Bodetal
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Bodetal wird das Tal der Warmen und Kalten Bode im Harz genannt. Im engeren Sinne wird unter Bodetal nur der 10 km lange, schluchtartige Talabschnitt der Bode zwischen Treseburg und Thale bezeichnet.
Die am Brocken, dem höchsten Berg des Harz, entspringende Bode hat sich dort in den morphologisch harten Ramberggranit eingeschnitten. Die Schlucht ist bei Treseburg etwa 140 m und am Übergang zum Harzvorland bei Thale etwa 280 m tief. Das Bodetal wurde bereits am 5. März 1937 unter Naturschutz gestellt und später erweitert. Mit aktuell 473,78 ha Größe gehört es zu den größten Naturschutzgebieten in Sachsen-Anhalt.
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[Bearbeiten] Geologie
Außer dem vor 300 Mio. Jahren im Oberkarbon an die Oberfläche gekommenen und erkalteten granitischen Intrusionskörper und damit verbundenen Quarzgängen schneidet die Bode in ihrer Schlucht auch durch Kontaktmetamorphose entstandenen Hornfels und Knotenschiefer an, sowie Tonschiefer und Grauwacken mit Quarzeinschaltungen und Diabasgängen aus dem Devon vor 400 bis 370 Mio. Jahren.
[Bearbeiten] Klima
Im Bereich des Bodetals nehmen die Jahresmitteltemperaturen von 8 °C auf 6,5 °C ab und die Jahresniederschlagssummen von 600 auf 720 mm zu. Die starken standörtlichen Unterschiede in der Schlucht, wie z. B. sonnige, warme und trockene Südhänge gegenüber den wenig besonnten, kühlen und luftfeuchten Nordhängen und Talgründen, wirken sich jedoch ebenso stark modifizierend auf das Geländeklima aus.
[Bearbeiten] Böden
Verbreitetste Bodenform sind Silikat-Syroseme, die zu den Gesteinsrohböden im Bereich der Felsen und Gesteinsschutthalden gehören. In flacheren Bereichen mit geringerer Umlagerung der Bodenpartikel sind Ranker verschiedener Mächtigkeit entwickelt. Als besondere Bodenform treten über Tonschiefer Braune Ranker auf. Am Schluchtrand kommen podsolierte Braunerden vor.
[Bearbeiten] Gewässer
Die Bode hat im Bereich ihrer Schlucht eine Breite von 7 bis 25 m und ein Gefälle von 100 m auf 17 km. Ihr Gewässerlauf und -bett sind innerhalb der Schlucht sehr naturnah. Kessel, Stromschnellen und Auskolkungen im Fels wechseln sich ab mit Schotterinseln und Flachufern. Sagenumwoben ist die namhafteste Stromschnelle der Bode, der Bodekessel unweit südwestlich der Gaststätte Königsruhe, vor der Sprengung im Jahre 1798 ein niedriger Wasserfall. Blöcke und Steine strukturieren das Flussbett. Langsame Gewässerabschnitte treten v. a. im Bereich des Hornfels auf („Zahme Bode“), Stromschnellen („Wilde Bode“) befinden sich v. a. im unteren Teil der Schlucht und wurden durch das Einschneiden des Flusses in die Gesteinspakete des Ramberg-Granit gebildet. Das Gewässerregime innerhalb der Schlucht wird jedoch durch die Stauanlagen des Bodewerks im Oberlauf der Bode bestimmt. Der Abfluss kann stark variieren: Während des verheerenden Silvester-Hochwassers von 1925 wurde ein Abfluss von 350 m³/s festgestellt; im Sommer 1926 lag die Bode fast trocken (0,35 m³/s). Weitere Hochwässer wurden 1667, 1730 und im April 1984 verzeichnet. Die Bode sollte nach einem Plan von 1891 auch in der Bodeschlucht durch einen 150 m hohen Damm am Bodekessel aufgestaut werden. Der Plan wurde verworfen.
Nur wenige Nebenbäche münden im Bereich der Schlucht rechtsseitig in die Bode. Ein lebhaft plätschernder Bach ist die von Allrode kommende Luppbode. Sie geht bei Treseburg in der Bode auf. Ein weiterer Nebenbach ist der Dambach, der in einer Nebenschlucht unterhalb des Rabensteins zur Bode führt.
[Bearbeiten] Flora und Fauna
[Bearbeiten] Vegetation
In der Bodeschlucht findet ein kleinräumiger Wechsel der Standortverhältnisse statt, der ein eng verwobenes Vegetationsmosaik bewirkt. Mit der standörtichen Vielfalt hängt auch der besondere Reichtum an Pflanzenarten zusammen.
- An den Steilhängen wechseln kleinflächig Schlucht- und Blockschuttwälder, Trockenwälder, Blockschutthalden, Silikatfelsen mit Felsgebüsch, Felsflen und Xerothermrasen ab.
- Als Felsfluren wurden in der Bodeschlucht Pfingstnelkenflur, Alpenaster-Felsflur und Graslilienheide beschrieben.
- Die am weitesten verbreiteten Trockenwälder sind Birken-Eichenwald und Pechnelken-Traubeneichenwald.
- An den Schatthängen sind z. T. ausgedehnte und sehr naturnahe Linden-Ahorn-Schlucht- und Blockschuttwälder der unteren Berglagen (Tilio-Acerion) entwickelt.
- Auf kleinen Flächen in den Unterhangbereichen kommen auch Rotbuchenwälder bodensaurer Standorte vor (Luzulo-Fageten).
- Bodeuferbereiche mit geringer Fließgeschwindigkeit haben die Herausbildung von Rohrglanzgrasröhricht (Phalaridetum arundinaceae) und Giersch-Pestwurzflur (Aegopodio podagrariae-Petisetum albae) begünstigt.
Häufigste Baumarten der Wälder sind Traubeneiche (Quercus robur), Sommerlinde (Tilia platyphyllos), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Hängebirke (Betula pendula) und Eberesche (Sorbus aucuparia). Nennenswert sind auch die Vorkommen der Eibe (Taxus baccata).
In der Krautschicht dominieren Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Drahtschmiele (Avenella flexuosa; v. a. in Eichen-Trockenwäldern), Wald-Simse (Luzula luzuloides), Männlicher Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum), Wald-Habichtskraut (Hieracium murorum), Christophskraut (Actaea spicata), Kleinblütiges Springkraut (Impatiens parviflora), Stinkender Robert (Geranium robertianum), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis) u. a..
An den Granitfelsen ist eine spezielle Flora ausgebildet. Dort sind Gewöhnliche Felsenbirne (Amelanchier ovalis), Färberginster (Genista tinctoria), Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Pechnelke (Lychnis viscaria), Felsen-Fetthenne (Sedum reflexum) u. a. häufig.
Der Frühjahrsaspekt wird geprägt von Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Gelbem Windröschen (Anemone ranunculoides), Hohlem Lerchensporn (Corydalis cava), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Leberblümchen (Hepatica nobilis) und Wechselblättrigem Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), das an den Bachufern wächst, aber auch als Teppich durchrieselte Schutthalden überzieht. Auch Schuppenwurz (Lathraea squamaria) kommt stelenweise vor sowie Märzenbecher (Leucojum vernum).
[Bearbeiten] Tierarten
Die Bodeschlucht ist auch Lebensraum zahlreicher und Refugium vieler seltener Tierarten. Selten sind Wildkatze, Bechstein-Fledermaus, Wanderfalke, Schwarzstorch, Mittelspecht u. a.. Sehr artenreich ist auch die Insektenfauna. Am Bachbett können häufig Wasseramsel und Gebirgsstelze bei ihrer Jagd auf Insekten beobachtet werden. Auch Stockenten brüten stellenweise im Röhricht oder auf entlegenen Schotterbetten. Im Frühjahr tummeln sich zur Laichzeit Feuersalamander im Bodetal, auf die beim Wandern acht gegeben werden muss.
Die Bode gehört im Bereich ihrer Schlucht aus faunstischer Sicht zur Schmerlenregion, die schnell fließende und saubere, meist beschattete Bachabschnitte kennzeichnet. Es kommen außer der Bachforelle von Natur aus Schmerle, Westgroppe, Dreistachliger Stichling und Ellritze vor. Seltene Gäste sind Hecht, Hasel und Flussbarsch. Die Regenbogenforelle wurde von Anglern eingesetzt.
[Bearbeiten] Tourismus
Die Bodeschlucht kann in ihrer gesamten Länge nur erwandert werden. Eine Rad- oder Reitwegeführung ist auf Grund der Enge der Schlucht nicht möglich. Klettern und Wandern abseits der Wege, Mountain-Biking, Canyoning, Wasserwandern und Wildwasserfahren (Rafting) sind aus Gründen des Arten- und Biotopschutzes untersagt. Touristische Schwerpunkte, Gaststätten und Beherbungsbetriebe befinden sich am Thaler Eingang zum Bodetal.
Ein zehn Kilometer langer Wanderweg erschließt die Bodeschlucht zwischen Thale und Treseburg. An Engstellen wird der Weg in steilen Kehren und als Fußpfad über Felsen geführt. Von dort ergeben sich hervorragende Ausblicke in die Schlucht. Zuwegungen ins Tal gehen von den Aussichtsfelsen an Rosstrappe und Hexentanzplatz aus. Von letzterem führt auch ein Höhenweg nach Treseburg. Das Bodetal zählt jährlich Hunderttausende Besucher und gehört zu den touristischen Schwerpunkten in Sachsen-Anhalt.
[Bearbeiten] Besonderheiten
Die Reihenfolge entspricht dem Auftreten entlang des Bodetals zwischen Thale und Treseburg.
- Katersteg: Brücke an der Jugendherberge (ehem. Hotel von 1845) bzw. Café Waldkater. Der Sage nach verschonte an dieser Stelle ein Jäger einen zum Kater verwunschenen Weinpanscher und erhielt zum Dank einen Goldschatz, von dem er das Wirtshaus erbaute.
- Siebenbrüder- oder Goethefelsen: Mehrköpfiger Granitfelsen. Der Sage nach wollten sieben Brüder aus dem Böhmerwald an dieser Stelle am Schluchteingang eine Frau, die sie abgewiesen hatte, vergewaltigen und wurden zur Strafe in den siebenköpfigen Felsen verwandelt. Der Felsen wurde anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Wolfgang von Goethe am 28. August 1949 in Goethefelsen umbenannt. Auf einem Granitblock in der Bode unterhalb des Felsens studierte Goethe bei seinem Bodetalbesuch die Klüftung des Gesteins.
- Kronensumpf: Eine Auskolkung der Bode. Der Rosstrappensage nach bewacht dort Bodo die Krone der Brunhilde.
- Jungfrau oder Großer Kurfürst und Mönch: Felsformen vor der Jungfernbrücke. Der Rosstrappensage erstarrte dort ein Mönch vor Entsetzen zu Stein, als er Bodo in die Tiefe fallen sah.
- Jungfernbrücke: Steinerne Brücke am Gasthof „Königsruhe“. Der Sage nach dürften sie nur Jungfrauen überqueren, damit sie nicht einstürzt. Später ließ der Gastwirt ein Glöckchen läuten, sobald eine Jungfrau die Brücke betrat.
- Gasthaus „Königsruhe“: Gaststätte mit Biergarten und Pension im mitten in der Bodeschlucht gelegenen Hirschgrund. Dort führt der Jungernstieg über die Bode und beginnt der engere Teil der Schlucht. Es ergibt sich von der Terrasse ein Ausblick auf die Felsen und die vorüber rauschende Bode. Zu der Häusergruppe zählt auch die zur Hauptbesucherzeit besetzte Hütte der Bergwacht Harz. Bereits 1820 wurden im Hirschgrund Erfrischungen verkauft. 1860 erfolgte die Errichtung eines Steinhauses, das zunächst eine Konditorei aufnahm.
- Steinerne Kirche: Felsen in Form eines Kirchturms mit anschließendem Kirchenschiff oberhalb des Hirschgrunds. Auf der Felsspitze wurde ein Kreuz angebracht.
- Schurre: Ein alter, 1850 ausgebauter Jägerpfad, der in 18 Kehren über eine Blockschutthalde aus Granit, Hornfels und Diabas zur Rosstrappe führt.
- Teufelskanzel: Felsen oberhalb der Bodeklamm an der Teufel]brücke über den „Blauen Sumpf“ (engste Stelle des Bodetals). Von dort soll, der Sage nach, der Teufel zu den Hexen gesprochen haben.
- Bodekessel: Strudeltopf der Bode an der Teufelsbrücke. Der Sage nach entstand er folgendermaßen: Der Germanengott Wasur (ewiger Kreislauf des Wassers) durchbrach die Felsmauer, die einst Hexentanzplatz und Rosstrappe verband,um Wotan vor dem Zorn seines Vaters Hodir zu retten. Er bahnte der Bode den Weg und schuf den Bodekessel. Wotan wurde daraufhin auf den Götterthron gesetzt. Tatsächlich wurde der Strudeltopf vom ehemaligen niedrigen Wasserfall ausgekolkt, der 1784 zur Floßbarmachung der Bode gesprengt worden ist.
- Langer Hals: Weit nach Norden ausgreifende Flussschleife der Bode. Der lange Hals führt die Bode um einen Felsen aus Hornfels und Diabas. Im Bereich des Knotenschiefers weitet sich das Tal dann wieder.
- Prinzensicht: Ausblickspunkt auf einem Felsen mit Blockschutthalde über der Bodeschlucht, der nur über den Plateauweg zu erreichen ist.
- Gewitterklippen: Felsen aus hartem Kalksilkathornfels und Diabas, der die Bode zu einer weiteren Flussschleife veranlasst.
- Bodegang: Mehrere Quarzporphyrgänge von 3 bis 8 m Breite, die das Tal an mehreren Stellen queren. Erstmals von dem Geologen K. A. Lossen beschrieben.
- Kästental: Nebenbachtälchen der Bode mit kleinem Wasserfall, das nach den dort vorkommenden alten Eiben (althochdeutsch „Kästen“) benannt wurde.
- Pfeil-Denkmal: Beim Dambachhaus unweit des Bodetals erinnert es an den Forstwissenschaftler Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil.
[Bearbeiten] Auswahl berühmter Bodetalbesucher
- Friedrich Gottlieb Klopstock (1771)
- Johann Wolfgang von Goethe (1784)
- Alexander von Humboldt (1790)
- Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg (Novalis; 1797)
- Joseph von Eichendorff (1805)
- Theodor Fontane (1848 und 1868)
[Bearbeiten] Literatur
- Falko Kirsch: Führer durch das Bodetal. Geschichte, Geologie, Sagen, Flora, Fauna. Thale
- Manfred Oelsner: Bodetal. 5. Auflage. Tourist-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-350-00225-0
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Bode – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 51° 44′ 8″ N, 11° 0′ 35″ O