Jacob Katz
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Jacob Katz (auch Jakob Katz, hebr. Ya’aqov Kaṣ; * 15. November 1904 in Magyargencs, † 20. Mai 1998 in Jerusalem) war ein aus Ungarn stammender jüdischer Sozialhistoriker, dessen Arbeitsschwerpunkt die Sozialgeschichte des europäischen Judentums war.
Katz wurde in eine orthodoxe jüdische Familie in einem kleinen Dorf im Westen Ungarns geboren. Nach einer Ausbildung zum Rabbiner studierte er an der Universität Frankfurt Soziologie zunächst bei Karl Mannheim und Norbert Elias, die nach der Machtergreifung 1933 nach Großbritannien emigrierten. Katz schloss daraufhin 1934 sein Studium beim Sozialhistoriker Georg Küntzel mit einer Arbeit über die Assimilation des deutschen Judentums ab.
Nach Ende seines Studiums emigrierte Katz ebenfalls und gelangte nach einem Jahr in Großbritannien 1935 nach Palästina und wurde Lehrer. Nach der Gründung des Staates Israel 1948 erhielt er eine Position an der Hebräischen Universität von Jerusalem, wo er bis zu seiner Emeritierung 1974 Professor und 1969-1972 Rektor war.
Katz' Werk ist von zwei zentralen Themen bestimmt: Die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden sowie die Konfrontation zwischen orthodoxen und liberalen bzw. assimilatorischen Strömungen innerhalb des Judentums. Katz warnte davor, den Holocaust als unvermeidliche Folge des allgemeinen christlichen Antijudaismus oder einer antisemitischen deutschen Mentalität mit Vertretern wie Luther, Hegel, Nietzsche oder Wagner zu interpretieren. So schrieb Katz 1975 in einem Aufsatz unter dem Titel War der Holocaust unvermeidlich:
- "Obwohl eine Verbindung zwischen der entfernten Geschichte und dem Höhepunkt, den der Holocaust darstellt, nicht immer explizit behauptet worden ist, ignoriert praktisch keine historische, soziologische oder philosophische Analyse des frühen Antisemitismus die symbolische Gegenwart der sechs Millionen Toten von Auschwitz oder Treblinka. Nun schließt zwar zeitliche Distanz an sich eine mögliche Verbindung zwischen den beiden Phänomenen nicht aus, und es kann kein Zweifel bestehen, dass die Geschichte der Beziehungen zwischen Juden und Nicht-Juden seit der Antike einen Einfluss auf den Holocaust hatte [...]. Dennoch bleibt eine hartnäckige Diskrepanz zwischen dem Gefühl, von den Ereignissen des Holocaust überrascht worden zu sein, als sie geschahen, und der Neigung, jene Ereignisse im Nachhinein so zu rekonstruierten, dass sie unvermeidlich erscheinen" [1].
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- Zur Assimilation und Emanzipation der Juden. Ausgewählte Schriften. Darmstadt 1982: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. ISBN 3534084284
- Aus dem Ghetto in die bürgerliche Gesellschaft. Jüdische Emanzipation von 1770-1870. Bodenheim 1989: Athenaeum. ISBN 3761003943
- Vom Vorurteil bis zur Vernichtung. Der Antisemitismus 1700-1933. München 1990: C. H. Beck. ISBN 3406335551
- Zwischen Messianismus und Zionismus. Zur jüdischen Sozialgeschichte. Frankfurt a.M.: Jüdischer Verlag. ISBN 363354075X
- (Hrsg. mit Karl H. Rengstorf) Begegnung von Deutschen und Juden in der Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts. Tübingen 1994: Niemeyer. ISBN 3484175109
- Die Hep-Hep-Verfolgungen des Jahres 1819. Berlin 1994: Metropol-Verlag. ISBN 3926893176
- With My Own Eyes: The Autobiography of an Historian. Hanover u.a.: Brandeis University Press. ISBN 0874516390
- Tradition und Krise. Der Weg der jüdischen Gesellschaft in die Moderne. München 2002: C. H. Beck. ISBN 3406495184 (hebr. zuerst 1958)
[Bearbeiten] Weblinks
- Verena Dohrn: Rezension zu Tradition und Krise in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 3 [15.03.2004] [2]
Personendaten | |
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NAME | Katz, Jacob |
ALTERNATIVNAMEN | Katz, Jakob |
KURZBESCHREIBUNG | israelischer Historiker und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 1904 |
GEBURTSORT | Ungarn |
STERBEDATUM | 1998 |
STERBEORT | Jerusalem |