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Geheimagent (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Filmdaten
Deutscher Titel: Geheimagent
Originaltitel: Secret Agent
Produktionsland: Großbritannien
Erscheinungsjahr: 1936
Länge (PAL-DVD): 86 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12
Stab
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Charles Bennett
Produktion: Michael Balcon
für Gaumont British Picture Corporation
Musik: Louis Levy
Kamera: Bernard Knowles
Schnitt: Charles Frend
Besetzung

Geheimagent (Originaltitel: Secret Agent) ist ein britischer Thriller des Regisseurs Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1936. Grundlage sind zwei Kurzgeschichten von William Somerset Maugham.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

10. Mai 1916. Der britische Spion Edgar Brodie ist tot – so berichtet jedenfalls die Presse. Tatsächlich nimmt er jedoch eine neue Identität an, da er als Geheimagent in der Schweiz zum Einsatz kommen soll. Als Richard Ashenden soll er dort einen unbekannten Spion zur Strecke bringen, bevor dieser in feindliches Gebiet abreist. Die Tat ist notwendig um die britischen Interessen in der Nahostkrise zu wahren. Ein aus der Schweiz stammender Kollege, genannt der „General“, soll Ashenden begleiten.

In seinem Hotelzimmer trifft Ashenden auf seine Frau, die in Wirklichkeit ebenfalls Spionin ist, zusammen mit einem Verehrer namens Marvin. Einer ihrer Informanten, den sie in einer Kirche ermordet auffinden, bringt die Agenten mit Hilfe eines Jackenknopfes auf eine Spur. Sie machen den vermeintlichen Besitzer des Knopfes aus und locken ihn in eine Falle. Auf einer Bergwanderung stößt der „General“ den alten Mann in die Tiefe, während Ashenden aus der Entfernung zusieht. In der Zwischenzeit verkehrt Mrs. Ashenden öfters mit Marvin, weist seine Annäherungsversuche aber zurück.

Es stellt sich heraus, dass die Agenten keinen feindlichen Agenten sondern nur einen harmlosen Touristen getötet haben. Mrs. Ashenden, die anfangs noch abenteuerlustig war, ist dem Töten mehr und mehr abgeneigt. Sie offenbart ihre Liebe zu Brodie und beschließt mit ihm, den Auftrag abzubrechen. Eine neue Spur bringt Brodie/Ashenden jedoch ins Wanken: Über eine Bekanntschaft hat der „General“ herausgefunden, dass eine Schokoladenfabrik von den deutschen Gegnern zur geheimen Information benutzt wird. Die beiden Männer spionieren vor Ort, müssen dann aber vor der Polizei fliehen. Dabei haben sie herausgefunden, dass Marvin der gesuchte Mann ist.

Sie erwischen noch den Zug, in den Marvin eingestiegen ist, und zwar zusammen mit Mrs. Ashenden, die entschieden hatte, mit ihm zu fahren. Marvin verrät ihr seine Identität, durchschaut sie zugleich aber auch. Die beiden Männer finden sie, aber bevor sie die Situation beenden können, entgleist der Zug bei einem Luftangriff der Briten. Marvin wird eingeklemmt und erschießt den „General“, kurz bevor er selbst stirbt.

[Bearbeiten] Hintergründe

Der Schriftsteller William Somerset Maugham, der den 1. Weltkrieg als Geheimdienstmitarbeiter erlebte, verarbeitete seine Erfahrungen in mehreren nach der Hauptfigur benannten "Ashenden-Romanen". Einen davon, The Hairless Mexican, verarbeitete wiederum der Filmkritiker Campbell Dixon zu einem Theaterstück. Die Rechte hieran erwarb der Produzent Michael Balcon und beauftragte Dixon mit der Erarbeitung eines Treatments. Das Drehbuch erarbeiteten schließlich Hitchcock und Charles Bennett, der bereits für die Drehbücher zu seinen beiden vorangegangenen Erfolgsfilmen Der Mann, der zuviel wusste und Die 39 Stufen verantwortlich war. Sie verwendeten die ursprüngliche Romanvorlage sowie einen zweiten Ashenden-Roman, The Traitor. Aus dem Theaterstück übernahmen sie lediglich die Liebesgeschichte.

Der gefeierte Theaterschauspieler John Gielgud übernahm die Rolle des Brodie/Ashenden, die ihm als eine Art moderne Hamlet-Figur angeboten wurden, die Rolle eines Mannes in einem moralischen Dilemma. Hitchcock hatte jeher ein ambivalentes Verhältnis zu "schauspielernden" Schauspielern und er fand, dass Gielguds Bühnenerfahrung eher lästig denn nützlich war. "Ich musste alles auslöschen und bei Null anfangen" sagte er der Presse. Gielgud selbst war die Filmarbeit im Vergleich zum Theater unangenehm. Er fühlte sich nach eigener Aussage fast krank vor Nervosität und er fand sich selbst im fertigen Film auch ziemlich schlecht.

Diese Nervosität war auch von der Tatsache beeinflusst, dass Hitchcock der weiblichen Hauptrolle deutlich mehr Aufmerksamkeit schenkte. Die Rolle der Elsa Carrington übernahm Madeleine Carroll, die bereits zuvor in Die 39 Stufen brillierte. Carroll gilt als erste typische "Hitchcock-Blondine". Hitchcock betete Carroll förmlich an und wie bereits in Die 39 Stufen verstand es Hitchcock, sie äußerst liebevoll und vorteilhaft ins Bild zu setzten. Dies war allerdings auch schon die letzte Zusammenarbeit mit Hitchcock, da Carroll bereits seit 1934 in Hollywood arbeitete und von Michael Balcon lediglich für diese beiden Filme zurück nach Europe geholt werden konnte.

Die Figur des äußerst zwielichtigen Generals wurde von Peter Lorre übernommen, der ebenfalls seit einiger Zeit bereits in Hollywood arbeitete. Die Arbeit gestaltete sich jedoch schwierig. Lorre war inzwischen stark morphiumsüchtig und nutzte jede Gelegenheit, sich seine Drogen zuzuführen. Die Dreharbeiten litten deutlich unter Lorres Stimmungsschwankungen und Sprunghaftigkeit. Die Szenen mit Lorre konnten in den seltensten Fällen durchgedreht werden, was man dem fertigen Film auch ansieht.

Der dritte "Hollywood-Import" war Robert Young, der den feindlichen Spion spielte und damit völlig gegen seinen Typ besetzt wurde. Er war damit in Hitchcocks Werk der erste "sympathische Schurke", ein Rollenbild das Hitchcocks spätere Filme mit prägen sollte.

Hitchcock verlor im Laufe der Dreharbeiten immer mehr das Interesse an dem Film, da ihn sein eigenes Interesse an seiner Hauptdarstellerin gefangen nahm. Er konzentrierte sich fast ausschließlich auf die Szenen mit Madeleine Carroll, die somit zu den besten des Films gehören. Außerhalb der Dreharbeiten trieb er jedoch oft üble, beinahe grausame Scherze mit ihr. Bereits hier zeigt sich seine ambivalente Haltung gegenüber vom ihm bewunderten Schauspielerinnen, wie er sie in späteren Jahren unter anderem Ingrid Bergman, Vera Miles oder Tippi Hedren gegenüber an den Tag legte.

Hitchcock achtete bei der Ausarbeitung der weitgehend in der Schweiz spielenden Geschichte auf eine möglichst landestypische Milieuschilderung. So verlegte er das Hauptquartier der Agenten in eine Schokoladenfabrik, die Geheimbotschaft wurde in einer Tafel Schokolade übermittelt. Ein Mord findet in einer schweizer Dorfkirche statt und ein weiterer Mord geschieht, indem das Opfer von einer Bergklippe gestoßen wurde. Hitchcock baute sogar schweizerische Tanz-Folklore in die Handlung ein. Die Szene, in der Elsa Carrington und Robert Marvin in der Kutsche fahren und Verständigungsprobleme mit dem (nicht englisch sprechenden) Kutscher haben, stand allerdings nicht im Drehbuch, sie wurde entgegen Hitchcock sonstigen Gepflogenheiten improvisiert.

Entgegen seiner Haltung während der Dreharbeiten war Hitchcock mit dem Resultat doch zufrieden. Er bekannte später: "Ich mochte "Secret Agent" ganz gerne. Es tut mir leid, dass er kein größerer Erfolg geworden ist." Er bekannte aber auch die Problematik der Gielgud-Rolle des Anti-Helden: "Man kann sich nur schwer für einen Helden erwärmen, der partout kein Held sein will." Tatsächlich waren Anti-Heldentum, Entlarvung von Sympathieträgern (Young) und sadistische und latent pädophile "gute" Agenten (Lorre) ungewohnt für die damaligen Kinogewohnheiten. Hitchcock war mit Geheimagent seiner Zeit um einige Jahrzehnte voraus.

Der Publikumserfolg stand zwar hinter dem der beiden Vorgängerfilme zwar zurück, Geheimagent spielt jedoch seine Kosten gut ein.

[Bearbeiten] Kritiken

Kinematoghraph Weekly schrieb anlässlich der Uraufführung: "Ein würdiger Begleiter für seinen erlauchten und sehr erfolgreichen Vorgänger 39 Stufen. Die Handlung entfaltet sich in den psychologischen Reaktionen der Hauptfiguren. Es gibt intellektuelle Dialoge, gutmütigen Humor, romantische Verwicklungen."

Die New York Times schrieb: "The Secret Agent rühmt sich zwar der literarischen Herkunft von einem Somerset Maugham-Roman, ist aber nichtsdestoweniger einer jener Filme, in dem sich praktisch jedes Ensemble-Mitglied als Spion erweist, nicht ausgenommer Robert Young, dem man abnehmen soll, dass er ein amerikanischer Spion im Sold der Achsenmächte ist. Wenn man das verdaut hat, fällt es einem auch nicht mehr schwer, sich Madeleine Carroll als eine Amateuragentin vorzustellen, die sich dem Geheimdienst aus Spaß am Nervenkitzel angeschlossen hat und die, nach Genf geschickt, um dort im Rahmen einer Spionageaktion die Frau von John Gielgud zu spielen, sich in diesen verliebt, während sie von Mr. Young verfolgt wird.".

Die Harold Tribune schrieb: "Madeleine Carroll wirkt sehr überzeugend und sehr menschlich in ihrem inneren Widerwillen gegen den Job, für den sie sich hergegeben hat. Robert Young spielt den deutschen Agenten mit verschlagener List und souveräner Kraft, besonders wenn es ihm schließlich auf dem mitreißenden Höhepunkt unter dem Krachen von Bomben und dem scheußlichen Lärm entgleisender Züge ans Leben geht. Die Leistungen dieser beiden Schauspieler werden freilich noch in den Schatten gestellt von Peter Lorre. Als mexikanischer 'General' mit dem Herz eines Schlächters lehrt er dem Publikum am intensivsten das Gruseln. Mr. Hitchcock wäre gut beraten gewesen, hätte er auf die zusammenhanglose und ärgerliche Liebesgeschichte verzichtet und dafür Lorre mehr Raum gegeben."

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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