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Jean-Pierre Ponnelle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jean-Pierre Ponnelle (* 19. Februar 1932 in Paris; † 11. August 1988 in München) war einer der bedeutendsten Regisseure des Musiktheaters (Opernregisseur) und ein innovativer Bühnen- und Kostümbildner.

„Jean-Pierre Ponnelle: Regisseur, Bühnenbildner, Kostümbildner, Lichtgestalter, Schauspieler, Künstler, Mime, Linguist, Philosoph, Wahrheitssucher, Wahrheitsverkünder, exzellenter Techniker, Musiker von Hause aus, Kollege, kongenialer Mitarbeiter, Freund und vielleicht eines der am stärksten unterbewerteten, unterschätzten Genies dieses Jahrhunderts.“ So hymnisch, aber auch wahrheitsgetreu eröffnet James Levine seinen bewegten und bewegenden Nachruf auf den 1988 verstorbenen Ponnelle, um dann fortzufahren: „Sicher wurde er von Freunden und Kollegen in den Theatern weltweit geliebt und verehrt. Doch ich denke, daß die Vielfalt dessen, was er erreichte, und die große Selbstlosigkeit, mit der er seine Arbeit verrichtete, zu seinen Lebzeiten meist unbemerkt blieben. Stets arbeitete er voller Energie und Begeisterung, mit Hingabe, Humor, Können und Sachverstand - und mit einem unbeirrten, aus dem profunden Verständnis der menschlichen Seele entwickelten Empfinden für die dramatische Wahrheit.“ Levines Dirigentenkollege Wolfgang Sawallisch sekundiert prägnant: „Er wußte, kannte und konnte alles. Er war der letzte große Theaterfachmann. Ein begnadeter Künstler, ein wunderbarer Mitarbeiter und ein liebenswerter Mensch.“ (in: Busch 2002, 55)

Aus diesen und vielen anderen Stellungnahmen von Mitarbeitern spricht ein bis heute anhaltender Enthusiasmus und eine tiefe Verehrung für den Künstler und Menschen Jean-Pierre Ponnelle. Ein Gefühl der Dankbarkeit ist auch bei jenen anzutreffen, die nicht mit ihm zusammenarbeiten, sondern nur ihm dabei zusehen konnten - und doch war er nur den Freunden des Theaters und der Oper bekannt. Ponnelles Unbekanntheit steht im absurden Gegensatz zu Film, Fernsehen und Unterhaltungsmusik, wo Mittelmaß schlagartig größtes Aufsehen erregen kann. Dies bleibt letztlich unverständlich, denn die Liste seiner Mitarbeiter liest sich wie „der Gotha“ der Musikwelt in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Theater und Opernhäuser der ganzen Welt drängten auf seine Mitarbeit, so etwa wurde der Direktor der etwas weniger bekannten Straßburger Opéra national du Rhin beneidet: „Ja, aber Ponnelle arbeitet bei ihnen.“

Das eklatante Beschweigen Ponnelles kann man zu einem unbestimmbaren Teil auch auf seine Kollegenschelte zurückführen. In einem Interview, das er 1983 mit Imre Fabian führte, kritisierte er mit deutlichen Worten das geringe Niveau deutscher Opernorchester und das fehlende musikalische Verständnis der meisten deutschen Opernregisseure. Ponnelle steht mit seiner Kritik nicht allein. Auch der ostdeutsche, vielfach zum Opernregisseur des Jahres gewählte Peter Konwitschny äußerte sich einmal ungläubig-entsetzt über den Dilettantismus von Opernregisseuren. Diese würden Opern meist ohne Partiturkenntnisse wie ein Theaterstück inszenieren.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ponnelle in Baden-Baden

Ponnelle wuchs in einer musischen Familie auf. Sein Großvater, ein Weinhändler und Musikkritiker, war noch mit dem Komponisten Richard Strauss befreundet. Aufmerksam förderten Ponnelles Eltern seine künstlerischen Kenntnisse und Fähigkeiten. Acht Jahre lang erhielt er den in großbürgerlichen Kreisen üblichen Klavierunterricht. Die Mutter, Mia Ponnelle, geb. Reiter, eine Sängerin aus einer ungarisch-tschechischen Theaterfamilie, und der Vater, Pierre Ponnelle, Weinhändler und Journalist, besaßen ein Weingut in Beaune (Burgund). Ab 1942 unterstützte Ponnelle père die Résistance, später okkupierte die deutsche Armee ihren Wohnsitz. Die französische Militärregierung beauftragte 1945 u.a. Pierre Ponnelle als Offizier für kulturelle Angelegenheiten mit dem Aufbau eines neuen Rundfunksenders, dem Südwestfunk. Bis 1948 verbrachte Jean-Pierre Ponnelle seine letzten Schuljahre im französischen Gymnasium in der Cité von Baden-Oos. Der Umgang und Austausch mit bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten, die bei den Ponnelles ein- und ausgingen, verstärkten noch einmal diesen Wunsch nach kreativer Betätigung bei Ponnelle fils. Unter den Freunden des Hauses befanden sich Persönlichkeiten wie Heinrich Strobel, der einflussreiche Hauptabteilungsleiter für Musik beim SWF, der Baden-Baden und Donaueschingen zu Zentren der zeitgenössischen Musik machte; Hans Rosbaud, der Chefdirigent des Rundfunkorchesters, bei dem Ponnelle fils Musikunterricht erhielt; Pierre Boulez, Avantgardekomponist und zeitweiliger Nachfolger von Rosbaud, seit 1958 in Baden-Baden wohnend; Hannes Tannert, der Intendant des Baden-Badener Theaters, der Jean-Pierre Ponnelle zu vielen Engagements zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Margit Saad einlud, darunter „Les Caprices de Marianne“, womit man 1963 auf den Berliner Festwochen auftreten durfte; aber auch Hans Werner Henze, den Ponnelle auf den Donaueschinger Musiktagen kennenlernte. Henze debütierte 1950 mit seinem Ballettstück „Jack Pudding“ in Wiesbaden und für das Bühnenbild und die Kostüme beauftragte er seinen Freund Jean-Pierre. Beide gingen sie nach Paris, Ponnelle studierte an der Sorbonne Kunstgeschichte und Philosophie sowie Malerei bei Fernand Léger; später arbeiteten sie noch mehrmals gemeinsam zu Henzes Stücken, darunter Ponnelles Durchbruch mit der Oper „Boulevard Solitude“ (1952).

Im März 1959 wird Ponnelle zum Militärdienst in Frankreich eingezogen. Da er pazifistisch eingestellt ist, verzichtet er auf eine Nutzung der privilegierten Offizierslaufbahn, die ihm als Abiturient offengestanden wäre. Es wird ein zweieinhalbjähriges Martyrium in der marokkanisch-algerischen Wüste, unterbrochen von zwei Malaufträgen: ein Fresko in der Turnhalle der Kaserne von Rabat; sodann ein Kreuzabnahme-Triptychon für die katholische Militärkapelle „Notre-Dame de la Paix“ in Baden-Oos auf Veranlassung von General Paul Vanuxem, stellvertretender Generalkommandeur der französischen Truppen in Deutschland, davor Professor für Philosophie. Es gilt als sein bedeutendstes Gemälde, misst 265 x 657 cm und ist seit 1968 in der Militärkapelle von Évreux (Normandie); die Besitzer der Firma Schmincke (Düsseldorf), mit denen die Ponnelles befreundet waren, stellten ihm umsonst die Ölfarben. Ein ganzes glückliches Jahr durfte er dadurch mit seiner Familie in Baden-Baden verbringen. So fährt man mehrmals nach Colmar, um den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald zu besichtigen und genießt die elsässische Küche. Dann muss er wieder zurück in die Wüste und in den Algerienkrieg. Von dieser feindseligen Umwelt auf´s Äußerste bedrängt, reift sein Entschluss, sich nicht länger auf die Herstellung von Bühnenbild und Kostümen zu beschränken, sondern ein ganzes Werk als Regisseur zu durchdringen und zu beherrschen. In die oberrheinische Region wird er wieder 1965 von seinem Freund Germain Muller, Elsaß' bedeutendstem Kabarettisten und damaligem Kulturbeauftragten der Stadt Straßburg, zu einer Opernproduktion eingeladen. Dieser Inszenierung von Brittens Sommernachtstraum sollten noch elf weitere aufsehenerregende Engagements in Straßburg folgen.

[Bearbeiten] Künstlerische Meilensteine

Ponnelle beschränkte sich in den 50er Jahren noch auf den Entwurf von Bühnenbildern und Kostümen für Oper, Schauspiel und Ballett; er blieb also stets im Hintergrund, hinter den Kulissen. Das wollte er nach seiner traumatischen Kriegszeit in Algerien ändern. Zunächst erweiterte er seinen Aktionsradius auf die Theaterregie. Sein Mentor, der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses Karl Heinz Stroux, förderte und betraute ihn 1961 mit Camus' Caligula. Zwei Jahre später folgte die erste Opernregie mit WagnersTristan und Isolde“. 1968 feierte er mit RossinisBarbiere di Siviglia“ und Abbado bei den Salzburger Festspielen den internationalen Durchbruch. 20 Jahre in Folge arbeitete er nun für diese Festspiele, wovon besonders seine Mozartzyklen hervorzuheben sind. Ende der 70er Jahre beeindruckte er mit dem Monteverdi-Zyklus am Opernhaus Zürich. Wichtige Arbeiten Ponnelles entstanden auch an der Mailänder Scala - etwa 1973 La Cenerentola - sowie an der Wiener Staatsoper - 1971 Manon, 1985 Cavalleria rusticana / Pagliacci, 1987 L'Italiana in Algeri (wurde auch in München gezeigt) - und den Salzburger Festspielen: Le nozze di Figaro (1971), Don Giovanni (1977, Dirigent Karl Böhm), Die Zauberflöte (1978, Dirigent James Levine), Les contes d'Hoffmann (1980, Dirigent James Levine), Moses und Aron (1987, Dirigent Levine). Für Salzburg entwickelte er eine spezielle Fassung der Zauberflöte, die sogenannte Kinder-Zauberflöte: Dabei wurde nicht nur die Handlung der Mozart-Oper erklärt und dargestellt - Conferencier war Papageno -, sondern auch die Theaterarbeit erläutert, indem Ponnelle selbst auf der Bühne der Felsenreitschule als Regisseur auftrat. Als Schauspielregisseur war er auch später gelegentlich aktiv, etwa am Akademietheater in Wien mit Man spielt nicht mit der Liebe von Alfred de Musset (1973; u. a. mit Paul Hörbiger).

[Bearbeiten] Ponnelles Arbeitsweise

Er arbeitete in seinem Künstlerleben für 303 Inszenierungen und brauchte dafür nur 36 Bühnenjahre, was durchschnittlich 8 ½ [!] Stücken pro Jahr entspricht. Ponnelle setzte sich für jede Inszenierung eine Probenfrist von zumeist 4 Wochen, die er fast immer eingehalten hat. Als vermutlich erster Regisseur des Musiktheaters inszenierte er mehrere Stücke gleichzeitig in verschiedenen Städten. Auf jedes Stück war er bis ins kleinste Detail vorbereitet, mit einem fertigen Regiekonzept im Kopf und dasselbe verlangte er auch von den Sängern, Musiker und Schauspieler für ihre Partien. „Als Opernregisseur ist es mein Bestreben, bis in die kleinste Einzelheit getreu der Partitur zu arbeiten.“ (Ponnelle 1973, in: Busch 2002, 159) Ponnelle las die Noten grundsätzlich aus der Orchesterpartitur, nur ausnahmsweise aus dem leichteren Klavierauszug, für Regisseure eine heute leider immer noch außergewöhnliche Praxis. „Ohne die Partitur weiß ich ja gar nicht, was im Orchester passiert, erst recht nicht bei einem neuen Stück.“ (Ponnelle 1977, in: Busch 2002, 339)

Gerühmt wurde an seiner Arbeitsweise die psychologische Feinarbeit in den Solopartien und der enorme Reichtum der differenziert angelegten Massenpartien. Es zeichnete ihn dabei ein „unendlicher Einfallsreichtum“ aus (Plácido Domingo), eine „unerschöpfliche Phantasie“ (Nikolaus Harnoncourt). Sein Inszenierungsstil war getragen von einer zuweilen ironischen, aber letztlich mitfühlsamen Menschlichkeit für seine Bühnenfiguren. Es waren die Widersprüche, die ihn interessierten, weil er sie als Einheit und Antriebskraft der Menschen ansah. Widersprüche zwischen Taten und Gefühlen, der gegensätzliche Zusammenhang von Freude und Trauer, der Kontrast von marionettenhafter Mechanik und tiefer Emotionalität, Klamauk und Rührung usw. Zu einer Zeit, in der eine Politisierung sowie eine Transformation von Opernstoffen in die Neuzeit en vogue geworden war, verwahrte sich Ponnelle energisch gegen jegliche, vordergründige Aktualisierung. Das Werk sollte für sich allein sprechen, für ihn hatte es genug Aussagekraft, die Immanenz der verborgenen Konflikte sichtbar zu machen.
Unheimlich geradezu sein souveräner Überblick der Szenerie: „Er sah bei Lear selbst kleinste Reaktionen bei bis zu elf Solisten auf der Bühne - Augenzucken, Handbewegungen -, unterbrach nicht sofort, sondern ließ die Szene durchlaufen, und anschließend machte er die Korrekturen aus dem Gedächtnis.“ (Gerd Albrecht, in: Busch 2002, 31) Ponnelles Jahre als Bühnen- und Kostümbildner schulten sein bildhaftes ästhetisches Empfinden, machten seine Arbeitsmethode visuell. Manchmal beeindruckten seine Bühnenbilder das Publikum so sehr, dass es allein dafür Szenenapplaus gab. „Er dachte, fühlte, empfand in Bildern.“ (August Everding, 1998, in: Busch 2002, 36) Der Bildmagier konnte sich fließend in vier Sprachen mit seinen Bühnenkollegen verständigen und nötigenfalls auch die Libretti misslungener Übersetzungen neu übertragen. Umtriebig und getrieben wie er war, hatte er einen Sechzehn- bis Achtzehnstundentag und ertrug es nicht, auch nur einen Tag untätig zu sein.

Ponnelle arbeitete mit einer auch für Theaterleute ungewöhnlichen Hingabe, rauchte Gauloises ohne Filter in Kette (immer mit dem obligatorischen Wassereimer im Zuschauerraum als auch mit stillschweigender Duldung aller Sänger), genoss die französische Haute Cuisine in vollen Zügen, goutierte Rotwein und Whisky am liebsten in kollegialer Runde, war gastfreundlich, freigiebig und großzügig, bewirtete seine Freunde und Bekannte auf seinem Landsitz in Coullons (Loiretal), den er 1977 gemeinsam mit seinen Eltern erworben hat und diskutierte gerne bis in den Morgengrauen. Er wird daher oft auch als Barockmensch beschrieben. Die Bezeichnung „Renaissance-Mensch“ (Daniel Barenboim) spielt zusätzlich auf sein enzyklopädisches Wissen der Kulturgeschichte an. Der Preis dieser Theaterbesessenheit und der Raubbau an seiner Gesundheit war ein viel zu früher Tod mit 56 Jahren. Bereits 1982 und 1988 zwang ihn seine angeschlagene Gesundheit zu längeren Klinikaufenthalten. Mit der physischen Erschöpfung ging auch ein kreativer Stillstand einher in Form von zunehmenden Wiederholungen. Doch selbst in seinen schwächeren Werken war Ponnelle immer noch besser als die Mehrheit der heutigen Operninszenierungen. Nach ihm wird die Regie des Musiktheaters immer mehr zu einem Nebenerwerb von Theater- und Filmregisseuren, denen es an musikalischem Verständnis und interessanten Bildideen mangelt.

Im Sommer 1988 fiel er bei Proben in Tel Aviv in den ungesicherten Orchestergraben. Von den Folgen des Sturzes erholte er sich nur scheinbar, er arbeitete weiter und starb wenige Wochen später. Die Krankenschwester des Spitals, in dem er starb, fand ihn am Boden seines Zimmer liegend, er hatte offenbar versucht, das Bett zu verlassen. Fassungslos ließ dies seine Kollegen und Familie zurück, die Schauspielerin Margit Saad (* 1929), und ihren Sohn, den Dirigenten Pierre-Dominique (* 1957). Auf Levine übte sein Tod eine solche Wucht und „unbeschreiblichen Schock“ aus, wie er es nur noch einmal bei Wieland Wagners Tod erlebt hatte. „Komet - glänzend am Horizont aufsteigend, im Zenit strahlend, langsam[?] verglühend: Dies bleibt das Bild für diesen außergewöhnlichen Künstler.“ (Rolf Michaelis, in: Busch 2002, 141) Seine letzte Ruhe fand er auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris.

[Bearbeiten] Die Opernverfilmungen: Ponnelles Vermächtnis

Was der Nachwelt von Ponnelles Werk vor allem erhalten bleibt, das sind seine Opernverfilmungen, die er seit Anfang der 70er Jahre machte, großzügig unterstützt vom Medienmagnaten Leo Kirch. Auch im Medium Opernfilm bildet Ponnelle bis heute die Referenz. Besonders eindrücklich und faszinierend sind seine Welterfolge mit dem Monteverdi-Zyklus unter der musikalischen Leitung von Harnoncourt am Opernhaus Zürich, der Mozart-Zyklus von den Salzburger Festspielen und die Carmina Burana von Carl Orff (Regiepreis: Prix Italia), die einen unvergesslichen Eindruck auf alle machte, die diese Verfilmung sehen konnten. Die Inszenierung dieser mittelalterlichen, bukolischen Feier des Lebens und der Liebe rührte auch den Komponisten: „Nach der Pressevorführung blieb er [Orff] überwältigt und gerührt sitzen, bis alle Journalisten gegangen waren. Dann umarmte er, mit Tränen in den Augen, Ponnelle und sagte: »Dieser Film übertrifft alles, was ich mir je habe erträumen können.«“ (Gerhard Reutter, in: Busch 2002, 357)

[Bearbeiten] Werke

  • (1975): Carmina Burana atque imaginibus magicis. Regie: Jean-Pierre Ponnelle. Mit Lucia Popp, Hermann Prey, John van Kesteren, Benno Hoffmann u.a. Musik: Carl Orff, Chor des Bayerischen Rundfunks, Tölzer Knabenchor, Münchner Rundfunkorchester. Musikalische Leitung: Kurt Eichhorn. Produktion: Gerhard Reutter, Zweites Deutsches Fernsehen, Bavaria Film- und Fernsehgesellschaft, 1 Videokassette (VHS, 60 Min.), farb., Mono.

[Bearbeiten] Sekundärliteratur

  • Fabian, Imre (1983): Imre Fabian im Gespräch mit Jean-Pierre Ponnelle. Ein Opernwelt-Buch. Zürich: Orell Füssli, 232 S.
  • Fellinger, Bettina (1987): Oper im Fernsehen. Die Opernverfilmungen von Jean-Pierre Ponnelle. 145 S., Magister-Schrift der Universität Hamburg (Nicht für den Austausch)
  • Willaschek, Wolfgang (1989): Jean-Pierre Ponnelle - Arbeiten für Salzburg, 1968 - 1988. Anläßlich der Ausstellung Jean-Pierre Ponnelle - das Salzburger Werk, 1968 - 1988 [27. Juli - 31. August 1989]. Salzburg: Salzburger Festspiele, 128 S., zahlr. Ill. + 1 Ausstellungsführer.
  • Woska, Elisabeth (1991): Ponnelle in München. 1952 bis 1988. [Katalog zur Ausstellung im Nationaltheater München 18.03. - 20.06.1991] München: Bayerische Staatsoper, 60 S., überw. Ill.
  • Bendikas, Kristina (1999): Opera productions of Jean-Pierre Ponnelle. The American years. Toronto: University of Toronto, Diss., IV, 321 S. [verfügbar in: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt a.M.]
  • Busch, Max W. (2002): Jean-Pierre Ponnelle 1932 - 1988 [anläßlich der Ausstellung: Jean-Pierre Ponnelle - „Ich spreche durch die Augen“ zum 70. Geburtstag des Künstlers, Akademie der Künste, Berlin, 20. Januar bis 3. März 2002] hrsg. von der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin. Berlin: Henschel, 398 S.
    - Das Standardwerk: Leben und Werk JPPs aus der Feder seiner engsten Freunde und ehemaligen Mitarbeiter, hervorragend illustriert und recherchiert.
  • Brug, Manuel (2002): Keine Schaulust mehr, nirgends. Die Akademie der Künste zeigt den Nachlass des bildmächtigen, bühnenverliebten Opernregisseurs Jean-Pierre Ponnelle, Die Welt, 1. März 2002 [1]
  • Laska, Markus (2002): Jean-Pierre Ponnelle zum 70. In memoriam, IBS aktuell, 21, S. 11 - 14, umfangr. Ill. [Zeitung vom „Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e.V.“ - IBS]
  • Bendikas, Kristina (2004): The opera theatre of Jean-Pierre Ponnelle. Lewiston, N.Y.: Edwin Mellen Press, VI, 199 S. ISBN 0-7734-6485-9
    - Inhaltsangabe [2]

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Zitate

  • Edita Gruberova: „Ponnelle hat Seelen erkundet. Das Faszinierende an seiner Arbeit war die Präzision, mit der er uns Sänger zu einem Rollenverständnis geführt hat. Jedes kleinste Detail wurde dabei akribisch erarbeitet. Vom Visuellen her betrachtet, schuf er eine sehr individuelle Ästhetik, die von Voreiligen und Kurzsichtigen manchmal als konservativ abgetan wurde. In Wahrheit lag seine Arbeit immer an der vordersten Spitze psychologischer Tiefenschau.“ (in: Busch 2002, 40)
  • Hans Werner Henze im Frühling 1947 oder 1948: „Der Vater [Ponnelles] war ein hoher Offizier der französischen Besatzungsarmee, was nicht daran hinderte, daß ich bei meinen Baden-Badener musikalischen Entdeckungsreisen in einem Gästezimmer der Familie Ponnelle wohnen durfte. Heute, an diesem wundervollen badischen Frühlingstag, war die Vorfreude auf ein Wochenende in der Zivilisation besonders groß. Draußen standen die badischen Obstbäume in herrlicher Blüte. [...] ...doch dann in die Freiheit mit Rossini, Mozart, und Abbado an der Scala, in Salzburg, Monteverdi mit Harnoncourt, mit dem Ring. Das Fernsehen kam dazu und reizte seinen baskisch-burgundischen Blick, seine Ästhetik entwickelte sich hier nochmals auf neuen Wegen. Und Jean-Pierre arbeitete und arbeitete, pausenlos, manchmal an mehreren Inszenierungen gleichzeitig. Ob er gewußt hat, daß seine Uhr schneller ablaufen würde als die des Normalen?“ (in: Busch 2002, 48)
  • Claus Helmut Drese: "Das Besondere an seinem theatralischen Genie war es, daß er Bild, Szene und Musik in seiner Arbeit zu vereinen wußte. Er beherrschte das Musiktheater als Gesamtkunstwerk wie nur wenige vor ihm. Sein Stil leitete sich ab aus der Suche nach der Identität eines historischen Sujets; er bediente sich nicht der heute üblichen Aktualisierung, Brechung oder Verlagerung der Handlung in andere Zeiten. Die Kunst des Zitats, der Variation, der manieristischen Übertreibung oder Vereinfachung ist kein Historismus wie man ihm vorgeworfen hat, sondern sein autonomer Weg aus der Tradition in die Jetztzeit... Ich persönlich bin sehr dankbar und auch ein wenig stolz darauf, über zwanzig Jahre lang seinen Weg geteilt zu haben." (in: Claus Helmut Drese, ...aus Vorsatz und durch Zufall... 1999, 469f)
  • Yvonne Kenny: „Ich bewahre und hüte diese Erinnerungen an einen der größten Opernregisseure, mit denen ich je arbeiten durfte. Er war einzigartig, weil seine Konzepte künstlerisch so umfassend waren. Er entwarf Ausstattungen und führte Regie mit gleicher Brillanz. So erlebten die Augen ein Fest der Schönheit, es gab dramatische Entwicklungen und eine bezwingende Kraft der Charakterisierung. Jean-Pierre verlangte von mir, in die Tiefe zu gehen, die Wahrheit einer Gestalt ohne Hemmungen und Kunstgriffe herauszufinden und die Extreme menschlicher Gefühle völlig offen und ehrlich auszudrücken. Er gab uns Nahrung für die Seele im Überfluß.“ (in: Busch 2002, 49)
  • Anja Silja: „Die Arbeit mit Ponnelle unterschied sich sehr von der, die ich mit Wieland Wagner gewohnt war und in dessen Inszenierungen ich viele Jahre fast ausschließlich gesungen hatte. Ponnelles Stil war sehr viel realistischer, kulinarischer, ständig geschah etwas auf der Bühne. Es war nicht mein Stil, er ist es bis heute nicht. Doch seine unglaubliche Energie und sein großes Können machten diese Inszenierungen auch für mich unvergeßlich und inspirierend. Er erfand Lösungen, die außergewöhnlich waren durch ihre optische Schönheit, aber auch durch ihre oft überraschende Einfachheit und Wirkung.“ (in: Busch 2002, 62)
  • „Bayreuths Tristan 1986 mit Caterina Ligendza und Peter Hofmann habe ich auch gesehen, fand in der Vorstellung aber nichts Negatives. Es war [...] ein persönlicher Lebenshöhepunkt. Eine unvergeßliche Traumvorstellung. Der silberne Baum im zweiten Akt und die hochromantische Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle waren exemplarisch. Jeder einzelne Sänger war engagiert und Teil des Meisterwerks.“ [3] Wagner-Forum, 27. Februar 2001
  • Hanspeter Krellmann, Chefdramaturg der Bayerischen Staatsoper, resümiert nach 20 Jahren:
    „Es war eine eindrucksvolle Ära“, blickt er zurück, „zu ihren Glanzlichtern zähle ich Jean-Pierre Ponnelle als Regisseur, den Ring von Nikolaus Lehnhoff und das tolle Wagnis, alle Opern von Wagner und Richard Strauss aufzuführen.“ Süddeutsche Zeitung, 16. Juli 2002
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