Wie ein wilder Stier
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Wie ein wilder Stier |
Originaltitel: | Raging Bull |
Produktionsland: | USA |
Erscheinungsjahr: | 1980 |
Länge (PAL-DVD): | 124 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK 16 |
Stab | |
Regie: | Martin Scorsese |
Drehbuch: | Paul Schrader |
Produktion: | Robert Chartoff, Irwin Winkler |
Musik: | Pietro Mascagni |
Kamera: | Michael Chapman |
Schnitt: | Thelma Schoonmaker |
Besetzung | |
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Wie ein wilder Stier (Originaltitel: Raging Bull) ist ein hauptsächlich in Schwarz-Weiß gedrehtes Filmdrama von Martin Scorsese aus dem Jahr 1980 über Aufstieg und Niedergang des Boxers Jake LaMotta.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
That's entertainment: Mit diesen Worten endet die kurze Exposition zu Beginn des Filmes, in der Jake LaMotta sich 1964 auf einen Auftritt als Entertainer vorbereitet. Schnitt zurück ins Jahr 1941: Eine Faust trifft Jake während eines Boxkampfes ins Gesicht. Seine Gegenwehr wird durch den Gongschlag zum Ende der Runde unterbrochen.
Der Film zeigt – wie viele Filme von Scorsese – das Scheitern der Hauptperson. Jake ist ein Boxer, der sich nicht den in der Szene geltenden Regeln unterwerfen will. Sein Charakter sieht nur Feinde in seiner Umwelt, nur seinem Bruder und Betreuer Joey begegnet er einstweilen mit Vertrauen. Den Kampf um den Weltmeistertitel bekommt er nur, weil er gegenüber den Promotern und Joey dann doch Kompromisse eingeht.
Sein Misstrauen richtet sich auch gegen seine Frau Vickie. Als diese ihm entnervt und zynisch an den Kopf wirft, sie hätte „auch“ ein Verhältnis mit seinem Bruder gehabt, fühlt sich Jake in seinem Misstrauen bestätigt. Er schlägt Vickie und verprügelt schließlich auch noch Joey. Damit hat er alle seine Verbündeten verloren und muss sich nun allein in seiner Welt zurechtfinden. Er verliert seinen Weltmeistertitel in einem brutal inszenierten Kampf, bei dem er die Schläge des Gegners bis zur Bewusstlosigkeit wehrlos hinnimmt.
Nach seiner Karriere geht der Abstieg Jakes aber weiter. Er wird Besitzer einer Bar, in der er auch mit lakonischen Ansagen auf der Bühne auftritt, sein Körper schwemmt auf, Vickie lässt sich von ihm scheiden. Da Minderjährige in seiner Bar verkehren, landet Jake im Gefängnis. Hier ist er ganz allein, er hat keinen Gegenüber, keinen Gegner; der Tiefpunkt seines Lebens ist erreicht.
Doch nach seiner Strafe richtet Jake sich wieder etwas auf. Er wird Entertainer – eine Art Stand-Up Comedian − der aber eher sein Publikum beschimpft. Auch das ist Unterhaltung.
Der Film endet wie er begann: Mit der Vorbereitung Jakes auf einen weiteren Auftritt, bei dem er aber diesmal Szenen aus der Literatur rezitiert. Das Proben des Textes gegenüber seinem Spiegelbild wirkt aber eher wie ein Resümee seines Lebens, eine Beichte. Jake zitiert, er spricht mit seinem Bruder, er spricht mit sich selbst.
[Bearbeiten] Hintergrund und Bewertung
Wie ein wilder Stier ist die dunkle Seite des Boxerfilms, man vergleiche ihn nur mit dem zur gleichen Zeit herausgekommenen Rocky mit Sylvester Stallone. Der Film ist in Schwarz-Weiß gedreht, die Boxkämpfe sind kurz, sie sind weder heldenhaft noch unterhaltsam und äußerst brutal in Szene gesetzt. In ihnen zeigt sich der Kampf Jakes gegen die Welt aber auch sein Leiden und der Wunsch nach Bestrafung oder Erlösung.
Aber nicht nur dem Auge sondern auch dem Ohr wird bei den Kämpfen einiges zugemutet. Man hört das laute Knallen der Schläge, ein Brummen in den ruhigen Phasen und ein Knurren, das vom Gegner kommt. Eine objektive Darstellung der Kämpfe ist das nicht, sondern eher die subjektive Wahrnehmung Jakes. So ist auch jeder Kampf in einer anderen Stimmung dargestellt worden. Unübersichtlich und verschwommen, wie in einer Hölle oder auch suggestiv und völlig losgelöst vom Publikum.
Martin Scorsese erklärte später, dieser Film habe sein Leben gerettet: Der Regisseur landete durch lange Kokainsucht schwer angeschlagen im Krankenhaus, wo ihn de Niro besuchte. Dieser überredete ihn Wie ein wilder Stier zu drehen, wozu Scorsese seine Sucht schließlich überwand.
Robert De Niro hat sich für die Darstellung des älteren Jake LaMottas das Gewicht erst zulegen müssen und dafür sehr viel Respekt und die Belohnung mit einem Oscar bekommen. Es entspricht aber auch dem ruinösen und kämpferischen Charakter seiner Filmrolle.
[Bearbeiten] Kritiken
„Meisterhafte filmische Biografie des ehemaligen Boxweltmeisters im Mittelgewicht Jake La Motta. Regisseur Scorsese nimmt die zwischen 1941 und 1964 in Episoden verlaufende Geschichte zum Anlaß für die psychologische Studie eines selbstzerstörerischen und gewalttätigen Menschen, beschreibt dabei aber auch das soziale Umfeld, "Little Italy", das italienische Einwandererviertel von New York. Vor allem durch die kompromißlos harten Kampfszenen und die brillante Interpretation Robert de Niros erreicht der Film eine beklemmende Intensität.“
„Empfehlenswert“
„Beklemmende, genial inszenierte Milieu-Studie“
„Spaß: 0/3; Action: 3/3; Erotik: 0/3; Spannung: 2/3; Anspruch: 1/3“– TV Movie 25/04
[Bearbeiten] Umfragen
- Bei einer Umfrage unter Filmkritikern wurde Wie ein Wilder Stier zum besten Film der 80er Jahre erklärt.
- Im November 2002 wurde der Film bei einer anderen Umfrage – dieses mal ging es um den besten Film des letzten Vierteljahrhunderts – von 50 britischen Filmkritkern und -autoren auf den zweiten Platz gewählt; den ersten Platz errang Francis Ford Coppola mit seinem Vietnam-Kriegsfilm Apocalypse Now.
- IMDb-Rang: 69 (Stand: 10. Februar 2007)
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Der Film erhielt folgende Auszeichnungen und Nominierungen:
- Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller an Robert De Niro
- Oscar in der Kategorie Bester Schnitt an Thelma Schoonmaker
- Nominierung in der Kategorie Bester Film
- Nominierung in der Kategorie Beste Regie für Martin Scorsese
- Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Joe Pesci
- Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Cathy Moriarty
- Nominierung in der Kategorie Beste Kamera für Michael Chapman
- Nominierung in der Kategorie Bester Ton für Donald O. Mitchell, Bill Nicholson, David J. Kimball, Les Lazarowitz
[Bearbeiten] Weblinks
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