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Landshut (Flugzeugentführung) - Wikipedia

Landshut (Flugzeugentführung)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut (Boeing 737) am 13. Oktober 1977 und die erfolgreiche Befreiung der Geiseln in der Operation Feuerzauber am 18. Oktober 1977 war Teil des so genannten Deutschen Herbstes.

Das Ereignis stand in engem Zusammenhang mit der Schleyer-Entführung, der Verschleppung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten in der Bundesrepublik Deutschland, durch die Rote Armee Fraktion (RAF). Damit sollte die Freilassung der inhaftierten Mitglieder der so genannten ersten Generation der RAF erpresst werden.

Die Geiselbefreiung in Mogadischu war Anlass für die Selbstmorde der führenden RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim. Deren Tod hatte unmittelbar die Ermordung der RAF-Geisel Hanns-Martin Schleyer zur Folge.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Verlauf der Entführung

[Bearbeiten] Beginn

Am 13. Oktober 1977 wurde die Lufthansa-Maschine mit der Flugnummer LH 181 von Palma nach Frankfurt vom aus vier Personen bestehenden palästinensischen Terrorkommando Martyr Halimeh entführt. Ihr Anführer war Zohair Youssif Akache (23), der sich Captain Martyr Mahmud nannte. Die drei anderen Entführer waren Souhaila Andrawes alias Soraya Ansari, der Libanese Riza Abbasi und Nadia Duaibes alias Shanaz Holun. An Bord des Flugzeugs befanden sich 82 Passagiere und 5 Besatzungsmitglieder.

Die Maschine wurde nach Rom geleitet, wo aufgetankt wurde und Mahmud erstmals die Forderungen seines Kommandos verkündete. Diese waren identisch mit denen der Entführer von Hanns-Martin Schleyer; zusätzlich forderte man noch die Freilassung zweier in türkischer Haft sitzender Gesinnungsgenossen sowie die Summe von 15 Millionen US-Dollar.

[Bearbeiten] Verfolgung

Von Rom aus flog die Maschine über Larnaka und Bahrain weiter nach Dubai. Hier gelang es am 16. Oktober dem Piloten Jürgen Schumann, den Behörden Informationen über die Anzahl der Entführer mitzuteilen. Durch ein Interview des Verteidigungsministers von Dubai erfuhren auch die Entführer davon. Daraufhin ließ Mahmud den Flugkapitän im Gang niederknien und drohte, ihn bei einem weiteren Vorfall zu erschießen.

Seit Larnaka folgte den Entführern eine Maschine mit Beamten der GSG 9. Nach erneutem Auftanken flog die Landshut weiter nach Aden im damaligen Südjemen. Die dortige Regierung ließ jedoch alle Landebahnen blockieren. Da der Treibstoff zur Neige ging, blieb der Crew keine andere Möglichkeit, als die Landshut auf einem Sandstreifen neben der Startbahn niederzubringen. Dem Kapitän wurde das Verlassen des Flugzeugs gestattet, um das Fahrwerk zu inspizieren. Da Jürgen Schumann längere Zeit nicht zurückkehrte und auch nicht auf Anrufe Mahmuds reagierte, wurde er nach seiner Rückkehr von Mahmud im Mittelgang des Flugzeugs mit einem gezielten Kopfschuss ermordet - offenbar auch, um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Die Gründe für das zwischenzeitliche Verschwinden Schumanns sind unbekannt. Es wird vermutet, dass er von den Behörden in Gewahrsam genommen wurde und so erst später wieder zurückkehren konnte. Mahmud erschoss Schumann, bevor dieser die Gründe erklären konnte.

[Bearbeiten] Mogadischu

Die Maschine wurde erneut aufgetankt und hob am 17. Oktober, nur noch von dem Kopiloten Jürgen Vietor gesteuert, ab und nahm Kurs auf die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo sie gegen 4:30 Uhr (MEZ) landete. Die Leiche des Piloten wurde aus dem Flugzeug geworfen und die Entführer setzten ein Ultimatum bis 15 Uhr MEZ, um die RAF-Mitglieder aus dem Gefängnis Stuttgart-Stammheim zu entlassen. Als die Nachricht kam, dass dieser Forderung nachgegeben würde, die Überführung nach Mogadischu aber mehrere Stunden benötige, verlängerten die Entführer das Ultimatum erneut, diesmal bis zum 18. Oktober, 1:30 Uhr MEZ.

Am 18. Oktober um 0:05 Uhr MEZ stürmte das GSG 9-Kommando unter Führung von Ulrich Wegener in der Operation Feuerzauber die in Mogadischu gelandete Landshut. Während der siebenminütigen Aktion wurden drei der vier Geiselnehmer getötet, lediglich Souhaila Andrawes überlebte. Außerdem wurden ein GSG 9-Mann sowie die Stewardess Gabriele Dillmann verletzt. Um 0:12 Uhr MEZ konnte der mitgereiste Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt den Abschluss der Aktion melden.

An der Operation waren auch zwei Angehörige der britischen Spezialeinheit SAS sowie indirekt ein somalisches Ranger-Batallion beteiligt. Erstere wirkten mit bei der Planung der Operation und zündeten neu entwickelte Blendgranaten (stun grenades) zu Beginn der Aktion, letztere waren zur Sicherung des Flughafengeländes eingesetzt. Am eigentlichen Sturm auf das Flugzeug in Mogadischu waren jedoch ausschließlich Deutsche beteiligt.

[Bearbeiten] Nachspiel

Die inhaftierten RAF-Mitglieder Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader begingen am Morgen des 18. Oktober Selbstmord. Irmgard Möller überlebte die so genannte „Todesnacht von Stammheim“ mit acht Messerstichen in der Herzgegend. Am Tag darauf gab die RAF die „Hinrichtung“ von Hanns-Martin Schleyer bekannt. Seine Leiche wurde am 19. Oktober 1977 in Mülhausen im Elsass aufgefunden.

Durch den Erfolg der Operation erlangte die bis dato unbekannte GSG 9 internationale Bekanntheit.

Das Flugzeug, in welchem sich die Entführung abspielte, eine Boeing 737-230C mit der Seriennummer 20254-230 und dem deutschen Kennzeichen D-ABCE[1], gehört jetzt, nach mehreren Stationen u.a. in Indonesien und Malaysia, der brasilianischen Fluggesellschaft TAF Linhas Aéreas, die es als Frachtflugzeug unter dem Kennzeichen PT-MTB[2] einsetzt.

Um der britischen Regierung für ihre Hilfe zu danken, zog die deutsche Regierung ihren Vorschlag zurück, das geplante Fusionsexperiment JET in Garching bei München auf dem Gelände des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik zu bauen, und unterstützte statt dessen den britischen Standortvorschlag in Culham.[1]

[Bearbeiten] Regierung

Die Befreiungsaktion geschah auf Befehl der Bundesregierung. Wie der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt später zugab, hätte er im Falle eines Scheiterns der Befreiungsaktion oder bei zu vielen toten Geiseln seinen Rücktritt eingereicht. Es lag bereits eine fertige Rücktrittserklärung vor, die nach der geglückten Aktion vernichtet wurde.[2]

[Bearbeiten] Quellen

  1. Denis Willson: A European Experiment: The Launching of the JET Project. Hilger, Bristol 1981. ISBN 0852745435
  2. Helmut Schmidt in der ntv-Dokumentation Der Terror der RAF

[Bearbeiten] Bearbeitung

Über die Entführung der Landshut wurde 1996 vom WDR (Buch und Regie: Heinrich Breloer) der Fernsehfilm "Todesspiel (Teil 2: Entführt die Landshut)" gedreht.

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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