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Hexenhammer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Hexenhammer (lat. Malleus Maleficarum) ist ein Buch, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institor) nach heutigem Forschungsstand im Jahre 1486 in Speyer veröffentlichte und das bis ins 17. Jahrhundert hinein 29 Auflagen erhielt.

Titelseite des „Malleus maleficarum”, Lyon 1669
Titelseite des „Malleus maleficarum”, Lyon 1669

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte

Der „Hexenhammer“ (Malleus Maleficarum) muss in engem Zusammenhang mit der sogenannten Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII. vom 5. Dezember 1484 gesehen werden. Die päpstliche Bulle Summis desiderantes markierte zwar nicht den Beginn der Hexenverfolgungen in Europa, jedoch erreichte sie nun mit offizieller Beglaubigung durch das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche eine völlig neue Dimension.

Kramer sammelt in seinem Buch weit verbreitete Ansichten über die Hexen und Zauberer. Im Hexenhammer werden die bestehenden Vorurteile übersichtlich präsentiert und mit einer vermeintlich wissenschaftlichen Argumentation begründet. Durch klare Regeln wird eine systematische Verfolgung und Vernichtung der vermeintlichen Hexen ermöglicht.

Der Hexenhammer entstand, als Kramer mit einer Inquisition in Innsbruck in der Diözese Brixen scheiterte. Als Reaktion auf diese Niederlage verfasste er seinen Traktat, um seine Position zu stärken und die Verfolgung vor den Gegnern zu rechtfertigen. Er stand dabei unter Zeitdruck, was durch zahlreiche Fehler bei den Nummerierungen der Kapitel, Fragestellungen und Querverweisen deutlich wird.

[Bearbeiten] Kramers Rechtfertigung und die Gegner des "Hexenhammers"

Um seine Aussagen zu rechtfertigen, berief sich Kramer auf anerkannte Autoritäten. Er stellte seinem Werk die von Papst Innozenz VIII. 1484 unterzeichnete apostolische Bulle Summis desiderantes affectibus voran. Um die Echtheit des kirchlichen Dokuments zu bestätigen, fügte er 1487 eine Approbation des Notariats der Universität zu Köln hinzu, deren Echtheit jedoch in Frage gestellt wird. Außerdem zitierte er bedeutende Persönlichkeiten, zum Beispiel Thomas von Aquin mit seiner Superstitionentheorie sowie Augustinus und Johannes Nider, den Autor der Schrift Formicarius. Er verwies auch oft auf die Bibel. Mit mehreren Dutzend Exempla illustrierte er seine Thesen, um zu verdeutlichen, wie verbreitet und gefährlich das Wirken der vermeintlichen Hexen sei. Er verfasste sein Werk in lateinischer Sprache. Die große Verbreitung des Hexenhammers wurde später durch die Erfindung des Buchdrucks ermöglicht.

Um dem Werk mehr Autorität zu verleihen nannte Kramer auch seinen Mitbruder Jakob Sprenger, der ebenfalls als Inquisitor tätig war, als Mitautor. Aber dieser wandte sich gegen Kramer. Er wollte die Gläubigen stärken, statt sie zu Spitzeln zu machen und Beschuldigte zu töten. Sprenger war also nicht Mitautor des Hexenhammers, obwohl er dort als Co-Autor genannt wird. Dass Kramer selbst an manchen Stellen von zwei Inquisitoren oder Autoren spricht, kann als Vereinnahmungsversuch gewertet werden.

Trotzdem wurde der Hexenhammer später Dank des frühen Buchdrucks immer weiter verbreitet. Bei einigen Autoren regte sich deutlicher Widerstand gegen diese Schrift. 1631 veröffentlichte einer der bekanntesten Gegner der Hexenprozesse, der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld, anonym die Cautio criminalis, in der er vor allem die juristischen Methoden, die bei diesen Prozessen angewandt wurden, allen voran die Folter, kritisierte. Noch einflussreicher war der Jurist und Aufklärer Thomasius, der in seiner Dissertatio de crimine magiae von 1701 auf fehlende Beweise für die Existenz von Hexen und ihren Pakt mit dem Teufel, wie ihn der Hexenhammer beschrieben hatte, hinwies.

[Bearbeiten] Inhalt des Werkes

Der Hexenhammer ist als scholastische Abhandlung verfasst und in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil definiert Kramer was unter einer Hexe zu verstehen sei. Gelegentlich spricht er zwar von männlichen Zauberern, bezieht sich aber hauptsächlich auf das weibliche Geschlecht. Seiner Meinung nach sind Frauen für die schwarze Magie anfälliger als Männer. Sie seien schon bei der Schöpfung benachteiligt gewesen, weil Gott Eva aus Adams Rippe schuf. Die Gleichberechtigung der Geschlechter, die im ersten Teil der Genesis geschildert wird, ignorierte Kramer, weil es nicht zu seiner Argumentation passte. Außerdem warf er den Frauen Defizite im Glauben vor. Dies begründete er mit einer eigenwilligen Etymologie des lateinischen Wortes femina, das er aus lat. fides „Glauben“ und minus „weniger“ ableitete. Er unterstellte den Frauen sexuelle Unersättlichkeit. Deshalb hätten sie auch intimen Kontakt mit den Dämonen (Incubi). Der Teufelspakt bilde zusammen mit der schlechten Veranlagung der Frauen und der göttlichen Zulassung die Grundlage für das gefürchtete Phänomen der Hexe. Die Männer fielen dem Zauber der Frauen zum Opfer.

Nicht zufällig dominieren im zweiten Teil des Werkes die magischen Praktiken, die sich auf den Geschlechtsverkehr und die männliche Impotenz (durch Wegzaubern des Glieds) beziehen. Die Diskrepanz der Geschlechter zeige sich auch bei der Rollenverteilung im Verhältnis von Magie und Wissenschaft. Die Männer befänden sich in Positionen, die sie aufgrund ihres Wissens einnähmen, während sich die Frauen der Magie bedienten und Schaden anrichteten. Kramer beschreibt im zweiten Teil auch wie man sich vor Schadenszauber (maleficium) schützen und diesen aufheben könne.

Im dritten Teil präsentiert er die von Spee kritisierten detaillierten Regeln für die Hexenprozesse und beschreibt verschiedene Fälle.

[Bearbeiten] Einfluss des „Hexenhammers“

Damit gab Kramer den Inquisitoren ein mächtiges Instrument, mit dem Hexenverfolgungen legitimiert wurden. Die Verfolgungen verbreiteten sich unabhängig von den durch die Reformation differenzierten Konfessionen. Zu Lebzeiten Kramers gab es Hunderte von Hinrichtungen. Der Hexenhammer zählt zu den verheerendsten Büchern der Weltliteratur und hatte katastrophale Konsequenzen für die Gesellschaft in Europa; vereinzelt bis hinein ins 18. Jahrhundert. Eine bestimmte Gruppe wurde systematisch verfolgt, da sie als Sündenbock für alle negativen Erscheinungen büßen musste. Damit lassen sich durchaus Parallelen zur Verfolgung der Juden erkennen, was auch der vom Hexenhammer geprägte Begriff des Hexensabbats verdeutlicht (siehe auch: Sabbat), die Hexenverfolgung wurde deshalb auch als „Holocaust gegen die Frauen“ bezeichnet; nicht nur angesichts der um ein Vielfaches höheren Opferzahlen des Nazi-Holocausts ist diese Bezeichnung nicht angemessen, außerdem wurden entgegen der landläufigen Meinung auch Männer und Kinder als Hexen/Hexer verfolgt und hingerichtet.

Siehe auch zu: Hexentheoretiker.

[Bearbeiten] Literatur

  • Günther Jerousche (Hrsg.): Nürnberger Hexenhammer 1491. Faksimile der Handschrift von 1491 aus dem Stadtarchiv Nürnberg, Nr. D 251 von Heinrich Kramer (Institoris). Olms, Hildesheim 1992, ISBN 3-487-09380-4
  • Heinrich Kramer (Institoris): Der Hexenhammer. Malleus maleficarum. 3. revidierte Auflage. Dtv, München 2003, ISBN 3-423-30780-3 (Kommentierte Neuübersetzung von Günter Jerouschek und Wolfgang Behringer)
  • Peter Segl: Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus maleficarum von 1487. Böhlau, Köln 1988, ISBN 3-412-03587-4
  • Jakob Sprenger und Heinrich Institoris´´Der Hexenhammer-Malleus Maleficarum´´zu ersten male ins Deutsche übertragen ISBN 3-89996-069-6

[Bearbeiten] Weblinks

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