Ruth Berghaus
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Ruth Berghaus (* 2. Juli 1927 in Dresden, † 25. Januar 1996 in Zeuthen bei Berlin) war eine deutsche Choreografin, Opern- und Theaterregisseurin.
Berghaus studierte Ausdruckstanz und Tanzregie bei Gret Palucca in Dresden und war Meisterschülerin von Wolfgang Langhoff an der Deutschen Akademie der Künste in Berlin. Jedoch konnte sie von Langhoffs Theaterästhetik nicht profitieren; prägend wurde für sie vielmehr die Begegnung mit Bertolt Brecht und seiner Theaterarbeit. Von 1951 bis 1964 arbeitete sie als Choreografin u.a. am Deutschen Theater, an der Deutschen Staatsoper und am Berliner Ensemble. Ihr Interesse für die Regie erwachte mit dem "Verhör des Lukullus" von Paul Dessau an der Staatsoper Berlin 1951, Regisseur Wolf Völker. 14 Jahre später führte sie selbst Regie bei der "Verurteilung des Lukullus". Berühmt wurde sie aber mit der Choreografie der Schlachtszenen im Coriolan in Brechts Bearbeitung am Berliner Ensemble 1964.
1954 heiratete Berghaus den Komponisten Paul Dessau, dessen Werke für Musiktheater sie inszenierte. 1970 wurde sie Stellvertreterin von Helene Weigel in der Leitung des Berliner Ensembles, dessen Intendantin sie bis 1977 war. In dieser Zeit gelang es Berghaus, das BE aus der ideologischen und ästhetischen Erstarrung zu reißen und junge, unkonventionelle Kräfte an das Haus zu binden, unter anderem Heiner Müller und Einar Schleef. Nach der konzertierten Absetzung Berghaus' durch die Brecht-Erben, das ZK und einzelne Mitarbeiter des Berliner Ensembles versank dieses in der musealen Ausgestaltung des Brechtschen Werks.
Von 1980 bis 1987 arbeitete Berghaus an der Frankfurter Oper. Dort entstanden ihre bedeutendsten Aufführungen: 1980 Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, 1981 die - einschließlich Bühnenbild - von ihr entworfene "Entführung aus dem Serail", 1982 "Die Trojaner" von Hector Berlioz (Bühnenbild Hans-Dieter Schaal), "Die Sache Makropulos" von Janacek und schließlich Richard Wagners Parsifal und 1985-87 Der Ring des Nibelungen. 1992 kehrte sie nochmals an die Frankfurter Oper zurück und inszenierte den Der Rosenkavalier.
Daneben inszenierte sie 1980 am Nationaltheater Mannheim die Oper "Elektra" von Richard Strauss. Diese Inszenierung wird bis heute noch gespielt. 1985 in Prag den "Wozzeck" von Alban Berg und in Dresden den "Cornet Christoph Rilke" von Siegfried Matthus. 1986 debütierte sie an der Wiener Staatsoper mit der Choreografie von Hans Werner Henzes Orpheus (Bühnenbild Schaal, Kostüme Marie-Luise Strandt, Dirigent Ulf Schirmer, Einstudierung Arila Siegert). In Brüssel inszenierte Berghaus 1988 die "Lulu" von Alban Berg und im gleichen Jahr für die Wiener Staatsoper "Fierrabras" von Franz Schubert (Bühnenbild Schaal, Kostüme Strandt, Dirigent Claudio Abbado). An der Zürcher Oper u.a. entstanden Inszenierungen des "Freischütz" von Carl Maria von Weber (Dirigent Nikolaus Harnoncourt) und des Fliegenden Holländers. Berghaus' letzte Arbeit war "Freispruch für Medea", eine Uraufführung an der Hamburgischen Staatsoper 1994. Die letzte noch von Berghaus konzipierte Aufführung war 1995 Die Fledermaus von Johann Strauß in Leipzig, welche ein Assistententeam in ihrer Lesart realisierte.
Berghaus arbeitete zudem am Wiener Burgtheater als Regisseurin und inszenierte hier 1993 Der kaukasische Kreidekreis von Brecht (Bühnenbild Erich Wonder).
Berghaus starb 1996 an den Folgen einer Krebserkrankung. Ihr Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte. Berghaus' Arbeit wird von der Berliner Akademie der Künste dokumentiert und ist dort für Interessenten zugänglich.
[Bearbeiten] Literatur
- S. Neef "Das Theater der Ruth Berghaus", Berlin 1989
- K. Bertisch "Ruth Berghaus", Berlin 1990
- Corinne Holtz "Ruth Berghaus. Ein Porträt" Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005 ISBN 3434505474
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Berghaus, Ruth |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Regisseurin des Musiktheaters |
GEBURTSDATUM | 2. Juli 1927 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 25. Januar 1996 |
STERBEORT | Zeuthen bei Berlin |