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Atomausstieg

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Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, Deutschland. Alle deutschen Kernkraftwerke sollen bis 2021 abgeschaltet werden.
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, Deutschland. Alle deutschen Kernkraftwerke sollen bis 2021 abgeschaltet werden.

Als Atomausstieg bezeichnet man die mittel- bis langfristige Aufgabe der zivilen Nutzung von Kernenergie für die Energieversorgung. Der Begriff „Atomausstieg“ ist als politisches Schlagwort in der Anti-Atomkraft-Bewegung entstanden. Die Umsetzung des Atomausstiegs besteht hauptsächlich in der Schließung von Kernkraftwerken. Er wurde 1978 in Österreich, 1980 in Schweden, 1987 in Italien, 1999 in Belgien und 2000 auch in Deutschland beschlossen. In anderen europäischen Ländern wurde der Atomausstieg diskutiert, aber abgelehnt. Österreich, die Niederlande und Spanien haben Gesetze verabschiedet, die den Bau zusätzlicher Kernkraftwerke untersagen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Grundlagen

[Bearbeiten] Überblick

Mit Atomausstieg wird die Abschaltung aller Kernkraftwerke eines Landes bezeichnet. Das Risiko und die möglichen Folgen eines atomaren Unfalls sowie die Angst vor der nicht wahrnehmbaren ionisierenden Strahlung führten dazu, dass die Anti-Atomkraft-Bewegungen in den westlichen Ländern immer mehr an Bedeutung gewannen. Den Unfall von Three Mile Island und die Katastrophe von Tschernobyl nahmen viele Länder zum Anlass, keine neuen Atomkraftwerke zu bauen.

Seit 1987 haben mehrere Länder, insbesondere in Europa, den Gebrauch von Kernenergie aufgegeben. Während Österreich (1978), Schweden (1980) und Italien (1987) sich per Volksentscheid für die Ablehnung bzw. einen Ausstieg aus der Kernkraft aussprachen, verhinderte in Irland die dortige Opposition ein Atomprogramm. Zu den Ländern, die keine Kernkraftwerke besitzen und den Bau neuer Atomkraftwerke ablehnen, zählen Australien, Österreich, Dänemark, Griechenland, Irland und Norwegen. Polen hat den Bau eines neuen Kernkraftwerks gestoppt. Die Schweiz hatte zehn Jahre lang eine Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke, deren Verlängerung jedoch in einem Volksentscheid von 2003 abgelehnt wurde.

Als das finnische Parlament 2002 beschloss, ein fünftes Atomkraftwerk in Finnland zu errichten, löste dies allgemein Verwunderung aus, da dies in Westeuropa der erste derartige Beschluss seit mehr als zehn Jahren war. Mittlerweile hat auch Frankreich einen Baubeschluss für ein neues KKW gefasst und in Finnland wird über ein sechstes KKW diskutiert. Auf dem G8-Gipfel in St. Petersburg 2006 haben sich – mit Ausnahme von Deutschland – alle teilnehmenden Länder für den Bau neuer KKW ausgesprochen.

Wenn Länder Atomkraftwerke abschalten, sind sie dabei auch dazu gezwungen, nach Alternativen bezüglich der Energiegewinnung zu suchen, sofern sie nicht wollen, dass ihre Abhängigkeit von Importen fossiler Energie zunimmt. Deshalb ist die Diskussion über die Zukunft der Kernenergie mit der Diskussion über erneuerbare Energien eng verknüpft. Die am häufigsten in Betracht gezogenen Alternativen zur Kernenergie sind Wasserkraftwerke, fossile Energie, Sonnenenergie und Energie aus Biomasse. Inwieweit sie die Kernenergie ersetzen können, ist teilweise umstritten.

[Bearbeiten] Allgemeines zum Atomausstieg nach Ländern

Die Kosten des Betriebs bzw. eines Ausstiegs werden je nach Land durch den Staat übernommen oder durch den Verbraucher, etwa in Form steigender Steuern oder Strompreise. Im Falle vieler osteuropäischer KKWs wurden die Ausstiegskosten oder Nachrüstkosten teilweise durch westeuropäische Staaten übernommen. Diese Finanztransfers wurden durch die vermeintlich gestiegene Sicherheit in angrenzenden Gebieten begründet.

Oft wird von der entsprechenden Regierung ein langsamer Übergang für einen Atomausstieg gewählt, um in der Zwischenzeit andere Kraftwerkstypen zu errichten. Insbesondere Umweltverbände plädieren hierbei für Erneuerbare Energien. Da deren Verfügbarkeit jedoch begrenzt ist und keine geeigneten Speichermechanismen zur Verfügung stehen, lässt sich der Bedarf kurzfristig nur über konventionelle Kraftwerke decken.

In den letzten Jahren wurde in einigen Ländern der beschlossene Ausstieg vorerst verzögert bzw. ein Ausstieg ganz abgelehnt (Ausstieg aus dem Ausstieg, siehe unten), da unter anderem die Probleme der fossilen Energieträger immer deutlicher werden (begrenzte Verfügbarkeit, hohe Brennstoffpreise, Abhängigkeit von instabilen Ländern, Gefahr von globalen Klimaänderungen).

In Deutschland hält die Bundesregierung unter Angela Merkel am Ausstiegsbeschluss von 2000 derzeit fest, diskutiert aber eine Änderung.

[Bearbeiten] Argumente für den Ausstieg

Die Karte zeigt die Caesium-137-Kontamination in Weißrussland, Russland und der Ukraine in Curie pro Quadratkilometer. Die Angaben sind von 1996, 10 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl.
Die Karte zeigt die Caesium-137-Kontamination in Weißrussland, Russland und der Ukraine in Curie pro Quadratkilometer. Die Angaben sind von 1996, 10 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl.

[Bearbeiten] Umwelt

Politiker, die Atomkraft ablehnen, verweisen auf Risiken, die für die Umwelt entstehen. So ist eines ihrer Hauptargumente, dass beim Gebrauch von Atomkraft für die Energiegewinnung die Sicherheit für die Umwelt und die Menschen nicht gewährleistet sei. Atomunfälle der Vergangenheit hätten radioaktive Strahlung hinterlassen. Bei der Katastrophe von Tschernobyl, dem bisher größten Atomunfall der Geschichte, seien riesige Landmengen für die nächsten Jahrhunderte unbenutzbar geworden. Außerdem habe der Unfall mindestens 41 Menschenleben gekostet und mehrere Menschen wurden verletzt; teilweise werden sogar Zahlen von weit über 10.000 Toten inklusive derer, bei denen die stark erhöhte Radioaktivität zum Tode führenden Krebs auslöste, genannt. Demgegenüber gibt die WHO in einer für das Tschernobyl-Forum erarbeiteten Studie die Zahl der bisher nachweislich durch das Unglück strahlenbedingt Verstorbenen mit 56 an (siehe Literaturzitate). Ausstiegsbefürworter befürchten, dass noch weitere solche Unfälle passieren könnten.

Organisationen aus der Umweltbewegung kritisieren die ökologischen Aspekte der Strahlung, ebenso den Brennstoffkreislauf, der durch den Kernbrennstoff hervorgerufen wird und die Beseitigung des radioaktiven Abfalls in Form von sog. Endlagerung. Sie warnen vor radioaktiver Strahlung und fordern eine strikte Befolgung des Vorsorgeprinzips, nach dem Technologien solange abgelehnt werden, bis bewiesen werden kann, dass sie weder für die Gesundheit von Lebewesen noch für die Biosphäre größere Risiken mit sich bringen. Gegner des Ausstiegs verweisen darauf, dass ihrer Meinung nach die Gesamtrisiken für die Menschheit bei einem Ausstieg größer und nicht kleiner würden, weil dann fossile Energien verstärkt eingesetzt werden müssten.

Plutonium, das in Brennstäben enthalten ist, wird in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague und im britischen Sellafield gewonnen. Bei diesem Verfahren wurden in der Vergangenheit große Mengen von radioaktivem Abfall ins Meer abgeladen. Dieses Verfahren der Beseitigung auf dem Meeresboden ist allerdings inzwischen verboten.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Versicherung

Gegner der Atomkraft halten Kernenergie für unwirtschaftlich, weil ihrer Meinung nach bei Einbeziehung aller staatlicher Sicherungsmaßnahmen und Entsorgungsaufwände die hohen Kapitalkosten durch die niedrigen Brennstoffkosten nicht aufgewogen werden können. Der Autor Jeffrey Paine ist der Meinung, dass „selbst unter den günstigsten Bedingungen (bei denen die Kosten auf ein Minimum reduziert werden und die Einnahmen erheblich zunehmen), das jetzige Potential, das in der Kernenergie steckt, während seines gesamten Bestehens im besten Fall wirtschaftlich gering sein dürfte.[1]

Außerdem werden Atomkraftwerke ausschließlich von privaten Versicherungsgesellschaften abgesichert. Bis 2005 glaubte die US-amerikanische Bundesregierung, dass die Versicherungskosten höchstens 300 Millionen US-Dollar betragen. Die Folgen eines schweren Atomunfalls könnten allerdings weitaus größer sein, obwohl es beim Unglück von Three Mile Island nicht der Fall war. Deshalb betreiben einige Regierungen eine vorsorgliche Unterstützung von Versicherungen; ein Beispiel hierfür ist der in den USA verabschiedete Price-Anderson Nuclear Industries Indemnity Act. Diese Praxis ist der von Banken sehr ähnlich, die ebenso durch Rückerstattungsgarantien der Regierung unterstützt wird.

Seit 1957 ist der Price-Anderson Nuclear Industries Indemnity Act das erste umfassende Haftungsgesetz und beschäftigt sich vor allem mit der Frage nach der Haftung für Atomunfälle. Er wird alle zehn Jahre erneuert und von beiden großen Parteien unterstützt. Außerdem braucht er individuelle Akteure, die für einen Plan für zwei Versicherungsebenen zuständig sind:

  1. Die erste Ebene befindet sich dort, wo jeder nukleare Aspekt dazu verpflichtet, 300 Millionen US-Dollar Behandlung von privaten Versicherern zu erwerben.
  2. Die zweite Ebene wird von allen Betreibern der US-Reaktoren gemeinsam zur Verfügung gestellt: Diese Ebene wird durch eine Rückzahlung finanziert, die bis zu 96 Millionen Dollar pro Reaktor, die durch jährliche Ratenzahlung von insgesamt 15 Millionen Dollar zusammengetragen werden, ebenso werden sie gegebenenfalls an die durch die Inflation hervorgerufenen Veränderungen angepasst.

Insgesamt kommt der Vorrat auf einen Betrag von mehr als zehn Milliarden, die für die Leistungen der öffentlichen Versorgungsbetriebe bezahlt werden müssen (das amerikanische Energieministerium stellt hierbei alleine 9,5 Milliarden Dollar zur Verfügung, um seine Atompolitik fortzuführen). Über diese Berichterstattung hinaus und ohne Rücksicht auf mögliche Schuld muss der amerikanische Kongress als Versicherungsvertreter des letzten Auswegs entscheiden, wie der Schadensersatz finanziert wird.

[Bearbeiten] Abfallwirtschaft

Transport von radioaktivem Abfall in den USA
Transport von radioaktivem Abfall in den USA

Die langfristige Aufbewahrung radioaktiver Abfälle ist ein mit der Kernenergie zusammenhängendes Problem, das bisher noch nicht vollständig gelöst wurde. Mehrere Länder haben in Erwägung gezogen, unterirdische Aufbewahrungsorte zu verwenden. In Ländern mit Atomreaktoren stellt der atomare Abfall einen kleinen Prozentsatz des kompletten industriellen Abfalls dar, der auf unbestimmte Zeit giftig bleibt. Zurzeit werden Brennstoffstäbe in betonierten Fässern in der Nähe von Atomreaktoren aufbewahrt. Die Menge des Abfalls kann auf verschiedene Arten reduziert werden. Sowohl die Wiederaufarbeitung als auch Brutreaktoren können die Abfallmengen reduzieren. Kernspaltungsreaktoren, die keine kritische Masse erzielen, und Kernfusionsreaktoren könnten die Zeit, in der der Abfall gelagert werden muss, in einem beträchtlichen Maße reduzieren. Erstere wären auch dazu in der Lage, dasselbe mit bereits vorhandenem Abfall zu praktizieren. Verfahren dieser Art werden unter der Überschrift „Transmutation“ diskutiert.

Ebenso wenig wurde in einigen Ländern festgelegt, wer die Überwachung derjenigen Gebiete bezahlen soll, in denen der Atommüll gelagert wird. In Deutschland sind die Betreiber von Kernkraftwerken verpflichtet, für die Kosten aufzukommen, die durch den Abfall in Form von Brennstäben sowie kontaminierten und aktivierten Materialien entstehen. Hierunter fallen alle Kosten für die Behandlung, Zwischenlagerung und Endlagerung der Abfälle. Die Betreiber von Kernkraftwerken müssen hierfür laufend Rückstellungen bilden. In den USA zahlen die Betreiber eine festgesetzte Gebühr pro Kilowattstunde in einen Entsorgungsfonds, der vom amerikanischen Energieministerium verwaltet wird.

In Großbritannien hat dieses Thema im April 2005 zur Gründung der sog. Nuclear Decommissioning Authority geführt.

[Bearbeiten] Verbreitung von Atomkraft

Protestaktion von Greenpeace in Brasilien im Dezember 2004 gegen Kernenergie
Protestaktion von Greenpeace in Brasilien im Dezember 2004 gegen Kernenergie

Ein weiteres Argument gegen Atomkraft zielt darauf ab, dass das Potential vorhanden ist, die zivile und die militärische Nutzung miteinander zu verbinden. In den meisten Ländern sind die Nutzungen allerdings strikt voneinander getrennt. Während der Herstellung nuklearer Brennstäbe muss der Bruchteil des gespaltenen Uran-Isotop 235 (außer in CANDU-Reaktoren) von der natürlichen Bruchzahl von 0,7% auf 5% erhöht werden, damit es in der Lage ist, eine Kettenreaktion hervorzurufen. Ein Ort für die Anreicherung von Uran – wie beispielsweise das nordrhein-westfälische Gronau – könnte, wenn auch nur unter extrem schwierigen Voraussetzungen, die Menge von Uran 235 auf mehr als 80% erhöhen, wodurch es in einer Kernwaffe verwendet werden könnte. Deshalb werden einige Techniken der Urananreicherung wie gasförmige Diffusion, Gaszentrifuge, AVLIS und Wiederaufarbeitung geheim gehalten.

Gegner der Kernkraft argumentieren, dass es nicht möglich sei, zivile und militärische Nutzung auseinander zu halten. Daher würde die Kernenergie zur Verbreitung von Atomwaffen beitragen. Auch wenn es möglich ist, ein Kernkraftwerk ohne jegliche Waffenarsenale zu betreiben, bringt allein ein Atomreaktor die Möglichkeit mit sich, dass der Zugang zu den entsprechenden Materialien und Anlagen für spezielle militärische Niedrigverbrennungsreaktoren verwendet werden können und dass Plutonium wiederaufbereitet werden kann, das wiederum als Bestandteil für den Bau effektiver Atomwaffen benötigt wird. Israel, Indien, Nordkorea und Südafrika begannen sog. „friedliche“ Atomprogramme mit Forschungsreaktoren. Ob diese später benutzt wurden, um solches Plutonium herzustellen, das waffentauglich ist, oder ob hierfür eigene militärische Anlagen gebaut wurden, ist umstritten. Während Südafrika seine Atomwaffen zwischenzeitlich aufgab, besteht aber insbesondere beim Iran die Befürchtung, dass dessen Atomprogramm ein ähnliches Ziel verfolgt, nämlich waffentaugliches Uran anzureichern. Der Iran sowie Israel besitzen zurzeit allerdings keine Kernkraftwerke zur kommerziellen Energiegewinnung. Südafrika nahm sein bisher einziges kommerzielles Kernkraftwerk in Betrieb, lange nachdem es Atomwaffen erworben hatte.

Entwurf und Herstellung von atomarem Sprengstoff, der auf normalem, reaktortauglichem Plutonium basiert, wäre schwierig und unzuverlässig und wurde bisher noch nicht praktiziert. Die weit verbreiteten Bedenken bezüglich der Verbreitung von Atomwaffen richten sich gegen die bewusst eingesetzten gespaltenen radioaktiven Elemente. So werden beispielsweise nur ein paar Kilogramm Plutonium benötigt, um eine Atombombe herzustellen.

[Bearbeiten] Weitere Argumente

Weitere Argumente für einen Atomausstieg, die von Atomgegnern genannt werden, sind unter anderem die Erhöhung der Sicherheit, wodurch mögliche nuklearer Unfälle vermieden würden. Außerdem entstünde ein höherer Druck zum Umstieg auf Erneuerbare Energiequellen und es wären höhere Anreize zum Energiesparen gegeben (u. a. Problem des Standby-Verbrauches von Elektrogeräten). Auch würde mit der verbundenen verstärkten Dezentralisierung der Stromerzeugung weniger Macht bei einzelnen Unternehmen liegen und ein stärkerer Wettbewerb am Strommarkt herrschen. Ebenso biete ein Atomausstieg Potential für die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Neuinvestitionen in konventionelle Energien, alternative Energien und Energieeinsparungen. Darüber hinaus wurde insbesondere in Deutschland seit dem 11. September 2001 oft darüber spekuliert, ob Atomkraftwerke mögliche Ziele für Angriffe von Terroristen werden könnten.

[Bearbeiten] Argumente gegen den Ausstieg

[Bearbeiten] Treibhausgase und Umweltschutz

Befürworter des weiteren Betriebs der Atomkraftwerke plädieren um dem Treibhauseffekt entgegenzuwirken vor dem Hintergrund der abnehmenden Reserven und der globalen Erwärmung für den Ausstieg aus dem Ausstieg der Nutzung der Kernenergie. Aus Sicht der Befürworter der weiteren Nutzung der Atomenergie steht der Ausstieg im Widerspruch zum Ziel der Senkung des Ausstosses an Treibhausgasen.

Deutschland hat den Ausstieg mit einer Eigeninitiative für erneuerbare Energie verknüpft. Laut dem ehemaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin soll der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid im Jahr 2020 verglichen mit 1990 um 40% reduziert werden. Deutschland gehört inzwischen zu den führenden Nationen, welche die Vorgaben des Kyoto-Protokolls erfüllen wollen.

Bei dem Betrieb von Atomkraftwerken werden - im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftwerken, die Strom durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern erzeugen - kein CO2 und andere Treibhausgase ausgestossen. Da die Möglichkeiten für den wirtschaftlichen Ausbau klimaverträglicher erneuerbarer Energien begrenzt sind, stellen Kritiker des Atomausstiegs infrage, dass ein umweltverträglicher Ersatz für den ausfallenden Atomstrom geschaffen werden könne. Als besonders ungünstiges Szenario wird befürchtet, dass Deutschland aufgrund unzureichender eigener Kraftwerkskapazitäten verstärkt Strom, dessen Erzeugung unter Umständen nicht deutschen Umweltstandards genügt oder sogar aus ausländischen Atomkraftwerken stammen könnte, importieren müsse.

Derzeit werden in Deutschland neue Kohlekraftwerke mit einem herkömmlichen Anlagen gegenüber geringeren CO2-Ausstoß gebaut. Sofern solche modernen Kohlekraftwerke ältere Kraftwerke mit schlechterem Wirkungsgrad ersetzen, ergibt sich eine Reduzierung der Treibhausgasbelastung. Sofern jedoch Treibhausgasfreie Atomkraftwerke ersetzt werden, ergibt sich eine deutliche Erhöhung der Treibhausgasbelastung.

[Bearbeiten] Energieabhängigkeit

In einigen Ländern könnte es keine durchführbare Alternative geben. In diesem Zusammenhang sagen Kernkraftbefürworter in Frankreich oft „Wir haben keine Kohle, wir haben kein Öl, wir haben kein Gas, daher haben wir keine andere Wahl“. Gegner des Ausstiegs argumentieren immer wieder, dass der Energieverlust, der durch die Abschaltung der Atomkraftwerke entstünde, nicht ausgeglichen werden könnte, was letztendlich zur einer Energiekrise führen würde, oder dass nur Kohle Kernenergie möglicherweise ersetzen könnte, was wiederum zur Folge hätte, dass die CO2-Ausstöße enorm zunehmen würde oder dass Energieimporte von Kernenergie bzw. Erdöl zunehmen würden. Außerdem ist die Kernenergie von Embargo bisher unberührt geblieben, da Uran von unverdächtigen Ländern wie Australien oder Kanada gefördert wird, im Gegensatz zu Erdgas, zu dessen Hauptlieferanten unter anderem Staaten wie die frühere Sowjetunion zählten.

Außerdem besitzt die Kernkraft bei Energieinvestitionen eine große Rückkehrgarantie. Wenn man die Kreislaufanalyse untersucht, benötigt man vier oder fünf Monate zur Energieherstellung aus einem Kernkraftwerk, um die anfängliche Energieinvestition zurückzahlen zu können. Befürworter behaupten auch, dass es möglich sei, die Anzahl der Kernkraftwerke sehr rasch zu erhöhen. Neue typische Entwürfe von Reaktoren benötigen eine Bauzeit von drei bis vier Jahren.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Ein weiteres Argument, auf das Befürworter der Kernenergie gerne verweisen, ist die Energiewirtschaft. Deren Argumente bekommen vor allem in Zeiten, in denen die Preise fossiler Energie steigen, neuen Aufschwung. Die Kernkraft-Befürworter vertreten den Standpunkt, dass die Kernkraft die einzige Energiequelle sei, welche die geschätzten Kosten für die Abfalleindämmung deutlich einkalkuliere und dass die besagten Kosten der fossilen Energiekraftwerke deshalb vergleichsweise hoch seien. Außerdem meinen die Kernkraft-Befürworter, dass die Kernenergie auch in Sachen Kosten ein wettbewerbsfähiger und umweltfreundlicher Weg sei, um Energie zu produzieren, gerade wenn man im Vergleich zu fossiler Energie die indirekten Kosten, die bei der Energieherstellung entstehen, mit berücksichtigt.

So sei Atomkraft deshalb billiger, da Steinkohlebergwerke weit weg von Kohlekraftwerken seien, ähnlich verhalte es sich mit Gas und Öl. Das Kyoto-Protokoll verpflichtet alle Umweltverschmutzer dazu, für die von ihnen verursachte Verschmutzung zu bezahlen, und auch das trage dazu bei, dass Kernenergie konkurrenzfähig sei. Außerdem habe sie nur sehr geringe Außenkosten, also Kosten, welche die Umwelt und die Menschen beträfen.

Außerdem sei der Beschluss, den Betrieb von KKWs vorzeitig zu beenden, mit hohen Kosten verbunden, da sich der Betrieb von KKWs für den Betreiber erst über lange Zeiträume amortisiert (d. h. erst nach vielen Betriebsjahren Gewinne eingefahren werden). Grund dafür ist, dass sowohl der Bau als auch der Abriss von KKWs mit hohen Kosten verbunden sind, der nukleare Brennstoff für den laufenden Betrieb dagegen vergleichsweise günstig ist, gerechnet auch im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken. Bei einer Laufzeit von 40 Jahren machen die Brennstoffkosten (Uran) nur 5 % der Gesamtkosten aus. Eventuelle staatliche, volkswirtschaftliche und versteckte Kosten für oder wider einen Ausstieg sind in diesen Rechnungen aus Sicht von Kernkraftgegnern nicht enthalten.

Es gibt allerdings auch Quellen – z. B. der atomindustrienahe Informationskreis Kernenergie –, die völlig andere Zahlen nennen. Danach haben die Brennstoffkosten der Kernkraftwerke einen Anteil von etwa 20 % an den Stromerzeugungskosten (Kapitalkosten rund 50 %, Betriebskosten ca. 16 %).

Reaktorblock von Three Mile Island, in dem es 1979 zur Kernschmelze kam
Reaktorblock von Three Mile Island, in dem es 1979 zur Kernschmelze kam

[Bearbeiten] Sicherheitsstandards

Immer wieder vertreten Kernkraftbefürworter die Meinung, dass die Atomkraftwerke sicher und gegen Angriffe geschützt sind. So werden insbesondere die Containment-Gebäude der Atomkraftwerke nach besonders hohen Sicherheitsstandards gebaut und sehr streng bewacht. Der amerikanische Präsident George W. Bush bezeichnete die Kernenergie in seiner Rede über Energiepolitik als eine der sichersten Energiequellen der USA.

Außerdem glauben die Befürworter, dass der Unfall von Tschernobyl einmalig war und sich nur deshalb ereignet hat, weil die Konstruktion mangelhaft war – so gab es dort keine Containment-Gebäude – und die dort durchgeführten Tests unbefugt waren. Sie weisen darauf hin, dass sich derartige Unfälle in den Reaktoren der westlichen Länder nie ereignet haben und diese besitzen wiederum die am weitesten verbreitete Konstruktionsweise. In diesem Zusammenhang wird der Unfall von Three Mile Island angeführt, der trotz einer Kernschmelze, die in der Größe vergleichbar mit der von Tschernobyl war, keine größeren Mengen radioaktiver Strahlung hinterlassen hatte. Genau dies spräche für eine sicherere Konstruktion von Three Mile Island. Sowohl Three Mile Island als auch Tschernobyl stellen bis heute die einzigen Unfälle in zivil genutzten Kernkraftwerken dar.

[Bearbeiten] Situation in Deutschland

[Bearbeiten] Das Atomgesetz in seiner aktuellen Fassung von 2002

In Deutschland wurde ein langfristiger Ausstieg aus der Atomenergienutzung 2002 durch eine Änderung des Atomgesetzes durchgesetzt. Das geänderte Atomgesetz sichert die Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Energieversorgungsunternehmen vom 14. Juni 2000 juristisch ab. In dieser Vereinbarung (auch Atomkonsens genannt) hatten die vier großen Energieversorgungskonzerne die Entscheidung der Bundesregierung und des Gesetzgebers akzeptiert, die Risiken der Atomenergienutzung neu zu bewerten.

Zu den Kernpunkten der im April 2002 in Kraft getretenen Gesetzesnovelle gehört das Verbot des Neubaus von kommerziellen Atomkraftwerken und die Befristung der Regellaufzeit der bestehenden Atomkraftwerke auf durchschnittlich 32 Jahre seit Inbetriebnahme [2]. Das Gesetz legt fest, dass in den deutschen Atomkraftwerken ab dem 1. Januar 2000 noch höchstens 2,62 Millionen Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugt werden dürfen. Diese Menge addiert sich aus den Reststrommengen, die den einzelnen Anlagen je nach Alter zugeteilt wurde. Allerdings können die Strommengen älterer Anlagen auf jüngere Anlagen übertragen werden. Eine Übertragung von Strommengen von jüngeren Anlagen auf ältere Anlagen ist zwar nicht ausgeschlossen, wird vom Gesetz jedoch als Ausnahmefall bezeichnet, der an die Zustimmung des Bundesumweltministeriums gebunden ist. Wegen dieser flexiblen Regelung ist es nicht möglich, das genaue Abschaltdatum für die einzelnen Anlagen sicher vorherzusagen. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz, das die Abwicklung dieser Strommengen überwacht, waren von den 2,62 Millionen GWh am 31. Dezember 2005 noch 1,67 Millionen GWh übrig[3]. Gemessen an den zugestandenen Atomstrommengen war der Atomausstieg in Deutschland zu diesem Zeitpunkt also bereits zu mehr als einem Drittel vollzogen.

Plakat des Bundesumweltministeriums für den Atomausstieg an der Giebelwand des zukünftigen Dienstgebäudes des Ministeriums am Potsdamer Platz in Berlin (2004)
Plakat des Bundesumweltministeriums für den Atomausstieg an der Giebelwand des zukünftigen Dienstgebäudes des Ministeriums am Potsdamer Platz in Berlin (2004)

Darüber hinaus enthält das neue Atomgesetz insbesondere folgende Vorschriften:

  • Erstmals wird die Pflicht zu regelmäßigen Sicherheitsüberprüfungen der Atomkraftwerke gesetzlich festgeschrieben.
  • Zweck des Gesetzes ist nicht (wie im alten Atomgesetz) die Förderung der Kernenergie, sondern deren geordnete Beendigung. Bis zum Zeitpunkt der Beendigung verpflichtet das Gesetz die Regierung, den geordneten Betrieb sicherzustellen.
  • Die Entsorgung bestrahlter Brennelemente wird auf die direkte Endlagerung beschränkt, das heißt, die Abgabe bestrahlter Brennelemente aus Atomkraftwerken an Wiederaufarbeitungsanlagen (WAA) ist ab dem 1. Juli 2005 verboten. Seit diesem Datum sind Transporte deutschen Atommülls in die WAA La Hague (Frankreich) und Sellafield (England) nicht mehr genehmigungsfähig.
  • Die Betreiber der Atomkraftwerke werden verpflichtet, an den Standorten ihrer Anlagen Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente zu errichten und zu nutzen.
  • Die Deckungsvorsorge für Atomkraftwerke wird auf 2,5 Milliarden Euro verzehnfacht. Unter „Deckungsvorsorge“ wird die Summe verstanden, für welche die Atomkraftwerksbetreiber für den Fall eines nuklearen Schadens eine Haftpflichtversicherung abschließen müssen. Darüber hinaus haften die Betreiber unbegrenzt mit ihrem ganzen Vermögen.

Bis Ende 2005 sind aufgrund dieser Regelungen zwei deutsche Atomkraftwerke stillgelegt worden. Bereits wenige Wochen nach der Unterzeichnung der Atomkonsens-Vereinbarung hatte das Unternehmen EON die vorzeitige Stilllegung des AKW Stade angekündigt, die schließlich am 11. November 2003 vollzogen wurde. Am 11. Mai 2005 wurde das AKW Obrigheim, das älteste deutsche Atomkraftwerk, außer Betrieb genommen. Die Strommengen für die Kraftwerke Biblis A, Biblis B, Neckarwestheim I und Brunsbüttel sind bereits soweit erschöpft, dass mit dem Auslaufen dieser Anlagen bis 2009 zu rechnen ist, sofern sie weiterhin unter Volllast betrieben werden oder keine Strommengen auf diese Anlagen übertragen werden. Vor allem seit dem Regierungswechsel 2005 ist eine politische Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke entbrannt, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind.

[Bearbeiten] Allgemeine Positionen zur aktuellen Situation

Manche Atomkraftgegner kritisieren den Atomkonsens. Sie sehen darin eine Bestandsgarantie für Kernkraftwerke, keinen Ausstieg. Ihre Kritikpunkte lauten:

  • Die vereinbarten Reststrommengen seien generell zu hoch und entsprächen nur durch Rechentricks 32 Betriebsjahren, tatsächlich seien es mehr.
Forschungsreaktor München II
Forschungsreaktor München II
  • Das in dem Vertrag enthaltene Neubauverbot gelte nur für kommerzielle Atomkraftwerke. Tatsächlich wurde erst nach dem so genannten Ausstieg der Forschungsreaktor München II in Betrieb genommen.
  • Der Atomkonsens berücksichtige nur Atomkraftwerke selbst, keine weiteren Atomanlagen. Die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau wurde nach dem Atomkonsens ausgebaut.
  • In vielen Fällen hätte die Regierung die Nutzung der Atomenergie im Ausland, beispielsweise durch Hermes-Bürgschaften, unterstützt.
  • Die Wiederaufarbeitung von Atommüll wäre nicht sofort verboten worden, sondern eine Anlieferung von abgebrannten Brennelementen sei bis Mitte 2005 zugelassen gewesen.
  • Der so genannte geregelte Ausstieg sei mit Eingeständnissen in Sicherheitsfragen erkauft worden. Mit einer Verschärfung der Sicherheits- oder Steuervorschriften hätte ein schnelles Ende der Atomkraft erzwungen werden können.
  • Da das Kernkraftwerk Obrigheim zwar abgeschaltet, aber erst ab 2007 – nach der Bundestagswahl 2005 – mit dem Abbau des Kraftwerks begonnen werden soll, sei es theoretisch möglich, es wieder in Betrieb zu nehmen.

Andererseits kritisieren auch Befürworter der Kernkraft den Atomausstieg. Teile der Politik fordern seit der Vertragsschließung den so genannten „Ausstieg aus dem Ausstieg“. Kernenergie liefere Versorgungssicherheit, verringere den CO2-Ausstoß und nutze einen preisgünstigen Primärenergieträger (Uran). Aufgrund steigender Preise für fossile Energieträger (Kohle, Gas) bekommen diese Argumente neuen Aufschwung. Aber auch der Uranpreis hat sich von 2001 bis 2006 verfünffacht, wobei er einen sehr geringen Anteil an den Betriebskosten eines KKWs ausmacht, anders als es bei den fossilen Energieträgern der Fall ist, die einen hohen Anteil haben! Die Kernkraftbefürworter argumentieren auch mit der Sicherheit deutscher KKWs. Ihrer Meinung nach wird diese durch den Betrieb der Kernkraftwerke erhöht und die durch einen Ausstieg verursachte Erhöhung der anderen Risiken (z. B. Klimarisiko) überwiegt die Risiken der KKWs bei weitem. In der Debatte um längere Laufzeiten geht es vorwiegend um die nächsten abzustellenden AKWs Biblis A und B, Brunsbüttel, und Neckarwestheim I.

Die Forderung nach einer Laufzeitverlängerung der Kraftwerke wurde auch mit Entscheidungen anderer Länder begründet. Die USA und Frankreich haben beschlossen, die Laufzeit ihrer Kernkraftwerke zu verlängern. Die Kernkraftwerke der so genannten Konvoi-Baureihe sind für eine Betriebsdauer von rund 65 Jahren ausgelegt.

[Bearbeiten] Positionen der Parteien und der Bevölkerung

Im Jahr 2000 verkündete die damalige Bundesregierung aus SPD und GRÜNEN offiziell ihre Absicht, aus der Atomenergie auszusteigen. Der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (GRÜNE) schloss mit den Energieunternehmen eine Vereinbarung ab, die beinhaltete, dass die damals insgesamt 19 aktiven Atomkraftwerke schrittweise abgeschaltet würden und dass die zivile Nutzung der Kernenergie spätestens 2020 enden solle. Daraufhin wurde dann das Atomgesetz verabschiedet (siehe oben).

Im Bundestagswahlkampf 2002 versprach der Kanzlerkandidat der Unionsparteien, Edmund Stoiber, im Falle eines Wahlsieges das Atomgesetz wieder zu ändern. Auch andere Unionspolitiker sind für den Wiedereinstieg in die Kernenergie bzw. für längere Laufzeiten der deutschen KKWs.

Die große Koalition aus SPD und CDU/CSU hat sich nicht auf eine einheitliche Meinung zur Kernenergie einigen können. Im Koalitionsvertrag von 2005 ist das Fortbestehen der von der rot-grünen Regierung getroffenen Regelung vereinbart worden. Auch innerhalb der CSU/CDU gibt es Mitglieder, die für einen Atomausstieg sind, ca. 800 haben sich im Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) zusammengeschlossen (siehe auch Weblinks). Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte an, mit den Energiefirmen die Laufzeiten neu auszuhandeln.

Im August 2005 war in einer Greenpeace-Umfrage die Mehrheit der befragten deutschen Bevölkerung (ca. 70 %) für den Atomausstieg[4]. In einer TNS-Infratest-Umfrage im Januar 2006 (Spiegel-online vom 14. Januar 2006) sprachen sich 56 % der Bundesbürger dafür aus, dass die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomenergie überdenkt. Nur 40 % wollten an dem Ausstiegsbeschluss festhalten.
Umfragen in zeitlicher Nähe zum 20. Jahrestag von Tschernobyl, etwa in der Süddeutschen Zeitung haben Mehrheiten für den Ausstieg ergeben. Eine Forsa-Umfrage Ende August 2006 hat mit 62% Atomausstiegsbefürwortern in Deutschland eine Mehrheit für den Atomausstieg ergeben.[5]

Zuletzt wurde im Dezember eine wissenschaftliche Studie der Philippsuniversität veröffentlicht, nach der Zwei Drittel der Deutschen am beschlossenen Atomausstieg festhalten oder ihn sogar noch beschleunigen wollen. Nur 15% der Deutschen befürworten einen verlangsamten Ausstieg aus der Atomenergie. Nicht einmal eine von acht Personen ist explizit für einen Wiedereinstieg. 37% meinen hingegen, Deutschland solle an dem geplanten Atomausstieg bis zum Jahr 2023 festhalten. Immerhin 28% sind der Ansicht, der Ausstieg sollte schneller vonstatten gehen.[6] Ebenso zeigt eine Umfrage (Veröffentlichung Ende Januar 2006) innerhalb der EU unter 25.000 Bürgern, dass EU-weit abgesehen von Schweden und Finnland eher eine Stimmung für den Atomausstieg herrscht.

[Bearbeiten] Ausstiegszenario nach dem derzeitigen Stand

Bruttoleistung in MW Bruttoerzeugung in TWh
Jahr Kernenergie Ersatzbedarf Kernenergie Ersatzmenge
2005 21690 1029 164,4 5,2
2006 21690 1029 164,4 5,2
2007 21690 1029 162,0 7,6
2008 20465 2254 155,5 14,1
2009 20465 2254 151,0 18,6
2010 19625 3094 143,6 26,0
2011 18819 3900 134,8 34,7
2012 15636 7083 109,1 60,5
2015 14226 8139 98,0 71,6
2020 5739 16980 23,1 146,5

[Bearbeiten] Situation in Ländern, die Atomausstieg beschlossen oder diskutiert haben

Stand der wirtschaftlichen Atomenergienutzung weltweit.
Stand der wirtschaftlichen Atomenergienutzung weltweit.

Siehe auch: Kernenergie nach Ländern

Die Haltung der einzelnen Staaten zur Kernenergie richtet sich nach den entsprechenden Regierungen. Dementsprechend kann sich die Energiepolitik eines Landes bei einem Regierungswechsel auch ändern.

[Bearbeiten] Belgien

Die Liberalen (Vlaamse Liberalen en Democraten und Mouvement Réformateur), die Sozialisten (Sociaal Progressief Alternatief und Parti Socialiste) und die Grünen (Groen! und Ecolo) stimmten 1999 den entsprechenden Regelungen zu. Diese beinhalten, dass jeder der landesweit sieben Reaktoren nach der Laufzeit von 40 Jahren schließen soll und später auch kein neuer gebaut wird. Als das entsprechende Gesetz verabschiedet wurde, hat man darüber spekuliert, ob es rückgängig gemacht würde, sobald keine der beiden grünen Parteien mehr an der Regierung beteiligt sein würden.

2002 wurde eine neue Regierung gewählt, an denen die Grünen nicht mehr beteiligt waren. Im September 2005 entschied diese, die vorher gefällte Entscheidung teilweise rückgängig zu machen. So wurde die Ausstiegsfrist um zwanzig Jahre verlängert, ebenso wird die Option für weitere Verlängerungen der Gesamtlaufzeit offen gehalten. Dabei bleibt unklar, ob neue Kernkraftwerke gebaut werden. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass es unrealistisch sei, den Strom, der durch Atomkraftwerke erzeugt wird, durch andere Methoden zu ersetzen. Die beiden einzigen realistischen Alternativen bestehen darin, in großen Menge Öl- und Kohlekraftwerke zu bauen oder Strom aus dem Ausland zu erwerben. Während die erste Möglichkeit den Anweisungen des Kyoto-Protokoll widerspricht, ist die zweite teurer als die Betreibung der Atomkraftwerke.

Im Juli 2005 veröffentlichte das nationale Planungsbüro einen Bericht, in dem steht, dass Öl und andere fossile Energieträger 90% des belgischen Energieverbrauchs ausmachen, während Kernenergie 9% ausmacht und erneuerbare Energien insgesamt 1%. Bemerkenswert ist aber, dass der Strom nur 16% des gesamten Energieverbrauchs beträgt. Und während der Atomstrom landesweit 9% des Gebrauchs ausmacht, beziehen viele belgische Regionen (besonders Flandern) mehr als 50%, um Haushalte und Geschäfte zu versorgen. Dies war einer der Hauptgründe, den anfänglichen Ausstieg rückgängig zu machen, weil es unmöglich scheint, mehr als die Hälfte des Stromes aus erneuerbaren Energien zu beziehen, und eine Rückkehr zu Strom, der aus Kohle gewonnen wird, mit dem Kyoto-Protokoll nicht vereinbar wäre. Aufgrund der hohen Kosten ist geplant, höchstens 5% des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energien umzustellen. Der aktuelle Regierungsplan sieht vor, dass alle Atomkraftwerke spätestens bis 2025 geschlossen werden sollen. Der bereits erwähnte Bericht beschäftigt sich vor allem mit Treibhausgasen und Nachhaltigkeit.

[Bearbeiten] Großbritannien

Zurzeit wird die Zukunft der Kernenergie in Großbritannien überdacht. Im Land befindet sich eine ganze Reihe von Reaktoren, die gerade auf das Ende ihrer Lebensdauer zusteuern. Bis heute wurde aber noch kein Beschluss gefasst, inwiefern sie ersetzt werden sollen. Es gelang dem Land bisher nicht, die CO2-Ausstöße zu verringern, wodurch der Bau neuer Kernkraftwerke eine Option bleibt. Die CO2-Ausstöße, der britischen Gaskraftwerke, die einen Großteil der Energieversorgung ausmachen, halten sich zwar in Grenzen, jedoch hat es in jüngster Zeit Schwierigkeiten gegeben, an ausreichende Gasvorräte heranzukommen. Außerdem ist der aktuelle Energieminister ein Befürworter der Kernkraft.

[Bearbeiten] Italien

In Italien begann der Atomausstieg im Jahr 1987 - ein Jahr nach der Katastrophe von Tschernobyl. Nachdem noch im selben Jahr eine diesbezügliche Volksabstimmung stattfand, wurden die vier italienischen Atomkraftwerke geschlossen, das letzte im Jahr 1990. Eine Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke, die ursprünglich von 1987 bis 1993 galt, wurde auf unbestimmte Zeit verlängert.

Bis 2006 importierte Italien Atomstrom, und der größte italienische Energieversorger ENEL investierte in einen Reaktor in Frankreich und einen in der Slowakei, um solchen Strom auch in Zukunft zur Verfügung stellen zu können und um die Entwicklung von europäischen Druckwasserreaktoren voranzubringen.

Der Ausstieg ist bis heute ein Streitpunkt in der italienischen Politik. Im Oktober 2005 liebäugelte der damalige italienische Umweltminister Altero Matteoli damit, zur Kernenergie zurückzukehren, da diese die wichtigste Energiequelle innerhalb der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre sei.

Die Abhängigkeit Italiens von ausländischen Kraftwerken, die u.a. eine Folge des italienischen Atomausstiegs ist, wurde im September 2003 deutlich. Durch den Ausfall mehrerer Leitungen über die Alpen waren große Teile des Landes für Stunden ohne Strom.

[Bearbeiten] Niederlande

In den Niederlanden stimmte die Mehrheit des dortigen Parlaments 1994 für den Ausstieg, nachdem man über den Umgang mit Atommüll debattiert hatte. Das AKW in Neder-Betuwe wurde 1997 geschlossen. Im selben Jahr beschloss die Regierung, die Laufzeit des Kernkraftwerk Borssele im Jahr 2003 zu beenden, jedoch entschloss die konservative Regierung unter Jan Peter Balkenende, die Schließung auf das Jahr 2013 zu verschieben. 2005 wurde der Atomausstieg aufgehoben und Untersuchungen, um Kernenergie auszubreiten, initiiert. Der Wende vorausgegangen war die Veröffentlichung eines Berichts der an der Regierung beteiligten Partei Christen Democratisch Appèl, der sich mit erneuerbaren Energien befasste. Die übrigen Regierungsparteien nahmen daraufhin dieselbe Position ein. 2006 beschloss die Regierung, dass das AKW von Bossele bis 2033 betrieben werden soll, falls es die höchsten Sicherheitsstandards erfüllen kann. Essent und Delta, die beiden Eigentümer, werden zusammen mit der Regierung fünfhundert Millionen Euro in erneuerbare Energien investieren. Dieser Geldbetrag, den die Regierung auf andere Weise beansprucht, sollte ursprünglich den Besitzern der Kernkraftwerke als Schadenersatz gezahlt werden

[Bearbeiten] Schweden

Nach dem Durchbrennen des US-amerikanischen AKW Three Mile Island Nuclear Generating Station im Jahr 1979 folgte in Schweden eine Volksabstimmung über die Zukunft von Kernenergie. In Folge dessen beschloss das schwedische Parlament 1980, dass keine weiteren Atomkraftwerke gebaut werden sollen und leitete einen Atomausstieg ein, der bis 2010 vollendet sein soll. Einige Beobachter bewerteten diese Volksabstimmung aber als fehlerhaft, weil die Wähler nur für „NEIN zu Atom“ votieren konnten, obwohl es drei Grundstimmungen in der Bevölkerung gab, darunter sowohl ein striktes „Nein“ als auch eine Kompromisslösung.

Nach der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 wurde erneut über die Risiken von Kernenergie diskutiert. Das schwedische Reichstag (Parlament), beschloss 1997, einen der beiden Reaktoren des Kernkraftwerkes Barsebäck zum 1. Juli 1998 zu schließen und den zweiten noch vor dem 1. Juli 2001, allerdings unter der Bedingung, das die Energieproduktion bis dahin ausgeglichen ist. Als wenige Jahre später eine konservative Regierung ihr Amt antrat, versuchte diese zunächst, den Ausstieg abzubrechen, sah davon jedoch nach Protesten wieder ab. Allerdings beschloss sie, die Laufzeiten zu verlängern, sodass der Ausstieg nicht bis 2010 wie ursprünglich geplant vollzogen sein wird. Der Block 1 im Kernkraftwerk Barsebäck wurde am 30. November 1999 geschlossen, Block 2 folgte am 1. Juni 2005.

Der Ausstieg aus der Kernenergie wird auch in Schweden kontrovers diskutiert. Es wird befürchtet, dass Schweden seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnte. Die Energieproduktion der verbliebenen Kernkraftwerke wurde in den letzten Jahren beträchtlich erhöht, um die Verluste, die durch das Abschalten der beiden Barsebäck-Reaktoren entstanden waren, zu kompensieren. 1998 beschloss die Regierung, keine weiteren Wasserkraftwerke zu bauen, um die inländischen Wasserressourcen zu schützen. Trotz großer Anstrengungen, Alternativen wie fossile Energie zur Kernenergie zu suchen, ist es unwahrscheinlich, dass das Land den Atomausstieg bis 2010 vollstrecken kann. Die sich zurzeit in Betrieb befindenden Kernkraftwerke werden schätzungsweise noch eine Laufzeit bis zum Jahr 2050 haben. Eine Meinungsumfrage, die im März 2005 durchgeführt wurde und bei der insgesamt 1027 Personen befragt wurde, ergab, dass 83 % der Meinung sind, dass Kernenergie aufrecht erhalten oder sogar ausgebaut werden soll.

Kernkraftwerk Gösgen
Kernkraftwerk Gösgen

[Bearbeiten] Schweiz

In der Schweiz gab es bereits mehrere Volksabstimmungen zum Thema Kernenergie. Die erste wurde 1979 mittels einer Volksinitiative für atomare Sicherheit durchgeführt, die abgelehnt wurde. 1984 gab es eine Abstimmung über die Initiative „Für eine Zukunft ohne Kernkraftwerke“, das mit 45 % aber ebenfalls scheiterte. Am 23. September 1990 gab es zwei weitere Volksabstimmungen über Kernenergie. Die Initiative „Stoppt den Bau von Kernkraftwerken“, die eine zehnjährige Wartefrist für den Bau neuer Kernkraftwerke vorschlug, war mit 54,5 % erfolgreich. Die Initiative für den Ausstieg wurde mit 47,1 % abgelehnt. 2000 wurde ein Referendum über Ökosteuer durchgeführt, um Sonnenenergie zu unterstützen. Dies blieb aber ebenfalls erfolglos. Zwei weitere Volksentscheide gab es am 18. Mai 2003: Der eine, der den Namen „Strom ohne Atom“ hatte, bat um einen Atomausstieg, der zweite, der „Für längere Wartefristen“ hieß, sah eine Verlängerung der Wartefristen vor, die beim Referendum „Stoppt den Bau von Kernkraftwerken“ festgelegt worden waren. Beide wurden abgelehnt. Ersterer erhielt 33,7 %, letzterer 41,6 %.

Die Initiative „Strom ohne Atom“ hatte vorgesehen, bis 2033 alle Kernkraftwerke zu schließen. Hierbei sollte mit den beiden Reaktoren in Beznau begonnen werden; Mühleberg sollte 2005 folgen, Gösgen 2009 und Leibstadt im Jahr 2014. „Für längere Wartefristen“ plante eine Anhebung der Wartefristen um weitere zehn Jahre und zusätzlich eine Bedingung, die aktuellen Reaktoren nach einer Gesamtlaufzeit von vierzig Jahren zu schließen. Um genau diese vierzig Jahre um weitere zehn Jahre zu verlängern, wäre eine erneute Volksabstimmung notwendig, die allerdings hohe Verwaltungskosten mit sich ziehen würde. Das Scheitern von „Für längere Wartefristen“ war für viele sehr überraschend, da zuvor durchgeführte Meinungsumfragen eher das Gegenteil voraussagten. Die verschlechterte Wirtschaftslage der Schweiz wurde vielfach als Hauptgrund für die Ablehnung beider Initiativen betrachtet.

Seit 2005 werden in der Schweiz insgesamt fünf Atomreaktoren (Beznau 1, Beznau 2, Gösgen, Leibstadt und Mühleberg) betrieben. 40 % des Stroms wird durch Kernenergie erzeugt, die restlichen 60 % auf hydroelektrischem Weg.

[Bearbeiten] Andere Länder

  • Australien: In Australien existieren keine Kernkraftwerke. Das Land besitzt sehr ausgedehnte und billige Kohlevorräte sowie große Mengen Erdgas. Außerdem ist in der öffentlichen Meinung eine sehr strikte Ablehnung der Kernenergie verbreitet, die sowohl auf ökologischen als auch auf wirtschaftlichen Gründen basiert. Allerdings haben einige Politiker begonnen, Kernenergie zu befürworten, um die Treibhausgase zu reduzieren und die Regierung hat vorgeschlagen, 25 Kernreaktoren zu bauen.
  • Neuseeland: Neuseeland verabschiedete 1987 den sog. New Zealand Nuclear Free Zone, Disarmament, and Arms Control Act, der zum einen verbietet, Atomwaffen auf neuseeländischem Terrain zu stationieren und zum anderen, dass Schiffe, die entweder Atomwaffen tragen oder per Kernenergie angetrieben werden, sich nicht mehr in den neuseeländischen Gewässern aufhalten dürfen. Allerdings verhindert dieses Gesetz nicht den Bau neuer Atomkraftwerke.
  • Österreich: Österreichs einziges, fertig gestelltes Atomkraftwerk Zwentendorf wurde nie in Betrieb genommen. 1978 erfolgte ein Referendum zum Verbot von Kernkraftwerken, das später sogar in ein Verfassungsgesetz umgewandelt wurde.[7] Am 9. Juli 1997 beschloss das österreichische Parlament einstimmig, die Anti-Atom-Politik des Landes fortzusetzen.
  • Philippinen: 2004 umriss die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo ihre Energiepolitik. Sie will die einheimischen Öl- und Gasvorräte durch Erkundungen erhöhen, erneuerbare Energiequellen entwickeln, die Umwandlung von Erdgas in Treibstoff und von Diesel in erneuerbaren Treibstoff durchsetzen. Außerdem sollen mit Saudi-Arabien, China, Russland und weiteren asiatischen Ländern Handelsgesellschaften gebildet werden. Sie gab darüber hinaus Pläne bekannt, das Atomkraftwerk auf der philippinischen Halbinsel Bataan in ein Gaskraftwerk umzuwandeln.
  • Slowenien: In Slowenien wird das einzige Kernkraftwerk, das sich in Krško befindet, im Jahr 2023 geschlossen werden. Außerdem hat das Land nicht vor, weitere Kernkraftwerke zu bauen.

[Bearbeiten] Länder, die weiterhin auf Atomkraft setzen

[Bearbeiten] Nordkorea

In der nordkoreanischen Stadt Kumho waren zwei Druckwasserreaktoren im Bau, bis dieses Vorhaben im November 2003 vorerst ausgesetzt wurde. Am 19. September 2005 versprach Nordkorea allerdings, keine Atomwaffen mehr zu bauen und stimmte internationalen Kontrollen zu, um im Gegenzug Hilfe bei der Energieversorgung zu bekommen. Dies könnte sich in Form eines oder mehrerer Leichtwasserreaktoren äußern, denn das Abkommen lautete folgendermaßen: „Die anderen Parteien drückten ihren gegenseitigen Respekt aus und stimmten dem zu, zu einem angemessenen Zeitpunkt über die Versorgung über Leichtwasserreaktoren zu diskutieren“.

[Bearbeiten] Südafrika

Südafrika ist das einzige afrikanische Land, das Atomkraftwerke besitzt. Eines befindet sich in Koeberg sowie eine Aufbereitungsanlage in Pelindaba. Bezüglich der Atomkraft verfolgt das Land zur Zeit eine Expansionspolitik, die auf dem Hochtemperaturreaktor basiert. Außerdem soll Kernkraft nach China exportiert werden. Diese Politik hat aber auch oppositionelle Gruppen wie Earthlife Africa und Koeberg Alert hervorgebracht.

[Bearbeiten] Tschechien

Der Bau des Atomkraftwerks Temelin nahe der Grenze zu Österreich und Bayern hat zu Spannungen geführt, da der Reaktor von Tschechiens Nachbarn als unsicher eingestuft wird. Seit Inbetriebnahme kam es auch schon mehrfach zu Störfällen und Abschaltungen. In Österreich wurde sogar darüber diskutiert, den Beitritt Tschechiens zur Europäischen Union bis zu einem Stopp des Baus von Temelin zu verhindern. Dies geschah zwar nicht, die Beziehungen zwischen Tschechien und seinen Nachbarn Bayern und Österreich bleiben trotzdem belastet. Von Befürwortern der deutschen Atomkraft wird Temelin oft als Beispiel genannt, aus welchen unsicheren Atomkraftwerken der Strom für Deutschland kommen wird, wenn die deutschen Kraftwerke erstmal abgeschaltet sind. Temelin sei in erster Linie zur Gewinnung von Exportstrom und nicht zur tschechischen Eigenversorgung gebaut worden.

[Bearbeiten] Andere Länder

  • Argentinien: Argentinien bezieht etwa sechs Prozent seiner Elektrizität aus insgesamt zwei Kernkraftwerksblöcken - Embalse Río Tercero und Atucha 1. Ursprünglich war Atucha als Komplex mehrerer Reaktoren geplant. Der Reaktor Atucha 2 wurde zur Hälfte fertig gestellt, aber nie in Betrieb genommen. Das Land besitzt außerdem noch einige Reaktoren, die zu Forschungszwecken betrieben werden und exportiert auch Atomtechnologie.
  • Brasilien: In Brasilien wird Kernenergie durch zwei Reaktoren in der Stadt Angra produziert, die dort etwa vier Prozent des inländischen Stromes – pro Jahr etwa 13.000 Gigawattstunden – ausmacht.
  • China: In China werden zur Zeit fünf Atomreaktoren gebaut. Außerdem plant das Land, noch 40–45 weitere zu errichten um den steigenden Energiebedarf der aufstrebenden Nation langfristig zu sichern.
  • Indien: In Indien werden zur Zeit acht Atomreaktoren gebaut. Außerdem plant das Land, noch 24 weitere zu errichten.
  • Iran: Obwohl der Iran über mehrere fossile Energiequellen wie Erdöl und Erdgas verfügt, besitzt er rund ein Dutzend Atomanlagen. Vor allem sein aktuelles Atomprogramm sorgt zur Zeit für weltweite Kritik.
  • Japan: In Japan werden zur Zeit drei Atomreaktoren gebaut
  • Südkorea: Seit 2005 betreibt Südkorea insgesamt 18 Atomkraftwerke, zwei weitere befinden sich gerade im Bau, die planmäßig im Jahr 2004 in Betrieb hätten gehen sollen. Erneuerbare Energien, insbesondere Wasserkraft, gewinnen allerdings auch zunehmend an Einfluss.
  • USA: In den USA werden zur Zeit keine neuen Atomkraftwerke gebaut, allerdings haben 39 Reaktoren ihre Lizenzen erneuert. Der 2005 verabschiedete Energy Policy Act beinhaltet Anreize, um Kernenergie auszubauen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Klaus Traube, Billiger Atomstrom?, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1985, ISBN 3499149478
  • Klaus Traube, Nach dem Super – GAU. Tschernobyl und die Konsequenzen., Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1986, ISBN 349915921X
  • Bernard Leonard Cohen, The Nuclear Energy Option: An Alternative for the 90’s, Plenum Publishing Corporation, New York 1990, ISBN 0306435675.
  • William D. Nordhaus, The Swedish Nuclear Dilemma – Energy and the Environment, RFF Press, Washington, DC 1997, ISBN 0-915707-84-5.
  • Walter Bayer, Rechtsfragen zum Atomausstieg, Bwv – Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3830501218
  • Patrick Kupper, Atomenergie und gespaltene Gesellschaft, Chronos Verlag, Zürich 2003, ISBN 3034005954
  • Alexander Schneehain, Der Atomausstieg – Eine Analyse aus verfassungs- und verwaltungsrechtlicher Sicht, Cuvillier, Göttingen 2005, ISBN 3865376355
  • „Health Effects of the Chernobyl Accident and Special Health Care Programmes”, Report to the UN Chernobyl Forum Expert Group “Health”, Genf 2006, ISBN 9241594179.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Jeffrey R. Paine, „Will Nuclear Power Pay for Itself?“, The Social Science Journal, volume 33, number 4, Seite 459–473, 1996.
  2. tagesschau.de – AKW-Restlaufzeiten und Standorte in Deutschland (Stand: 2006-03-15)
  3. http://www.bfs.de – Bundesamt für Strahlenschutz (Stand: 2005-12-31)
  4. Emnid-Umfrage im Auftrag von Greenpeace: Deutsche für Atomausstieg (Die Welt, 2. August 2005)
  5. BMU – Forsa-Umfrage August 2006
  6. Atomausstieg und Erneuerbare Energien
  7. http://www.bund-gegen-atomkraft.de/europa/europa_20/europa_96.htm BUND über Österreichs Atompolitik

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] für den Atomausstieg

[Bearbeiten] gegen den Atomausstieg

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