La traviata
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La traviata (italienisch: Die Gestrauchelte, auch Die Verirrte oder Die Entgleiste, wörtlich: Die vom Wege Abgekommene) ist der Titel einer Oper von Giuseppe Verdi (Musik) und Francesco Maria Piave (Libretto). Sie wurde am 6. März 1853 im Teatro La Fenice in Venedig uraufgeführt und fiel zunächst beim Publikum durch, bevor sie – überarbeitet – zu einer der erfolgreichsten Opern der Musikgeschichte wurde. Fast jede Arie der Oper kann als "Hit" bezeichnet werden.
Besonders die Tatsache, dass als Titelfigur eine Kurtisane in den Mittelpunkt der Oper gestellt wurde, die noch dazu sehr realistisch an einer tödlichen Krankheit zugrunde geht, war für die damalige Zeit eine unerhörte Neuerung. Wie schon zuvor in "Rigoletto" und "Il trovatore" stellte Verdi hiermit wieder eine von der Gesellschaft geächtete und abgelehnte Person ins Zentrum des Geschehens. In der Literatur war der Stoff mit der Kameliendame (s. u.) bereits angekommen. Ungefähr gleichzeitig ging es als Theaterstück auf Tournee durch Europa. Von 1850 bis ca. 1940 war der Stoff europaweit multimedial präsent.
Als meisterhaft gilt die dramatische Interpretation der Titelrolle durch Maria Callas in Inszenierungen der 1950er Jahre. Einen von zeitgenössischen wie späteren Beobachtern festgestellten besonderen Rang nahm dabei die Inszenierung durch Luchino Visconti an der Mailänder Scala 1955 ein, die szenisch wie musikalisch maßstabsetztend wirkte (Dirigent: Carlo Maria Giulini; mit Callas, Giuseppe di Stefano als Alfredo, Ettore Bastianini als Giorgio Germont). So nachdrücklich war der Eindruck dieser später legendären Aufführung, dass 1964 eine Scala-Neuinszenierung durch Franco Zeffirelli mit dem Dirigenten Herbert von Karajan spektakulär scheiterte. Visconti schuf später zwei weitere Traviata-Inszenierungen, die sich komplett von einander sowie von der Mailänder Aufführung unterschieden: 1963 im Teatro Nuovo für das Festival von Spoleto (mit Franca Fabbri als Violetta und Franco Bonisolli als Alfredo, schließlich 1967 für das Royal Opera House Covent Garden in London (mit Mirella Freni als Violetta sowie Renato Cioni als Alfredo).
Eine von vielen Kritikern gelobte Aufführung gab es in den 1990er Jahren am Royal Opera House unter der Leitung von Sir Georg Solti. Hier überzeugten laut Beobachtern nicht nur die umwerfende Kulisse, sondern vor allem Angela Gheorghiu als Violetta, die mit viel Gefühl, Leidenschaft und Perfektion sang.
2005 gab es eine viel beachtete Neuinszenierung bei den Salzburger Festspielen mit Anna Netrebko, Rolando Villazón und Thomas Hampson, die vom ORF live ausgestrahlt sowie später auf DVD veröffentlicht wurde. Überzeugend wurde von Kritikern und Publikum besonders Netrebko und Villazon sowie die Regie von Willy Decker empfunden, wohingegen die Leistung des Dirigenten Carlo Rizzi, der hier als Ersatz des verstorbenen Marcello Viotti die Wiener Philharmoniker leitete, auf wenig Begeisterung stieß.
Der amerikanische Dramatiker Terrence McNally setzt sich mit Maria Callas und der Traviata-Rezeption in seinen Theaterstücken "Meisterklasse" ("Master Class") und "Die Lissabonner Traviata" ("The Lisbon Traviata") auseinander.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Personen
- Violetta Valery, (Sopran)
- Flora Bervoix, Freundin von Violetta, (Mezzosopran)
- Annina, Dienerin und Vertraute Violettas (Sopran)
- Alfredo Germont, Geliebter Violettas (Tenor)
- Giorgio Germont, sein Vater (Bariton)
- Gastone, Bekannter von Violetta und Alfredo (Tenor)
- Barone Douphol, Bekannter Violettas, auch ihr Verehrer (Bariton)
- Marchese d'Orbigny, Bekannter Violettas (Bass)
- Dottore Grenvil, Violettas Arzt (Bass)
- Giuseppe, Violettas Diener, (Tenor)
- Ein Diener Floras, (Bass)
- Ein Dienstmann, (Bass)
- Freunde Violettas und Floras, Stierkämpfer, Zigeuner, Maskierte u.a. (Der Chor)
[Bearbeiten] Handlung
Kurz: Alfredo Germont liebt Violetta, Violetta liebt Alfredo. Dessen Vater ist dagegen. Violetta leidet und stirbt in drei Akten.
1. Akt: Die Handlung beruht auf dem Roman und dem Drama Die Kameliendame ("La dame aux camélias") von Alexandre Dumas d. J.: Alfredo aus gutem Haus, vom Land und etwas naiv, kommt nach Paris und lernt dort Violetta, eine Edel-Prostituierte, die an Tuberkulose leidet, kennen, in die er sich verliebt. Sie verliebt sich ebenfalls, kämpft jedoch mit ihren Gefühlen, da in ihrem Gewerbe Liebe das Ende des Geschäfts bedeutet. Sie gibt sich jedoch der Liebe hin und zieht mit ihm aufs Land.
2. Akt: Alfredos Vater fordert Violetta auf, auf Alfredo zu verzichten. Der Vater begründet den Verzicht damit, dass Alfredos Schwester heiraten will, und dies nicht möglich ist, wenn Alfredo mit einer Prostituierten liiert ist. Violetta verzichtet und schickt ihm nach der Abreise einen Brief, in dem sie schreibt, dass sie ihn nicht mehr liebe.
Alfredo liest den Brief und glaubt, Violetta habe ihn wegen eines reichen Barons verlassen – er stellt ihr nach. Auf einem Fest des Barons beleidigt er ihn und Violetta öffentlich. Nun wird es unweigerlich zum Duell zwischen dem Baron und Alfredo kommen. Dabei wird der Baron schwer verletzt.
3. Akt: Auf den Straßen von Paris wird Karneval gefeiert. Violetta liegt, inzwischen verarmt, im Sterben. Doktor Grenvil besucht die Kranke täglich. Ihren Lebenswillen erhält ein Brief des Vaters Germont, den sie wieder und wieder liest: Alfredo, sein Sohn, werde zu ihr zurückkehren und ihre Verzeihung erbitten. Ihre Stimmung schlägt um in Hoffnungslosigkeit (»Addio del passato«), da erscheint endlich der Ersehnte. Der Traum vom erneuerten Liebesbund ist nur kurz (»Parigi, o cara, noi lasceremo«). Giorgio Germont folgt seinem Sohn und bittet ebenfalls um Verzeihung. Violetta schenkt Alfredo ein Bild von sich, um nicht vergessen zu werden. Er soll nach ihrem Tod heiraten. Sterbend vergibt sie ihrem Geliebten.
Der 1. Akt spielt im Oktober, der 2. im Januar, der 3. Akt im Februar in Paris um 1850.
[Bearbeiten] Besetzung
2 Flöten (2. auch Piccolo), 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Baßtuba, Pauken, Große Trommel, Triangel, Streicher
Bühnenmusik: Harfe, 2 Piccolos, As-Klarinette, Es-Klarinette, 2 B-Klarinetten, 2 Hörner, Flügelhorn, 3 Trompeten, 2 Posaunen, Tamburin, Große Trommel, Kastagnetten (Banda), Harfe , 2 Kontrabässe
Hinter der Bühne: Banda
[Bearbeiten] Literatur
- Der Partitur-Verlag ist: G. Ricordi & C.S.p.A., Mailand
- Georg Mondwurf: Giuseppe Verdi und die Ästhetik der Befreiung. Frankfurt/Main: Lang 2002. ISBN 3631384009 .
- Giuseppe Verdi, Attila Csampai, Dietmar Holland: La Traviata. Texte, Materialien, Kommentare. Reinbek: Rowohlt 1983. ISBN 3499176904
- Tino Drenger: Liebe und Tod in Verdis Musikdramatik. Semiotische Studien zu ausgewählten Opern. 1996. ISBN 3889790704
- Bücher zum Libretto:
- bei Reclam: Sprache: Deutsch, Italienisch - 115 Seiten - Reclam, Ditzingen. 1995. ISBN 3150094240
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.klassika.info/Komponisten/Verdi/Oper/18_Traviata/
- Libretto als pdf-Datei 383 kb - als HTML-Datei
- Klavierauszug bei VARIATIONS: Public domain, eingescannt von einer Ausgabe von 1899
- Orchesterpartitur bei VARIATIONS: Public domain, eingescannt von einer alten Ausgabe
- La Traviata Freie Creative Commons MP3-Aufnahme
[Bearbeiten] Aufnahmen und CDs
- 1912 Emile Archaimbaud; Chœurs et Orchestre Pathé (französisch)
- Jane Morlet - Violetta Valéry (Rollenbezeichn. ab hier nur kurz)
- Maurice Troselli - Alfredo Germont
- Henri Albers - Giorgio Germont
- Pathé 1587-1602 (78er Schellack)
- Bourg BG 4023-4 (2 LP) - (älteste belegte Aufnahme)
- 1917 Carlo Sabajno; Coro e Orchestra del Teatro alla Scala di Milano
- Margherita Bevignani - Violetta
- Franco Tumminello - Alfredo
- Ernesto Badini - Giorgio
- HMV S 5620-41 (78er Schellack) - (älteste bekannte Aufnahme aus der M. Scala)
- 1930 Carlo Sabajno; Coro e Orchestra del Teatro alla Scala di Milano
- Anna Rosza - Violetta
- Alessandro Ziliani - Alfredo
- Luigi Borgonovo - Giorgio
- HMV C 2214-26 (78er Schellack)
- VAI Audio Vaia 1108 (2 CD) und Arkadia 78001 (2 CD)
- 1953 Gabriele Santini; Coro Cetra, Orchestra Sinfonica di Torino della RAI
- Maria Callas - Violetta
- Francesco Albanese - Alfredo
- Ugo Savarese - Giorgio
- Fonit Cetra TRV 01 (3 LP) und 2005 Dt. Grammophon. 028947759362
- 1967 Georges Prêtre; Coro e Orchestra RCA Italiana
- Montserrat Caballé - Violetta
- Carlo Bergonzi - Alfredo
- Sherrill Milnes - Giorgio
- RCA 26.35 023 (3 LP) und RCA RD 86180 (2 CD)
- 1977 Carlos Kleiber; Bayerischer Staatsopernchor, Bayerisches Staatsorchester
- Ileana Cotrubas - Violetta
- Placido Domingo - Alfredo
- Sherrill Milnes - Giorgio
- 459 039-2 (2 CD) Dt. Grammophon
- 1981 James Levine; New York Metropolitan Opera Chorus and Orchestra
- Teresa Stratas - Violetta
- Plácido Domingo - Alfredo
- Cornell MacNeil - Giorgio
- Soundtrack zum Zeffirelli-Film. wea 25-0072-1
- weitere auf der zugehörigen Diskussions-Seite
[Bearbeiten] Verfilmungen
- La traviata (1967) Regie Mario Lanfranchi
- La traviata (1982) Regie Franco Zeffirelli, mit Teresa Stratas und Plácido Domingo
- Die Kameliendame wurde 1911 mit Sarah Bernhardt verfilmt; 1936 nochmals mit Greta Garbo und 1980 mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle.
[Bearbeiten] Adaption
- 1. Akt: Moulin Rouge (Film) von Baz Luhrmann (2001) (mit Nicole Kidman und Ewan McGregor)