Läuteordnung
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Die Läuteordnung beschreibt das Glockengeläut der Kirchen, also welche Kirchenglocken zu welchem Anlass gemeinsam oder einzeln erklingen. Zum Erstellen der Läuteordnung werden verschiedene Aspekte herangezogen.
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[Bearbeiten] Namen und Inschriften der Glocken
Glocken sind entweder ausdrücklich in der Inschrift einem Heiligen oder einem Anlass (z.B. Maria Gloriosa im Erfurter Dom) gewidmet oder werden im Volksmund so benannt (z.B. Große Susanne im Freiberger Dom). Bei der Läuteordnung soll der Name der Glocke berücksichtigt werden, z. B. für das Patrozinium der Gemeinde oder die Feiertage für den namensgebenden Heiligen. Aber auch die aufgegossene Inschrift, z.B. „die Toten geleit' ich“ (Totenglocke), spielt eine entscheidende Rolle. Zum täglichen Angelusgebet erklingt in katholischen Pfarreien (meist) die Marien- oder Angelusglocke.
Beispiele für häufige Glockeninschriften:
- LAVDO DEVM VERVM. PLEBEM VOCO. CONGREGO CLERVM. DEFVNCTOS PLORO. PESTVM FVGO. FESTA DECORO –
Den wahren Gott lobe ich. Ich rufe das Volk. Ich versammle den Klerus. Ich beweine die Toten. Die Seuche verjage ich. Die Feste ziere ich! - O REX GLORIAE VENI CVM PACE – O, König der Herrlichkeit komme in Frieden.
- AVE MARIA GRATIA PLENA DOMINVS TECVM - Gegrüßt seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir.
[Bearbeiten] Historische Glockenbezeichnungen und Funktionen
- Zeichenglocke: Vorläuten zum Gottesdienst.
- Feuerglocke: Läutet bei Brandgefahr.
- Sturmglocke: Läutet bei schweren Unwettern (vgl. Glockeninschriften „fulgura frango“: Die Blitze brech′ ich oder „alle bösen Wetter vertreibe ich“)
- Evangelistenglocke: Läutet während des Evangeliums. Trägt oft die Namen der vier Evangelisten.
- Schulglocke: Läutet zum Schulbeginn.
- Vesperglocke: Läutet zur Vesper/Abendandacht.
- Rats(herren)glocke: Läutet zur Versammlung der Ratsherren, Bürgermeister.
- Wachtglocke: Läutet nachts (zur Orientierung).
- Marktglocke: Läutet zur Eröffnung des Marktes.
- (H)Osanna/Susanna/Gloriosa: Meist tontiefste Glocke. Festtagsglocke.
- Dominica: Sonntagsglocke.
- Apostolica: Apostelglocke.
- Predigtglocke: Läutet zum Predigtgottesdienst (Vor- oder Hauptläuten)
[Bearbeiten] Glockennamen aus dem Volksmund
- Bierringerin (Dom St. Stephan zu Wien). Erklang zur Schließung der Bierstuben.
- Blutglocke (ehemalige Dreikönigenglocke „Jurdicia“ im Kölner Dom). Erklang zur Hinrichtung.
- Decker Pitter (St. Petersglocke, Kölner Dom)
- Bratwurst, Sauerkohl (Dom St. Sixtus und Stephanus zu Halberstadt)
- Dammerich (Dom zu Wetzlar)
- Faule Anna (St. Marien zu Stendal)
- Große, Kleine Schelle (Lüneburg, St. Johannis)
- Hallerin, Klag (Dom zu Eichstätt)
- Lumpenglocke: Läutet zum Beginn der Sperrstunde.
- Pestglocke (vgl. Glockeninschrift: „Pestum Daemonemque fugo“: Die Seuche und den Dämonen verjage ich)
- Pillenglocke (St. Michael zu Bernkastel-Kues)
- Pummerin (Stephansdom zu Wien)
- Spitälerin, Metzlerin (Münster St. Nikolaus zu Überlingen)
- Schlafglocke (Dom St. Georg zu Bamberg)
- Schreier („Vincencia“ in St. Severi zu Erfurt)
- Spätzlesglocke (Münster zu Freiburger Münster)
- Winklerin, Klingl (Liebfrauendom zu München)
- Zwölferin / Zwölfuhrglocke (St. Peter (München))
[Bearbeiten] Disposition
Rein harmonische Geläute gehören zu den ältesten bekannten Dipositionen. Der Kern des Kölner Domgeläutes zählt mit seiner melodischen Basis g° - a° - h° zu den frühesten Beispielen melodischer Dispositionen. Geläute, die über Jahrhunderte gewachsen sind und oftmals eine weder harmonische noch melodische Disposition aufweisen, sind geprägt durch ihre besondere Individualität sowohl in Bezug auf den Klang jeder einzelnen Glocke als auch des Vollgeläutes. Die neu gegossenen Glocken (ab 1945) sind meist sehr genau aufeinander abgestimmt und in immer wieder vorkommenden Motiven disponiert, sodass es diesen oft an Individualität fehlt. Je nach vorhandenen Schlagtönen der Glocken ergeben sich bestimmte Kombinationen, auch Motive genannt, die meist nach alten Chorälen oder liturgischen Liedern benannt wurden. Hier einige Beispiele aus der Clarenbachkirche zu Köln-Braunsfeld:
- z.B.: a' - h' - d" - e"
- „Salve Regina.“ ?/i (in der ev. Liturgie „Wachet auf.“)
- z.B.: a' - cis" - e" - fis"
- z.B.: a' - h' - cis"
- z.B.: h' - cis" - e"
- z.B.: fis' - a' - h'
Je nach Kirchenjahreszeit werden eher harmonische ?/i oder dissonante ?/i Motive ausgewählt. So wird das Geläut an Festtagen als Vollgeläut (Plenum) aller Glocken ertönen, während für die Fastenzeit ein bescheidenes Geläut angestimmt werden kann. Unter einem bescheidenen Motiv werden auch sog. „hohle“ oder reine Motive verstanden; sie sind weder harmonisch noch dissonant z.B. eine Quarte, Quinte oder eine Mischung aus beidem z.B. fis' - h' - cis" ?/i.
Eine wohl durchdachte und differenzierte Läuteordnung basiert auf den liturgischen Vorgaben des Kirchenjahres.
[Bearbeiten] Raster für Läuteordnungen nach liturgischen Gesichtspunkten
Wenn die Glocken nach den Vorgaben des liturgischen Kirchenjahres geläutet werden, dann wird letzteres in Kategorien eingeteilt. Dies ist von Läuteordnung zu Läuteordnung unterschiedlich, sowohl in der Anzahl der einzelnen Kategorien als auch in Bezug auf die jeweilige Konfessionen; so wird es bei protestantischen Läuteordnungen keine Kategorie für „Hochfeste der Heiligen und der Gottesmutter Maria“ geben. Die folgende Tabelle zeigt eine differenzierte Aufstellung der verschiedenen Läutekategorien:
[Bearbeiten] Katholisch
A
- Ostern:
- Weihnachten:
- Christmette am Hl. Abend, 1. Weihnachtsfeiertag
- Pfingstsonntag
- Hochfest des Diözesan- bzw. Kirchenpatrons
- Primiz
- Firmung
- Erstkommunion
B
- Hochfeste des Herrn, die gebotene Feiertage sind:
- Hochfeste der Gottesmutter, die gebotene Feiertage sind:
- Mariä Himmelfahrt, Mariä Empfängnis, Neujahr/Hochfest der Gottesmutter Maria etc.
- Hochfeste der Heiligen, die gebotene Feiertage sind:
- Allerheiligen, Apostelfeste etc.
C
- Sonntage der Osterzeit, Ostermontag, Pfingstmontag
- Adventsonntage
- Fastensonntage
- Übrige Sonntage im Kirchenjahr
D
- Hochfeste der Herrn, die keine gebotenen Feiertage sind:
- Hochfeste der Gottesmutter, die keine gebotenen Feiertage sind:
- Maria Königin, Mariä Geburt etc.
- Hochfeste der Heiligen, die keine gebotenen Feiertage sind
E
- Feste des Herrn an Werktagen:
- Fest der Heiligen Familie, Darstellung des Herrn, Verklärung des Herrn, Kreuzerhöhung, Weihetag der Lateranbasilika
- Feste der Gottesmutter, der Heiligen an Werktagen
E1
F
- Gedenktage
- Werktage
G
- Gedenktage in der Advent- und Fastenzeit
- Werktage in der Advent- und Fastenzeit
[Bearbeiten] Evangelisch
A
- Ostern:
- Gründonnerstag, Osternacht, Ostersonntag
- Weihnachten:
- Christmette am Hl. Abend, 1. Weihnachtsfeiertag
- Pfingstsonntag
- Ordination
- Konfirmation
A1
- Karfreitag
B
- Hochfeste des Herrn, die gebotene Feiertage sind:
- Christi Himmelfahrt, Trinitatis, Epiphanias etc.
- Sonstige Feste an Sonn- und Feiertagen:
- 1. Advent, Neujahr, Palmsonntag, Erntedankfest, Kirchweihfest, Reformationsfest, Ewigkeitssonntag
B1
B2
C
- Sonntage der Osterzeit, Ostermontag, Pfingstmontag
- Adventsonntage
- Fastensonntage
- Übrige Sonntage im Kirchenjahr
D
- Weitere Herrenfeste
E
- Feste an Werktagen
F
- Gedenktage
- Werktage
[Bearbeiten] Läuten zum Gebet
[Bearbeiten] Angelusläuten
Hauptartikel: Angelusläuten
Das Angelusläuten (auch Aveläuten) ist ein Gebetsläuten der katholischen Kirchen, das morgens, mittags und abends ausgeführt wird. Zwischen dem Gloria am Gründonnerstag und dem der Osternacht unterbleibt jegliches (Angelus-)Läuten.
[Bearbeiten] Vaterunserläuten
Die evangelischen Kirchen üben das Vaterunserläuten (Betläuten) aus. Damit ist zunächst gemeint, dass während des Vaterunser im Sonn- bzw. Feiertagsgottesdienst eine Glocke erklingt. Die sogenannte „Bet-“ oder „Vaterunserglocke“ kann dabei geläutet oder durch einen Schlaghammer angschlagen werden. Im letzteren Falle kann dies durch sieben (vgl. sieben Bitten des Vaterunser) oder neun (sieben Bitten inklusive Anfang und Ende) geschehen. Dieses Signal ermöglicht denen, die nicht am Gottesdienst teilnehmen die persönliche Anteilnahme am Gebet.
Das Vaterunserläuten ist auch, ähnlich wie in katholischen Gemeinden, ein (meist) dreimaliges Gebetsläuten mit einer Glocke. Mancherorts ist es üblich, davor oder danach, die oben genannten Betschläge auszuführen. Die geläufigsten Läutezeiten sind 7:00, 12:00 und 18:00 Uhr; die Läutedauer beträgt etwa 2-3 Minuten. An Samstagen wird das Abendläuten häufig durch das Einläuten des Sonntags ersetzt. In manchen Gemeinden entfällt das Betläuten am Karfreitag und am Karsamstag.
[Bearbeiten] Gedächtnisläuten
[Bearbeiten] Angstläuten
Das Angstläuten ertönt zum Gedächtnis der Todesangst Christi am Ölberg in der Nacht seiner Gefangennahme. Dieser Brauch ist mancherorts noch üblich. Hierbei läutet am Donnertsagabend um 21:00 Uhr oder nach dem Abendläuten eine besondere (tontiefe) Glocke.
[Bearbeiten] Kreuzigungsläuten
Freitags um 11:00 Uhr erklingt (meist) die größte Glocke zum Gedächtnis an die Kreuzigung Christi.
[Bearbeiten] Schiedläuten
Zur Todesstunde Jesu am Freitag um 15:00 Uhr läutet wiederum (meist) die größte Glocke für wenige Minuten. Dieses Läuten erklingt in evangelischen Gemeinden oft auch am Karfreitag.
Unter diesem Begriff kann auch das allabendliche kurze Nachläuten an den Angelus verstanden werden, dass sich an das Gedächtnis für die Verstorbenen (des Tages/der Woche) richtet. Dieser (katholische) Brauch ist häufig in Süddeutschland anzutreffen.
Das Schiedläuten bedeutet aber auch, dass beim Bekanntwerden eines Todesfalles mit der „Schiedglocke“ (Schweiz/Österreich oft: „Zügenglocke“. Der Verstorbene „liegt in den letzten Zügen“.) geläutet wird.
[Bearbeiten] Das Läuten an Sonn- und Feiertagen
[Bearbeiten] Einläuten
Das Einläuten eines Hochfestes bzw. Sonntags am Vortag geht auf das Läuten zur ersten Vesper zurück; die Vesper wird erst bei Einbruch der Dunkelheit gesungen. Daher findet das Einläuten selten vor 16 Uhr statt.
Beim Einläuten erklingen die selben Glocken wie zum Hauptgottesdienst/Amt am Sonn- bzw. Feiertag.
Die Variante des Läutens kann jedoch (regional) sehr unterschiedlich sein. Am weitesten verbreitet sind das Classicum-Läuten und das Pulsläuten (s.u.).
[Bearbeiten] Vorläuten
Vor den Hauptgottesdiensten können besondere Glockenzeichen (Vorläuten) gegeben werden. Unterschieden wird zwischen einmaligem Vorläuten (60 oder 30 Min. vor Beginn) und dem doppelten Vorläuten (2 und 1 Std., 60 und 30 Min. oder 30 und 15 Min. vor Beginn). Das einmalige Vorläuten geschieht meist mit einer Glocke (mancherorts auch mit zwei Glocken) und das doppelte Vorläuten entweder mit der gleichen Glocke oder mit zwei unterschiedlichen oder zuerst mit einer und dann mit zwei Glocken.
In München-Laim wird so geläutet:
30 Min. vor Beginn des Hauptgottesdienstes:
- an Sonntagen: Glocke 2
- an Festen: Glocke 1
- an Hochfesten: Glocken 2+1
Hier richtet sich das Vorläuten nach der liturgischen Rangordnung Sonntage < Feste < Hochfeste.
In Lage-Heiden wird dagegen so geläutet:
60 Min. vor Beginn des Hauptgottesdienstes:
- an Sonntagen in der Advent- und Passionszeit: Glocke 3
- an den übrigen Sonntagen im Kirchenjahr: Glocken 3+2
- an Festtagen: Glocken 2+1
Dieses Vorläuten berücksichtigt zusätzlich die verschiedenen Charakteristika der Kirchenjahreszeiten (Advent und Passionszeit gehören zu den „Bußzeiten“ und werden durch bescheideneres Geläut [s.o.] angekündigt).
[Bearbeiten] Signieren
Beim Vorspann geht dem Hauptläuten das Läuten einer einzelnen Glocke voran. Zwischen beidem liegt eine Pause von 5 bis 10 Sekunden. Der Vorspann zeigt Besonderheiten eines Gottesdienstes an: Festtag, Abendmahl (falls es nicht regelmäßig gefeiert wird), Taufen.
[Bearbeiten] Hauptläuten
Das Hauptläuten ist kurz vor Beginn des Hauptgottesdienstes; in katholischen Kirchen oft 15 Min. vor dem Gottesdienst mit einer Pause bis zum Beginn, in protestantischen Gemeinden in der Regel direkt bis zum Gottesdienstbeginn. Eine gute Läuteordnung enthält ein Hauptläuten, dass sowohl die liturgische Rangordnung des Tages (Hochfest/Fest/Sonntag/ggf. Werktag) als auch die Kirchenjahreszeit berücksichtigt. Allerdings ist dies bei einem dreistimmigen Geläute äußerst selten anzutreffen! In diesem Falle entscheidet es sich zwischen den Kirchenjahreszeiten oder der liturgischen Rangordnung des Tages. Bei größeren Geläuten (ab 4-5 Glocken) wird es eine Dominika (Sonntagsglocke) geben, die für den Tag des Herrn aufbewahrt wird. Bei Domgeläuten (ab 7 Glocken) gibt es auch eine Gloriosa (Festtagsglocke), die nur den Festen vorbehalten ist. Das Läuten zum Karfreitagsgottesdienst unterscheidet sich zwischen den Konfessionen. Bei den Katholiken schweigen die Glocken ab dem Gloria am Gründonnerstag, bei dem (meist) alle Glocken erklingen, und ertönen erst wieder am Ostersonntag bzw. zur Osternacht (in manchen Gemeinden schon am Karsamstagabend!). Von den Türmen protestantischer Kirchen erschallt am Karfreitag häufig nur die größte vorhandene Glocke; allerdings wird teilweise noch mit allen Glocken geläutet, woran manche Katholiken Anstoß nehmen. Auch im Hinblick auf die Ökumene unterlassen jedoch einige Gemeinden jegliches Läuten.
[Bearbeiten] Nachschlag
Der Nachschlag ist ein Nachläuten der größten beteiligten Glocke nach dem Hauptläuten, etwa eine halbe Minute lang und von jenem durch eine Pause von 5 bis 10 Sekunden getrennt. Statt des Nachläutens kann diese Glocke auch 3 x 3 Mal angeschlagen werden, z. B. an Karfreitag, Bußtag oder bei Passionsandachten.
[Bearbeiten] Ausläuten
Das Ausläuten kann entweder direkt im Anschluss an den Gottesdienst oder zur Zeit des Einläutens (am Vorabend) stattfinden. Die Wahl der Glocken ist jedoch unterschiedlich; einerseits wird das Motiv des Einläutens oder nur die jew. größte Glocke verwendet.
In Zürich läuten die Innenstadtkirchen Großmünster und St. Peter am Sonntagabend um 19:00 Uhr mit der größten Glocke den Sonntag aus.
Mancherorts wird noch das Ausläuten des alten Jahres praktiziert. Hierbei wird kurz vor Mitternacht mit dem Vollgeläut oder mit der größten Glocke für etwa 10-15 Min. geläutet.
[Bearbeiten] Läutetechniken
Durch die Vernichtung der Glocken im Zweiten Weltkrieg und aufgrund der Automatisierung durch Läutemotoren sind viele historische Läutebräuche verloren gegangen. Im Folgenden werden die wichtigsten Läutetraditionen und -techniken vorgestellt:
- Armeseelen- oder Verirrtenläuten
- Die Armeseelenglocke läutet 1 Stunde nach Sonnenuntergang. Seit 1609 aus Rom verbreitet. Dieses Geläut diente zur Orientierung für diejenigen, die sich zu weit von der Stadt (Stadttore) entfernt und sich verirrt haben.
- Armesünderläuten
- Die Armesünderglocke läutete von Beginn der Führung des Angeklagten zur Hinrichtungsstätte bis kurz vor dessen Hinrichtung.
- eigentliches Sonntags- und Festgeläute in drei verschiedenen Techniken, die kombiniert/abwechselnd verwendet wurden:
- Anschlagen mehrerer Glocken, gleich bleibend in Melodie und Rhythmus, u. U. variabel im Tempo.
- rasches Anschlagen mehrerer Glocken in kunstvollen, häufig wechselnden Rhythmen, Melodien, Tempi, z.T. mit Triolen und Dopplungen (Beiern im engerem Sinne)
- Durchziehen einer Glocke (die das Tempo bestimmt und je nach Anlass wechselt), zu der die übrige[n] Glocke[n] in verschiedenen Rhythmen eingestoßen, d.h. angeschlagen werden; feierlichste Form! Ausschnitt aus dem Gütersloher Nachtsanggeläut.
- Classicum-Läuten
- Wird zum Einläuten am Vortag von Sonn- und Feiertagen werwendet. Hierbei werden die jeweiligen Glocken, die dann auch zum Hauptgottesdienst erklingen, nacheinander für jew. 1 Min. vorgestellt. Hat auch die jew. größte Glocke 1 Min. geläutet baut sich das Geläut aus den gleichen Glocken zu kleinsten hin auf. Das Teil-/Gesamtgeläute erklingt dann für 5-10 Min.
- Feuer-/ Sturm-/ Alarmläuten
- Rasches Anschlagen des Klöppels an eine Seite der Feuer- oder Alarmglocke.
- Kleppen (auch: Halbzugläuten/Zinken)
- Schlagen einer kleinen Glocke einseitig gegen ihren Klöppel (nur per Seilzug möglich); besondere Signalwirkung je nach Zahl der Schläge.
„Bey einer großen Leiche wird der Tod angekündigt, mit der größten geklept und mit allen dreyen nachgeläutet. Dieses geschieht bey Erwachsenen sowohl als Kindern durch die Nachbarn, daher der Küster nichts zu ziehen hat [1].“
- Kluniazenserläuten
- Zu den Hochfesten im Kirchenjahr ist es möglich, dass ein Kluniazenserläuten erfolgt. Diese Art des Läutens, bei der die Glocken nicht nur miteinander, sondern auch nacheinander ertönen, trägt den Namen von Cluny, dem mittelalterlichen Kloster in Burgund. Sie entspringt den Läuteordnungen der großen mittelalterlichen Kirchen und Klöstern. Da es den Glockengießern nicht immer gelang, eine vielstimmige Harmonie aus mehreren Glocken zu erreichen, wurden die Glocken nacheinander einzeln geläutet, um Dissonanzen zu vermeiden. Das heutige Modell dieser Läuteart sieht eine Kombination von Einzel- und Plenumsläuten vor: Zunächst erklingt das Plenum, welches mit der kleinsten Glocke beginnend angeläutet wird. Beim Abschalten des Plenums bleibt zum Schluss die größte Glocke des Geläutes stehen und läutet einzeln. Danach läuten die übrigen Glocken einzeln, von der zweitgrößten zur kleinsten Glocke aufsteigend. Am Ende läutet die kleinste Glocke des Geläutes einzeln. Von ihr aus baut sich das Plenum wieder nach unten auf und läutet wiederum. Das erste Plenumsgeläut sollte kürzer als das Zweite sein.
- Pulsläuten
- Läuten in mehreren gleichlangen Abständen („Pulsen“) mit jeweils den gleichen Glocken (oder mit nur einer Glocke). Dabei kann die Dauer eines Pulses zwischen 5 und 10 Min. schwanken. Dazwischen liegen Pausen von 1-10 Min. Dieses Geläut wird häufig zum Einläuten der Hochfeste (auch Sonntage) verwendet.
- Taktläuten
- Durchziehen aller Glocken in gleicher Pendelfrequenz (!), so dass die Anschlagfolge stets gleich bleibt; nur in Billerbeck nachzuweisen (Alter unsicher).
- Tessiner Läuten
- Diese Variante des Change-Ringing (s.o.) ist auch unter den Namen oberitalienisches oder ambrosianisches Läuten bekannt. Die Glocken werden melodisch geläutet.
- Tiroler Läuten
- Überwiegend in Österreich anzutreffendes Läutebrauchtum, bei dem die Glocken mit einem Klöppelfänger versehen sind. Dieser besteht aus einem langen Metallarm, der über einen elektrischen Impuls den Klöppel während des vollen Ausschwunges der Glocke auffängt bzw. los lässt.
- Totenläuten
- Kompliziertes System langsamer Anschlagfolgen, z. T. mit mehreren angeschlagenen und einer durchgezogenen Glocke; daraus waren sozialer Status, Alter und Geschlecht des Toten zu erkennen; erste "Pause" unmittelbar nach dem Ableben oder nach dem nächsten Betläuten/Angelus.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Glockenbeiern im Rheinland, A. Döring. 1988, S. 185
- Buch: Glocken in Geschichte und Gegenwart, Band 1. Hg. Kurt Kramer (Badenia Verlag), 1986.
- Buch: Glocken in Geschichte und Gegenwart, Band 2. Hg. Kurt Kramer (Badenia Verlag), 1997.
- Pfingstseiten.de [1] (Begriff: Läuteordnung)
- Glockenlandschaften Band Westfalen, Hg. C. Peter, S.10ff.