Static Wikipedia February 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu

Web Analytics
Cookie Policy Terms and Conditions Wostok (Raumkapsel) - Wikipedia

Wostok (Raumkapsel)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Modell des Wostok-Raumschiffs zusammen mit der Oberstufe der Rakete
Modell des Wostok-Raumschiffs zusammen mit der Oberstufe der Rakete

Wostok [vɔsˈtɔk] (russisch Восток für Osten) war der Name der ersten bemannten sowjetischen Raumkapseln. Von 1961 bis 1963 startete die UdSSR insgesamt sechs bemannte Kapseln dieser Serie. An Bord von Wostok 1 gelangte am 12. April 1961 mit Juri Gagarin der erste Mensch in eine Erdumlaufbahn. Mit Wostok 6 gelangte am 16. Juni 1963 Walentina Wladimirowna Tereschkowa als erste Frau in den Weltraum.

Die einsitzigen Wostok-Raumkapseln wurden mit den namensgleichen Wostok-Raketen gestartet und flogen auf einer relativ niedrigen Umlaufbahn. Sowohl die maximale Missionsdauer als auch die Steuermöglichkeiten des Piloten waren sehr begrenzt. Die Wostok-Kapseln wurden in der Folgezeit als Basis für verschiedene militärische und zivile unbemannte Satelliten der Kosmos-Serie verwendet, ab 1985 unter der Bezeichnung Foton. Im bemannten Programm wurden Wostok-Kapseln durch die ähnlich aufgebaute, jedoch größere und schwerere Woschod-Raumkapseln abgelöst.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Das sowjetische Wostok-Programm, welches später als direkte Antwort auf das NASA-Programm „Man in Space Soonest“ gewertet wurde, trieb den Wettlauf im All zu Beginn der 1960er Jahre auf einen vorläufigen Höhepunkt. Mit der Entwicklung einer einfachen Raumkapsel auf Basis vorhandener unbemannter militärischer Konzepte, gelang es, mehrere Monate vor den USA einen Mensch ins All zu bringen.

[Bearbeiten] Technische Daten

Wostok-Diagramm
Wostok-Diagramm

Das Wostok-Raumschiff bestand aus zwei wesentlichen Elementen: der kugelförmigen Kapsel (Durchmesser: 2,3 m, Volumen: 1,6 m³, Masse: 2,46 t für den jeweiligen Raumfahrer inklusive der benötigten Steuerkontrollen sowie einem angrenzenden doppelkegligen Geräteteil (Durchmesser: 2,43 m, Länge: 2,25 m, Masse: 2,27 t), welcher im wesentlichen das Bremstriebwerk samt Treibstoffen beinhaltete.

Auf die Erde zurückgeführt werden konnte nur die runde Kapsel, welche zu diesem Zwecke mit einer bis zu 18 cm dicken Asbestschicht als Schutzschild umgeben war. Der Gesamtkomplex hatte eine Masse von 4,73 t, im Verbund mit Block-E (Oberstufe der Trägerrakete) sogar 6,17 t. Wostok war 4,41 m lang, beziehungsweise mit Block-E 7,35 m.

In der Kapselwand existierten drei mit 1,2 m Durchmesser recht große Luken, durch die der Kosmonaut einstieg, der Fallschirm herausgeschossen beziehungsweise Gerätschaften installiert wurden. Drei kleinere Luken mit einem Durchmesser von jeweils 25 cm dienten der Erdbeobachtung und als Navigationshilfe beziehungsweise als optisches Visier (Wsor) und ließen sich während des Wiedereintritts durch kleine Jalousien verschließen. Die technische und wissenschaftliche Ausrüstung der Kapsel mit einer Masse von knapp 800 kg bestand hauptsächlich aus Telemetrie- und Kommunikationssystemen, aber auch Landesensoren und dem Landefallschirm. Der Kosmonaut war auf einem Schleudersitz befestigt, welcher vor der Landung herauskatapultiert wurde. Grund für diese Prozedur ist der Umstand, dass man mit der kugelförmigen Kapsel nur ballistische Landungen durchführen konnte, was für den Raumfahrer Belastungen bis 10 g bedeuteten und es außerdem erschwerte, die Kapsel vor dem Aufschlag genügend abzubremsen. Somit hielt man die Sicherheit des Kosmonauten für vorrangig und ließ ihn separat an einem Fallschirm landen.

Der Schleudersitz diente im Falle einer Havarie der Trägerrakete auf der Abschussrampe oder in den ersten Flugsekunden ebenfalls als Sicherheitssystem, welches den Kosmonauten aus dem direkten Gefahrenbereich hätte retten können. In der Kapsel herrschte irdische Normalatmosphäre. Von dem ursprünglichen Plan, wie die Amerikaner reinen Sauerstoff zu verwenden, sah man aufgrund der damit verbundenen Gefahren ab.

Der Geräteteil blieb während des Fluges durch vier Gummibänder mit der Kapsel verbunden, welche nach Brennschluss des Triebwerks beziehungsweise unmittelbar vor dem Wiedereintritt abgesprengt wurden. Als Triebwerk fand das Issajews TDU-1 auf Basis von Salpetersäure und einem Amintreibstoff mit einem 45 Sekunden langen Schub von 15,83 kN Verwendung. Die Lageregelung im Raum wurde von mit 2 x 16 Stickstoffdüsen verbundenen Infrarotsensoren gesichert. Zur Versorgung des Raumschiffs sowie aller Systeme inkl. Kapsel wurden außen 14 Druckgasbehälter mit Sauerstoff, Stickstoff und reiner Luft angebracht. Als primäre (und einzige) Energiequelle dienten chemische Batterien mit einer Betriebsdauer von zehn Tagen.

[Bearbeiten] Entwicklung

Zu Beginn der sowjetischen Raumfahrt lagen die Wurzeln jedes Programms im militärisch-industriellen Komplex. Dies wussten auch die Konstrukteure, allen voran Sergei Pawlowitsch Koroljow, die mit zivilen Projekten keinerlei Chance auf eine Finanzierung oder nennenswerte staatliche Unterstützung gehabt hätten. Die Rüstungsindustrie spielte generell für lange Zeit eine entscheidende Rolle bei der Präsenz der UdSSR im Weltall.

Das OKB-1, Koroljows Konstruktionsbüro, erhielt 1956 den Auftrag einen Foto-Aufklärungssatelliten unter der Bezeichnung Zenit zu entwickeln. Zenit sollte mangels leistungsstarker Übertragungstechnik die geschossenen Bilder in einer kleinen Kapsel zur Erde zurückführen, um sie erst dort zu entwickeln und auszuwerten. Ein ähnliches System verwendeten die Amerikaner in ihrem Keyhole-Aufklärungssattelliten. Mit diesem Programm war bereits vor dem Start von Sputnik die Instrumentalisierung der Raumfahrt als direkte (Spionage) aber auch als indirekte (Propaganda) Waffe des Kalten Krieges beschlossene Sache.

Dieser Umstand bewog den damaligen Parteichef Chruschtschow, dem gesamten Raumfahrtprogramm höchste Priorität einzuräumen, dieses militärisch und technisch nutzbar zu machen und unter allen Umständen schnellstmögliche Erfolge vorzeigen zu können. Damit rückte auch die lang vorher erwogene Möglichkeit, einen Menschen ins All zu schicken, in den Mittelpunkt aller Planungen. Koroljow erhielt schließlich im Sommer 1956 den offiziellen Auftrag zur Entwicklung eines bemannten Raumschiffes unter der Bezeichnung Wostok und begann dann Anfang 1958 an intensiveren Planungen. Etwa zur gleichen Zeit verkündeten die US-Amerikaner stolz, dass man es schaffen werde, als erste Nation binnen weniger Monate einen Menschen ins All und wohlbehalten zurückzuführen.

Der Weg zu diesem Ziel war für die Sowjets weit weniger steinig als für die Amerikaner. Letztere hatten bereits im Voraus massive Rückschläge in ihrem unbemannten Programm hinnehmen müssen und verfügten über keine ausreichend leistungsfähige Rakete, die eine vergleichsweise schwere bemannte Kapsel ins All hätte befördern können. Anders die Sowjets: ihnen stand die universelle und sehr leistungsfähige Interkontinentalrakete R-7 (Semjorka) zur Verfügung. Letztlich konnte Koroljow für das bemannte Raumschiff auch einfach auf die projektierte Zenit-Kapsel zurückgreifen. In deren Kapsel ließ sich mit einem Durchmesser von 2,3 m mühelos ein Kosmonaut samt Lebenserhaltungssystem unterbringen. Zu Beginn des Wostok-Programms war das Missionsszenario mehr als unklar.

So erwog man anfangs, ähnlich wie es die Amerikaner dann auch verwirklichten, eine ballistischen Flug mit Hilfe einer Höhenforschungsrakete durchzuführen und somit die Erde nicht zu umkreisen. Einer der energischsten Gegner dieses Plans war Koroljow selbst, der zwar um die relative technische Leichtigkeit eines solchen Unterfangens wusste, aber auch erkannte, dass dies kein wirklicher Raumflug war. Die Amerikaner ließen sich nur durch die Formel schneller - höher - weiter (zumindest in den Augen der Öffentlichkeit) schlagen, und da war eine Erdumkreisung, also ein orbitaler Flug, um Dimensionen besser geeignet als ein kleiner ballistischer Hopser.

Parallel zu jenen Planungen wurde die Oberstufe Block-E für die bereits angesprochene R-7-Rakete konzipiert. Bereits 1957 qualifizierte sich die R-7 durch den erfolgreichen Sputnikstart für ihren Einsatz in der Raumfahrt. Durch die erhöhte Nutzlast war allerdings eine modifizierte Oberstufe nötig, welche die mehrere Tonnen schwere Wostok-Kapsel auf eine ausreichend hohe Bahn bringen konnte. Koroljow dachte bei dem Block-E noch weiter: so ließen sich mit dieser Oberstufe in Kombination mit der nun dreistufigen R-7, welche in abgewandelter Form noch heute das Rückgrat der russischen Raumfahrt bildet, alle Arten schwerer Erdsatelliten, aber auch Mond- und Planetensonden ins All bringen.

Dennoch konnte man die Zeit nicht aus den Augen verlieren. Mit Abschluss der Vorarbeiten im April 1958 wurde klar, dass man sich viel Zeit und Energie sparen könnte, indem man auf ein ausgefeiltes Landesystem verzichtet und stattdessen den Kosmonauten nach dem Wiedereintritt in einer bestimmten Höhe aus der Kapsel hinauskatapultiert und unabhängig von der eigentlichen Kapsel landen lässt. Im gleichen Zug mit Abschluss der Planungsphase wurde eiligst eine Kommission für bemannte Weltraumflüge unter Vorsitz von Konstantin Rudnew, seines Zeichens bereits Vorsitzender des Komitees für Verteidigungstechnologie (GKOT), gebildet, um die Anstrengungen des Wostok-Programms besser zu koordinieren und zu zentralisieren. Zu Rudnews Stellvertreter wurde Sergej Koroljow selbst berufen.

Der Rat der Chefkonstrukteure der UdSSR fasste im November 1958 den Beschluss, einen bemannten Raumflug intensiv vorzubereiten und diesem als ziviles Projekt allerhöchste Priorität selbst vor vergleichbaren militärischen Plänen einzuräumen. Auch wurde hier der Beschluss gefasst, die Mission auf alle Fälle auf einen orbitalen Flug hinauslaufen zu lassen. Bereits Anfang 1959 konnte man mit dem Bau der Wostok-Kapsel beginnen und war damit im Vergleich zu den Amerikanern erneut im zeitlichen und organisatorischen Vorteil. Ungünstig auf die Qualität des gesamten Projekts wirkte sich der Brauch aus, Konstruktion und Bau gleichzeitig ablaufen zu lassen. Damit wurde es kaum möglich, die Kapsel auf der Erde zu erproben, und man nahm auch weitere Risiken in Kauf, um das Wettrennen ins All für sich zu entscheiden. Jedenfalls konnte man im Herbst selbigen Jahres im Werk Kuibyschew ein erstes elektrisches Analog, also eine komplette Kapsel ohne Hitzeschild, fertigstellen.

Mit diesem Schritt wurde die maßgebliche technische Ausgestaltung des Programms abgeschlossen, und die Oberstufe machte die R-7 zu einer der erfolgreichsten, sichersten und zuverlässigsten Trägerraketen der Welt und einem langlebigen Arbeitspferd der sowjetischen Raumfahrt.

Etwa parallel mit der Fertigstellung des elektrischen Analogs begann man eine intensivere Testphase, die mit Abwurftests mit der Wostok-Kapsel begann. Im Gegensatz zu den USA konnte man viele wertvolle Monate Zeit sparen, da man aufgrund der Kugelgestalt nicht erst, wie bei den Mercury-Kapseln der NASA mit ihrer Kegelform der Fall, das Flugverhalten der Kapsel untersuchen musste. Ebenfalls wurde eine Reihe von Katapulttests durchgeführt, um die Landesequenz, neben dem Start der riskanteste Teil der gesamten Mission, zu simulieren. Im Januar 1960 führte man mehrere Testabschüsse von Wostok-Raketen von Baikonur in Richtung Kamtschatka durch, wobei mit der Kapsel der ballistische Wiedereintritt, das Hitzeschild und der Landevorgang unter realistischen Bedingungen erprobt wurden. Leider existieren keine genauen Aufzeichnungen über den Verlauf und die Anzahl solcher Flüge in jenen Wochen.

Die Feuertaufe bestand das Wostok-Raumschiff am 15. Mai 1960, als man eine vereinfachte unbemannte Kapsel (Wostok 1P, prostjeschij: deutsch einfach) unter der Bezeichnung Korabl 1 (Raumschiff 1, im Westen irreführend auch als Sputnik 4 bezeichnet) in eine annähernd kreisförmige Erdumlaufbahn brachte.

Im Gegensatz zur späteren Variante, glich Korabl 1 eher dem Zenit-Satelliten und besaß zwei Solarpanele, dafür aber keinerlei Lebenserhaltungs- oder Landesysteme. Zur Unzufriedenheit aller Beteiligten gab es enorme Probleme mit der Sprechfunkverbindung, die man probeweise zum Raumschiff und von dort zurück zum Boden sendete. Am 19. Mai kam es zum Test des Bremstriebwerks TDU, womit man einen wesentlichen und sehr riskanten Teil der Mission nachstellte. Durch einen Fehler in einem Infrarotsensor orientierte sich Korabl 1 allerdings falsch, und das Triebwerk leitete nicht den Abstieg ein, sondern brachte das Raumschiff auf eine noch höhere Umlaufbahn. Später verglühten Kapsel und Geräteteil wie geplant in der Atmosphäre.

Einen derben Rückschlag erhielt das Programm am 28. Juli des gleichen Jahres, als eine vollständig ausgerüstete und mit der später eingesetzten Version annähernd identische Kapsel (Bezeichnung Wostok 1, 1KA) mit den beiden Hunden Bars und Lisitschka an Bord etwa 19 Sekunden nach dem Start explodierte und nahe dem Startplatz aufschlug.

Der Fehlstart wurde selbstverständlich nicht bekannt gegeben, stattdessen wiederholte man den Start bereits am 19. August die Mission, woraufhin die Kapsel mit der Bezeichnung Korabl 2 (Sputnik 5) mit den beiden Hunden Belka und Strelka sowie zwei Ratten und vierzig Mäuse an Bord die vorgesehene Erdumlaufbahn erreichte. Bereits am 20. August, nach rund 10 Erdorbits, landete die Kapsel sicher nahe der Ortschaft Orsk. Die an Bord befindlichen Tiere wurden wie geplant aus der Kapsel katapultiert und dabei einer Beschleunigung von bis zu 10 g ausgesetzt, überlebten aber die Strapazen und bewiesen die Einsatzfähigkeit des Verbundes R-7/Block E/Wostok. Unterdessen beobachteten auch die Amerikaner die Vortastversuche der Sowjets mit Besorgnis, schließlich ließen Ergebnisse ihres Mercury-Systems weiterhin auf sich warten.

Im August 1960 wurden weitere Details zu den folgenden, unbemannten Missionen klar. Es wurden verschiedene Designveränderungen, Vereinfachungen und Masseeinsparungen, aber auch Einzelheiten zum Rettungssystem und zum Raumanzug SK-1 besprochen und beschlossen. Am 19. September unterbreiteten dann verschiedene Persönlichkeiten, unter ihnen Koroljow, Chef der Raketentruppen Mitrofan Nedelin (Chef der strategischen Raketentruppen), der stellvertretende Ministerpräsident Ustinow sowie der Vizepräsident der AdW der UdSSR Mstislaw Wsewolodowitsch Keldysch, dem ZK der KPdSU die Empfehlung, den Termin für den ersten bemannten Raumflug in den Dezember zu verlegen. Die Zustimmung von ZK und Ministerrat kam am 11. Oktober und machte den Weg für den Raumflug frei.

Doch damit war es nicht geschehen. Einzelne Systeme, darunter der lebenswichtige Schleudersitz, erwiesen sich als nicht funktionsfähig, beziehungsweise wiesen Fehlfunktionen auf, welche bei einem Test des Schleudersitzes sogar das Leben eines Probanden forderte. Damit wurde ungewiss, ob sich der Termin im Dezember halten lassen würde.

Den Ausschlag für die Streichung des Fluges im Dezember gab letztendlich die personelle Lücke, welche eine Explosion der neu konstruierten Interkontinentalrakete R-16 aus dem OKB Jangel am 24. Oktober auf einem Startpodest des Kosmodroms Baikonur hinterließ. Mehr als 200 führende Raumfahrtspezialisten kamen bei dem Inferno ums Leben, unter ihnen der Chef der Raketentruppen, Marschall Nedelin, gleichzeitig einer der maßgeblichen Förderer des Raumfahrtprogramms.

Man entschied sich aus Sicherheitsgründen für zwei weitere unbemannte Flüge im Dezember. Den Auftakt bildete am 1. Dezember Korabl 3, welche unter anderem die beiden Hunde Ptscholka und Muschka befördern sollte. Doch das TDU-1-Triebwerk arbeitete erneut nicht fehlerfrei und leitete eine zu flache Abstiegsbahn ein. Die Kapsel landete nach 17 Erdorbits und wurde nicht gefunden. Als Landeort wird der Pazifik angenommen. Bei einem bemannten Raumflug wäre die Kapsel zwar auch ohne Triebwerk durch die elliptische Bahn nach einigen Tagen auf natürlichem Wege wieder in die Erdatmosphäre eingetreten, doch wäre der Landeort unkontrollierbar gewesen. So war man zum Beispiel nicht auf eine Landung im Ozean vorbereitet, zumal eine Landung im nicht-kommunistischen Ausland eine propagandistische Katastrophe bedeutet hätte. Dementsprechend musste das Triebwerk TDU-1 gründlich überarbeitet werden und der Termin rutschte weiter ins Jahr 1961.

Doch auch Korabl 4 stand unter keinem glücklichen Stern. Beim Start am 22. Dezember brannte einer der Außenbooster der Wostok-Trägerrakete zu kurz. Mit diesem Schubverlust hätte man keinen planmäßigen Orbit erreichen können, woraufhin man den Flug abbrach, die Kapsel von der Rakete absprengen und in Ostsibirien landen ließ. Die beiden an Bord befindlichen Hunde Domka und Krasonka überlebten zwar diese Notlandung samt hartem Aufprall, allerdings starben sie in ihrer Kapsel, da die Bergung ganze zwei Tage in Anspruch nahm.

Auch dieser Vorfall gab zu denken, die erste bemannte Raumfahrt musste unter allen Umständen erfolgreich verlaufen. Der Tod eines Raumfahrers würde dem gesamten sowjetischen Programm unweigerlich den Todesstoß versetzen. Um die Gefahren zu minimieren, modifizierte man die Kapsel unter der Bezeichnung 3KA erneut. So hat man zum Beispiel die Stärke des aus Asbest bestehenden Hitzeschildes von 3 auf 13 cm erhöht. Ebenfalls erging der Beschluss, dass der erste Raumflug die Erde nur einmal (etwa 90 Minuten) und nicht wie geplant 17 mal (was einem eintägigen Flug entspräche) umrunden sollte. Unterdessen kündeten die Amerikaner ihren ersten suborbitalen Flug für den 28. April 1961 an. Die Parteiführung drängte nun, den Flug unter allen Umständen vor diesem Termin durchzuführen.

Um einige abschließende Tests durchzuführen, fertigte man so genannte Space Dummies, also menschengroße und -schwere Puppen, welche dem Wostok-System das Space Proof-Siegel verleihen sollten. So lief dann bei dem anderthalbstündigen Flug von Korabl 4 am 9. März 1961 alles wie geplant und sowohl der an Bord befindliche Hund Tschernuschka, aber auch der Dummie waren nach der Landung wohlauf. Bei dem Start von Korabl 5 am 25. März waren in Baikonur sogar die sechs Kandidaten anwesend. Auch dieser Flug mit dem Hund Swjosdotschka und dem Dummie „Iwan Iwanowski Nr. 2“ an Bord und die Landung, 80 km von Ishewsk entfernt, verlief planmäßig.

Mit diesem abschließenden Tests gaben die Konstrukteure ihr Go und schon der nächste Flug würde Anfang April bemannt durchgeführt werden können.

[Bearbeiten] Die Kosmonautengruppe Nr. 1

Siehe Hauptartikel Erste Kosmonautengruppe der Sowjetunion.

Der menschliche Faktor für einen Raumflug wurde von Koroljow zu keinem Zeitpunkt unterschätzt, und so begann man Anfang 1959 mit der akribischen Suche nach geeigneten Kandidaten und mit einer strengen Auswahlprozedur.

Im Februar 1960 wurden 20 junge Kampfpiloten ausgewählt, die erste Kosmonautengruppe der Sowjetunion zu bilden. Die Ausbildung erfolgte im neu erstellten (Sternenstädchen) Swjosdny Gorodok, 40 Kilometer nordöstlich vom Moskau unter der Leitung von Nikolai Kamanin.

Ab Mai 1960 wurden sechs der 20 Kandidaten speziell am Wostok-Simulator geschult. Dies waren Juri Gagarin, German Titow, Andrijan Nikolajew, Pawel Popowitsch, Anatoli Kartaschow und Walentin Warlamow. Kartaschow und Warlamow mussten aus medizinischen Gründen diese Gruppe verlassen und wurden durch Grigori Neljubow und Waleri Bykowski ersetzt.

Symbolisch bekamen die sechs Anwärter nach ihren Prüfungen am 17. und 18. Januar den Titel "(Flieger-) Kosmonaut" verliehen, durften sich aber öffentlich nicht so nennen, da man auch die Mitglieder der Kosmonautengruppe zur Verschwiegenheit nach außen verpflichtete. Letztendlich galt es, unter den sechs Verbliebenen, denjenigen herauszusuchen, der einerseits die besten Testresultate an den Tag legte, andererseits aber auch mit Charme und Charakter für die Propagandamaschinerie verwertbar war.

General Kamanin gab Juri Gagarin bereits Ende März zu verstehen, dass er sich Hoffnung machen dürfe, als erster ins All zu fliegen. Gagarin zeichnete sich in allen Disziplinen dadurch aus, immer zur Leistungsspitze zu gehören und keine Gebiete zu haben, auf denen er schwächelte. Gleichzeitig besaß er zwar einen starken, aber keinesfalls einen arroganten Charakter.

[Bearbeiten] Flugverlauf

Im Rahmen des Wostok-Programms wurden sechs Missionen durchgeführt. Ausführliche Missionsbeschreibungen sind in separaten Artikeln zu finden.

Start um 7.07 Uhr MEZ, einmalige Erdumkreisung. Rückkehr nach 108-minütigem Flug (= 41.000 km Flugstrecke). Landung nahe Smelowka, 26 km südwestlich von Engels. Funk-Rufname: Kedr (Zeder)
Durchführung von 17 Erdumkreisungen (= 1d 1h 17min; 703.000 km). Erstmals Filmaufnahmen und Experimente unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit. Titow litt an akuter Weltraumkrankheit, klagte über Übelkeit und Orientierungslosigkeit. Zeitweise Ausfall der bordeigenen Temperaturregulierung, Sinken der Bordtemperatur auf 6°C. Erfolgreiche Landung im Gebiet Krasnij Kut bei Saratow. Funk-Rufname: Orjol (Adler)
Ernsthafte Probleme beim Start, da sich ein Kabelmast nicht wie geplant von der Rakete löste, sondern erst wenige Sekunden vor dem Start zur Seite schwenkte. 24 Stunden später startete Wostok 4. Landung nach 3d 22h 22min nahe Karakalinsk in Kasachstan. Funk-Rufname: Sokol (Falke)
Start nur einen Tag nach Wostok 3. Durchführung des ersten Gruppenfluges der Geschichte. Näherung bis auf 6,5 km, was direkten Funkkontakt ermöglichte. Erprobung wichtiger Rendezvous-Technik für spätere Mondmissionen. Nikolajew und Popowitsch schwebten erstmals frei in ihren Kabinen, keiner von beiden erlitt wie Titow die damals vollkommen unerforschte Weltraumkrankheit. Landung nur 7 Minuten nach Wostok 3 nahe Atas, südlich von Karaganda. Funk-Rufname: Berkut (Königsadler)
Ursprünglich war ein Dreierflug mit Wladimir Komarow, Bykowski und einem weiblichen Raumfahrer geplant, was allerdings am 1. April wieder verworfen wurde. Wostok 5 war gleichzeitig eine Vorbereitung auf kommende Mondmissionen und sollte acht Tage dauern. Durch gefährliche Sonnenaktivität wurde der Start vom 12. Juni an mehrmals verschoben. Doch auch am 14. Juni fiel während des Countdowns überraschend ein Steuerkreisel aus und eine Schnur verhedderte sich unter Bykowskis Sitzschale. Beide Probleme wurden entgegen den Vorschriften und auf Bykowskis ausdrücklichen Wunsch bei laufendem Countdown behoben. Das erreichte Perigäum war letztendlich zu niedrig, um tatsächlich acht Tage im Orbit zu verweilen. Die Landung erfolgte am 19. Juni. Funk-Rufname: Jastreb (Habicht)
Zwei Tage nach Bykowski brach die 26-jährige Textilarbeiterin Tereschkowa ins All auf. Während des Fluges wurde der Gruppenflug von Wostok 3 und 4 weitestgehend wiederholt, die beiden Raumschiffe näherten sich auf bis 5 km. Die offizielle Version, dass Tereschkowa die Schwerelosigkeit erstaunlich gut vertrug, ist aufgrund widersprüchlicher Berichte anzuzweifeln. Tereschkowa landete 2,5 Stunden vor ihrem Kollegen Bykowski. Funk-Rufname: Tschaika (Möwe)

[Bearbeiten] Programmende

Offensichtlich plante Koroljow ursprünglich noch mindestens einen weiteren Wostok-Flug für 1964. Gleichzeitig war aber allen Beteiligten klar, dass man mit den technischen Möglichkeiten und damit auch der propagandistischen Verwertbarkeit an die Grenzen des möglichen gestoßen war. Das geplante Nachfolgeraumschiff Sojus ließ weiter auf sich warten, so dass man verschiedene Ersatz-Missionen mit abgewandelten Wostok-Raumschiffen Wostok Tsch plante.

Dadurch hätte man nicht nur wichtige Erfahrungen im Bereich der Kopplungstechnik gewonnen, sondern hätte gleichzeitig die erste bemannte Raumstation mit einer Masse von 15 bis 25 Tonnen aufgebaut. Denkbar wäre auch eine direkte Weiterentwicklung zu einem Mondraumschiff gewesen. Wostok Tsch stieß leider auf wenig Gegenliebe, sodass sämtliche dahingehende Studien und Entwürfe zwar Einzug in unbemannte Programme (Zenit) fanden, aber nie umgesetzt wurden, da die letztendliche Verwirklichung zu viel Zeit und Geld in Anspruch genommen hätte.

Schließlich kündigten die Amerikaner 1964 den Flug ihrer Gemini-Raumschiffe an und Koroljow konterte mit einer schlichten Modifikation des Wostok-Systems, indem er den Schleudersitz zu Gunsten von bis zu drei Sitzschalen entfernte. Das so modifizierte Raumschiff wurde auf den Namen Woschod getauft, um dem Westen vorzugaukeln, man hätte ein völlig neues, revolutionäres System entwickelt. Damit endete die glorreiche Wostok-Ära.

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Wostok (Raumkapsel) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Wikipedia:Lesenswerte Artikel
Lesenswerte Artikel
Wikipedia:Lesenswerte Artikel
Lesenswerte Artikel
Dieser Artikel wurde in die Liste der Lesenswerten Artikel aufgenommen.
Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -

Static Wikipedia 2007 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -

Static Wikipedia 2006 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu