Ben Hur (1959)
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Ben Hur |
Originaltitel: | Ben-Hur |
Produktionsland: | USA |
Erscheinungsjahr: | 1959 |
Länge (PAL-DVD): | 212 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK 16 |
Stab | |
Regie: | William Wyler |
Drehbuch: | Karl Tunberg |
Produktion: | Sam Zimbalist William Wyler |
Musik: | Miklós Rózsa |
Kamera: | Robert Surtees |
Schnitt: | John D. Dunning Ralph E. Winters |
Besetzung | |
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Ben Hur ist ein US-amerikanischer Spielfilm von William Wyler aus dem Jahr 1959. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lew Wallace. Der Monumentalfilm war finanziell erfolgreich und bekam elf Oscars. Es war der erste Film, bei dem intensiv mit der Blue Screen Technik gearbeitet wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Der Film schildert das Leben des fiktiven jüdischen Prinzen Judah Ben Hur, der zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. als Zeitgenosse Jesu Christi in Jerusalem lebt.
Ben Hurs Jugendfreund Messala, der ihn einst vor dem Ertrinken gerettet hatte, wird Befehlshaber in Jerusalem und ist gewillt, jeden Akt der Rebellion im Keim zu ersticken. Die Wiedersehensfreude ist sowohl bei Judah, seiner Mutter Miriam und seiner Schwester Tirzah als auch bei Messala groß. Die Freundschaft der beiden Männer gerät jedoch in Gefahr, als Messala für den römischen Nationalstolz eintritt und von Judah verlangt, die Aufständischen zu verraten, was dieser jedoch ablehnt.
Als Judahs Verwalter Simonides zum jährlichen Rechenschaftsbericht erscheint, macht Judah die Bekanntschaft mit Simonides' Tochter Esther, die Ben Hur um Erlaubnis bittet, heiraten zu dürfen.
Als der neue Statthalter Gratus seinen Dienst in Jerusalem antritt, beobachten Judah und Tirzah vom Balkon ihres Hauses aus die Parade zu Gratus' Ehren. Als Gratus unter ihnen vorbeireitet, löst sich ein Ziegel vom Dach des Hauses und trifft den Statthalter. Die Römer verdächtigen Judah des Attentatsversuchs; die Römer stecken seine Familie und seinen Verwalter ins Gefängnis, Judah selbst wird auf die Galeeren geschickt. Judah schwört nach seiner Rückkehr Rache an Messala, der an seinem Jugendfreund ein Exempel statuieren will.
In einem Marsch durch die Wüste werden Judah und andere Verurteilte zu den Galeeren gebracht. Bei einer Rast in einem kleinen Dorf werden alle getränkt; nur Judah wird das Wasser verweigert. Ein Zimmermann, den Judah nicht kennt, gibt ihm Wasser zu trinken. Der römische Wachmann will dies verhindern, hält aber inne, als er sieht, wer Judah das Wasser zu trinken gibt.
Nach drei Jahren auf den Galeeren lernt Judah den neuen Befehlshaber Quintus Arrius kennen. Dieser ist beeindruckt von Ben Hurs unerschütterlichem Gottesglauben. Als eine Seeschlacht mit dem Feind droht, lässt Quintus Arrius Judah losketten. Bei der Schlacht sinkt Arrius' Schiff; Arrius selbst wird von Judah gerettet. Nachdem ein römisches Schiff beide aufgelesen hat, erfährt Arrius, dass die Schlacht für ihn siegreich ausgegangen ist.
Arrius wird mit einer Parade geehrt, Kaiser Tiberius erlässt Judah als Belohnung für die Errettung von Arrius' Leben die weitere Galeerenstrafe. Auf seiner Siegesfeier macht Arrius Judah zu seinem Adoptivsohn. Judah findet jedoch keine Ruhe, da ihn das Schicksal seiner Mutter und seiner Schwester quält. Wehmütig lässt Arrius ihn nach Jerusalem aufbrechen.
Auf seiner Heimreise trifft Judah auf Balthasar, einen alten Mann, der nach dem Erlöser sucht, um ihn mit eigenen Augen sehen zu können, sowie auf den arabischen Scheich Ilderim, der seine Pferde für Wagenrennen ausbildet. Scheich Ilderim erkennt Judahs Talent, mit Pferden umzugehen, und möchte mit ihm im römischen Zirkus Messala besiegen. Judah will jedoch auf seine eigene Weise an Messala Rache nehmen und zieht weiter.
Von Esther, die ihn voller Freude willkommen heißt, erfährt er, dass das Vermögen der Familie Hur eingezogen wurde und Esther sich mit ihrem Vater versteckt hält. Judah taucht bei einem überraschten Messala auf und fordert, zu erfahren, was aus Miriam und Tirzah geworden ist. Es stellt sich heraus, dass beide an Lepra erkrankt sind, woraufhin Esther Judah erzählt, die beiden seien gestorben.
Judah tritt mit Ilderims Pferden beim Pferderennen an, das er als Möglichkeit sieht, an Messala Rache zu nehmen. Judah geht aus dem Rennen als Sieger hervor; Messala wird tödlich verwundet. Im Sterben liegend, teilt er Judah mit, dass dessen Mutter und Schwester nicht tot sind, sondern sich im Tal der Aussätzigen befinden. Als Judah dort nach ihnen sucht, trifft er auf Esther, die ihnen gerade Essen bringt. Mit Mühe kann sie Judah davon abhalten, sich bei Miriam und Tirzah zu erkennen zu geben.
Judah ist weiterhin von Rache beseelt; Esther dagegen folgt den Worten des Friedens, die von einem Nazarener namens Jesus gepredigt werden, und beschwört Judah, seinen Hass ruhen zu lassen. Als sie wieder im Tal der Aussätzigen ist und Judah überraschend auftaucht, beschließen sie, Miriam und Tirzah zu dem jungen Nazarener zu bringen. In der Stadt erfahren sie jedoch bestürzt, dass diesem der Prozess gemacht wird. Auf dem nun folgenden Kreuzweg erkennt Judah Jesus als den Mann wieder, der ihm einst in der Wüste Wasser zu trinken gegeben hatte. Als Jesus zu Boden stürzt, will Judah ihm Wasser zu trinken geben, wird aber von einem römischen Soldaten weggestoßen.
Judah wird bestürzt Zeuge von Jesu Kreuzigung. Balthasar schildert das Geschehen nicht als Ende, sondern als Anfang. Während Jesu Sterben zieht ein großes Unwetter auf; Miriam und Tirzah werden von ihrer Lepra geheilt. Zuhause berichtet der bewegte Judah Esther von der letzten Bitte des Nazareners am Kreuz: der Bitte um Vergebung für seine Peiniger, da diese nicht wissen, was sie tun.
[Bearbeiten] Faktentreue/Kritikpunkte
Ben Hur muss sich trotz seiner frei erfundenen Filmgeschichte der historischen Realität stellen, betonte doch der Verleih beim Erscheinen des Films, ein realistisches Bild der Zeit Jesu Christi (ca. 7 v. bis 30 n. Chr.) zu zeichnen. Leider blieb die Produktion vielfach weit hinter den schon damals bekannten archäologischen und historischen Tatsachen zurück. Gerade beim Wagenrennen gibt es bei der Darstellung eines antiken Zirkus sowie bei der Kleidung der Wagenlenker Mängel, die bei der ersten monumentalen Verfilmung dieses Stoffes, in Fred Niblos Ben Hur von 1925, vermieden wurden und wesentlich näher an der Wirklichkeit waren.
Als weiteren Kritikpunkt muss man den – schon nach damaligen Fundergebnissen – viel zu freien Umgang mit der Ausrüstung römischer Soldaten anführen. Von einer realistischen Gestaltung ist man durchgehend weiter entfernt, als es Archäologen im schon ausgehenden 19. Jahrhundert waren (allen voran Lindenschmit). Lederne oder metallene Unterarmmanschetten, die im Film von Soldaten getragen werden, sind weder real auf Fundplätzen noch nachgebildet an antiken Statuen entdeckt worden. Unterarmbänder sind eine scheinbar unausrottbare Erfindung der Filmindustrie und werden bis heute als geradezu zwingendes Element eingebaut, wenn dem Zuschauer das Gefühl von Antike vermittelt werden soll.
Die im Film wie schon im Roman dargestellte Galeerenstrafe gab es in der Antike nicht. Römische Kriegsschiffe wurden von ausgebildeten und bezahlten Seesoldaten gerudert. Es bedeutet schon ein hartes Training und viel Geschick, eine große Galeere gleichmäßig zu rudern, und bei der Professionalität der römischen Armee wollte man nichts dem Zufall überlassen. Ungeübte Ruderbesatzungen aus Sklaven, deren Kraft durch körperliche Strafen und unzureichende Verpflegung vermindert würde und die vielleicht aus ihrer Unzufriedenheit eine Meuterei angezettelt hätten, wären nicht sinnvoll gewesen.
Zudem hätte man die Kriegsschiffe um eine nicht unbeträchtliche Zahl an Kämpfern vermindert, hätte man Sklaven als Ruderer eingesetzt. Mit Seesoldaten am Ruder hatte man dagegen noch eine zusätzliche Kampfkraft an Bord. Vor jedem Seegefecht wurde immer der Mast niedergelegt. Man fuhr also nicht unter vollen Segeln in die Schlacht, wie es in Ben Hur dargestellt wird. Der Einsatz von Feuer ist realistisch dargestellt, wenn es auch noch nicht das auf dem Wasser brennende „Griechische Feuer“ gab, das der Film zeigt. Bei der Seeschlacht von Actium (31 v. Chr.) wurden die Schiffe hauptsächlich durch Feuer, nicht mehr durch Rammstöße vernichtet, zumal Octavians Admiral Agrippa für die römischen Galeeren einen Rammschutz eingeführt hatte. Dieser bleibt im Film unerwähnt.
Bei jeder realitätsnahen Neuverfilmung eines „Ben Hur“ müsste die Galeerenstrafen-Szene gestrichen werden. Realistischer wäre die Versklavung des Protagonisten und seinen Verkauf an einen Steinbruch oder eine Bleimine.
Eine historische Unmöglichkeit, die ebenfalls bereits auf den Roman von Wallace zurückgeht, ist die Beteiligung von zwei Mitgliedern der römischen Oberschicht an einem öffentlichen Rennen. Als Angehöriger der jüdisch-hellenistischen Oberschicht wäre es Ben Hur zwar möglich gewesen, Rennen zu fahren, doch nicht als Adoptivsohn eines römischen Senators, zumal er – laut Roman – unter dessen Augen schon im Circus Maximus gefahren sein soll. Bei dem Rennen gegen Messala kommt dann auch ein reines Phantasieprodukt zum Einsatz, ein „griechischer" Wagen, dessen rotierende Sägemesser die Speichen des gegnerischen Wagens zerstören soll.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- Nachdem im Stummfilm von 1925 viele Pferde bei den Dreharbeiten zur Rennszene umgekommen waren, war man bei der Neuverfilmung peinlich darauf bedacht, dass keine Katastrophen geschehen konnten, die Tierschutz und Öffentlichkeit auf den Plan gerufen hätten.
- Regisseur Wyler ließ mehr als 40 Drehbuchfassungen erstellen und fuhr am Ende ohne abgenommenes Drehbuch zum Beginn der Dreharbeiten in die Cinecitta-Studios bei Rom.
- Der Berufsverband der Hollywood-Drehbuchautoren setzte 1959 durch, dass ein anderer Drehbuchautor im Vorspann genannt wurde als der, von dem der Großteil der endgültigen Version stammte. Wyler war darüber so wütend, dass er in Hollywood vor der Entscheidung bei den Juroren gegen die Verleihung des Oscars an den Drehbuchautor intervenierte. Der Film bekam 11 Oscars bei 12 Nominierungen, nur in der Sparte Bestes Drehbuch blieb es bei der Nominierung.
- Charlton Heston war für die Titelrolle nicht erste Wahl! Vor ihm waren auch Rock Hudson, Burt Lancaster und Paul Newman im Visier. Heston war dagegen ursprünglich für die Rolle des Messala vorgesehen.
- Auch Leslie Nielsen (Die nackte Kanone) war für die Rolle des Bösewichts im Gespräch. Entsprechende Testaufnahmen wurden auf der DVD veröffentlicht.
- William Wyler bemerkte einmal, wie ironisch es sei, dass der bedeutendste Roman des Christentums von ihm als Juden verfilmt würde.
- Die vier Schimmel vor dem Wagen Ben Hurs waren echte Lipizzaner, importiert aus Lipica in Slowenien.
- Die drei Mythen um die Wagenrennszene (ein Stuntman sei gestorben, jemand würde eine Armbanduhr tragen und ein roter Ferrari würde an der Seite parken) sind fälschliche Annahmen.
- Bei den Dreharbeiten verabredeten Regisseur Wyler und Messala-Darsteller Stephen Boyd, dass die Begegnungsszene zwischen Ben Hur und Messala eine homoerotische Komponente haben könnte. Ben-Hur-Darsteller Charlton Heston wurde darin nicht eingeweiht, weil befürchtet werden musste, dass der schon damals als sehr konservativ geltende Heston damit nicht einverstanden sein könnte. Diese Szene gilt heute als ein darstellerisches Highlight für Stephen Boyd/Messala.
- Das monumentale Filmprojekt wurde 1953 in die Wege geleitet und sollte das kurz vor dem Ruin stehende Filmstudio MGM sanieren, was auch gelang. Wyler setzte dazu auf einen massiven Personal- und Materialaufwand: 50.000 Komparsen und 40.000 Tonnen Mittelmeersand waren nötig. Allein die Vorbereitungszeit betrug fünf Jahre, die Drehzeit zwei Jahre.
- Produzent Sam Zimbalist verstarb vor Ende der Dreharbeiten an einem Herzinfarkt. Der enorme Erfolgsdruck, der auf der Produktion lastete, war zum Schluss zu viel für ihn.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
[Bearbeiten] Oscars
Ben Hur gewann 1960 in 11 Kategorien den Oscar und teilt sich mit den Filmen „Titanic“ und „Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs“ den Rekord der meisten Oscargewinne. Nachfolgend die Kategorien, in denen der Film gewann:
- Bester Film
- Beste Regie
- Bester Hauptdarsteller
- Bester Nebendarsteller
- Bester Schnitt
- Beste Kamera
- Bestes Szenenbild
- Bestes Kostümdesign
- Beste Filmmusik
- Bester Ton
- Beste visuelle Effekte
- Des Weiteren eine Nominierung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch
[Bearbeiten] Golden Globe Award
Ben Hur erhielt 1960 fünf Golden-Globe-Nominierungen. Er gewann in den Kategorien Bester Film (Drama), Bester Nebendarsteller (Stephen Boyd), Bester Regisseur und der Second Unit Regisseur Andrew Marton erhielt für seine Inszenierung des Wagenrennens einen Spezialpreis. Charlton Heston war für die beste Hauptrolle nominiert, erhielt den Preis allerdings nicht.
[Bearbeiten] Weitere Filmversionen
Der Stoff hatte bereits zweimal zuvor den Weg auf Zelluloid gefunden, einmal im Jahre 1907 unter der Regie von Sidney Olcott, das andere Mal im Jahre 1925 unter der Regie von Fred Niblo. William Wyler wirkte in der Verfilmung von 1925 bereits als Regieassistent mit. Im Jahre 2003 entstand eine Zeichentrickversion des Stoffes.
[Bearbeiten] Literatur
- Marcus Junkelmann: Hollywoods Traum von Rom: „Gladiator“ und die Tradition des Monumentalfilms. Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-2905-9.
- Hans-Jürgen Kubiak: Die Oscar-Filme. Die besten Filme der Jahre 1927/28 bis 2004. Die besten nicht-englischsprachigen Filme der Jahre 1947 bis 2004. Die besten Animationsfilme der Jahre 2001 bis 2004. Schüren, Marburg 2005, ISBN 3-89472-386-6
[Bearbeiten] Weblinks
- Ben Hur in der Internet Movie Database
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