Nagasaki
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長崎市 Nagasaki-shi |
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Position in Japan | |
Region: | Kyūshū |
Präfektur: | Nagasaki |
Koordinaten: | Koordinaten: 32° 45′ N, 129° 52′ O 32° 45′ N, 129° 52′ O |
Basisdaten | |
Fläche: | 406,35 km² |
Einwohner: | 451.738 (31. Dez. 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 1.112 Einwohner je km² |
Gemeindeschlüssel: | 42201-1 |
Symbole | |
Baum: | Triadica sebifera |
Blume: | Gartenhortensie |
Rathaus | |
Adresse: | Nagasaki City Hall 2-22 Sakura-machi Nagasaki-shi 850-8685 |
Webadresse: | |
Lage Nagasakis in der Präfektur Nagasaki | |
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Nagasaki (jap. 長崎市, -shi) ist die Präfekturverwaltung und größte Stadt der Präfektur Nagasaki mit 451.738 Einwohnern (Stand 2006). Sie ist an der Südwest-Küste von Kyushu in Japan gelegen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Gegründet wurde die Stadt vor 1500 und war ursprünglich eine abgelegene Hafenstadt mit geringer historischer Bedeutung, bis sie Mitte des 16. Jahrhunderts mit europäischen Forschungsreisenden in Kontakt kam. 1542 verschlug es ein portugiesisches Schiff an die Küste der Präfektur Kagoshima. Der eifrige Jesuiten-Mitgründer und -Missionar Francisco Xavier erreichte 1549 einen anderen Teil des Gebietes, und obwohl er 1551 in das Kaiserreich China weiterreiste und bald nach seiner Ankunft dort starb, bekehrten seine in Japan zurückgebliebenen Anhänger einige Daimyo (Fürsten). Der wichtigste unter ihnen war Omura Sumitada, der großen Profit aus seiner Konvertierung zum Christentum schlug, denn er ließ sich dafür einen Anteil am Handel der portugiesischen Schiffe sichern, die an einem mit seiner Hilfe 1571 errichteten Hafen in Nagasaki anlegten.
Die kleine Hafenstadt wuchs schnell und portugiesische Produkte, die über den Hafen von Nagasaki importiert wurden (wie z.B. Tabak, Brot, Tempura (fritiertes Gemüse), Biskuit und eine neue Bekleidungsmode), wurden schnell in die japanische Alltagskultur übernommen. Die Portugiesen brachten auch viele Güter aus dem Kaiserreich China mit.
1587 wurde Nagasakis Wohlstand gefährdet, als Toyotomi Hideyoshi als neuer Kampaku an die Macht kam. Er war besorgt wegen des großen christlichen Einflusses in Süd-Japan und befahl die Vertreibung aller Missionare. Die Jesuiten verloren die ihnen von Omura verliehene eingeschränkte Verwaltungskontrolle, die nun wieder an die Zentralregierung fiel. Japanische und ausländische Christen wurden verfolgt, und Hideyoshi ließ am 5. Februar 1597 26 Christen in Nagasaki kreuzigen, um davor abzuschrecken, seine Macht zu übernehmen. Portugiesische Händler wurden jedoch nicht geächtet, und so konnte die Stadt weiter gedeihen.
Als Tokugawa Ieyasu knapp 20 Jahre später nach Hideyoshis Tod und der geschichtsträchtigen Schlacht von Sekigahara Shōgun wurde und die Macht übernahm, verbesserte sich die Lage kaum. Das Christentum wurde 1614 vollends verbannt und alle Missionare deportiert, ebenso wie der Daimyo, der nicht dem Christentum abschwören wollte. Es folgte eine brutale Verfolgung mit tausenden Getöteten und Gefolterten in Nagasaki und anderen Teilen Japans. Die Christen leisteten anfänglich Widerstand in der Rebellion von 1637, an der verarmte Christen aus der Enklave Nagasaki Shimabara und lokale Bauern teilnahmen. Mit 40.000 Mann eroberten sie die Burg Hara und demütigten den lokalen Daimyo. Der Shogun entsandte 120.000 Soldaten, um den sog.Shimabara-Aufstand niederzuschlagen, und beendete damit Japans kurzes "christliches Jahrhundert". Einige Japaner hielten am Christentum fest, jedoch heimlich (Kakure Kirishitan) und als Opfer gelegentlicher Verfolgungen.
Die Niederländer hatten sich zu dieser Zeit still und leise in Japan festgesetzt, trotz der offiziellen Politik des Shogunats, den ausländischen Einfluss im Land zu beenden. Die Niederländer waren allein am Handel interessiert, was sie dadurch demonstrierten, dass sie während der Shimabara-Rebellion zugunsten des Shoguns eingriffen und auf die Christen feuerten. 1641 wurde ihnen als Handelsstützpunkt Deshima zugesprochen, eine künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki. Von diesem Zeitpunkt bis 1855 war Japans Kontakt mit der Außenwelt auf Nagasaki begrenzt. 1720 wurde der Bann niederländischer Bücher aufgehoben, was zur Folge hatte, dass hunderte Gelehrte und Studenten nach Nagasaki strömten, um europäische Kunst und Wissenschaft zu studieren.
Nachdem der US-Commodore Matthew Perry 1853 in Japan landete und das Shogunat kurz darauf zerfiel, öffnete Japan seine Tore erneut. Nagasaki wurde 1859 Vertragshafen. Europäer ließen sich in Nagasaki nieder, und am 17. März 1865 begegnete der französische katholische Priester Bernard Petitjean in der neuerrichteten Kirche von Ooura etwa 15 in Urakami wohnenden Christen, die bisher ihr Christentum versteckt im Untergrund praktiziert hatten. Dieses Ereignis ist als Wiederbelebung des Christentums in Japan bekannt.
In Nagasaki wurde 1868 eine umfassende Modernisierung begonnen. Mit der Meiji-Restauration erlangte Nagasaki schnell wirtschaftliche Dominanz, vor allem auf dem Gebiet des Schiffbaues.
[Bearbeiten] Atombombenabwurf
Hauptartikel: Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki
Dieser Industriezweig ließ Nagasaki zum Ziel der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg werden: Am 9. August 1945 um 11:02 Uhr warf ein amerikanischer B-29 Bomber, die Bockscar, eine Atombombe über der Mitsubishi-Waffenfabrik ab, als sich gerade eine Wolkenlücke auftat. Ursprüngliches Ziel waren die Schiffswerften. Fat Man (ca. 22 kt TNT-Äquivalent) war nach der über Hiroshima abgeworfenen die zweite Atombombe, die über Japan explodierte. Obwohl sie ihr Ziel um mehr als 2 km verfehlte, ebnete sie fast die halbe Stadt ein und tötete etwa 39.000 der 200.000 Einwohner. (Nach Schätzungen des Committee for the Preservation of Atomic Bomb Artifacts im Dezember 1945, fast vier Monate nach dem Abwurf, wurden 74.000 Menschen getötet und noch einmal so viele verletzt.) Da Nagasaki in einem Tal liegt, blieb ein Feuersturm aus. Viele Menschen starben in Folge der Strahlenkrankheiten (Schätzungen: 1946 ≈75.000, 1950 ≈140.000). Die Überlebenden werden als Hibakusha bezeichnet.
[Bearbeiten] Wiederaufbau
Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut, jedoch wegen der großen Zerstörungen völlig anders, als sie vor dem Krieg aussah. Neue Tempel und Kirchen wurden gebaut -- das Christentum fand nach dem Krieg sogar noch signifikanten Zulauf, und Nagasaki hat bis heute den höchsten christlichen Bevölkerungsanteil von allen japanischen Großstädten. Einige Trümmer wurden als Mahnmal stehengelassen, wie z.B. das einbeinige Torii und ein Stein-Bogen nahe des Bodennullpunktes (Ground Zero). Auch neue Gebäude wurden als Mahnmale errichtet, wie z.B. das Atombomben-Museum.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Der Zen-Tempel Fukusai-ji ist auch unter dem Namen Nagasaki Universal Tempel bekannt. Das Gebäude hat die Form einer Schildkröte, und auf dem 18 Meter hohen Rücken befindet sich eine Statue der Göttin Kannon. Das Originalgebäude wurde 1628 fertiggestellt und beim Atombombenabwurf durch das Feuer zerstört. Das heutige Gebäude wurde 1979 fertiggestellt und ist keine Rekonstruktion. Die Tempelglocke wird täglich um 11.02 geläutet, der Zeit der Atombombenexplosion.
- Der Suwa-Schrein liegt auf einem bewaldeten Hügel. Um ihm herum finden die Drachentänze während des für die Stadt wichtigen Okunchi-Festes statt. Der Schrein stammt aus dem Jahr 1625, ist aber in der heutigen Form zum großen Teil eine Rekonstruktion.
- Glover Garden (グラバー園, guraba-en)
- Nagasaki Friedenspark (平和公園, heiwakō-en)
- Nagasaki Atombombenmuseum
- Urakami-Kathedrale
- Kōfuku-ji
- Sōfuku-ji
- Oura-Kirche
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Kazuo Ishiguro, japanischer Schriftsteller
- Hantaro Nagaoka, japanischer Physiker
[Bearbeiten] Literatur
- Paul Takashi Nagai: Die Glocken von Nagasaki. Geschichte d. Atombombe. Rex-Verlag, München 1955, Bericht eines überlebenden Arztes
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Nagasaki – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Offizielle Website - Japanisch und Englisch
- Eintrag "Einsatz von Atomwaffen-Nagasaki" bei Atomwaffen A-Z; alles was man über Atomwaffen wissen will, mit Glossar
- Christoph von Marschall, Die verschollene Wahrheit - George Weller war als erster Westjournalist in Nagasaki
("Der Tagesspiegel", 08. August 2005)