karmelitinnen in Erlangen an diese Provinz angeschlossen.
- Die Niederdeutsche Provinz hat ihr Provinzialat in Kloster Marienthal bei Hamminkeln. Das aufgelöste Augustiner-Eremiten-Kloster wurde 1986 von den Karmeliten wieder besiedelt. Neben dem Ausbildungshaus in Mainz gehören zur Provinz die Konvente in Duisburg und Köln.
Die Karmelitinnen vom Karmel „Mutter vom guten Rat“ in Duisburg sind an die Niederdeutsche Provinz angeschlossen.
Der Teresianische Karmel ist in Deutschland erst im 17. Jahrhundert aufgetreten. Die Provinz mit Sitz in München besteht aus 50 Brüdern in 7 Konventen und etwa 300 Schwestern in 21 Klöstern. Siehe auch Unbeschuhte Karmeliten und Unbeschuhte Karmelitinnen.
Konvente beider Zweige gibt es vor allem in Spanien und Italien sowie im spanischsprachigen Südamerika. Doch kommen Karmeliten und Karmelitinnen weltweit vor.
Am Karmelgebirge bestehen heute noch zwei Klöster der Karmeliten:
- Kloster Muhraqa am südöstlichen Karmel. Das Kloster soll an der Stelle liegen, an welcher der Prophet Elija nach biblischer Überlieferung einen Gottesbeweis gegen die Priester des Baal geführt und sie anschließend getötet hat (1. Könige 18).
- das Karmelitenkloster am Karmelkap am Nordende des Gebirges in Haifa. Unterhalb der Kirche befindet sich eine Grotte, welche nach der Überlieferung die Wohnung Elijas war.
[Bearbeiten] Anmerkungen
In verschiedenen Städten gab es Karmeliterviertel, so auch in Wien 1623 in der Leopoldstadt, dem zweiten Bezirk.
Der Karmelitergeist ist ein Melissengeist: mit Alkohol ausgezogene Melissenblätter werden mit Zimt und anderen Ingredienzen versetzt. Er wird als äußeres Heilmittel verwendet oder getrunken.