Borschemich
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Borschemich ist ein ländlicher Ortsteil der Stadt Erkelenz im Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen). Seit der Kommunalreform von 1972 gehört die Ortschaft zu Erkelenz. Da Borschemich im Gebiet des Braunkohletagebaues Garzweiler liegt, wird das Dorf ab 2006 nach Erkelenz-Nord westlich von Mennekrath umgesiedelt, wo der Ortsteil Borschemich (neu) entsteht. Borschemich hat 562 Einwohner (Stand 31. Dezember 2006). Bei Beginn der Umsiedlung am 1. Juli 2006 waren es noch 584 Einwohner.
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[Bearbeiten] Geografie
Borschemich liegt auf der Hauptterrasse in dem schmalen Tal der Köhm in einer Höhe von 74 bis 78 m über NN. Südlich und nördlich des Tales steigt das Gelände bis auf 90 m an.
[Bearbeiten] Lage
Im Westen liegt der Erkelenzer Ortsteil Keyenberg und dazwischen verläuft die Landstraße von Wanlo nach Immerath und die Autobahn A61. Nach Osten führt eine Straße nach dem schon weitgehend zerstörten und unbewohnten Alt-Otzenrath und an den Rand der Grube Garzweiler.
[Bearbeiten] Flächengröße
Die ehemalige Spezialgemeinde Borschmich hatte 1970 eine Fläche von 5,18 km².
[Bearbeiten] Gewässer
Die Köhm fließt in West-Ost Richtung und mündet in die Niers. Sie ist nur nach starken Regenfällen und zur Schneeschmelze ein fließendes Gewässer. Vom Ortseingang in Borschemich aus Richtung Alt-Otzenrath ist die Köhm entlang der St.-Martinus-Str. kanalisiert und fließt erst wieder ab der Marienstiftstr. neben dem Pfarrhaus offen weiter in Richtung Keyenberg zur späteren Mündung in die Niers.
[Bearbeiten] Geologie
Im Untergrund liegen Braunkohleflöze aus dem Tertiär.
[Bearbeiten] Ortsnamen
Als Brismike wurde der Ort erstmalig im Jahre 898 urkundlich erwähnt. 1396 erscheint der Name als Bursmich, 1618 als Borschemich. Die Deutung des Ortsnamens ist nicht eindeutig zu klären. Das Grundwort -mich bedeutet Bach und könnte auf die Köhm hinweisen, die im frühen Mittelalter ein stärkeres Gewässer gewesen ist.
[Bearbeiten] Geschichte
898 schenkte König Zwentibold von Lothringen dem Stift Essen ein Königsgut in Borschemich.
Weiter geistliche Institutionen besaßen in Borschmich Höfe: das Stift Kaiserswerth, das Stift St. Maria im Kapitol von Köln und die Benediktiner-Abtei Gladbach (Mönchengladbach).
Im Ort war ein Rittergeschlecht begütert. Erstmalig wurde es 1239 als von Birsmich erwähnt. 1289 war der Ritter Gottschalk von Birsmich Gerichtsherr. Um 1400 starb dieses Geschlecht aus. Bis 1837 befand sich das Rittergut Haus Borschemich in adeligem Besitz.
Im 13./14. Jahrhundert gelangte Borschmich an das Herzogtum Jülich. Zunächst bildete das Dorf mit dem benachbarten Holz die Dingbank Borschemich, die dem Amt Grevenbroich unterstand. 1500 besaß das Gericht Borschemich ein eigenes Schöffensiegel, auf dem der Heilige Martin als Reiter mit Bettler abgebildet war.
1554/55 wurde Borschemich in den Dingstuhl Otzenrath eingegliedert. 1586 hatten die Einwohner unter dem Einfall spanischer Truppen im Im Truchsessischen Krieg zu leiden.
1794 wurde Borschemich in die französische Mairie Kuckum (Kanton Erkelenz) eingemeindet.
1816 wurde Borschemich Bestandteil der preußischen Bürgermeisterei Keyenberg im Landkreis Erkelenz.
1848 wurde Borschemich innerhalb dieser Bürgermeisterei Spezialgemeinde.
1935 wurde die Bürgermeisterei aufgelöst und dem neuen Amt Holzweiler zugeschlagen.
1972 wurde aufgrund des Neugliederungsgesetzes Aachen vom 21. Dezember 1971 die heutige Stadt Erkelenz gegründet. Nach diesem Gesetz wurde Erkelenz am 1. Januar 1972 mit den Gemeinden Gerderath, Schwanenberg, Venrath, Granterath, Lövenich, Borschemich, Holzweiler, Immerath, Keyenberg und den Orten Geneiken und Kuckum zusammengeschlossen.
[Bearbeiten] Schulgeschichte
Borschemich besaß bis 1968 eine eigene Schule. Die Anfänge gehen auf eine Küsterschule am Anfang des 18. Jhrhunderts in einem Fachwerkhaus neben der Kirche zurück. Als 1828 das Dorf den ersten ausgebildeten Elementarschulleherer zugewiesen bekam, bot die Schule das "Bild der völligen Verwahrlosung"[1]. So wurde 1836 ein neuer Schulsaal an das Küsterhaus angebaut, der 1850 ein zweiter Schulsaal und eine Lehererwohnung folgten. Heute besuchen die Grundschüler die Grundschule in Keyenberg.
[Bearbeiten] Religion
Im 12. Jahrhundert wurde der romanische Turm der Kirche erbaut, diese war eine der ältesten Kirchen im Erkelenzer Land. Urkundlich wurde sie aber erst 1423 erwähnt. Ein Hinweis auf das Alter, gibt auch das Patrozinium der Kirche, ist sie doch dem heiligen Martin, dem Nationalheiligen der Franken, geweiht. Ein Friedhof wurde schon 1300 in einer Urkunde überliefert. Anders als im benachbarten Otzenrath konnte die reformation in Borschemich nicht Fuß fassen und der Ort blieb überwiegend katholisch. Erst 1804 wurde Borschemich selbständige Pfarre, vorher hatte der Ort als Filialkirche zur katholischen Pfarre Keyenberg gehört. Am 1. März 1804 erließ der erste Aachener Bischof Berdolet ein Dekret der neuen Pfarrumschreibung, durch welches auch Borschemich selbständige Pfarrei wurde.
Die Kirche wurde, da sie zu klein geworden war, 1906/07 von dem Kölner Diözesanbaumeister H. Renard an anderer Stelle neu erbaut.
Schwestern vom Orden der Cellitinnen aus Düren betrieben von 1918 bis 1981 im Ort ein Kinderhaus.
In der Zeit seit der Erhebung zur selbständigen Pfare waren folgende Seelsorger im Ort tätig:
- 1804 bis 1837 Pfarrer Simon Schmitz
- 1837 bis 1885 Pfarrer Michael Dapper
- 1887 bis 1893 Pfarrer Sebastian Klein
- 1893 bis 1912 Pfarrer Karl Anton Weisheim
- 1912 bis 1914 Pfarrer Peter Keusen
- 1914 bis 1920 Pfarrer Ferdinand Küppers
- 1920 bis 1947 Pfarrer Johann Josef Aretz
- 1947 bis 1978 Pfarrer Dr. phil. Bruno Masch
- 1979 bis 1993 Pfarrer Günter Meis
- 1993 bis 2002 Pfarrer Ulrich Lühring
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung
Einwohnerzahlen der Ortschaft Borschemich:[2]
Jahr | 1767 | 1817 | 1849 | 1871 | 1895 | 1926 | 1939 | 1961 | 1970 |
Ew | 350 | 599 | 629 | 679 | 589 | 593 | 615 | 734 | 760 |
[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Die Borschemicher Linde am Ortseingang
- Haus Borschemich, auch Haus Paland genannt. Das Gebäude ist ein ehemaliges Wasserschloss, bestehend aus einer Vorburg und einem Haupthaus. Das Grabensystem wurde früher von der Köhm gespeist. Ein Teil der Gräben ist noch erhalten.
- Die Pfarrkirche St. Martinus, in 1906/07 erbaut
- kirchliche Parkanlage zwischen Pfarrkirche und Haus Paland. Im Park finden sich eine 1921 errichtete "Lourdesgrotte", eine Kreuzigungsgruppe als Grotte am Kalvarienberg, ein St. Martinus Denkmal aus dem Jahr 1936 anläßlich des 300-jährigen Bestehens der Bruderschaft, sowie ein Ehrenmal, Kriegergedächtnisgrotte an der Kirche, errichtet 1922, neugestaltet 1954
- neue St. Martinus Figur an der Dorflinde
- St. Josefskloster aus dem Jahr 1688, heutiges Jugendhaus des Bistums Aachen, geleitet von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg
- diverse alte Wegekreuze an den Ortsstrassen ( Kreuze Heyers, Dappen, Beeck, Linde )
- alte Grabsteine am Aufgang zum Friedhof und auf dem Friedhof, Kreuzwegstationen auf dem Friedhof
- alte Fußfälle in den Kirchenanlagen
- Pfarrhaus aus dem Jahre 1839
[Bearbeiten] Vereine
- Karnevalsgesellschaft "Rasselbande Borschemich", gegründet 1972
- Musikverein Borschemich e.V., gegründet 1926
- St. Martinus Schützenbruderschaft Borschemich e.V., gegründet 1636
- Kirchenchor Cäcilia, gegründet 1848
- Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, Löschgruppe Borschemich, gegründet 1904
- TUS 09, Turn- u. Spielverein 09 e.V., gegründet 1909 ( z.Zt. ruhend )
- kirchliche Gremien ( Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat )
- Bürgerbeirat ( Umsiedlung des Ortes durch den Tagebau Garzweiler II )
- Rock'n Roll, Boogie Woogie und Disco Fox Club "Tigerfeet e.V." ( auswärtiger Verein, der sich regelmäßig im Ort trifft )
[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen
- Schützenfest am Wochenende nach Pfingsten ( Frühkirmes )
- Pfarrpatrozinium im November ( Spätkirmes )
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die Statz Bekleidungswerke haben in Borschemich ihren Ursprung. Boss Raumgestaltung ist vor mehr als 100 Jahren aus einer Schreinerei hervorgegangen. Mehrere Gartenbaubetriebe liegen am Ortsrand. Von einst 25 Landwirten wirtschaften 2006 noch zwei. Das Gestüt Arab el Haira betreibt die Pferdezucht von Vollblutarabern. Von der Risch-Gruppe, die mit einer Baumaterialienhandlung in Essen von Carl Risch im 19. Jahrhundert begründet wurde, gibt es ein Baustoffwerk mit Kiesgruben.
[Bearbeiten] Strassenliste
- St.-Martinus-Str.
- Marienstiftstr.
- Schöffenstr.
- Immerather Str.
- Keyenberger Str.
- Otzenrather Str.
- Von-Paland-Str.
- Linde Borschemich
- Glockengasse
- Im Blumenforst
- Im Palandsfeld
- Küppersend
- Am Schwarzen Berg
- Alter Kirchweg
- Von-Birsmich-Weg
- Spenrather Weg
- Hochneukircher Weg
[Bearbeiten] Infrastruktur
- Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, Löschgruppe Borschemich, gegründet 1904
- Mehrzweckhalle Borschemich
- Sportplatz "Alter Kirchweg"
- Bolzplatz "Von-Paland-Str."
- Raiffeisenbank Erkelenz e.G. ( Niederlassung, ehemalige Hauptstelle der Raiffeisenbank von 1894 e.G. )
[Bearbeiten] Borschemich (neu)
Der Standort für die Siedlung Borschemich (neu) liegt im Nordosten von Erkelenz. Umliegende Ortschaften sind im Uhrzeigersinn Rath-Anhoven (Gemeinde Wegberg), Herrath (Stadt Mönchengladbach), Mennekrath, Erkelenz und Oerath. Im Westen liegt der Ort an der Bundesstraße 75 und im Süden an der Düsseldorfer Straße, jenseits dieser Umgehungsstraße liegt das in den 1990er Jahren entstandene Baugebiet Oestricher Kamp. Ein markanter Brückenbau verbindet die zwei Ortsteile. Unmittelbar im Norden der neuen Ortschaft befindet sich das Wasserwerk Mennekrath.
Der symbolische Beginn für die Umsiedlung war der erste Spatenstich am 17. März 2006. Hierdurch fiel der Startschuss für die Erschließung des etwa 34 Hektar großen Umsiedlungsstandortes Erkelenz-Nord für die Umsiedlung von Borschemich. Die Namen der Straßen wurden von Borschemich übernommen. Den bestehenden Borschemicher Gärtnereibetrieben wird eine Fläche entlang der B 75 zugewiesen.
Eine katholische Kirche wird auf Wunsch des Bistums Aachen am neuen Ort nicht mehr erbaut, auch keine Kapelle stattdessen "ein sakraler Raum". Der Ort wird zukünftig zur benachbarten Erkelenzer Pfarre St. Lambertus gehören.
Auch der Friedhof von Borschemich wird "umgesiedelt", die bestehenden Gräber werden umgebettet.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. In: Schriftenreihe der Stadt Erkelenz. Nr.6, Mönchengladbach 1985
- Arbeitskreis der Borschemicher Vereinsvorstände in Verbindung mit der Pfarrgemeinde St. Martinus, Texterstellung Heinrich Goebels: 1100 Jahre Borschemich, 898 - 1998, Geschichte und Geschichten. Herausgabe 10.12.1997
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bericht einer Kommission der lokalen Polizeirevision vom 8. 7. 1834 zit. n. Mackes a.a.O. S.423
- ↑ K. L. Mackes a.a.O. S. 86
Koordinaten: 51° 5' N 6° 26' O
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen zur Umsiedlung, u.a. ein Luftbild von Borschemich
- Fotoserie Borschemich (Uni Kassel)
- Im Ort befindet sich eine Erdbebenstation
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