Maria Ward
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Maria Ward (* 23. Januar 1585 in York, England; † 20. Januar 1645 in York) war eine englische Nonne und katholische Ordensstifterin. Maria Ward gründete das Institut der Englischen Fräulein und wurde zur Wegbereiterin einer besseren Bildung für Mädchen. Zahlreiche Schulen tragen noch heute ihren Namen.
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[Bearbeiten] Jugendzeit und Katholikenverfolgung
Maria Ward wächst in England als Tochter eines Landedelmannes in einer Zeit der Katholikenverfolgung auf. 1587 werden Maria Stuart und zahlreiche römische Priester hingerichtet, die Teilnahme an der Messe ist in England strafbar. Es ist die Regentschaft von Elisabeth I. und die Katholiken müssen ihren Glauben im Untergrund leben. Trotzdem steht die Familie Ward treu zur Katholischen Kirche. Maria erlebt, wie drei Verwandte hingerichtet werden und andere Gefängnis und Folter für ihren Glauben erdulden. Ihre Großmutter, bei der sie längere Zeit lebte, musste 14 Jahre im Kerker verbringen.
1601 kommt Maria zu ihren Verwandten, den Babthorpes, wo der Wunsch nach dem Klosterleben in ihr erwacht. 1603, nach dem Tod der Königin Elisabeth, übernimmt der katholische König Jakob I., Sohn Maria Stuarts, auch die Regierung Englands. Er wird jedoch zu scharfen Maßnahmen gegen die Katholiken gezwungen. 1605 wollen die enttäuschten Katholiken den König, seine Familie und das gesamte Parlament in die Luft sprengen (Pulververschwörung, Guy Fawkes). Nach dem Fehlschlag werden alle Katholiken zu einem antipäpstlichen Treueid gezwungen und von den Staatsämtern ausgeschlossen.
Maria Ward lehnt die Heirat mit Edward Neville, der großen Hoffnung der katholischen Partei, ab.
1606 tritt sie in das Klarissenkloster in St. Omer/Flandern ein. Sie wird als Laienschwester zum Almosensammeln ausgesandt, hatte sich aber anderes vorgestellt. Erst nach Wochen ermöglicht ein Geistlicher ihr den Austritt. Sie stiftet von ihrem Vermögen ein eigenes Kloster in Flandern, nur für Engländerinnen, in dem die Ordensregel in ganzer Strenge angewandt wird. Nach einiger Zeit kommt sie zur Erkenntnis, dass dies nicht ihr Weg ist. Sie verlässt das Kloster, geht nach England zurück und vermittelt unter Lebensgefahr illegale Kontakte zwischen Katholiken und Priestern. Einmal ist das Todesurteil schon unterschrieben, sie kommt aber wieder frei.
[Bearbeiten] Mädchenschulen- und Ordensgründung
Eine Gruppe von Mädchen hat sich ihr angeschlossen. Gemeinsam gehen sie wieder nach Flandern und nehmen katholische englische Mädchen als ihre Schülerinnen mit. Das „Institut der Englischen Fräulein“ sollte dem Jesuiten-Orden entsprechen und die Regeln des heiligen Ignatius von Loyola übernehmen. Die neue Form des Ordens – Frauen ohne Klausur im apostolischen Dienst – erregten Ärgernis, weil sie sich in ihrem Institut der Englischen Fräulein wie Ordensschwestern verhalten, sich aber gleichzeitig frei in der Stadt bewegen.
Um ihre Ordensregeln bestätigen zu lassen, geht sie nach Rom. Auch dort werden von den Schwestern Mädchen unterrichtet. Weil die Schwestern aber im Interesse der Seelsorge die Klausur verweigern, müssen sie Rom verlassen und ziehen nach Deutschland ins Kriegsgebiet.
1631 löst Papst Urban VIII. das Institut auf. Mary Ward selbst wird als Ketzerin neun Wochen inhaftiert. Das römische Inquisitionsgericht endet zwar mit ihrer Rechtfertigung, aber Marys Ordenswerk bleibt aufgehoben. 1639 reist sie ein letztes Mal in ihre englische Heimat, wo immer noch Katholikenverfolgung herrscht. Sie stirbt dort 1645 in der Hoffnung, dass Gott für alles seine Zeit hat. Den Glauben an ihr Werk und ihre Berufung hatte sie nie verloren.
[Bearbeiten] Postume Wirkung
Die Anerkennung des Ordens durch den Papst erfolgte erst nach dem Tod der Gründerin im Jahr 1703. Ihr Charisma und ihr Werk überdauerten die Zeiten - trotz Schwierigkeiten und Verfolgungen. Durch größte Schwierigkeiten hindurch setzen die Gefährtinnen Maria Wards Werk fort. Die Zahl der Niederlassungen zeigt, wie sehr das Werk blühte.
1877 erhält das Institut B.M.V. die päpstliche Anerkennung, 1909 erteilte Papst Pius X. die Erlaubnis, Maria Ward als Stifterin des Institutes zu bezeichnen. Die Übernahme des Konstitutionen des hl. Ignatius mit der Anpassung für einen Frauenorden geschieht erst 1978. Maria Ward hatte zeitlebens dafür gekämpft. Heute wirken Maria-Ward-Schwestern weltweit in drei verschiedenen Zweigen (römischer, irischer und nordamerikanischer Zweig).
Seit dem 30. Januar 2004 darf sich der Orden offiziell Congregatio Jesu (CJ) nennen - Maria Ward hatte immer gewollt, dass die von ihr gegründete Gemeinschaft den Namen Jesu tragen sollte. Vom 1. Januar 2005 an vereinigen sich die bisherigen deutschen Provinzen Augsburg, Bamberg, Mainz, München, Österreich, Passau, Südtirol und Würzburg zur „mitteleuropäischen Provinz“. Sitz der Provinzleitung ist in München-Pasing. Die derzeitige Provinzoberin ist Schwester M. Angela Fries CJ, bislang Mainz.
[Bearbeiten] Verfilmung
Maria Wards Leben wurde 1985 von Angelika Weber unter dem Titel Marie Ward - Zwischen Galgen und Glorie mit Hannelore Elsner in der Titelrolle verfilmt.
[Bearbeiten] Literatur
- Mathilde Köhler: Maria Ward. Ein Frauenschicksal des 17.Jahrhunderts. München 1984
- Henriette Peters: Mary Ward. Ihre Persönlichkeit und ihr Institut. Innsbruck und Wien 1991
- M. Lioba Wackerbauer: Mary Ward (1585-1645). Eine kurze Einführung in ihr Leben. Zum 350. Todestag am 30. Januar 1995. In: Jahresbericht 1995 der Maria-Ward-Mädchenrealschule Eichstätt (Online-Text)
- Immolata Wetter: Mary Ward. (= Große Gestalten des Glaubens). Aschaffenburg 1985
- Immolata Wetter: Maria Ward. Mißverständnisse und Klärung. (= Augsburger Universitätsreden; 22). Universität Augsburg, Augsburg 1993 (Digitalisat)
- Dieter Wunderlich: Maria Ward. Ein Leben lang ringt die Nonne mit den Männern der Kirche um die Verwirklichung ihrer Vision. In: EigenSinnige Frauen. Zehn Porträts. Piper Verlag, München 2006, ISBN 3-492-24058-5
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Maria Ward im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.mariaward.de
- Bibliographisch-Biographisches Kirchenlexikon
- Geschichte der Namenspatronin der Maria Ward-Schule Mainz
- Biographie in Heiligenlexikon
Personendaten | |
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NAME | Ward, Maria |
KURZBESCHREIBUNG | englische katholische Ordensstifterin und Wegbereiterin der Mädchenbildung |
GEBURTSDATUM | 23. Januar 1585 |
GEBURTSORT | York, England |
STERBEDATUM | 20. Januar 1645 |
STERBEORT | York, England |