Synchronisation (Film)
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Synchronisation bezeichnet beim Film das Herstellen eines vollkommenen Gleichlaufs zwischen Bild und Ton. Als Synchronisation wird auch die nachträgliche Vertonung von Sprechern einer Fremdsprache in die Sprache des Aufführungslandes eines Filmes bezeichnet. In deutschsprachigen Ländern werden nahezu alle fremdsprachigen Filme synchronisiert. In vielen anderen Regionen werden dagegen Untertitel bevorzugt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Synchronisation von fremdsprachigen Filmen war in den ersten Jahren des Tonfilms aus technischen Gründen noch nicht möglich. Sollten Tonfilme auch im fremdsprachigen Ausland verbreitet werden, so mussten ganze Filmabschnitte, oder der ganze Film, in der jeweiligen Sprache neu gedreht werden. So etwa der österreichische Film aus dem Jahr 1933, Leise flehen meine Lieder, der ein Jahr später in englischer Fassung und unter dem Titel Unfinished Symphony mit leicht veränderter Besetzung neu gedreht wurde oder der deutsche Hans Albers-Film „F.P.1 antwortet nicht“ (1932), der von Regisseur Karl Hartl mit unterschiedlichen Hauptdarstellern in deutsch und französisch gedreht wurde.
Für die Tonnachbearbeitung mussten erst einige neue Erfindungen gemacht werden, die das nachträgliche Bearbeiten ermöglichten. Eine wichtige Erfindung war der Lichtton, der den Nadelton (Ton von Schallplatten) ablöste und der direkt auf dem Filmstreifen aufgebracht war und erst so eine tatsächliche synchronisierte Bild-/Tonpräsentation ermöglichte. Allerdings war auch hier in der Anfangszeit keine separate Nachvertonung eines einzelnen Schauspielers möglich, es mussten ganze Sequenzen („Takes“) neu nachvertont werden.
[Bearbeiten] Arten der Synchronisation
[Bearbeiten] Nachvertonung: Synchronisation als Arbeitsvorgang bei der Filmproduktion
Die wichtigste Erfindung für die Nachvertonung war das Magnetband, das Mitte der 1930er-Jahre von der deutschen Firma BASF weiterentwickelt wurde. Dieses bestand zu Anfang aus magnetisierbaren Drähten (von den damit arbeitenden Technikern scherzhaft „Schnürsenkel“ genannt) und nach der Entwicklung von flexibleren Trägermaterial entwickelten sich die Drähte dann zu den so genannten Tonbändern.
Die Tonbänder konnten Anfangs den Ton nur in Mono aufzeichnen und wiedergeben. Das Band mit dem Filmton enthielt also sowohl die Dialoge, die Geräusche als auch die Musik und musste aus den einzelnen Tonquellen zusammengesetzt werden. In diesem Fall musste der gesamte Ton für einen fremdsprachigen Filmton neu aufgenommen werden. „Stereo“ war dann eine Klangoptimierung, die zu einer besseren Ortbarkeit führte, aber der Ton befand sich dabei nur auf einem zweikanaligen Band und konnte ebenfalls nur insgesamt nachbearbeitet werden, was dazu führte, dass einige in Deutschland aufgeführte Filme im Kino und in der Wiederveröffentlichung auf DVD in der Originalfassung den Stereo-Ton aufweisen und in der deutschen Fassung aber nur einen aus Kostengründen aufgezeichneten Mono-Ton aufweisen (es hätte sowohl der Dialog, die Geräusche, wie auch die Musik, neu eingespielt und in Stereo abgemischt werden müssen). Die Filme Westwärts zieht der Wind (Paint your Wagon, 1969) und Toll trieben es die alten Römer (A Funny Thing Happened on the Way to the Forum, 1966) können hier als Beispiel genannt werden.
Bei Prestigefilmen lag der Kinoton in einer Abmischung von Musik/Geräuschen in Stereo und einer separaten Dialogspur vor, sodass diese im Ausland auch separat ersetzt werden konnte (Beispiel: Ben Hur, 1959).
Nach der Entwicklung von Mehrspurrekordern wurden Dialoge, Geräusche und Musik getrennt auf einzelnen Spuren aufgezeichnet und zum fertigen Filmton abgemischt. In der internationalen Distribution von Filmen wird dann auf den zur Verfügung gestellten Tonbändern nur die original Dialogspur ersetzt durch den im Studio aufgezeichneten landessprachlichen Dialog.
Beim Dreh eines Filmes wird auch heutzutage der Live-Ton direkt mit aufgezeichnet, ist dabei jedoch in der Regel nicht zur Präsentation geeignet, da er meist durch unerwünschte Nebengeräusche „verunreinigt“ ist. Filme werden in einzelnen Abschnitten aufgezeichnet, so genannte „Takes“. Der Beginn oder das Ende eines Takes werden mit einer geschlagenen Klappe markiert. Der Ton dieses Klappenschlages ist bei der späteren Nachvertonung die Markierung für die passgenaue Ton-Nachbearbeitung der aufgezeichneten Sequenz. Der Film wird dann im Tonstudio weiter in einzelne Sequenzen aufgeteilt und der Dialog Stück für Stück mit Synchronsprechern neu eingesprochen.
In der Tonnachbearbeitung sprechen die eingesetzten Schauspieler ihre Rollen in der Regel jeweils selbst. Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein anderer Schauspieler für die Nachvertonung eingesetzt wird, so wie es dem deutschen Schauspieler Raimund Harmstorf bei der Bearbeitung zum ZDF-Vierteiler „Der Seewolf“ (1971) ergangen ist, als er von Kurt E. Ludwig als Sprecher ersetzt wurde oder Uschi Glas, die als „Indianerin“ mit bayerischem Tonschlag in dem Karl-May-Film „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ (1966) nicht durchgegangen wäre und deren Stimme durch die von Marion Hartmann ersetzt wurde. Verschiedene ausländische Schauspieler werden/wurden von immer denselben deutschen Sprechern nachsynchronisiert, so zum Beispiel Lorne Greene (Bonanza) von Friedrich Schütter oder Lex Barker von Gert Günther Hoffmann (und anderen) und sorgten so für einen hohen Wiedererkennungswert auch im deutschsprachigen Ton.
- siehe auch: Kategorie:Synchronsprecher
[Bearbeiten] Übersetzung fremdsprachiger Filme
In erster Linie versteht man unter Synchronisation aber die lippensynchrone Nachvertonung eines ausländischen Films in einer anderen Sprache durch Synchronsprecher. Im deutschsprachigen Raum werden nahezu alle fremdsprachigen Filme und Serien synchronisiert.
Dabei gibt es eine heftige Kontroverse zwischen denen, die mit der Synchronisation zufrieden sind, und denen, die stattdessen Originalfassung mit oder ohne Untertitel bevorzugen würden.
Für die Synchronisation spricht (wenn man den Originaldialogen zu wenig folgen kann), dass es natürlich ist, einem Menschen, den man sprechen sieht, zuzuhören und nicht einen Text abzulesen. Nicht jeder kann einem fremdsprachigen Dialog, insbesondere bei exotischeren Sprachen, in all seinen Nuancen folgen. Es ist auch für viele Menschen bequemer zu hören statt zu lesen, denn gesprochene Sprache vermittelt auch nichttextuelle Kommunikation (Betonung, Lautstärke, Heftigkeit, Satzmelodie, Timbre). Das Bild wird nicht durch die eingeblendete Schrift gestört. Außerdem kann in Untertiteln bei schneller Rede nur ein Teil des gesprochenen Textes dargestellt werden, durchschnittlich fehlen etwa drei Viertel des Dialogs.
Für die Originalfassung spricht, dass dadurch die originale Tonspur des Filmes erhalten bleibt. Gerade Cineasten finden es einen unzumutbaren Eingriff, einem bekannten fremdsprachigen Schauspieler die Stimme zu rauben. Die Untertitelung ist, wenn sie angewandt wird, ferner billiger als die Synchronisation und eignet sich daher auch für weniger stark nachgefragte Filme. Weiterhin kann auch in der Synchronisation einiges der oben genannten nichttextuellen Kommunikation verloren gehen, wenn die Sprecher nicht alle Nuancen des Originals wiedergeben, und die Synchron-Tonspur wesentlich lauter als das Original ist. Befürworter betonen auch, dass die Untertitelung sozusagen pädagogische Vorteile habe: Wer Untertitel lesen muss, wird in seiner Alphabetisierung gefördert und hat die Gelegenheit, von der gehörten Originalsprache zu lernen.
Beide Formen der Übersetzung leiden unter den typischen Problemen aller Übersetzungen: Fremdsprachige Wortspiele und Witze können in der Synchronisation oder den Untertitel manchmal verloren gehen, kulturelle Anspielungen das Ziel verfehlen, Dialekte nicht direkt wiedergegeben werden. So war es für die britische Serie „Das Haus am Eaton Place“ (Upstairs, Downstairs, 1971) charakteristisch, dass die Bewohner des Hauses oberhalb der Treppe (die Oberschicht, die Hausherren) ein anderes Englisch sprachen als die unterhalb der Treppe (die Unterschicht, die Dienstleute). In der deutschen Synchronfassung konnte dieser Unterschied so nicht verdeutlicht werden, denn Hausherren- und Dienstbotensprache unterscheiden sich im Deutschen auf andere Weise.
Allerdings können Untertitel in solchen Fällen auch nur demjenigen helfen, der die Originalsprache in ihren Nuancen sowieso bereits versteht. Dialekte sind in anderen Sprachen anders kodiert (z.B. gilt mancherorts derjenige, der einen regionalen Dialekt spricht als ungebildet, in anderen Ländern ist das nicht so); der Unterschied zwischen einem Amerikaner und einem Engländer lässt sich schwer im Deutschen darstellen und verfällt bei der Nachsynchronisation oft in die Karikatur (im ursprünglichen Sinn dieses Wortes). Ein weiteres Problem bei der Synchronisation englischsprachiger Filme ins deutsche ist die Wahl der Anrede "Sie" oder "Du" (im Original jeweils "you") bzw. im Verlauf eines Films der Wechsel vom "Sie" zum "Du". Beides greift unmittelbar in die Dramaturgie des Films ein, da es den Grad der Vertrautheit zwischen den beteiligten Personen offensichtlicher festlegt, als es im englischen Original nötig ist.
Außerdem bedeutet eine Überarbeitung (gleich ob Synchronisation oder Untertitelung) immer auch eine neue mögliche Fehlerquelle; es können sich so Flüchtigkeitsfehler oder Übersetzungsfehler einschleichen (z.B. die typischen „falschen Freunde“, wie „Silikon“ für engl. silicon, statt korrekt: „Silizium“). Ferner kann die Synchronisation unschöne Anglizismen produzieren, wie zum Beispiel „macht Sinn“ statt „ist sinnvoll“ beim Übersetzen von makes sense.
Konkrete Beispiele hierfür sind:
- Die totale Erinnerung – Total Recall: Situation: Mann mit einer Art elektronischem Peil-Suchgerät in der Hand. Gesuchtes Objekt erscheint auf dem Display. Mann im Original: „I have a lock!“. Deutsche Übersetzung: „Ich habe ein Schloss!“ anstelle von „Ich habe eine Peilung!“
- Blade Runner: „Mach mir davon eine feste Kopie.“ (Hardcopy bedeutet aber Papier-Ausdruck).
- James Bond, Im Angesicht des Todes: Im Original „Silicon“, deutsche Übersetzung: Silikon (richtig wäre Silizium).
- Jagd auf Roter Oktober: Situation: Kapitän führt ein waghalsiges Manöver durch, bei dem sich das U-Boot neigt oder es zu einem Zusammenstoß kommen könnte. Damit sich die Mannschaft hierauf vorbereitet gibt er daraufhin den Befehl: "Sound collision!". Die deutsche Übersetzung hier wäre sinngemäß "Warnsignal für Kollision!". Tatsächlich wurde übersetzt: "Geräusch vorausnehmen!", was unlogisch erscheint.
- Austin Powers: Auf die Frage „Sex?“ (die korrekte Übersetzung in diesem Zusammenhang wäre: „Männlich oder weiblich?“) antwortet die Hauptfigur mit „Yes, please!“. In der deutschen Fassung lautet die Übersetzung: „Geschlecht?“ „Ja, bitte!“. Dieser Gag ist wegen der zeitlichen Einschränkungen, die bei einer Synchronisation eingehalten werden müssen, unübersetzbar.
Die Synchronisation wurde allerdings auch bewusst eingesetzt, um Inhalte zu verfälschen. So verwandelten sich z. B. die Nazis in dem Film Casablanca (1942) in Deutschland in der bis 1975 gezeigten stark gekürzten Fassung in schnöde Ganoven. Die Umsatzchancen auf dem deutschen Markt wurden so erhöht. Bei dem Hitchcock-Film Notorious (1946) wurde der ganze Film sinnentfremdet übersetzt und unter dem Titel Weißes Gift und einer Rauschgiftgeschichte in die deutschen Kinos gebracht. Erst später kam er mit dem Titel Berüchtigt in einer korrekten Übersetzung in Deutschland ins Kino. In dem Film Stirb Langsam mit Bruce Willis sind im englischen Original die Terroristen ein Trupp von Europäern, vor allem Deutsche; in der deutschen Synchronisation erkennt man nur noch den italienischen Ganoven an seinem Akzent, da ja alle deutsch reden. Das führt vor allem deshalb zu Verwirrungen, weil die Terroristen teils ihre Pläne vor den versammelten Geiseln diskutieren. Im Original tun sie das auf Deutsch, deshalb verstehen es die Geiseln nicht. In der deutschen Synchronfassung funktioniert das natürlich nicht. Ähnliche Probleme tauchen in vielen Filmen auf, die im Zweiten Weltkrieg spielen.
Dank des Siegeszuges der DVD und des Internets können heutzutage Liebhaber der Originalfassung und Synchronisationsbefürworter gleichermaßen bedient werden, da die meisten ausländischen Filme sowohl den Originalton, wie auch die deutsche und weitere fremdsprachige Synchronisationen enthalten und oft zusätzlich beim fremdsprachigen Ton auch eine Untertitelung anbieten.
[Bearbeiten] Synchronisation weltweit
Bei Film und Fernsehen haben sich in den verschiedenen Sprachregionen unterschiedliche Usancen herausgebildet.
Auf dem deutschsprachigen und italienischsprachigen Fernsehmarkt hat sich die flächendeckende Synchronisation nahezu aller internationalen Produktionen durchgesetzt. Filme und Serien mit Untertitelung werden in diesen Ländern nur noch bei sogenannten "Art House" Filmen akzeptiert. In französischsprachigen Ländern werden nicht alle Filme synchronisiert, Untertitel sind häufig anzutreffen.
In den Ländern Nord-, Ost- und Südosteuropas sowie im niederländischen Sprachgebiet wird mit Ausnahme weniger Kindersendungen grundsätzlich das Original mit Untertiteln ausgestrahlt. Da die Abonnentenzahl in diesen Ländern in vielen Fällen nicht sehr hoch ist, wird oft angenommen, dass es sich deshalb aus Kostengründen nicht lohne, eine eigene Tonspur zu erstellen. Zumindest in Nordeuropa ist dies erfahrungsgemäß wohl nicht richtig. Die Hauptursache, weswegen dort nicht synchronisiert wird, ist vielmehr der Wunsch der Konsumenten, Filme und Serien in der unverfälschten Originalfassung sehen zu können. Programme für Kinder, die noch nicht Englisch gelernt haben und noch nicht lesen können, werden in der Regel in einer synchronisierten Fassung neben der Originalfassung angeboten.
In Russland und Polen wird meist eine Synchronverdolmetschung über den Originalsoundtrack gelegt, der im Hintergrund noch hörbar ist. Oft werden nur ein (in Polen) oder wenige Synchronsprecher (in Russland) eingesetzt. In Brasilien werden wegen der hohen Analphabetenrate Fernsehproduktionen grundsätzlich synchronisiert, in den USA und Kanada sind Synchronfassungen selten, weil englischsprachige Produktionen nahezu den ganzen Markt abdecken.
In der Türkei, Großbritannien und Indien sind Synchronfassungen häufig anzutreffen. So werden u.a. in Indien auch nationale Produktionen nachsynchronisiert, weil es im Land sehr viele verschiedene Sprachfamilien gibt, die in anderen Landesteilen nicht verstanden werden (u.a. Hindi, Malayalam, Tamil und Telugu). Auch in China und Japan werden internationale Film- und Fernsehproduktionen in großem Umfange synchronisiert, außerdem werden dort auch asiatische Produktionen für den internationalen Markt englisch synchronisiert. Von den spanischsprachigen Ländern ist die Synchronisation nur in Spanien Standard; in den meisten amerikanischen spanischsprachigen Ländern bevorzugt man Originalfassungen mit Untertiteln (Ausgenommen Kinderfilme und -sendungen).
[Bearbeiten] Literatur
- Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X
[Bearbeiten] Siehe auch
- Internationale Tonspur
- Automatic Dialogue Recording (Techniken zum Synchronisieren von Filmen)
- Untertitel
- Synchronsprecher
[Bearbeiten] Weblinks
- Deutsche Synchronsprecher – Geschichte der Synchronisation in Deutschland
- Synchronkartei – Sprecher deutscher Synchronfassungen zum Nachschlagen
- Synchrondatenbank – Datenbank mit deutschen Sprecherbesetzungen aus 4600 internationalen Filmen bis 1975