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Helmut Kaplan

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Helmut Kaplan
Helmut Kaplan

Helmut Friedrich Kaplan (* 13. Oktober 1952 in Salzburg) ist ein österreichischer Autor, der sich hauptsächlich mit den Themen Tierrechte und Ethik befasst.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lebenslauf

[Bearbeiten] Familie und Jugend

Helmut Friedrich Kaplan wurde 1952 als Sohn von Helmut und Maria Kaplan geboren. Er war verheiratet mit Eleonore Kaplan. Aus dieser zwischenzeitlich geschiedenen Ehe gingen zwei Kinder (* 1975 und * 1986) hervor. Seine Tochter Astrid promovierte 2003 mit der Dissertation „Zum psychologischen Zusammenhang zwischen der Gewalt gegenüber Tieren und der Gewalt gegenüber Menschen“[1] und ist ebenfalls als Autorin tätig.[2]

„Das Schlimmste zu jener Zeit war [...] nicht die Ohnmacht, die Verbrechen gegenüber Tieren zu verhindern, sondern das Gefühl, der einzige zu sein, der diese Verbrechen überhaupt sieht
Kaplan in seinem 1993 erschienenen Buch Leichenschmaus - Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung über seine damalige Sichtweise der Dinge

Bereits im Alter von elf Jahren wurde er Vegetarier. Auch wenn dies laut eigener Aussage "über Nacht" geschah, gab es hierfür kein einzelnes Schlüsselerlebnis; so haben ihn vielmehr beim Metzger und in den Lebensmittelgeschäften die toten Tiere schockiert, weshalb er sich dazu entschloss, kein Fleisch mehr zu essen. Bei seinen Eltern stieß er mit seiner Entscheidung auf Verständnis, wenngleich diese eher gesundheitliche als ethische Argumente brachten.

[Bearbeiten] Beruflicher Werdegang

Von 1959 bis 1964 besuchte Kaplan die Volksschule, davon drei Jahre in den USA, anschließend bis 1974 das Bundesrealgymnasium in Salzburg. Während seiner Schulzeit hatte er mit vielen Lehrern eher negative Erfahrungen gemacht.

Nach seiner Schulzeit studierte er von 1975 bis 1981 an der Universität Salzburg zunächst Psychologie (Psychologie / Psychiatrie / Psychopathologie). Dieses Studium schloss er mit der Arbeit „Zur Wertproblematik in der Psychoanalyse“ ab, mit der er zum Doktor der Philosophie promovierte. Eine überarbeitete Fassung der Dissertation erschien im Hans Huber Verlag unter dem Titel Ist die Psychoanalyse wertfrei? Danach studierte Kaplan bis 1987 sein Wunschfach Philosophie (Nebenfach Pädagogik) und schloss dieses Studium mit einer Magisterarbeit über Peter Singer ab. Eine überarbeite Fassung derselben wurde im Wissenschaftsverlag Peter Lang unter dem Titel Philosophie des Vegetarismus publiziert.

Von 1982 bis 1983 hatte er ein Forschungsstipendium des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Wien inne. Anschließend war er von 1985 bis 1986 als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut für Philosophie, Technik und Wirtschaft der Universität Salzburg tätig. In den Jahren 1988 und 1989 arbeitete er als Generalsekretär der Philosophischen Gesellschaft in Salzburg, einem Arbeitskreis und Diskussionsforum an der dortigen Universität.

Trotz seines Doktortitels besitzt Kaplan keine feste Anstellung an einer Hochschule. Er finanziert sich hauptsächlich über Privatspenden.[3] Im Sommersemester 2006 hielt er an der Universität Heidelberg einen Gastvortrag im Rahmen der Vorlesungsreihe Tierrechte, die von einer studentischen Gruppe, nicht von der Universität selbst, durchgeführt wurde.[4]

[Bearbeiten] Einsatz für Tierrechte

Fest entschlossen, als Tierrechtler aktiv zu werden, wollte er sich durch ein Philosophie-Studium hierfür eine Grundlage schaffen. So basierte seine Entscheidung, zunächst Psychologie und dann sein Wunschfach Philosophie zu studieren, darauf, dass er ersteres als Fundament für seine Tierrechtsargumente sah und sich mit letzterem keine größeren Berufsaussichten versprach.

Ab Mitte der achtziger Jahre wandte er sich der Tierrechtsarbeit zu, indem er mehrere Veröffentlichungen zu diesem Themenfeld las. Maßgeblich beeinflusst wurde er dabei eigenen Angaben zufolge vor allem durch den australischen Tierrechtsphilosophen Peter Singer, da dessen Konzept ihm am schlüssigsten erschien; insbesondere dessen Buch Animal Liberation (dt. Befreiung der Tiere) betrachtete er als Meisterwerk. Ende der achtziger Jahre war er Singer zum ersten Mal begegnet, als er an der Salzburger Universität einige Veranstaltungen mit diesem moderierte. Singer schrieb auch das Geleitwort zu Kaplans 1989 erschienenem Buch Warum Vegetarier – Grundlagen einer universalen Ethik.

Nachdem sich Kaplan ab 1987 als Philosoph, Autor und Vortragender der Tierrechtsethik zugewandt hatte, war er Berater oder Mitarbeiter von mehreren Organisationen (zum Beispiel von Animal Peace und Peta) und Gast in diversen Fernsehsendungen (zum Beispiel im legendären Club 2, im ZDF-nachtstudio und im Kreuz und quer philosophicum des ORF). In den 1990er Jahren war er zeitweise Präsident der Vegetarischen Gesellschaft Österreichs. Außerdem verfasste er zahlreiche Aufsätze zur Philosophie und Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung, des Vegetarismus und des Fleischessens.

Kaplans Buch Leichenschmaus - Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung, das 1993 herauskam, zählt heute zu den bekanntesten Büchern der deutschsprachigen Tierrechtsliteratur. Im Magazin Focus wurde es als „Bibel der Radikalvegetarier und Tierbefreier“ bezeichnet. 2005 erschien es auch in Japan unter dem Titel Shitai no bansan.

[Bearbeiten] Kaplans Philosophie

Weltanschaulich und ethisch sieht sich Kaplan in der Nähe von Arthur Schopenhauer, der in sein Ethik-Konzept den Schutz der Tiere miteinbezogen hatte. Hinsichtlich der Tierethik übte Peter Singer auf ihn den größten Einfluss aus, da er das rationale Denken in die Thematisierung tierethischer Fragestellungen eingeführt habe. Jedoch steht Kaplan dessen Utilitarismus-Ansatz kritisch gegenüber, da dieser unter Umständen dazu geeignet sei, auch von Tierrechtlern abgelehnte Praktiken wie Tierversuche, Fleischkonsum und Verwendung von Tieren in der Unterhaltungsbranche zu legitimieren. [5]

[Bearbeiten] Tierethik

Kaplan plädiert für eine „einfache Ethik[6]: Einerseits sollten die vorhandenen tierethischen Ansätze breiteren Bevölkerungsschichten verständlich vermittelt werden, andererseits sollten die Menschen „da abgeholt werden, wo sie sind“. Es müsse ihnen klar gemacht werden, dass ihre moralischen Überzeugungen, konsequent zu Ende gedacht und angewandt, einen ausbeuterischen Umgang mit Tieren verbieten. Eine der zentralen Aussagen Helmut Kaplans zum Thema Tierrechte lautet: „Wir brauchen für den Umgang mit Tieren keine neue Moral. Wir müssen lediglich aufhören, Tiere willkürlich aus der vorhandenen Moral auszuschließen.“[7]

Kaplan will eine „dritte Etappe der Tierethik“ einläuten. Damit meint er die Einstellung, dass komplexe moralische Überlegungen in Bezug auf Tiere ebenso überflüssig seien wie komplexe moralische Überlegungen in Bezug auf Menschen. Genauso wenig wie Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts diskriminiert werden dürften, dürften Tiere aufgrund ihrer Spezies diskriminiert werden.

Die Tierrechtsbewegung ist für Kaplan die Fortsetzung anderer Befreiungsbewegungen wie die zur Befreiung von Sklaven oder zur Emanzipation von Frauen. Kaplan sieht Parallelen zwischen der Etablierung von Menschen- und Tierrechten und zitiert Jürgen Habermas, der in Bezug auf die Menschenrechtspolitik sagt, diese sei angesichts des unterinstitutionalisierten Weltbürgerrechts zum Vorgriff auf einen künftigen kosmopolitischen Zustand genötigt, den sie zugleich befördern will. Deshalb müsse man sich heute auch in Bezug auf Tierrechte so verhalten, wie man es von Menschen in der Zukunft erwarte. Nur weil die momentane Gesetzeslage bestimmte Dinge zulasse, dürfe man diese nicht kritiklos tolerieren.

[Bearbeiten] Tierschutz und Fleischkonsum

Seiner Meinung nach geht der traditionelle Tierschutz oftmals nicht weit genug, da er sich größtenteils mit "Humanisierungen der Ausbeutung" begnüge. Die Tierrechtsbewegung dagegen fordere ein "Ende der Ausbeutung". Eine Humanisierung der Schlachtung zu fordern sei genauso wenig sinnvoll wie beispielsweise eine Humanisierung der Sklaverei oder die Erlaubnis zu einer "sanften Vergewaltigung"." [8]

In diesem Zusammenhang kritisierte er auch Wolfgang Apel, den Präsidenten des Deutschen Tierschutzbund dafür, dass er Tierrechten strikt ablehnend gegenübersteht. Während mehrere Tierschutzorganisationen sich in Richtung Tierrechte bewegen würden, sei Apel diesbezüglich ein "Bremser vom Dienst".[9]

Es bestünde außerdem ein Unterschied dazwischen, ob man wie die Menschen aus der Steinzeit Tiere töte, um sich zu ernähren, oder ob man wie heute Tiere töte, um den "Gaumen zu kitzeln." Ethisch und philosophisch sei es darüber hinaus nicht relevant, ob der Mensch vom biologischen Standpunkt aus Fleischesser sei oder nicht. Denn für den Fall, dass der Mensch im biologischen Sinne tatsächlich ein Mörder und Vergewaltiger sei, sei dies ebensowenig ein Grund, diese beiden Praktiken zu rechtfertigen.

Auch den Konsum von Biofleisch hält Kaplan für problematisch, da es aus moralischer Sicht nicht legitim sei, andere Lebewesen umzubringen und aufzuessen, nur weil sie ein schönes Leben hatten. Demnach sei Biofleisch als "geringeres Übel" nur eine Notlösung, die man allerdings nicht als Endziel propagieren dürfe.

[Bearbeiten] Vegetarismus und Veganismus

Zum Tierrechts-internen Streitthema Vegetarismus versus Veganismus hat Kaplan ein „Vegetarisch-veganes Manifest“ verfasst [10], in dem er sich einerseits zur ethischen Maximalforderung einer veganen Ernährung bekennt, aber auch versucht, pragmatischen Aspekten und Erfordernissen Rechnung zu tragen: Mindestanforderung sei demnach der Verzicht auf das Fleischessen sowie eine Einschränkung des Verbrauchs anderer tierlicher Produkte. Gleichzeitig solle alles unternommen werden, um vegane Lebensmittel zu entwickeln und zu fördern.

Eine Verteufelung von Vegetariern, wie sie gelegentlich durch Veganer betrieben wird, lehnt Kaplan allerdings ab, da so gut wie niemand zum Veganer ohne den Zwischenschritt "Vegetarier" werde. Demnach sei die Kritik der Veganer an den Vegetariern "ethisch-faktisch völlig richtig", auf der politisch-strategischen Ebene jedoch "völlig falsch", da ein Fleischesser deutlich mehr Tiere auf dem Gewissen habe als ein Vegetarier. [11] Gegenseitige Vorwürfe, dass bestimme Leute innerhalb der Tierrechtsszene zu radikal oder gemäßigt seien, seien generell kontraproduktiv; vielmehr sei jeder einzelne Schritt gleich wichtig: [12]

Deshalb müssen alle Schritte in die richtige Richtung wahrgenommen und gewürdigt werden: Wenn jemand, der bis jetzt 20 % vegane Lebensmittel gegessen hat, nunmehr 40 % vegane Lebensmittel ißt, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ein Fleischesser zum Vegetarier wird, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn ein Fleischesser, der bisher zehn Wurstsemmeln pro Woche gegessen hat, nur mehr fünf ißt, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Und wenn jemand, der noch nie über Tierrechte nachgedacht hat, beginnt, über Tierrechte nachzudenken, so ist das ein Schritt in die richtige Richtung.

[Bearbeiten] Kritik

Mehrere zum Teil höchst kontroversielle Aussagen Kaplans zur sogenannten Gewaltfrage in der Tierrechtsbewegung zogen wiederholt staatsanwaltschaftliche bzw. gerichtliche Erhebungen nach sich (zuletzt im Sommer 2005, unter anderem wegen Aussagen zur Sprengung von Stierkampfarenen und Schlachthöfen), führten aber nie zu einer Verurteilung.

Scharf kritisiert wurde Kaplan auch, weil er demonstrativ die Tierrechtsarbeit des Universellen Lebens lobt und ein vehementer Verfechter des sogenannten Holocaustvergleiches ist, also des Vergleiches von Fleischkonsum und Tierschlachtungen mit dem Holocaust. So hat er etwa die höchst umstrittene Peta-Kampagne „Der Holocaust auf Ihrem Teller“ mehrfach begrüßt und verteidigt.

[Bearbeiten] Quellen

  1. peta.de
  2. amazon.de
  3. tierrechte-kaplan.org
  4. ag-tierethik.de
  5. Tierrechte und Utilitarismus - Singer stellt klar, Tierversuche abzulehnen
  6. "Einfache Ethik"
  7. Wir brauchen keine neue Moral
  8. "Tiere haben Rechte"
  9. "Bremser vom Dienst - Wolfgang Apels Beitrag zur Befreiung der Tiere"
  10. Das vegetarisch-vegane Manifest
  11. Vegetarisch oder vegan? - Notwendige Bemerkungen zu einer überflüssigen Debatte
  12. Eine Reise von zehntausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt

[Bearbeiten] Bibliographie

  • Ist die Psychoanalyse wertfrei? Verlag Hans Huber Bern 1982 ISBN 3-456-81122-5
  • Philosophie des Vegetarismus. Peter Lang, Frankfurt 1988
  • Warum Vegetarier? Frankfurt 1989
  • Sind wir Kannibalen? – Fleischessen im Lichte des Gleichheitsprinzips. Frankfurt 1991, ISBN 3-631-43628-9
  • Leichenschmaus – Ethische Gründe für eine vegetarische Ernährung. Rowohlt, Reinbek 1993 (3. Aufl. 2002), ISBN 3-499-19513-5
  • Warum ich Vegetarier bin – Prominente erzählen. Rowohlt, Reinbek 1995, ISBN 3499196751
  • Tiere haben Rechte – Argumente und Zitate von A bis Z. Harald Fischer Verlag, Erlangen 1998 (2. Aufl. 2002), ISBN 3-891-31118-4
  • Tierrechte – Die Philosophie einer Befreiungsbewegung. Echo, Göttingen 2000, ISBN 3926914351
  • Wozu Ethik? Asku-Presse, 2001, ISBN 3-930-99412-7
  • Die Ethische Weltformel – Eine Moral für Menschen und Tiere. Vegi-Verlag, Neukirch-Egnach 2003, ISBN 3-909-06704-2
  • Shitai no bansan. Doujidaisya, Tokyo 2005, ISBN 4-886-83544-9
  • Der Verrat des Menschen an den Tieren. Vegi-Verlag, Neukirch-Egnach 2006, ISBN 3-909067-06-9

[Bearbeiten] Weblinks

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