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Albulabahn

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Lage und Verlauf der Albulabahn im Netz der Rhätischen Bahn
Lage und Verlauf der Albulabahn im Netz der Rhätischen Bahn

Die Albulabahn im schweizerischen Kanton Graubünden verbindet Thusis (697 m ü. M.) am Hinterrhein mit dem Kurort St. Moritz (1774 m ü. M.) im Engadin. Die 63 km lange Linie, die mit ihren 55 Brücken und 39 Tunnels zu den spektakulärsten Schmalspurbahnen der Welt gehört, ist Bestandteil des Stammnetzes der Rhätischen Bahn (RhB).

Der Bau der Albulabahn wurde im September 1898 begonnen, die Eröffnung fand am 1. Juli 1903 statt und die Verlängerung bis St. Moritz ging zum 10. Juli 1904 in Betrieb.

Seit 2001 wird angestrebt, dass die Rhätische Bahn und die Kulturlandschaft Albula/Bernina in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen werden. Kernstück der bereits beschlossenen Kandidatur, welche im Jahre 2006 eingereicht werden wird, bilden die Albula- und die Berninabahn, also die Strecke von Thusis über St. Moritz nach Campocologno. Eine Erweiterung der Kandidatur auf die Strecke bis ins italienische Tirano wurde Ende 2006 bekanntgegeben.

Der Entscheid über die Aufnahme der Bahn und der Kulturlandschaft in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO wird im Jahre 2008 in Paris getroffen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Strecke

Fahrplanfeld 940: Thusis–St. Moritz
Strecke von LandquartChurReichenau
Nullpunkt Landquart
41.26 Thusis 697 m ü.M.
Hinterrheinbrücke Thusis 228 m
42.10 Thusis Süd 714 m ü.M.
43.08 Sils im Domleschg 735 m ü.M.
Campell 32 m
Campi 218 m
Runplanas 502 m
Cugnieler 39 m
Versasca 694 m
Pflanzgarten I 39 m
Pflanzgarten II 98 m
Passmal 420 m
Lochtobel 102 m
Solis 986 m
49.33 Solis 851 m ü.M.
Solisbrücke 164 m
Alvaschein 609 m
Nisellas 274 m
Salons 60 m
Mistail 300 m
53.95 Tiefencastel 884 m ü.M.
Tiefencastel 26 m
58.13 Surava 939 m ü.M.
60.78 Alvaneu 999 m ü.M.
Schmittentobel 137 m
Zalaint 27 m
Landwasserviadukt 142 m
Landwasser 216 m
63.50 Filisur Nord 1061 m ü.M.
Strecke von Landquart–Davos
64.36 Filisur 1080 m ü.M.
Greifenstein 698 m
Schlossberg 56 m
Faleinerweg 36 m
Ruegna 21 m
Kleiner Cruschetta 74 m
Grosser Cruschetta 417 m
Surmin 224 m
Bellaluna 28 m
Stulsertobel I 84 m
Stulsertobel II 103 m
70.19 Stugl/Stuls 1277 m ü.M.
Streda 74 m
Bergünerstein 409 m
Glatscheras 334 m
73.14 Bergün/Bravuogn 1372 m ü.M.
God 487 m
Plaz 262 m
Val Tisch 102 m
Prasegras 34 m
Chanalletta-Galerie 117 m
79.30 Muot 1575 m ü.M.
Fuegna 53 m
Albulaviadukt I 60 m
Rugnux 662 m
Albulaviadukt II 96 m
Toua 677 m
Albulaviadukt III 138 m
Maliera-Galerie 220 m
Albulaviadukt IV 44 m
Zuondra 535 m
84.79 Preda Nord 1761 m ü.M.
85.71 Preda 1789 m ü.M.
Albulatunnel 5865 m
91.80 Spinas1 1815 m ü.M.
Linie von Scuol-TaraspSagliains
95.60 Bever2 1710 m ü.M.
97.71 Samedan 1705 m ü.M.
Linie nach Pontresina
100.32 Celerina 1730 m ü.M.
Charnadüra I 449 m
Argentieri 114 m
Berninabahn nach PontresinaTirano
102.93 St. Moritz 1775 m ü.M.
1nur von einzelnen Zügen bedient
2mehrheitlich von Linie Pontresina–Sagliains bedient

Eine Touristenfahrt auf der weitgehend eingleisigen Albulabahn kann mit einem der beiden Vorzeigezüge der RhB, dem Bernina-Express und dem Glacier-Express, aber auch mit normalen Schnellzügen unternommen werden.

Hinter Thusis überquert die Strecke den Hinterrhein und tritt in das Tal der Albula ein, das östlich von Thusis Schinschlucht genannt wird. Schon hier passiert sie zahlreiche Brücken und Tunnel. Nach der Station Solis, 8 km von Thusis entfernt, wird die schäumende Albula auf der 86 Meter hohen Solisbrücke überquert.

Der RhB-Bahnhof von Tiefencastel.
Der RhB-Bahnhof von Tiefencastel.

Zwischen Tiefencastel und Filisur fährt der Zug dann über den 35 Meter hohen und 137 Meter langen Schmittentobelviadukt, bis er kurz vor Filisur das Wahrzeichen der Bahn erreicht: Den 65 Meter hohen Landwasserviadukt, der in einem Viertelkreis von nur 100 Metern Radius direkt in einen Tunnel der gegenüberliegenden Felswand führt.

Im Bahnhof Filisur mündet die ähnlich spektakuläre Strecke von Davos in die Albulabahn. Zwischen Filisur und Bergün überwindet der Zug bereits 292 Höhenmeter und fährt durch den ersten Kehrtunnel. Bergün bietet bahnhistorisch Interessantes: Zum einen endet hier der Bahnhistorische Lehrpfad aus Preda, zum anderen befindet sich unterhalb des Bahnhofs ein Lokdenkmal mit einem RhB-Krokodil. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs steigt der Zug wieder mit 35 Promille in die Höhe. Im «Albula-Karussell» mit drei Kehrtunneln und vier Viadukten überquert die Strecke mehrfach sich selbst und gewährt atemberaubende Ausblicke auf Höhen und Tiefen des Hochgebirges.

Karte des Abschnitts Bergün-Preda
Karte des Abschnitts Bergün-Preda

Nach der Durchquerung des Albulatunnels und der an dessen Ausgang gelegenen Station Spinas erreicht der Zug über ein Gefälle von bis zu 32 Promille bei Bever das Oberengadin. Hier mündet die Engadinerlinie aus Scuol-Tarasp ein. Im folgenden Bahnhof Samedan zweigt die Strecke nach Pontresina ab, die auch vom Bernina-Express befahren wird, welcher anschliessend seine Fahrt auf der Berninabahn nach Tirano fortsetzt. Der Glacier-Express folgt hingegen der Strecke über Celerina bis zum Endpunkt der Albulabahn, St. Moritz.

Ursprünglich war geplant, die Strecke über den Malojapass bis ins italienische Chiavenna zu verlängern. Dort sollte sie Anschluss an die italienische Eisenbahn erhalten, die am Comer See entlang bis nach Mailand führt. Der Bahnhof von St. Moritz ist aus diesem Grunde als Durchgangsbahnhof angelegt. Während auf der Schweizer Seite die Planungen für die Strecke durch das Bergell weit fortgeschritten waren, gab es auf der italienischen Seite ab der Grenze bei Castasegna nur vage Absichtserklärungen. Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende wirtschaftliche Rezession verhinderten das Vorhaben. Heute verkehrt auf dieser Route eine grenzüberschreitende Postautolinie.

[Bearbeiten] Geschichte

Bis 1890 war der Südosten der Schweiz von Eisenbahnen äusserst schlecht erschlossen. Den Transitverkehr zog die Gotthardbahn an sich, so dass der Bau von Eisenbahnen in Graubünden wirtschaftlich nicht lohnend erschien. Erst der Erfolg der Landquart-Davos-Bahn (LD) brachte die Wende. 1895 änderte die LD ihren Namen in Rhätische Bahn (RhB), und zwei Jahre später entschied das Bündner Volk bei einem Urnengang, die RhB zur Staatsbahn zu machen. Dies schuf die Voraussetzungen für den schnellen Bau weiterer Strecken, die grosse Teile des Kantons erschliessen sollten. 1896 gab es in Graubünden nur 20 km Normalspur- und 90 km Schmalspurbahnen. (Die Länge der Normalspurstrecken ist übrigens bis heute unverändert geblieben, sieht man vom Neubau eines Werkgeleises von Chur nach Domat/Ems ab.) Priorität besass ein Anschluss des Kurortes St. Moritz, der zu jener Zeit mit der Postkutsche vierzehn Stunden von der Kantonshauptstadt Chur, dem Endpunkt der Normalspurbahn, entfernt war.

Nachdem Thusis von Chur aus erreicht war, begann man 1898 mit dem Bau der Albulabahn. Die Ausführung der Strecke als reine Adhäsionsbahn erforderte eine Vielzahl von Kunstbauten. Dabei wurden die Viadukte ausschliesslich in Massivbauweise errichtet. Als besonders problematisch erwies sich die Steigung des Tals zwischen Bergün und Preda, wo auf 5 km Luftlinie über 400 m Höhendifferenz zu überwinden sind. Um die Maximalsteigung von 35 Promille einzuhalten, ersann der Bauleiter Friedrich Hennings eine verschlungene Linienführung, die das Trassee auf 12 km verlängerte. Zwei Wende- und drei Spiraltunnel sowie eine Anzahl Brücken bewältigten diese Aufgabe, indem sie die Strecke wie eine Schraube in die Höhe drehten. Besonders der Bau des 660 m langen Rugnux-Spiraltunnels bereitete auf diesem Streckenabschnitt Probleme, denn das 4° C kalte Bergwasser erschwerte die Tätigkeit der Arbeiter.

Hinter Preda entstand das Herzstück der Strecke, der 5866 m lange Albulatunnel, der die Wasserscheide zwischen Rhein und Donau einige Kilometer westlich des Albulapasses unterquert. Mit einer Kulmination von 1820 m ü. M. ist er nach dem Furka-Scheiteltunnel der zweithöchste Alpendurchstich der Schweiz. Die grösste Gebirgsüberlagerung des Bauwerkes beträgt 950 m.

Die Erstellung des Tunnels bereitete aussergewöhnliche Probleme. Die 6° C kalten Wasserzuflüsse verwandelten das bereits herausgebrochene Gestein in eine breiige Masse, die den Rohbau des nördlichen Richtstollens auf weite Strecken regelrecht verstopfte. Gleichzeitig versiegte eine starke Quelle oberhalb des nördlichen Tunnelportals. Das mit 300 Liter pro Sekunde einströmende Wasser musste mühsam mit Rohrleitungen abgeleitet werden. Dadurch kam der Bau praktisch zum Erliegen: ab Mai 1900 schaffte man in zehn Wochen nur zwei Meter Vortrieb. Diesen Schwierigkeiten war das ausführende Bauunternehmen Ronchi & Carlotti nicht gewachsen und ging in Konkurs. Die Rhätische Bahn nahm darauf hin ab 1. April 1901 die Bauarbeiten selbst in die Hand. Mit einem Prämiensystem konnte ein Teil der verlorenen Zeit wieder aufgeholt werden. Am 29. Mai 1902, um 3 Uhr 30, erfolgte der Durchschlag der beiden Richtstollen mitten im Berg, 3030,5 m vom Nordportal und 2835 m vom Südportal entfernt.

Beim Bau des Albula-Tunnels waren insgesamt 1316 Personen beschäftigt. Insgesamt gab es 16 tödliche Arbeitsunfälle. Am Bahnhof von Preda erinnert ein Gedenkstein an diese Opfer. Die Kosten für den Tunnel beliefen sich auf 7'828'000 Franken.

Steigungsdiagramm der Albulabahn
Steigungsdiagramm der Albulabahn
Gebirgsüberlagerung über dem Albulatunnel
Gebirgsüberlagerung über dem Albulatunnel
Bohrproben vom Bau des Albulatunnels
Bohrproben vom Bau des Albulatunnels
Gedenkstein am Bahnlehrpfad in Preda
Gedenkstein am Bahnlehrpfad in Preda

Am 1. Juli 1903 konnte die Eröffnung des Abschnitts von Thusis nach Celerina gefeiert werden. Weil sich die RhB und die Gemeinde St. Moritz noch über den Standort des dortigen Bahnhofs einigen mussten, verzögerte sich die Einweihung des knapp 3 km langen Reststücks bis zum 10. Juli 1904. Der Mangel an Kohle während des Ersten Weltkrieges veranlasste die RhB, die Elektrifizierung in Angriff zu nehmen. Am 20. April 1919 wurde mit dem Abschnitt Bever–Filisur das erste Teilstück der Strecke mit der auf der Engadinerlinie bewährten Wechselspannung von 11 kV 16 2/3 Hz elektrifiziert. Am 15. Oktober folgte die Fortsetzung bis Thusis.

Seit 1930 benutzt der Glacier-Express die Trasse der Albulabahn, der Bernina-Express kam nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu. Beide Züge begründeten als Aushängeschild der Rhätischen Bahn den legendären Ruf der Bahngesellschaft bei den Eisenbahnfreunden in aller Welt.

Seitdem im Jahre 1969 die Linie mit Streckenblock ausgerüstet wurde, kann der Zugbetrieb auf den meisten Stationen fernüberwacht werden. 2005 übernahm das Rail Control Center Landquart die Aufgaben des Fernsteuerzentrums Filisur.

Das Unterwerk Bever wurde 1973 modernisiert. Die sukzessive erweiterten Ausweichgleise der Stationen weisen heute sämtlich Längen über 260 m auf, was einem Schnellzug mit 13 Wagen entspricht. Seit Ende der 1990er Jahre erstellte die RhB drei kurze Doppelspurabschnitte – bei Thusis, bei Filisur und unterhalb von Preda – um die stündlichen Zugkreuzungen flüssiger abwickeln zu können. Die übrige Strecke ist nach wie vor eingleisig trassiert und immer noch weitestgehend im Zustand von 1904.

[Bearbeiten] Zugbetrieb

Zwischen Chur und St. Moritz verkehren täglich Schnellzüge – seit Dezember 2004 offiziell RegioExpress genannt – im Stundentakt. Für den Abschnitt Thusis–St. Moritz benötigen sie 1 Stunde 34  Minuten, fahren also mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 39 km/h. Einer dieser Züge ist auch der Glacier Express, der von und bis Zermatt durchläuft. Es werden nur noch die Schnellzugstationen bedient, an den kleineren Bahnhöfen halten seit den 1990er Jahren keine Züge mehr. Ein Retourbillett der 2. Klasse kostet zwischen Chur und St. Moritz 74 CHF, das sind knapp 50 € (Stand 2006).

Zum Einsatz kommen mehrheitlich die modernen Elektrolokomotiven der Reihe Ge 4/4 III, die auch auf der Vereinastrecke eingesetzt werden. Die Albulabahn war einst Haupteinsatzgebiet der RhB-Krokodile (Ge 6/6 I). Die verbliebenen Loks dieser Serie und die ebenfalls historischen Ge 4/6 verkehren auch heute noch vor den nicht seltenen Sonderzügen. Die neueren RhB-Lokomotiven haben dagegen nicht die Popularität der Krokodile erreicht. Sie stehen jedoch in einem tagtäglichen Einsatz, dessen Schwierigkeiten aufgrund der Streckenführung und der Dichte des Fahrplanes kaum mit anderen Bahnen dieser Grössenordnung und Spurweite zu vergleichen sind. Hinzu kommt der für eine Schmalspurstrecke ungewöhnlich dichte Güterverkehr, der im gebirgigen Gelände viele Aufgaben des Strassenverkehrs übernimmt. Fast alle Bahnhöfe der Strecke werden mit Güterzügen bedient; die grösseren verfügen über (mindestens) eine eigene Rangierlokomotive. Die wichtigsten Transportgüter sind Holz, Zement und andere Baustoffe, Mineralölprodukte und Lebensmittel.

Ein weiteres Aufgabengebiet der Bahn ist der Transport von Autos mitsamt Passagieren durch das Hochgebirge. Die alpinen Witterungsverhältnisse machen die ganzjährige Benutzung der Pässe unmöglich, während man mit Hilfe der Albulabahn problemlos die Gebirgsbarriere überwinden kann. Daher bietet die Rhätische Bahn die Möglichkeit an, in Thusis das eigene Auto auf spezielle Autotransportwagen zu verladen und nach Samedan befördern zu lassen.

Eine wohl weltweit einzigartige betriebliche Besonderheit sind die Schlittelzüge auf dem Abschnitt Bergün–Preda. Die im Winter für den Autoverkehr gesperrte Albulapassstrasse wird auf einer Länge von über 6 km als Schlittenbahn genutzt. Den Rücktransport von Schlitten und Piloten hinauf nach Preda übernehmen die Züge der Rhätischen Bahn.

[Bearbeiten] Literatur

  • Gian Brüngger, Tibert Keller, Renato Mengotti: Abenteuer Albulabahn. Chur 2003, ISBN 3-856-37279-2
  • Gion Caprez und Peter Pfeiffer: Albulabahn. Harmonie von Landschaft und Technik. Zürich 2003, ISBN 3-905-11189-6
  • Hubertus von Salis Soglio: Bahnhistorischer Lehrpfad Preda-Bergün. Herausgegeben vom Verkehrsverein Bergün. Thusis 51997 (Bezug beim RhB-Bahnladen oder am Bahnhof Bergün).
  • Henning Wall: Albula–Schlagader Graubündens. Aachen 1984, ISBN 3-921679-33-8
  • Eisenbahn Journal Sonderausgabe Rhätische Bahn (I). Hermann Merker Verlag, Fürstenfeldbruck 1.1988, S. 34–102. ISSN 0720-051X
  • Friedrich Hennings: Projekt und Bau der Albulabahn. Chur 1908.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Galerie

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