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Thomas Jefferson - Wikipedia

Thomas Jefferson

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rembrandt Peale: Thomas Jefferson (1805).
Rembrandt Peale: Thomas Jefferson (1805).

Thomas Jefferson (* 13. April 1743 in Shadwell, Virginia; † 4. Juli 1826 auf Monticello, Virginia) war einer der einflussreichsten Staatstheoretiker der USA. Er verfasste die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien und diente als dritter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1801-1809).

Jefferson war einer der Gründer der Demokratisch-Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten, die in der amerikanischen Politik zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehr als ein Vierteljahrhundert lang maßgeblich war. In seiner Zeit als Präsident fielen der Kauf von Louisiana, die Expedition von Lewis und Clark und ein fehlgeschlagenes Embargo gegen Großbritannien und Frankreich. Jefferson gilt ferner als „Vater der Universität von Virginia“, und seine Privatbibliothek war der Grundstock für den Wiederaufbau der Library of Congress nach dem Krieg von 1812. Sein Denken war von der Aufklärung bestimmt. Er setzte sich für eine Trennung von Kirche und Staat, für eine große Freiheit des Einzelnen und für eine starke föderale Struktur der Vereinigten Staaten ein.

Jefferson trat außerdem als Architekt hervor. Bekannte Bauten von ihm sind insbesondere sein Wohnsitz Monticello und die Bauten der University of Virginia, die beide zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Werdegang

[Bearbeiten] Familie und Erziehung

Jefferson wurde als Sohn einer wohlhabenden und alteingesessenen Familie in Virginia geboren. Sein Vater war der Pflanzer Peter Jefferson, seine Mutter Jane entstammte der einflussreichen Familie der Randolphs (siehe unter anderem Peyton Randolph). Jefferson hatte neun Geschwister, von denen zwei tot auf die Welt kamen. Der junge Thomas hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater und war sehr stolz auf ihn (Bernstein, S.2).[1] Möglicherweise hatte Jefferson nicht nur europäische Vorfahren, sondern auch Vorfahren im Nahen Osten.

Jefferson wurde anfangs von Privatlehrern und auf Privatschulen unterrichtet und ging dann 1760 an das College of William and Mary in Williamsburg. Thomas war ein sehr fleißiger Schüler und schloss das College mit höchsten Ehren ab.[2] Nach seinem Abschluss studierte er bei dem bekannten Anwalt und Politiker George Wythe Jura. Jefferson praktizierte ab 1767 selbst als Anwalt. Im Jahre 1772 heiratete er Martha Wayles Skelton. Sie hatten sechs Kinder, von denen drei vor dem Erreichen des Erwachsenenalters verstarben.

[Bearbeiten] Politische Karriere bis zur Präsidentschaft

Die Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Gemälde von John Trumbull (um 1816)
Die Unterzeichnung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Gemälde von John Trumbull (um 1816)

Jefferson erwarb sich in den 1770er Jahren einen guten Ruf als Anwalt und Politiker und war auch Abgeordneter im House of Burgesses, der zweiten Kammer des virginischen Parlamentes. Als solcher erhielt er unmittelbaren Eindruck von den Streitigkeiten zwischen den amerikanischen Kolonien und dem britischem Mutterland. 1774 veröffentlichte er A Summary View of the Rights of the British America.[3] Dieses Pamphlet, das ursprünglich als Instruktion für die virginischen Delegierten beim Kontinentalkongress gedacht war, machte ihn zu einem der einflussreichsten Vordenker der amerikanischen Patrioten, die sich gegen die britische Besteuerung wandten.

Jefferson wurde 1774 zum Abgesandten Virginias im Kontinentalkongress ernannt. Dort gehörte er dem Komitee an, das die Unabhängigkeitserklärung der Kolonien ausarbeiten sollte. Dieses Komitee übertrug die Aufgabe, einen ersten Entwurf der Erklärung anzufertigen, an Jefferson. Er wurde somit zum Hauptautor der Erklärung. Ende 1776 kehrte Jefferson nach Virginia zurück, wo er wieder in das Bürgerhaus gewählt wurde. Als Abgeordneter arbeitete er auf eine groß angelegte Reform des virginischen Rechtssystems hin. Er entwarf in drei Jahren 126 Gesetzesentwürfe und setzte sich dabei unter anderem für die Abschaffung der Primogenitur, für Religionsfreiheit und für eine Reform des Strafrechts sowie des Bildungswesens ein. Unterstützt wurde er dabei unter anderem von George Wythe, James Madison und George Mason.[4] 1779 wurde er zum Gouverneur von Virginia gewählt. Seine Amtszeit von 1779 bis 1781 war geprägt von den Auswirkungen des Unabhängigkeitskriegs. Die Briten marschierten zweimal in den Staat ein und besetzten für kurze Zeit die spätere Hauptstadt Richmond. Jefferson, der einmal nur knapp der Gefangennahme durch die Briten entkommen war, sah sich Vorwürfen ausgesetzt, nicht genug für die Sicherheit der Stadt getan zu haben. Das Parlament berief eine Untersuchungskomission gegen ihn ein. Jefferson wurde aber schließlich in allen Anklagepunkten freigesprochen[4]. Er zog sich dennoch zunächst aus der Politik und auf sein Heim Monticello zurück. Dort verstarb seine Frau am 6. September 1782 bei der Geburt ihres sechsten Kindes Lucy Elisabeth.

1785 ging Jefferson als Diplomat nach Frankreich, wo er bis 1789 blieb. Aus diesem Grund war er nicht direkt an der Entstehung der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika beteiligt, verfolgte die Debatte jedoch mit Interesse. Die von der Philadelphia Convention ausgearbeitete Verfassung gefiel ihm im Großen und Ganzen sehr (insbesondere das System der Checks and Balances). Er vermisste allerdings eine Bill of Rights zum Schutz des Einzelnen. Auch kritisierte er, dass die Anzahl der Amtsperioden eines Präsidenten keinen Beschränkungen unterlag (Bernstein, S.71)[1]. In Paris verliebte sich Jefferson in die Malerin Maria Cosway. Da diese jedoch verheiratet war, war jegliche romantische Beziehung zwischen den Beiden ausgeschlossen. Jefferson, stets neugierig und interessiert, nutzte seinen Aufenthalt in Europa auch für eine Reise durch Südfrankreich und Italien. Dort studierte er vor allem die Architektur sehr genau.[5] Noch während Jeffersons Zeit in Paris brach die Französische Revolution aus. Jefferson befürwortete diese und unterstützte die Revolutionäre, soweit es sein Status als Diplomat zuließ. Unter anderem half er dabei, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu entwerfen (Bernstein, S.78) [1]. Ende September 1789 verließ er Paris und ging zurück in die USA.

Jefferson wurde nach seiner Rückkehr nach Amerika von George Washington zu dessen Außenminister ernannt.

Alexander Hamilton
Alexander Hamilton

In dieser Funktion war Jefferson, zusammen mit dem Finanzminister Alexander Hamilton, einer der wichtigsten Berater Washingtons. Mit der Zeit kamen jedoch Konflikte zwischen Hamilton und Jefferson auf. Während Hamilton beispielsweise die Errichtung einer nationalen Zentralbank befürwortete, war Jefferson der Auffassung, dass die Verfassung der Regierung nicht die dazu nötige Vollmacht gebe. Der New Yorker Hamilton wollte außerdem vor allem die Industrie fördern und schützen. Das Hauptaugenmerk des Virginiers Jefferson galt aber der Landwirtschaft. Auch außenpolitisch entzweiten sich die beiden Politiker: Jefferson war eher profranzösisch, Hamilton trat für eine engere Bindung an England ein. Die Konflikte zwischen den beiden Männern führten schließlich zur Bildung der ersten Parteien der USA: Um Jefferson und seine Vertrauten (unter ihnen James Madison und James Monroe) bildete sich die Republikanische Partei (später Demokratisch-Republikanische Partei genannt), um Hamilton formierte sich die Föderalistische Partei. Die Streitereien und Konflikte zwischen den beiden Fraktionen dauerten trotz Vermittlungsversuchen durch den Präsidenten (Bernstein, S.102)[1] an. Jefferson zog sich schließlich 1793 wieder einmal enttäuscht aus der Politik zurück und widmete sich dem Ausbau von Monticello. Doch auch diese Abwendung von der Politik war nicht von Dauer. Drei Jahre später wurde Jefferson von den Republikanern zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaft gekürt. Im Gegensatz zur heutigen Verfahrensweise wurden Präsident und Vizepräsident damals noch nicht getrennt gewählt. Stattdessen wurde der Kandidat mit den meisten Wahlmännerstimmen Präsident, derjenige mit den zweitmeisten Stimmen Vizepräsident. Es konnte also vorkommen, dass zwei Kandidaten verschiedener Parteien gewählt wurden. Genau dies geschah 1796: John Adams, der bisherige Vizepräsident und Kandidat der Föderalisten, erhielt die meisten Wahlmännerstimmen (71) und wurde zum Präsidenten gewählt. Sein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Thomas Pinckney aus South Carolina, erhielt dagegen nur 59 Stimmen und damit neun weniger als Jefferson, der Vizepräsident wurde. Aaron Burr, Jeffersons Kandidat für die Vizepräsidentschaft, wurde mit 30 Stimmen Vierter.[6] Als Vizepräsident war es Jeffersons Hauptaufgabe, über die Sitzungen des Senats zu präsidieren. In dieser Zeit schrieb er auch ein Handbuch über die Regeln und Prozeduren des Senats, A Manual of Parliamentary Practice (auch einfach bekannt als Jefferson's Manual).[7]

John Adams, Jeffersons Kontrahent in den Präsidentschaftswahlen von 1796 und 1800
John Adams, Jeffersons Kontrahent in den Präsidentschaftswahlen von 1796 und 1800

Während Adams' Zeit als Präsident verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den USA und Frankreich zunehmend, und es kam zum sogenannten Quasi-Krieg. Unter dessen Eindruck verabschiedete der Kongress die Alien and Sedition Acts. Diese erlaubten dem Präsidenten unter anderem, Ausländer, die aus feindlichen Staaten kamen oder als gefährlich betrachtet wurden, abzuschieben oder in Haft zu nehmen. Außerdem wurde die Veröffentlichung „falscher, schändlicher und bösartiger“ Schreiben gegen die Regierung und ihre Beamten zum verbrecherischen Akt erklärt.[8] Die Republikaner sahen diese, vor allem von den Föderalisten propagierten Gesetze als Angriff auf die Freiheit an. Für Jefferson beispielsweise verstießen sie gegen den Ersten Verfassungszusatz, der das Recht auf freie Rede und freie Presse garantierte. Er und James Madison verfassten deswegen 1798 zwei Beschlüsse für die Parlamente von Virginia und Kentucky, die sogenannten Kentucky and Virginia Resolutions. In den von Jefferson verfassten Beschlüssen des Parlaments von Kentucky wurde die Union als ein „Pakt“ zwischen den Staaten und der Zentralgewalt bezeichnet. Wie auch schon beim Streit mit Hamilton über die Zentralbank argumentierte Jefferson, dass der Bund nur dort Kompetenz habe, wo sie ihm von der Verfassung eindeutig zugesprochen sei. Sollte er diese Kompetenz auch in anderen Bereichen beanspruchen, so wären diese Beschlüsse ungültig.[9] Kentucky blieb jedoch der einzige Staat, der die von Jefferson geschriebenen Beschlüsse verabschiedete. Virginia verabschiedete eine von James Madison verfasste, etwas mildere[9] Version. Auch diese wurde allerdings von keinem weiteren Staat der USA verabschiedet. Zwei Jahre später standen wieder Wahlen für das Amt des Präsidenten an. Die Kandidaten der Republikaner waren die selben wie vier Jahre zuvor, Jefferson und Burr, während die Föderalisten mit Adams und Charles Cotesworth Pinckney antraten.

[Bearbeiten] Präsidentschaft

[Bearbeiten] Die Wahl

Der Wahlkampf 1800 war einer der am aggressivsten geführten in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Republikaner, verbittert über Adams' Politik (vor allem die Alien and Sedition Acts), warfen den Föderalisten monarchistische Tendenzen vor. Aus Sicht der Föderalisten hingegen war die Politik der Republikaner zu radikal. Hinzu kam, dass der amtierende Präsident beispielsweise versuchte, Alexander Hamilton und die Föderalisten davon zu überzeugen, Adams zugunsten von Pinckney aufzugeben. Er veröffentlichte einen Brief, in dem er Adams kritisierte.

Aaron Burr war Vize-Präsident während Jeffersons erster Amtszeit
Aaron Burr war Vize-Präsident während Jeffersons erster Amtszeit

Von dieser Uneinigkeit der Föderalisten profitierten die Republikaner und gewannen die Wahl nach Stimmen. Aufgrund der Besonderheiten des damaligen Präsidentschaftswahlprozederes verfügten sowohl Jefferson, als auch Burr im Wahlmännerkollegium über jeweils 73 Stimmen.[10] Nun fiel verfassungsgemäß dem Repräsentantenhaus die Aufgabe zu, diese Pattsituation im Electoral College zu entscheiden. Das Repräsentantenhaus war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch mehrheitlich von der Föderalistischen Partei dominiert, welche weder Jefferson noch Burr als akzeptablen Präsidenten ansah. Es kam zu mehreren Wahlgängen und jedes Mal verfehlte Jefferson die nötige Mehrheit knapp. Schließlich fanden einige Föderalisten eine Möglichkeit, dem Stillstand ein Ende zu setzen und gleichzeitig ihr Gesicht zu wahren: Sie blieben der nächsten Abstimmung, der insgesamt 36., fern, wodurch Jefferson die erforderliche Mehrheit erreichte und zum Präsidenten gewählt wurde (Bernstein, S.132)[1]. Zum Vize-Präsident wurde der von ihm favorisierte Aaron Burr gewählt. Unter dem Eindruck der Wahl von 1800 wurde schließlich das Wahlprozedere bei der Präsidentschaftswahl durch den 12. Verfassungszusatz geändert. Seither wird im Wahlmännerkollegium getrennt für den Präsidenten und Vizepräsidenten abgestimmt. Mit der Wahl von 1800 stellte die demokratisch-republikanische Partei erstmals den Präsidenten und sollte dies ununterbrochen für das folgende Vierteljahrhundert tun. Die Wahl ist deswegen auch als die „Revolution von 1800“ bekannt.

[Bearbeiten] Erste Amtsperiode

Das vielleicht wichtigste Ereignis in Jeffersons Amtszeit als Präsident war der Kauf von Louisiana. Jefferson sandte 1801 Robert R. Livingston nach Frankreich, um dort über einen Kauf der Stadt New Orleans zu verhandeln, was aber in Paris auf Ablehnung stieß. Zu Livingstons Unterstützung entsandte Jefferson auch James Monroe nach Paris. Doch noch vor dessen Ankunft hatten Napoleon und sein Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand den Amerikanern ein anderes, viel weitreichenderes Geschäft angeboten: Sie waren bereit, nicht nur New Orleans, sondern ganz Louisiana zu verkaufen. Durch diesen Kauf hätten die Vereinigten Staaten ihr Territorium praktisch verdoppelt, und dies zu einem Preis von 22,5 Millionen Dollar, was etwa sieben Dollar pro Quadratkilometer entsprach.

Die im Louisiana Purchase von den USA erworbene französische Kolonie Louisiana (grün)
Die im Louisiana Purchase von den USA erworbene französische Kolonie Louisiana (grün)

Jefferson und Madison waren sich anfangs noch nicht sicher, ob die Verfassung ihnen das Recht gebe, Land zu kaufen. Jefferson entwarf sogar einen dafür nötigen Verfassungszusatz (Bernstein, S.142)[1]. Er entschied sich schließlich aber doch dafür, das Angebot ohne Verfassungszusatz anzunehmen. Der Vertrag wurde am 30. April 1803 unterzeichnet. Der Senat ratifizierte ihn am 20. Oktober. Um das neue Gebiet zu erforschen, sandte Jefferson seinen einstigen Privatsekretär Meriwether Lewis und den Offizier William Clark auf eine Expedition, die diese durch ganz Amerika bis an den Pazifik führen sollte. Lewis und Clark sollten einen Wasserweg zum Pazifik finden und die Geologie und die Tierwelt des neu erstanden Territoriums erforschen. Auch sollten sie freundschaftliche Beziehungen zu den Indianerstämmen aufbauen. Dank der mehrjährigen Expedition, die von Mai 1804 bis September 1806 dauerte, gewannen die USA umfassende Erkenntnisse über die Geographie, Flora und Fauna des von ihnen erworbenen Gebietes. Lewis und Clark entdeckten mehrere Hundert bis dato unbekannter Tier- und Pflanzenarten und brachten zahlreiche Proben davon nach Osten. Ein weiteres außenpolitisches Ereignis während Jeffersons erster Amtsperiode war der Amerikanisch-Tripolitanische Krieg im Mittelmeer gegen die Barbareskenstaaten. Die Barbaresken kontrollierten mit ihren Schiffen das Mittelmeer und forderten von ausländischen Handelsschiffen Tribut. Als englische Kolonie waren die amerikanischen Schiffe durch die Royal Navy vor solchen Bedrohungen geschützt worden, doch nach der Unabhängigkeit kam es vermehrt zu Angriffen auf amerikanische Schiffe und zu Lösegeld- beziehungsweise Tributforderungen. 1801 forderte der Pascha von Tripolis 225.000 $ von der amerikanischen Regierung, was aber von Jefferson abgelehnt wurde. Daraufhin kam es zum Krieg zwischen den USA und Tripolis sowie dessen Verbündeten.[11] Nach mehreren Gefechten im Mittelmeer gelangten beide Seiten zu einer Einigung, und die Vereinigten Staaten bezahlten Tripolis 60.000 $ für die Freilassung der restlichen Gefangenen.

Jeffersons Finanzminister Albert Gallatin
Jeffersons Finanzminister Albert Gallatin

Innenpolitisch war es Jeffersons erklärtes Ziel, die Schulden der jungen Republik abzubauen. Tatsächlich war sein Finanzminister Albert Gallatin hierbei erfolgreich: Gallatin war bis 1814 im Amt (also fünf Jahre länger als Jefferson) und reduzierte in dieser Zeit die Schulden von 80 Millionen Dollar auf 45 Millionen (Bernstein, S.148)[1]. Eine innenpolitische Niederlage erlitt Jefferson im Kampf gegen die von Föderalisten dominierte Rechtsprechung. Am 13. Februar 1801, kurz vor Jeffersons Wahl, hatte der damals noch von Föderalisten dominierte Kongress ein neues Gerichtsgesetz (Judiciary Act of 1801) verabschiedet. Der Judiciary Act schuf eine Reihe neuer Bundesgerichte, die durch die Föderalisten kontrolliert werden sollten. Kurz vor Jeffersons Amtseinführung am 2. März 1801 hatte Adams noch 42 Föderalisten zu Richtern an diesen Gerichten ernannt. Adams' Außenminister John Marshall (selbst kurz vor der Amtseinführung als Oberster Richter des Surpreme Courts) konnte jedoch nicht alle Ernennungsurkunden bis zum Ende von Adams' Amtsperiode zustellen. Jefferson sah diese Ernennungen deswegen als nichtig an. William Marbury, einer der davon betroffenen Richter, legte daraufhin Klage beim Obersten Gerichtshof ein und wollte Jeffersons Außenminister James Madison gerichtlich dazu zwingen, ihm die Urkunde auszuhändigen. In der daraus resultierenden Entscheidung „Marbury v. Madison“ erklärte sich der Oberste Gerichtshof für nicht zuständig. Bevor er dies feststellte, gelang es dem Obersten Richter John Marshall in seiner Erklärung, Jeffersons Regierung aufgrund der Nichtaushändigung der Urkunde des Rechtsbruchs zu bezichtigen. Damit konnte er zwar nicht dafür sorgen, dass Marbury seine Urkunde erhielt, doch stärkte er mit seinem Spruch die Position des Obersten Gerichtshofs, indem er den Vorrang der Verfassungsgerichtsbarkeit etablierte. Die Republikaner befürchteten, dass die von Föderalisten kontrollierten Gerichte sich Jefferson und seiner Administration in den Weg stellen würden und versuchten, mehrere Richter mittels Impeachment ihrer Ämter zu entheben. Dies gelang ihnen jedoch nur in einem Fall, dem von John Pickering.

[Bearbeiten] Wiederwahl und zweite Amtsperiode

James Madison, Jeffersons Weggefährte und Nachfolger als Präsident
James Madison, Jeffersons Weggefährte und Nachfolger als Präsident

Zur Präsidentschaftswahl 1804 trat Jefferson mit seinem neuen Vizepräsidenten George Clinton an. Aaron Burr hatte sein Amt niederlegen müssen, da er in einem Duell Alexander Hamilton tödlich verwundet hatte und daraufhin in zwei Bundesstaaten wegen Mordes angeklagt worden war. Die Kandidaten der Föderalisten waren Charles C. Pinckney und der New Yorker Senator Rufus King. Jefferson und Clinton gewannen die Wahl mit überwältigender Mehrheit; beide erreichten 162 Wahlmännerstimmen, ihrer Gegner nur jeweils 14. Jeffersons zweite Amtszeit erwies sich dennoch als schwieriger als die erste. So bildete sich um John Randolph innerhalb der Demokratisch-Republikanischen Partei eine Opposition gegen ihn und seine Politik. In den Augen von Randolph und seinen Parteigängern, die sich „Tertium Quid“ nannten, hatte Jeffersons Politik sich immer stärker der Position der Föderalisten angenähert. So kritisierten die Tertium Quids beispielsweise den Kauf von Louisiana, da die Verfassung dem Kongress nicht die Vollmacht gebe, Land zu kaufen. Aus dem selben Grund stellten sie sich auch gegen einen Versuch Jeffersons, den Franzosen Teile von Florida abzukaufen (Bernstein, S.159f.)[1].

Ein weiteres innenpolitisches Problem für Jefferson stellte sein ehemaliger Vizepräsident dar. Nach dem Duell mit Hamilton und seinem erzwungenen Rückzug aus der Politik war Burr nach Westen geflohen. Von dort drangen bald Gerüchte nach Washington, er plane eine Verschwörung und wolle sich im Südwesten der USA ein eigenes Reich aufbauen, das einige US-Staaten und von den Spaniern zu eroberndes Gebiet umfassen solle. Jefferson befahl daraufhin, Burr festzunehmen, und ihm den Prozess wegen Verrats und Verschwörung zu machen. Burr wurde jedoch nicht für schuldig befunden.[12]

Außenpolitisch verfolgte Jefferson einen strikten Kurs der Nichteinmischung in europäische Kriege. Aus diesem Grund, und in der Absicht, Großbritannien von Übergriffen auf amerikanische Schiffe abzubringen, initiierte Jefferson 1807 den Embargo Act, der den Export amerikanischer Güter nach Europa unterbinden sollte. Das Gesetz erzielte jedoch nicht die beabsichtigte Wirkung. Zahlreiche amerikanische Seemänner verloren ihre Arbeit, Neuengland war aufgrund der aus dem Embargo resultierenden wirtschaftlichen Probleme in Aufruhr, aber weder Großbritannien noch Frankreich änderten ihre Politik gegenüber den Vereinigten Staaten.[13] Das Gesetz wurde schließlich 1809 zurückgenommen. Die britischen Übergriffe gegen amerikanischen Handel sollten drei Jahre später zum Krieg von 1812 führten. Am Ende seiner zweiten Amtszeit erklärte Jefferson schließlich, nicht mehr für eine dritte kandidieren zu wollen. 1809, nach der Wahl von James Madison zum Präsidenten, zog er sich schließlich endgültig nach Monticello zurück.

[Bearbeiten] Ruhestand

Zurück auf Monticello bei seiner Familie kümmerte sich Jefferson in den nächsten Jahren vor allem um den Ausbau seines Heims, das um 1769 nach seinen Plänen entstanden war. Als Vorlage für Monticello hatten ihm Palladios Villa La Rotonda und das Pantheon in Rom gedient. Jefferson pflegte auch eine umfangreiche Korrespondenz mit vielen bedeutenden Leuten seiner Zeit. Um sich das Briefeschreiben zu erleichtern, hatte er einen Vorläufer des Kopierers, den Jefferson-Polygraphen, erfunden, mit dem man beim Verfassen eines Briefes gleich eine Abschrift anfertigen konnte.

Der Polygraph von Thomas Jefferson – ein frühes „Kopiergerät“.
Der Polygraph von Thomas Jefferson – ein frühes „Kopiergerät“.

Bis Ende des 18. Jahrhunderts hatte Jefferson eine enge Freundschaft mit John Adams und seiner Frau Abigail verbunden, die dann unter den politischen Ereignissen der Zeit gelitten hatte. Nun, da beide im Ruhestand waren, nahmen sie ihre Korrespondenz wieder auf (Bernstein, S.183)[1].

Ein weiteres „Großprojekt“ Jeffersons, dem er eine große Bedeutung zumaß, war die Gründung der Universität von Virginia in Charlottesville. Die Universität entsprach sowohl architektonisch als auch ideologisch seinen Vorstellungen. Sie war geprägt von seinem Wunsch nach Trennung von Kirche und Staat. Ihren Mittelpunkt bildete nicht, wie bei anderen Universitäten der damaligen Zeit, eine Kirche, sondern eine Bibliothek. Außerdem bot die Universität ihren Studenten auch ein großes Ausmaß an Freiheit und Vielfalt bei der Wahl ihrer Fächer.[14]

Seine Kartensammlung (die sog. Thomas Jefferson Collection) wurde 1815 von der Library of Congress erworben, wo sie 1851 bei einem Brand teilweise vernichtet wurde.[15]

[Bearbeiten] Letzte Jahre

Die „Rotunda“ der Universität von Virginia
Die „Rotunda“ der Universität von Virginia

Gegen Ende seines Lebens hatte Jefferson zahlreiche Sorgen und vor allem seine finanzielle Lage war desolat. Er hatte stets als großzügiger virginischer Gentleman gelebt und Unsummen in den Bau und Ausbau von Monticello investiert. Die Übernahme der Bürgschaft für einen Freund führte zu noch mehr Schulden, so dass er schließlich einen Großteil seines Besitzes verkaufen und die Gewissheit akzeptieren musste, dass auch seine Erben Monticello nicht würden halten können (Bernstein, S.187f.)[1]. Aber auch die Politik der Vereinigten Staaten bereitete ihm große Sorgen. Vor allem der Missouri-Kompromiss von 1820 weckte ihn „wie die Feuerglocke in der Nacht“.[16] Für ihn erlaubte die Verfassung es der Zentralregierung nicht, die Verbreitung der Sklaverei zu verhindern (Bernstein, S.186).[1]. Er schrieb weiter: „Ich bedauere es, nun in dem Glauben zu sterben, dass die vergebliche Selbstaufopferung der Generation von 1776 um Selbstverwaltung und Glück für ihr Land zu erringen, von den unklugen und unwürdigen Leidenschaften ihrer Söhne weggeworfen werden soll“[17] Schließlich kamen auch noch gesundheitliche Problem hinzu, und Jefferson musste eine Einladung von Roger Weightman für eine Feier anlässlich des 50. Jahrestages der Verkündung der Unabhängigkeitserklärung absagen. In seinem Antwortbrief an Weightman wandte er sich aber noch ein letztes Mal an das amerikanische Volk (Bernstein, S.189)[1]. Die allgemeine Verbreitung des „Lichts der Wissenschaft“, so schrieb er, habe bereits die augenfällige Wahrheit jedem offenbar gemacht, „dass die breite Masse der Menschheit nicht mit Sätteln auf ihren Rücken geboren sind, noch einige wenige gestiefelt und gespornt, bereit, rechtmäßig, durch die Gnade Gottes, auf ihnen zu reiten“.[18] Etwas mehr als eine Woche später, am 4. Juli 1826, starb Jefferson. Es war der 50. Jahrestag der Verkündigung der von ihm verfassten Unabhängigkeitserklärung, und es war auch der Tag, an dem sein langjähriger Freund und politischer Gegner John Adams verschied.

[Bearbeiten] Überzeugungen und Ansichten

[Bearbeiten] Jeffersons Ideale

Jefferson auf der 5-Cent-Münze
Jefferson auf der 5-Cent-Münze

Jeffersons Denken war von der Aufklärung bestimmt. Er bezeichnete einmal John Locke, Francis Bacon und Isaac Newton als „die drei größten Männer, die die Welt je hervorgebracht hat.“.[19] Sein Ideal von Amerika war das einer Nation von freien, unabhängigen Bauern. Er setzte sich dafür ein, dass jeder Amerikaner ein Stück Land erwerben könne. Jefferson war auch ein Vertreter des freien Handels. So hatte er als Gesandter in Europa ein Handelsabkommen mit Preußen abgeschlossen.[20] Sein Bekenntnis zu Landwirtschaft und freiem Handel war auch einer der Hauptgründe für seinen Streit mit Alexander Hamilton. Hamilton wollte die heimische Wirtschaft und Industrie notfalls auch durch Zölle vor europäischen Importen schützen. Hier zeigt sich bereits im Verhältnis dieser beiden Männer, des Virginiers Jefferson und des New Yorkers Hamilton, die spätere Kerndiskrepanz zwischen dem landwirtschaftlich geprägten Süden und dem industrieorientierten Norden. Diese Spaltung zwischen Nord und Süd vertiefte sich in den folgenden Jahren immer mehr und fand schließlich im Sezessionskrieg ihren Höhepunkt.

Jefferson war auch ein Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte, wie beispielsweise die berühmte Formulierung von den „selbstverständlichen Wahrheiten“ in der Unabhängigkeitserklärung zeigt. Aber auch während seiner Zeit als Diplomat in Frankreich, zu Beginn der Französischen Revolution, setzte sich Jefferson stark für die Menschenrechte ein und half dabei, die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte zu entwerfen (Bernstein, S.78)[1]. In seiner Rede zur ersten Amtseinführung erklärte er außerdem: „Manchmal wird gesagt, man kann einem Menschen nicht die Gewalt über sich selbst anvertrauen- kann man ihm dann die Gewalt über andere anvertrauen?“.[21]

Was die Vereinigten Staaten betraf, so war Jefferson für eine enge Auslegung der Verfassung und ein eifriger Verfechter der Rechte der Einzelstaaten. In den Kentucky Resolutions vertrat er die Meinung, die USA seien ein Bund der Einzelstaaten mit der Zentralmacht. Letztere hatte seiner Ansicht nach nur dort Befugnisse, wo die Verfassung sie ihr eindeutig zuschrieb: „Immer, wenn die Zentralregierung sich Machtbefugnisse anmaßt, die ihr nicht übertragen wurden, sind ihre Gesetze unverbindlich, ungültig und wirkungslos“.[22] Jefferson sprach sich auch für die Nullifikation aus: „Wo Machtbefugnisse [seitens der Zentralregierung] in Anspruch genommen werden, die nicht übertragen wurden, ist Nullifikation die rechtmäßige Abhilfe“.[23] Seiner Meinung nach sollten ferner die Einzelstaaten und nicht die Zentralgewalt das letzte Wort bei Verfassungskonflikten haben. Jeffersons strikte Auslegung der Verfassung und sein Eintreten für die Rechte der Einzelstaaten waren die wichtigsten Gründe dafür, dass er die Errichtung der Zentralbank und die Alien und Sedition Acts ablehnte. Es zeigte sich aber, beispielsweise beim Kauf von Louisiana, dass Jefferson die Verfassung als Präsident weniger strikt auslegte, als er es als Oppositioneller getan hatte.

Jefferson war außerdem umfassend naturwissenschaftlich gebildet. Er gilt als Pionier der amerikanischen Archäologie, da er Indianergräber in der Umgebung von Monticello auf ihr Alter untersuchte. Jefferson setzte dabei erstmalig eine Methode ein, die als Vorläufer der Dendrochronologie angesehen werden kann: Er zählte die Jahresringe der auf den Grabhügeln stehenden Bäume.[24] Auch als Erfinder tat er sich hervor. Neben dem Jefferson-Polygraphen erfand er den ersten, noch heute so verwendeten Kleiderbügel. Sein Wissensdurst manifestierte sich auch in seiner mehr als 6.500 Bände umfassenden Bibliothek. Als während des Krieges von 1812 die Kongressbibliothek in Washington D.C. ein Raub der Flammen wurde, bot Jefferson seine Privatbibliothek, die rund 3.500 Bände mehr als die ursprüngliche Kongressbibliothek umfasste, dem Kongress zum Kauf an, was von diesem schließlich auch akzeptiert wurde.

[Bearbeiten] Jefferson und Sklaverei

Wie viele weitere südstaatliche Grundbesitzer seiner Zeit besaß Jefferson zahlreiche Sklaven. Seine zwiespältige Haltung gegenüber der Institution der Sklaverei lässt sich aus heutiger Sicht nur schwerlich mit seinen Überzeugungen von Freiheit und Gleichheit vereinen. Der Widerspruch zwischen seinen naturrechtlichen Vorstellungen vom Recht jedes einzelnen Menschen auf Leben, Freiheit und Glück und der Tatsache, dass er diese Rechte den eigenen Sklaven vorenthielt, war ihm durchaus bewusst. Bekannt ist sein Ausspruch, bei der Sklaverei zu bleiben sei dasselbe wie einen Wolf an den Ohren zu halten: Man wolle gerne loslassen, könne es aber nicht aus Angst, gefressen zu werden. 1769, noch im House of Burgesses, hatte Jefferson vergeblich die Emanzipation der Schwarzen in Virginia angeregt.[25] Er selbst entließ aber nur wenige seiner Sklaven in die Freiheit. Besonders augenfällig wird sein Zwiespalt in seinem Buch Notes on the State of Virginia, in dem er einerseits die Sklaverei als Institution angreift, andererseits jedoch die These vertritt, dass die Schwarzen den Weißen unterlegen seien.[26] Besonders pikant wird seine Haltung zur Sklaverei noch durch die Sally-Hemings-Kontroverse. Sally Hemings war eine Sklavin von Jeffersons Frau Martha Wayles Jefferson und vielleicht sogar eine Halbschwester von ihr. Bereits 1802 kamen Gerüchte auf, dass Jefferson eine Beziehung mit ihr habe und der Vater ihrer Kinder sei. Die Diskussion, ob Jefferson nun wirklich der Vater ihrer Kinder ist, wurde lange Jahre hitzig geführt. Heute wird, auch aufgrund von DNA-Analysen, überwiegend die Meinung vertreten, dass er tatsächlich der Vater von Hemings Kindern war.[27]

[Bearbeiten] Haltung zur Religion

Weniger zwiespältig war Jeffersons Haltung zur Religion. Er trat vehement für eine Trennung von Staat und Kirche und für religiöse Freiheit ein. In einem Brief verlieh er seiner Überzeugung Ausdruck, dass ein Mensch niemandem „Rechenschaft für seinen Glauben oder seinen Gottesdienst schuldet, dass die gesetzgebende Macht der Regierung sich nur auf Handlungen erstreckt, nicht auf Meinungen“.[28] Jefferson war ferner auch der Autor der Virginia Statute for Religious Freedom von 1779, die die Bekenntnisfreiheit in Virginia garantierte. Auch bei der Errichtung der Universität achtete er streng auf die Trennung von Bildung und Kirche. Er selbst war begeisterter Unitarier und war der Auffassung, dass ganz Amerika in 100 Jahren unitarisch sein würde. Auch versuchte er, eine neue Fassung des Neuen Testaments zu erstellen, bei der er beispielsweise auf die Erzählung von Wundergeschichten verzichtete. Dieses Buch wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht und ist seither als Jefferson Bible bekannt.

[Bearbeiten] Erbe

Jefferson (Zweiter von links) am Mount Rushmore
Jefferson (Zweiter von links) am Mount Rushmore

Jefferson, schon zu Lebzeiten oft kontrovers beurteilt, wurde auch nach seinem Tod auf verschiedene Weise betrachtet. Im Süden legte man besonders Wert auf seine Verteidigung der Rechte der Einzelstaaten und auf die von ihm geäußerten Vorstellungen zur Nullifikation. Und auch während des Sezessionskrieges sahen die Südstaatler und ihre Unterstützer im Norden, wie z.B. Clement Vallandigham, sich nicht als Revolutionäre, sondern als Bewahrer der alten, föderativen Republik an. Der Copperhead Vallandigham erklärte 1861: „Ich wünsche mir nichts sehnlicher als die Wiederherstellung der Union- der Bundesunion- so wie sie vor 40 Jahren gewesen ist.“ [29] Nach der Niederlage der Konföderierten im Sezessionskrieg wurde seine Arbeit, vor allem im siegreichen Norden, eher negativ eingestuft, weil seine Ideen die Vertreter von Nullifikation und Sezession inspiriert hätten. Übersehen wurde dabei, dass Jeffersons enger Vertrauter James Madison die Nullifikationsdoktrin kritisiert hatte.[30] Und auch für den erklärten Sezessionsgegner Abraham Lincoln waren „die Prinzipien Jeffersons die Axiome einer freien Gesellschaft“.[31] Doch nicht nur politisch schien Jefferson überholt. Auch sein Ideal eines landwirtschaftlichen Amerikas schien in einer Zeit industriellen Wachstums nicht mehr zeitgemäß (Bernstein, S.192)[1]. Anfang des 20. Jahrhunderts, und vor allem in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg, setzte jedoch ein Umdenken ein. Der liberale Demokrat Jefferson galt nun als amerikanisches Gegenbild zu den totalitären Systemen in Europa. (Bernstein, S.192f.)[1]. In jener Zeit wurde sein Abbild am Mount Rushmore in Stein gehauen und ziert auch das Fünf Cent Stück sowie die Zweidollarnote. Darüber hinaus wurde in Washington, D.C. das Jefferson Memorial errichtet.

Jeffersons Grabmal
Jeffersons Grabmal

In späteren Jahren wurde vor allem seine Beziehung zu Sally Hemings und seine Haltung zur Sklaverei einer kritischen Betrachtung unterzogen (Bernstein, S. 194f)[1].

Trotz aller Kritik spielt Jefferson noch immer eine wichtige Rolle im Selbstverständnis der Amerikaner. Nach Ansicht von Jimmy Carter hatte Jefferson „die Fähigkeit, das, was die Leute um ihn herum sagten, einzukapseln und daraus die höchsten Ideale der Hoffnungen und des Charakters unserer Nation herauszuziehen und es in fließenden und inspirierenden Worten auszudrücken“.[32] Besonders hervorzuheben ist dabei die von ihm verfasste Unabhängigkeitserklärung. Zahlreiche Redner zitierten Passagen aus ihr oder machten sie zu Themen ihrer Reden, so zum Beispiel Abraham Lincoln in seiner Gettysburg Address, Martin Luther King Jr. in seiner I Have a Dream-Rede oder Bill Clinton in seiner ersten Amtseinführungsrede.[33] Jefferson selbst wünschte, seinem von ihm selbst verfassten Epitaph zufolge, vor allem für drei Dinge in Erinnerung zu bleiben: Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, des Gesetzes von Virginia für religiöse Freiheit und Vater der Universität von Virginia.

[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p R.B. Bernstein: Thomas Jefferson
  2. En.wikipedia.org: Jefferson: Early Life and Education
  3. Zu finden u.a. auf yale.edu: The Avalon Project
  4. a b Americanrevwar.homestead.com: Thomas Jefferson
  5. Sparknotes.com: Thomas Jefferson in France 1784-89
  6. En.wikipedia.org: US Presidential Election 1796
  7. Zu finden unter anderen auf Constitution.org
  8. En.wikipedia.org: Alien and Sedition Acts
  9. a b Bartleby.com: [1]
  10. Archives.gov: Electoral College 1800
  11. siehe hierzu auch den umfangreichen Artikel der englischen Wikipedia: First Barbary War
  12. Siehe hierzu auch den ausführlichen Artikel der englischen Wikipedia: Burr Conspiracy
  13. Siehe hierzu auch den Artikel der englischen Wikipedia: Embargo Act of 1807
  14. Siehe hierzu auch den Artikel der englischen Wikipedia: University of Virginia
  15. * Zeilinger, E[lisabeth]: Kartensammlung. In: Kretschmer, Ingrid et al. (Bearb.): Lexikon zur Geschichte der Kartographie: von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Wien: Deuticke, 1986. (Die Kartographie und ihre Randgebiete, Band C). S. 385–389, hier S. 389. ISBN 3-7005-4562-2
  16. Brief an John Holmes vom 22. April 1820, zu finden auf loc.gv
  17. Brief an Holmes, s.o.
  18. Brief an Roger Weigtman vom 24. Juni 1826, zu finden auf loc.gov
  19. Merrill D. Peterson, Thomas Jefferson: Writings, p. 1236
  20. Yale.edu: Avalon Project
  21. Yale.edu: First Inaugural Address
  22. Kentucky Resolutions, zu finden auf Constitution.org
  23. Ebenda
  24. siehe auch bama.edu und history.org
  25. Library of Congress: The Works of Thomas Jefferson in Twelve Volumes
  26. vgl. Notes on the State of Virginia, Query 14 und Query 18
  27. siehe hierzu auch den ausführlichen Artikel der englischen Wikipedia: [2]
  28. Brief Jefferson an eine Baptistengemeinde, zu finden auf loc.gov
  29. James M. McPherson: Für die Freiheit sterben, S.581
  30. vgl. Richard E. Ellis: The Union at Risk. Jacksonian Democracy, States' Rights and the Nullification Crisis, S. 10f.
  31. Etext.Virginia.edu:Jefferson
  32. Jimmy Carter: Jefferson and Me im TIME Magazin, zu finden auf: Time.com
  33. The Avalon Project: Clinton's 1st Inaugural Address

[Bearbeiten] Literatur

  • R.B. Bernstein: Thomas Jefferson, Oxford University Press 2005, ISBN: 0195181301
  • Noble E. Cunningham: Jefferson vs. Hamilton. Confrontations that shaped a nation. Bedford, Boston, Mass. 2000, ISBN 0-312-08585-0
  • Merrill D. Peterson: The Jefferson Image in the American Mind. Oxford Univ.Pr., New York 1985, ISBN 0-19-500698-4
  • Joseph J. Ellis: American Sphinx. The character of Thomas Jefferson. Knopf, New York 1997, ISBN 0-679-44490-4 (nicht eingesehen)
  • Ekkehart Krippendorf: Jefferson und Goethe. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2001, ISBN 3-434-50210-6 (nicht eingesehen)
  • Dumas Malone: Jefferson and his time. Little Brown, Boston, Mass. 1981 (nicht eingesehen)
  • Thomas Jefferson:
    • Autobiography, Notes on the State of Virginia, Public and Private Papers, Addresses, Letters, Cambridge University Press, 1984, ISBN 0521263441 (nicht eingesehen)
    • The Jefferson Bible: The Life and Morals of Jesus of Nazareth, u.a. bei Beacon Press, 2001, ISBN 0807077143 (nicht eingesehen)

[Bearbeiten] Weblinks

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