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Wörterbuch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Wörterbuch, ist ein Nachschlagewerk, das seinen Stoff ausgehend von Wörtern (Begriff, Schlagwort, Lemma) erfasst und darstellt. Diese Stichwörter werden wegen der vorkommenden Wortformen (Lexeme) lexikografisch „lemmatisiert“, das heißt, als Lemmata (kontrollierte Wortformen) aufgeführt und alphabetisch sortiert. Vorläufer der Wörterbücher waren die Glossare (Wörterverzeichnisse). Ein grundlegender Unterschied besteht zwischen den Typen Sprach- und Sachwörterbuch; siehe dazu unten: Typologie

Abgrenzung: Das Handbuch und das Lehrbuch, aber auch ein Lexikon oder die umfassende Enzyklopädie, bieten die Informationen durchgängig in fortlaufender Prosa und systematischer Gliederung. Der Zugriff auf die Informationen erfolgt über die Gliederung (das Inhaltsverzeichnis) und ist auch ohne Vorkenntnisse möglich. Hybride Formen entstehen durch die in den meisten Handbüchern vorhandenen Register, die wie in Wörterbüchern anhand alphabetisch sortierter Stichwörter den Zugriff ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Typologie

Nicht immer treten die hier beschriebenen Wörterbuchtypen in reiner Form auf. So enthalten Rechtschreibwörterbücher im Deutschen auch über die Rechtschreibung hinausgehende Informationen.

Die Wörterbuchlandschaft verschiedener Sprachen ist recht unterschiedlich gestaltet. Einige Wörterbuchtypen dominieren den Wörterbuchmarkt, andere sind nur marginal oder gar nicht vertreten. So kennt das Englische kein Fremdwörterbuch; dessen Funktion wird teilweise von Schwierigkeitenwörterbüchern abgedeckt. Der reichhaltigen Auswahl von Lernerwörterbüchern für die englische und die französische Sprache hatte der deutsche Wörterbuchmarkt lange Zeit nichts entgegenzusetzen. Auch die im angelsächsischen Raum sehr beliebten Neologismenwörterbücher existieren im deutschen Sprachraum praktisch nicht.

In Sprachwörterbüchern (Übersetzungswörterbücher, individualsprachliche Wörterbücher wie das Wörterbuch der Jugendsprache, Mundartwörterbücher, fachsprachliche Wörterbücher), etymologische Wörterbücher, Fremdwörterbücher und Rechtschreibwörterbücher werden Wörter, Phrasen und Morpheme beschrieben; die Informationen sind also sprachbezogen. Sie werden ganz überwiegend nicht in vollständigen Sätzen formuliert. Ein Grenzfall ist das Fremdwörterbuch, das neben sprachlichen Informationen auch kursorische Sachinformationen zu den Wörtern gibt.

Sachwörterbücher sind Fachlexika, sie geben zu den Stichwörtern vor allem inhaltliche Informationen. Die durch das Stichwort beschriebenen Gegenstände werden in den Zusammenhang eines oder mehrerer Wissensbereiche eingeordnet, ihre Bedeutung für bestimmte Lebensbereiche wird beschrieben und ihr Wesen wird erklärt. Ebenso werden ihre Beziehungen zu anderen Gegenständen dargestellt. Die Texte zu den Wörtern werden überwiegend in vollständigen Sätzen formuliert. Die umfassendsten Lexika heißen Enzyklopädie.

Ausgehend von dem allgemeinsprachlichen Gesamtwörterbuch, das ein umfassendes Informationsprogramm für den Kern der Allgemeinsprache bietet (Beispiel: Duden Universalwörterbuch), kann man eine Reihe von Wörterbuchtypen unterscheiden, die im Verhältnis zu diesem Wörterbuchtyp entweder in der Lemmaauswahl oder im Informationsprogramm beschränkt sind:

[Bearbeiten] Lemmatyporientierte Spezialwörterbücher

Lemmatyporientierte Spezialwörterbücher verzeichnen nur einen ausgewählten Teil der Lexik.

  • Wörterbücher mit pragmatisch beschränkter Lemmaauswahl verzeichnen Teile des Wortschatzes, die pragmatisch markiert sind. Hierunter fallen u. a. Umgangssprachenwörterbücher, Neologismenwörterbücher, Fremdwörterbücher, Schimpfwörterbücher.
  • Wörterbücher mit wortgeschichtlich beschränkter Lemmaauswahl. Hierunter fallen die Lehnwörterbücher, die Erbwörterbücher und die Wörterbücher untergegangener Wörter. Kriterium für die Lemmaauswahl ist eine auffällige Wortgeschichte.
  • Wörterbücher mit semantisch beschränkter Lemmaauswahl. Hierunter fallen Namenwörterbücher und Wörterbücher, die sich bestimmten semantischen Feldern widmen
  • Wörterbücher mit formal beschränkter Lemmaauswahl. Die Form des Lemmazeichens ist hier das ausschlaggebende Auswahlkriterium. Hierunter fallen u. a. Morphemwörterbücher, Wortfamilienwörterbuch und Abkürzungswörterbücher.

[Bearbeiten] Informationstyporientierte Wörterbücher

Informationstyporientierte Wörterbücher zeichnen sich nicht durch Einschränkungen der Lemmaauswahl aus, sondern durch ein eingeschränktes Informationsprogramm.

  • Syntagmatische Wörterbücher beschreiben die syntaktischen Eigenschaften lexikalischer Zeichen. Hierunter fallen u. a. die Valenzwörterbücher, Konstruktionswörterbücher und Kollokationswörterbücher.
  • Inhaltsparadigmatische Wörterbücher informieren hauptsächlich über die lexikalisch-semantischen Relationen, in denen die beschriebenen lexikalischen Einheiten zueinander stehen. Hierunter fallen Synonymenwörterbücher, Antonymenwörterbücher, linguistische Thesauri, Analogiewörterbücher und Bildwörterbücher.
  • Ausdrucksparadigmatisch orientierte Wörterbücher informieren über Formaspekte sprachlicher Ausdrücke. Hierunter fallen rückläufige Wörterbücher, phonologische Wörterbücher, Kreuzworträtselwörterbücher und Reimwörterbücher
  • Weitere informationstyporientierte Wörterbuchtypen sind das etymologische Wörterbuch, das Frequenzwörterbuch, das Aussprachewörterbuch und das Rechtschreibwörterbuch.

[Bearbeiten] Benutzergruppenorientierte Wörterbücher

Benutzergruppenorientierte Wörterbücher sind Wörterbücher, deren Lemmaauswahl und Informationsprogramm auf einen bestimmten Typ von Benutzer zugeschnitten sind. Hierunter fallen die Lernerwörterbücher, die Grundschulwörterbücher und die Kinderwörterbücher.

[Bearbeiten] Sprachvarietätenorientierte Wörterbücher

Sprachvarietätenorientierte Wörterbücher beschränken ebenfalls ihre Lemmaauswahl allerdings mit dem Anspruch, innerhalb der erfassten Sprachvarietät(en) umfassend zu sein. Hierzu gehören Sondersprachenwörterbücher verschiedener Gruppen, Dialektwörterbücher und Fachwörterbücher.

[Bearbeiten] Textbezogene Wörterbücher

Schließlich gibt es einige Typen textbezogener Wörterbücher. Der Beschreibungsgegenstand fällt hier mit der Wörterbuchbasis zusammen. Zu diesem Wörterbuchtypen gehören die Autorenwörterbücher und die Belegstellenwörterbücher.

[Bearbeiten] Übersetzungswörterbücher

Übersetzungswörterbücher vermitteln zwischen dem Wortschatz zweier oder mehrerer Sprachen. Sie werden auch nach denselben Kriterien unterteilt wie allgemeine Wörterbücher, also etwa in allgemeine und fachsprachliche Übersetzungswörterbücher (siehe auch Übersetzung).

[Bearbeiten] Formale Typen

[Bearbeiten] Gedrucktes Wörterbuch (Printwörterbuch)

Gedruckte Wörterbücher (Printwörterbücher von engl. print, "Druck") sind Wörterbücher, die im Wege des Buchdrucks hergestellt werden. Sie waren bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die einzige Publikationsform für Wörterbücher. Besondere Formen sind:

  • das Handwörterbuch, das ursprünglich dafür konzipiert wurde, dem Benutzer als ständiges Nachschlagewerk am Arbeitsplatz zur Verfügung (zur Hand) zu stehen. Es entwickelte sich teilweise zu einem umfangreichen, auch mehrbändigen Werk. Siehe Handwörterbuch.
  • das Taschenwörterbuch sollte ursprünglich praktisch in einer Tasche mitgeführt werden können und versucht daher in kleinem Format ein Höchstmaß an Informationen zu bieten. Siehe Taschenwörterbuch.
  • Das Großwörterbuch ist das umfangreichste Sprachwörterbuch, das zum Teil in mehreren Bänden erscheint. Der Typ wurde zu Beginn der 1960er Jahre vom Verlag Langenscheidt geschaffen, indem er bereits eingeführte umfangreiche Wörterbücher unter dieser Bezeichnung neu auflegte. Das erste dieser Art war wohl das Deutsch-Griechische Wörterbuch von Hermann Menge, das 1960 unter diesem Titel erschien. Weitere Verlage folgten, sodass die Zahl dieser Wörterbücher schnell stieg.

[Bearbeiten] Digitales (Elektronisches und Online-) Wörterbuch

Seit den 1980er Jahren werden Wörterbücher auch in digitaler Form verbreitet (elektronische Publikation). Dabei ist zu unterscheiden, ob die Daten vervielfältigt werden oder ob sie auf einen zentralen Speicher vorliegen.

  • Als Elektronisches Wörterbuch wird ein Wörterbuch bezeichnet, das auf reproduzierbare elektronische Datenträger, vor allem CD-ROM und DVD, gebracht und verbreitet wird.
  • Online-Wörterbücher und Online-Lexika sind digitalisierte Nachschlagewerke, die auf einem zentralen Datenspeicher vorliegen und nur online über das Internet abgefragt werden können.

[Bearbeiten] Die Struktur von Wörterbüchern und Wörterbuchartikeln

Ein Wörterbuch besteht in der Regel aus Außentexten und aus dem Wörterverzeichnis.

Im Wörterverzeichnis wird zwischen Makrostruktur und Mikrostruktur unterschieden:
Die Makrostruktur ist die Menge der Lemmata, ihre Anordnung sowie die Anordnung der Außentexte. Eine der wichtigsten makrostrukturellen Entscheidungen ist, wie die Lemmata angeordnet werden sollen. In den meisten Wörterbüchern geschieht dies alphabetisch. In der alphabetischen Anordnung gibt es wiederum unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Glattalphabetisch oder striktalphabetisch: Die Anordnung der Lemmata erfolgt – wie der Name sagt – strikt alphabetisch.
  • Nischenalphabetisch: Zunächst wie striktalphabetisch. Werden jedoch zu einer Wortfamilie mehrere Wörter aufgelistet, so erscheinen diese als Sublemmata von dem Hauptlemma abgesetzt.
  • Nestalphabetisch: Hier kann die alphabetische Struktur durchbrochen werden, indem ein Sublemma auch aus einer flektierten Form oder einem zusammengesetzten Wort bestehen kann. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn unter dem Lemma „Aal“ als Sublemma „Räucheraal“ aufgeführt wäre. Die meisten heutigen Wörterbücher haben diese Anordnungsform gewählt, da Wörter, die thematisch nahe beieinanderstehen, so nicht auseinandergerissen werden.

Weitere makrostrukturelle Überlegungen betreffen die Auswahl der Lemmata und das Datensortiment, also welche Angaben es beispielsweise zu bestimmten Wortarten geben soll.

Unter der Mikrostruktur dagegen versteht man die konkreten Angaben, die zu einem Lemma gemacht werden. Diese Angaben sind in den meisten Sprachwörterbüchern durch Textverdichtung (Abkürzungen, Paraphrasen etc.) gekennzeichnet, um möglichst viele Angaben auf möglichst wenig Raum zusammenzufassen. In Sachwörterbüchern werden dagegen sehr unterschiedlich lange Texte geboten. In vielen Fällen werden den Artikeln Definitionen vorangestellt, dann folgen die Informationen in fortlaufender Prosa. Im Text oder am Ende des Textes werden Querverweise auf andere Artikel gegeben, die inhaltlich mit dem Text in Beziehung stehen. Am Schluss des Artikels werden - vor allem bei Enzyklopädien und Konversationslexika - vielfach Literaturhinweise gegeben.

Wörterbuchbenutzung

Wörterbücher sollen den NutzerInnen helfen, lexikalische Wissenslücken zu schließen, müssen also so strukturiert sein, dass Informationen schnell und gezielt nachgeschlagen werden können. Sowohl mehr- als auch einsprachige Wörterbücher verlangen von den NutzerInnen zwei Voraussetzungen:

  1. Die Systematik des Wörterbuchs zu verstehen.
  2. Dem gesuchten Lexem anhand der Systematik das zugehörige Lemma zuzuordnen.

Die Wörterbuchbenutzungsforschung beschäftigt sich mit Benutzererwartungen an Wörterbücher („Welche Fragen werden in welchem Wörterbuch beantwortet?“) und untersucht die Bedingungen erfolgreicher Wörterbuchbenutzung. Die Erkenntnisse der Wörterbuchbenutzungsforschung fließen in die Erstellung neuer Wörterbücher ein, oder in existierende Wörterbücher, die in andere Medien übertragen werden.


[Bearbeiten] Literatur

  • Henning Bergenholtz / Sven Tarp: Die moderne lexikographische Funktionslehre. Diskussionsbeitrag zu neuen und alten Paradigmen, die Wörterbücher als Gebrauchsgegenstände verstehen. In: Lexikographica. Internationales Jahrbuch für Lexikographie 18/2002, 253–263.
  • Stefan Engelberg / Lothar Lemnitzer: Lexikographie und Wörterbuchbenutzung. Tübingen:Stauffenburg 2001
  • Csaba Földes: Was gilt als Großwörterbuch? Zur Problematik der Größenklassen von Sprachlexika. In: Korhonen, Jarmo (Hrsg.): Von der mono- zur bilingualen Lexikografie für das Deutsche. Frankfurt a.M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien: Lang 2001 (Finnische Beiträge zur Germanistik; 6), 31–42, siehe: http://www.vein.hu/german/grosswoerterbuch.html
  • Franz Josef Hausmann u.a. (Hrsg.): Wörterbücher : Ein internationales Handbuch zur Lexikographie. Berlin u.a.: de Gruyter 1989-1991 (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft; 5), 3 Teilbde. mit 3.355 S.
  • Kirsten Hjort: Lexikon, Wörterbuch, Enzyklopädie, Konversationslexikon : Versuch einer Begriffsklärung. In: Muttersprache 77 (1967) S. 353-365
  • Werner Hupka: Die drei Haupttypen lexikographischer Werke und die Problematik jeder Klassifikation. In: Ders.: Wort und Bild : Die Illustrationen in Wörterbüchern und Enzykllopädien, Tübingen: Niemeyer 1989 (Lexicographica. Series Maior ; 22), S. 23-37
  • Burkhard Schaeder: Germanistische Lexikographie. Tübingen:Niemeyer 1987 (Lesenswert zur Geschichte von Lexikographie und Wörterbüchern)
  • Burkhard Schaeder: Kleine Bibliographie deutscher Wörterbücher - systematisch geordnet : Enzyklopädien, Fachwörterbücher, allgemeine Sprachwörterbücher, spezielle Sprachwörterbücher. Siegen: Siegener Institut für Sprachen im Beruf, 2000
  • Herbert Ernst Wiegand: Wörterbuchforschung : Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung, zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie. Berlin/New York:de Gruyter, 2000.
  • Wolfram Zaunmüller: Bibliographisches Handbuch der Sprachwörterbücher . ein internationales Verzeichnis von 5600 Wörterbüchern der Jahre 1460 - 1958 für mehr als 500 Sprachen und Dialekte. Stuttgart: Hiersemann 1958

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Wörterbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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