Abodriten (Volk)
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Die Abodriten (auch Abotriten, Obotriten/Obodriten, Bodrizen) waren ein mittelalterlicher elbslawischer Stammesverband (einer Untergruppe der Westslawen) auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg und Holstein. Zeitweise ist Liubice (siehe auch: Lübeck), die an der Einmündung der Schwartau in die Trave gelegene Burgsiedlung (Alt-)Lübeck, der Sitz der meist aus dem Geschlecht der Nakoniden stammenden Herrscher der Abodriten.
Sie waren traditionell mit dem ebenfalls slawischen Stammesverband der Wilzen verfeindet. Der Zwist geht vermutlich auf Gebietsstreitigkeiten zurück. Aus dem Volk der Abodriten ging das bis 1918 herrschende mecklenburgische Fürstengeschlecht der Abodriten (Adel) hervor.
[Bearbeiten] Geschichte
- spätes 7./8. Jahrhundert - Einwanderung slawischer Gruppen in das Gebiet zwischen Ostsee, Elbe und Warnow
- 794-799 - die Abodriten stehen im Kampf Karls des Großen gegen die mit den Wilzen verbündeten Sachsen auf fränkischer Seite. (798 fand die entscheidende Schlacht auf dem Sventanafeld statt)
- Ende 8. Jahrhundert - erste Fürsten über den Stammesverband sind nachweisbar
- 808 Zerstörung Rerics
- ab 810 sichern sich die Sachsen mit dem Limes Saxoniae, einer siedlungsleeren und schwer passierbaren Urwaldgrenze gegen abodritische Überfälle
- ab 819 erste Befestigung von Liubice an der Mündung der Schwartau in die Trave
- 16. Oktober 955 - Niederlage von Nakon gegen Kaiser Otto I. in der Schlacht an der Raxa
- 983 Beginn des ersten großen Slawenaufstands
- 1043 Der Nakonide Gottschalk wird zum Herzog (König, Knes) der Abodriten. In Anlehnung an Adalbert von Bremen bemüht er sich um die Errichtung eines elbslawischen christlichen Staats nach polnischem Vorbild.
- 1066 Nach Adalberts Sturz wird Gottschalk ermordet, Kruto übernimmt die Herrschaft, überfällt u.a. die Hammaburg und zerstört sie.
- 1093 Gottschalks Sohn Heinrich übernimmt die Herrschaft im Abodritenland, noch einmal scheint ein eigenständiges Abodritien möglich zu sein.
- 1127 Heinrich stirbt - in der Folge (1131) zerfällt sein Reich, nachdem Heinrichs Sohn Kanut ermordet worden war
- 1147 - Wendenkreuzzug des Sachsenherzogs Heinrich der Löwe und Unterwerfung großer Teile des Abodritenreiches
- 1160 Krieg der Dänen und der Sachsen gegen das Restreich der Abodriten, während dessen der abodritische Stammesfürst Niklot (Regentschaft 1131-1160) umkommt
- 1167 - Pribislav, Sohn des Fürsten Niklot, erhält das Erbe seines Vaters als Lehen Heinrichs des Löwen zurück. Er gründet damit das Geschlecht der späteren Herzöge von Mecklenburg
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Donat: Die Mecklenburg vor 1000 Jahren. Zur historischen Situation in der Mecklenburg und bei den Obodriten während der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts. in: Wolf Karge u.a. (Hg.), Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern. Biographie einer norddeutschen Region in Einzeldarstellungen, Rostock 1995, 10-15
- Peter Donat: Archäologische Beiträge zur obodritischen Geschichte und Kultur im 12. Jahrhundert. in: Mecklenburgische Jahrbücher 113 (1998), 125-138
- Michael Müller-Wille: Slawische Besiedlung im obodritischen Herrschaftsbereich. Neuere Beiträge der Archäologie, Onomastik, Dendrochronologie und Paläobotanik. in: P. Ettel u.a. (Hrsg.), Interdisziplinäre Beiträge zur Siedlungsarchäologie. Gedenkschrift für Walter Janssen, (=Studia honoraria 17), Rahden i.Westf. 2002, 243–253
- Michael Müller-Wille: Zwischen Kieler Förde und Wismarbucht. Archäologie der Obodriten vom späten 7. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts; in: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 83 (2002), 243-264
- Robert Bohn: Geschichte Schleswig-Holsteins, München 2006 (Verlag C.H. Beck), ISBN 978-3-406-50891-2