Niddertalbahn
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Niddertalbahn: Stationen und Verlauf | |
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V 218 mit Doppelstockwagen in der Büdesheimer Kurve
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Kursbuchstrecke: | 634 |
Die Niddertalbahn, im Volksmund Stockheimer Lieschen genannt (und Mitte der 1990er vom FVV auch als N-Bahn bezeichnet), ist eine nicht elektifizierte Nebenstrecke im Wetterau- und Main-Kinzig-Kreis und verbindet die Main-Weser-Bahn in Bad Vilbel mit der Lahn-Kinzig-Bahn in Glauburg-Stockheim. Sie wurde als Teil der Bahnlinie durch den Vogelsberg, die einstmals bis Lauterbach Nord führte, auf dem Abschnitt Heldenbergen-Windecken (heute: Nidderau) - Stockheim am 1. Oktober 1905 sowie zwischen Vilbel Nord (heute: Bad Vilbel) und Heldenbergen-Windecken am 1. Juni 1907 eröffnet. Eigentümer waren die Preußische und die Hessische Staatsbahn.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verlauf
Die eingleisige Strecke der Niddertalbahn zweigt kurz nach der nördlichen Ausfahrt aus Bad Vilbel von der Main-Weser-Bahn ab, überquert die Nidda und erreicht, ihr grob folgend, nach kurzer Fahrt den Haltepunkt Bad Vilbel-Gronau. Dort ist auch die Mündung des namensgebenden Flüsschens Nidder, dessen Verlauf flussaufwärts entlang die weitere Strecke führt. Nach der Ausweichstelle im Bahnhof Niederdorfelden wird zwischen den Sammelgemeinden Schöneck und Nidderau der ursprünglich kürzere und während der Umbauphase 2004 auf 200 Meter verlängerte Büdesheimer Tunnel durchfahren. Der originale Schlußstein des Tunnelportals mit den eingemeißelten Baujahren 1904-1906 wurde auf Seiten des ursprünglichen Bahnhofes Büdesheim als letztes verbliebenes Relikt des alten Tunnel aufgestellt.
Im Bahnhof Nidderau, der jahrzehntelang die Bezeichnung Heldenbergen-Windecken trug, besteht häufig Anschluss an die Bahnlinie Friedberg–Hanau, deren Verlauf das „Lieschen“ kurz folgt, bevor es in Richtung Altenstadt abzweigt. Dort zweigte bis ca. 1990 ein Industriegleis in die 3 km entfernte Waldsiedlung ab. Eine knappe Stunde nach Abfahrt in Bad Vilbel, nach vielen Äckern und Wiesen sowie dutzenden Signalhorn-Einsätzen an unbeschrankten Straßenübergängen, erreicht die Bahn schließlich Glauburg und im Ortsteil Stockheim am Bahnhof der Lahn-Kinzig-Bahn das Ende der Strecke. Hier besteht nun die Möglichkeit der Weiterfahrt Richtung Gießen oder in die Barbarossastadt Gelnhausen.
Ein wichtiger Verkehrsfaktor waren bis Anfang der 90er Jahre die im November täglich stattfindenden „Rübenzüge“, mit deren Hilfe die Zuckerrüben der Region in die Zuckerfabrik Friedberg und später Groß-Gerau transportiert wurden. Bis Ende der 90er Jahre fand zwischen Lauterbach-Nord (Anschluss an die Vogelsbergbahn) und dem Anschluss Stabernack noch Güterverkehr statt.
Die Strecke ist zwischen den Endbahnhöfen 31 km lang. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit beträgt 60 km/h. Die Strecke kreuzen derzeit (2005) insgesamt 31 Bahnübergänge, ein Großteil davon unbeschrankt.
[Bearbeiten] Betrieb
[Bearbeiten] Die Linie
Die von der Deutschen Bahn (DB) im Auftrag des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) betriebene RMV-Linie 34 (DB-Kursbuchstrecke 634) verkehrt als RegionalBahn, morgens und nachmittags über Bad Vilbel hinaus verlängert bis Frankfurt (Main) Hauptbahnhof als StadtExpress. Da diese Zuggattung zwar beim RMV, allerdings nicht mehr bei der DB existiert, werden diese Züge in DB-Fahrplänen und Zuganzeigern als RegionalExpress bezeichnet.
Es existiert kein Wochenendverkehr: Samstags, Sonn- und Feiertags, sowie vor 6 und nach 21 Uhr verkehren auf der Strecke Bad Vilbel–Stockheim Busse der RMV-Linie 5150 (früher Bahnbus 650).
In den letzten Jahren flossen Millionenbeträge in die Modernisierung der Strecke. So wurde der komplette Oberbau erneuert. Dabei wurden anstelle von Betonschwellen Y-Schwellen aus Metall verbaut. Ferner wurden alle Haltepunkte sowie die Bahnsteige in den Bahnhöfen Nidderau und Stockheim neu gebaut und speziell für die Ausstiegshöhe der Doppelstockwagen hergerichtet (76 cm). In Nidderau wurde aber nur der Bahnsteig der Niddertalbahn ausgebaut, der der Bahnstrecke Friedberg-Hanau wurde nicht verändert.
Bis 2008 sollen die Modernisierungsarbeiten fortgesetzt werden und unter anderem neue Kreuzungsbahnhöfe in Altenstadt und Niederdorfelden gebaut und neue Signaltechnik eingerichtet werden - heute (2006) werden viele Signale und Weichen noch per Seilzug aus lokalen Stellwerken bedient. Die Streckengeschwindigkeit kann damit auf 80 km/h angehoben werden. Geplant sind auch die Wiedereinführung von Wochenendverkehr und mit dem 4-gleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt und Bad Vilbel die Einrichtung weiterer durchgehender Züge nach Frankfurt HBF.
Die Strecke hat seit 1985, als bereits über eine Stillegung diskutiert wurde, eine Steigerung der Fahrgastzahlen um 330 % (!) von 1800 auf 6000 pro Tag vorzuweisen, der anstehende Ausbau dürfte sich auch weiterhin positiv auf die Passagierzahlen auswirken. Angaben des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden des RMV gegenüber einer Lokalzeitung für den Wetteraukreis zufolge sollen ab dem Jahr 2008 zusätzliche 260.000 Zugkilometer auf der Strecke erbracht werden.
[Bearbeiten] Fahrzeuge
Auf der Niddertalbahn verkehrten bis Ende der 1990er Jahre in der Hauptverkehrszeit lokbespannte Züge mit Wagen der Bauart Bn und ABn (von Fans wegen der Oberflächenbehandlung auch Silberling genannt) und in Talzeiten Dieseltriebwagen der Baureihe 628.
Seit 2002 werden mit Lokomotiven der Baureihe 218 bespannte Doppelstockwagen eingesetzt, seit Jahresanfang 2006 pendelt eine Garnitur der Baureihe 628 in der Nebenverkehrszeit als Ersatz eines aus 218 und n-Wagen bestehenden Zuges zwischen Stockheim und Bad Vilbel.
[Bearbeiten] Besonderheiten
In den Abendstunden beginnen zwei Züge der Niddertalbahn in Frankfurt (Main) Hauptbahnhof als zusammengefasste Linie 32/34 und werden in Bad Vilbel geflügelt. Während der vordere Teil des Zuges die Strecke nach Stockheim befährt, wird der hintere Zugteil über Friedberg (Hessen) nach Nidda weitergeführt.
Der stillgelegte Abschnitt Stockheim - Lauterbach lässt sich größtenteils auf dem „Vulkanradweg“ heute mit dem Fahrrad erkunden.
[Bearbeiten] Bilder
[Bearbeiten] Trivia
Seinen landläufigen Namen verdankt das Stockheimer Lieschen der früheren Bahnhofsgaststätte in Stockheim, wo Reisende wie Bahnbedienstete gleichermaßen gerne bei Wirtin Liesel Brand einkehrten. Zunächst unter Bahnern, bald auch unter der Bevölkerung wurde die Fahrt „zum Lieschen“ nach Stockheim zum geflügelten Wort.
[Bearbeiten] Weblinks
- Fahrplan von 1944 noch als Kursbuchstrecke 193d bis Lauterbach.
- Niddertalbahn.de u.a. mit Fotos aus den 1980er und 1990er Jahren
Siehe auch:
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Allgemein: S-Bahn-Linien • RMV-Linien • Eisenbahn in Frankfurt